Lügen, Intrigen und ein Hauch von Krimi
Das Savoy - Aufbruch einer Familie* Das Savoy war ein Kosmos für sich, der jeden Tag seinen eigenen Sonnenauf- und Untergang erlebte. Hier arbeiteten, bedienten, genossen und vergnügten sich Menschen, die nicht nur aus der ganzen Welt ...
* Das Savoy war ein Kosmos für sich, der jeden Tag seinen eigenen Sonnenauf- und Untergang erlebte. Hier arbeiteten, bedienten, genossen und vergnügten sich Menschen, die nicht nur aus der ganzen Welt kamen, sondern auch für die ganze Welt standen. *
Das Hotel Savoy ist Londons erste Adresse. Hier logiert alles was Rang und Namen hat, die politische, intellektuelle und künstlerische Avantgarde Europas. Seit Jahrzehnten liegen die Geschicke in der Hand von Sir Laurence Wilder, dem alten Patriachen, der seinem Lebenswerk seinen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt hat. Als Laurence zusammenbricht deutet alles auf einen leichten Herzinfarkt hin, aber er selber ist davon überzeugt jemand wolle ihn umbringen, vergiften. Nur die Paranoia eines alten Mannes oder sollte wirklich jemand Interesse daran haben, ihn aus dem Weg zu räumen....
Ich finde Romane über Hotels immer wieder faszinierend, all die Geschichten, die sich hinter verschlossenen Türen abspielen, die Welt des Personals usw.
Das Savoy von Maxim Wahl hat mich besonders gereizt, weil es ein weltbekanntes, traditionsreiches Haus ist und er seinen Roman in einer sehr spannenden Zeit, den 30iger Jahren, ansiedelt.
Allerdings bin ich es von historischen Geschichten dieser Art gewohnt, dass es ein Nachwort gibt, aus dem Fakten und Fiktion ersichtlich sind und war ziemlich irritiert, dass das hier nicht der Fall ist. Sehr schade, zu wissen, was von der Kernstory der Familiengeschichte wahr ist, wäre schon interessant gewesen - meine eigenen Recherchen waren da wenig ergiebig. Und in diesem Roman konzentriert sich alles auf die Familie und ihr Umfeld. Insbesondere auf Violet, die Enkelin, die im Zwiespalt zwischen Selbstverwirklichung und Familientradition steht.
Und dennoch bleibt der Autor Maxim Wahl recht oberflächlich im Leben seiner Charaktere. Man erfährt kaum privates, wenig Hintergründe oder Vergangenheit der Protagonisten. Trotz alledem versteht er sein Handwerk und schafft es mit wenigen prägnanten Worten Charaktere zu skizzieren, die einem ganz klar vor Augen stehen und die man so schnell auch nicht wieder vergisst - obwohl man kaum tiefergehend etwas von ihnen erfährt.
Mir hat die Familiengeschichte mit überraschendem Krimi unheimlich gut gefallen - allerdings gerieten dadurch das Alltagsgeschehen im Hotel und die Gäste ziemlich in den Hintergrund und es gab auch leider wenig Savoy-spezifisches Flair. Ich bin gespannt, ob sich das mit dem zweiten Teil ändert.
Fazit: Das Savoy von Maxim Wahl ist kein sehr anspruchsvoller Roman, aber er hat mich richtig gut unterhalten und ich freue mich schon auf den nächsten Band.