Die Herrin der Kathedrale
Die Herrin der KathedraleUta von Naumburg
"Naumburger Domfigur mit 3 Buchstaben" - so kennt man die Uta aus dem Kreuzworträtsel. Ehrlich gesagt wusste ich auch sonst rein gar nichts über die Protagonistin des vorliegenden Buches. ...
Uta von Naumburg
"Naumburger Domfigur mit 3 Buchstaben" - so kennt man die Uta aus dem Kreuzworträtsel. Ehrlich gesagt wusste ich auch sonst rein gar nichts über die Protagonistin des vorliegenden Buches. Eine kurze Recherche ergab, dass über Uta auchnicht wirklich viel bekannt ist: man weiß, wann sie gelebt hat, wer Eltern und Geschwister waren, und dass sie mit Ekkehard von Naumburg verheiratet war. Beide gelten als Stifter des Naumburger Doms.
Inhalt
Der Roman erzählt die Geschichte der jungen Uta von Ballenstedt, welche nach einer Vergewaltigung ins Kloster geschickt wird. Damit mag sie sich nicht recht abfinden, hängt sie doch sehr an Mutter und Schwester. Kurz darauf erfährt sie vom gewaltsamen Tode ihrer Mutter und verdächtigt den gewalttätigen Vater.
Ihre Zeit im Stift ist geprägt von Höhen und Tiefen, aber Uta findet dort eine neue Leidenschaft: das Schreiben. Diese Fertigkeit verhilft hier zu ihrem neuen Posten als Schreiberin bei der späteren Kaiserin Gisela von Schwaben. Sie nutzt ihre Beliebtheit bei der Kaiserin, um weiterhin an Bücher zu kommen und nach Gerechtigkeit für den Tod ihrer Mutter zu suchen.
Nach einigen Jahren trifft sie die Naumburger Brüder Ekkehard und Hermann wieder. Hermann berichtet ihr von seinen Plänen, in Naumburg eine Kathedrale errichten zu wollen. Beide unterstützen sich gegenseitig bei ihren Vorhaben. Später wird Uta mit Ekkehard verheiratet, verschreibt sich aber trotzdem Hermanns Kathedrale und unterstützt den Bau, wo sie nur kann....
Meine Meinung
Endlich wieder mal ein Mittelalter-Roman, der mit einer ausgeklügelten Story daherkommt! Mir gefällt die Art und Weise, wie die beiden Autorinnen einer bekannten und doch unbekannten Frauenfigur aus dem Mittelalter Leben eingehaucht haben. Da man fast nichts über Uta weiß, war es auf der einen Seite wohl ein leichtes, ihren Charakter im Buch zu entwickeln, jedoch haben die Autorinnen immer darauf geachtet, Utas Umfeld, soweit bekannt, mit einzubeziehen.
Insgesamt punktet das Buch bei mir vor allem mit den durchgehend sehr detailliert dargestellten Personen. Man lernt bis zum Ende immer wieder neues über die Charaktere der handelnden Personen hinzu. Insbesondere Uta wird hier mit viel Liebe zum Detail beschrieben. Gerade ihr Sinn für Gerechtigkeit und ihr Arbeitseifer stechen heraus. Dich nicht nur die Personen, sondern auch ihre Beziehungen untereinander werden immer wieder betont.
Das Buch schafft es auch, eine ganz tolle Atmosphäre herzustellen. Durch gezielt angebrachte Schilderungen und Erläuterungen versinkt man allmählich gänzlich im Mittelalter.
Mich konnte das Buch bis zum Ende fesseln, da immer wieder neue Ereignisse und Wendungen den Verlauf der Geschichte ändern und der Ausgang der Geschichte auf diese Art nicht zu absehbar wird.
Was man eventuell kritisch anmerken kann, ist dass die "Buch-Uta" fast schon zu revolutionär feministisch ist. Eine Frau, die in Arbeitskleidung auf einer Baustelle herumturnt, ist schon fast zuviel des Guten - jedoch passt auch dies noch gut in das Gesamtbild des Buches, auch wenn es für meinen Geschmack schon eher an der Grenze ist.
Abschließend lässt sich aber sagen, dass die beiden Autorinnen hier ein sehr lebendiges, wenn auch fiktives, Frauenporträt geschaffen haben.
Fazit
Ich kann dieses Buch nur allen Freunden von Mittelalter-Romanen empfehlen, da es wirklich ausgezeichnet geschrieben ist und mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Die Darstellung der Personen und ihrer Beziehungen untereinander ist wunderbar gelungen, der Plot ausgeklügelt und voller Überraschungen. Von mir gibt es klare 5 Sterne und eine Kaufempfehlung!