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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.08.2019

Wellnesshotel für Buchliebhaber?

Das Glück hat viele Seiten
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"Das Glück hat viele Seiten" ist eine kleine Liebeserklärung an das Lesen, verpackt in einer Liebesgeschichte um die beiden Protagonisten Hannah und Ben! 

Hannah erbt von ihrer Tante Marlies deren Haus, ...

"Das Glück hat viele Seiten" ist eine kleine Liebeserklärung an das Lesen, verpackt in einer Liebesgeschichte um die beiden Protagonisten Hannah und Ben! 

Hannah erbt von ihrer Tante Marlies deren Haus, incl. des Bücherladens, den diese zuerst mit ihrer Schwester, Hannahs Mutter, dann allein, geführt hat.
Nach dem Tod der Mutter hatte Hannah den kleinen Provinzort in der Eifel verlassen und war nach Köln gezogen.
Jetzt will sie den Laden nur schnell verkaufen und dann zurück zur ihrem neuen Job als PR-Beraterin.
Als der attraktive und charismatische Ben ihr erklärt, er sei mit ihrer Tante Marlies quasi schon handelseinig gewesen bezüglich eines Verkaufes, ist Hannah froh dieses Kapitel schnell hinter sich zu bringen!
Als ihr klar wird, die Geschäftsgebaren von Ben sind "nicht ganz fair, nicht ganz fein", will Hannah den Verkauf rückgängig machen.
Aber Ben lehnt dies natürlich vehement ab. Das von der Errichtung eines Wellnesshotels an der Stelle des Buchladens sein finanzielles Überleben abhängt, weiß Hannah natürlich nicht. Und so ein schlechter Kerl ist er ja schließlich auch nicht....
Es entwickelt sich ein Schlagabtausch, den man in der Filmbranche wohl eine "Screwball-Komödie" nennen würde.

Die Geschichte rund um Hannah und Ben ist eine Liebesgeschichte zum schmunzeln. Natürlich ist von Beginn an klar - die beiden gehören zusammen und das Happy-End ist vorprogrammiert!
Aber der Weg dahin ist einfach unglaublich süß gemacht. Das Aufeinandertreffen erinnert Filmliebhaber (je nach Generation) an die Hollywood-Paare Katherine Hepburn/Gary Crant oder Meg Ryan/Tom Hanks!
Ist die Handlung vorhersehbar? Ja! - Stört das den Lesegenuss? Nein!
Ich fand es sehr gut, dass man immer die Gedanken und Pläne von Hannah und Ben aus der jeweiligen Sicht lesen konnte. So entstand keine "Gut und Böse" und ich konnte, ohne Partei zu ergreifen, das lustige Treiben der beiden begleiten.
Das Ende war mir trotz des erwarteten Happy-Ends und der Liebe zu Büchern einen Hauch zu kitschig.
Trotzdem -oder gerade deswegen- ist das Buch eine (zucker)süße und bunte Ablenkung vom grauen Alltag

ACHTUNG SPOILER:
Die Idee aus dem Wellnesshotel ein kombiniertes Themenhotel (Wellness plus Bücher) zu machen, um so "Marlies Bücherecke" am Leben zu erhalten, hatte sich eigentlich schon sehr früh angeboten, ja quasi aufgedrängt ;-D
Ich jedenfalls würde in das PHANTASIA sofort einchecken wollen!

Veröffentlicht am 07.08.2019

Der Tanz war ihr Leben

Die Ballerina von Paris
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Mit "Die Ballerina von Paris" hat Alli Sinclair nach "Die spanische Tänzerin" erneut einen Roman in der faszinierenden Welt des Tanzes angesiedelt. 

Es geht um Lily, eine ehemalige Balletttänzerin, die ...

Mit "Die Ballerina von Paris" hat Alli Sinclair nach "Die spanische Tänzerin" erneut einen Roman in der faszinierenden Welt des Tanzes angesiedelt. 

Es geht um Lily, eine ehemalige Balletttänzerin, die zwei Jahre nach dem Tod ihres Verlobten Aiden zurück nach Paris kommt, dem Ort des Unglücks. Noch immer traumatisiert, sucht sie ihre Schwester Nathalie, die damals den Kontakt zu ihr abgebrochen hat. Lily ist aber nicht nur auf der Suche nach den Gründen für deren rigorosen Kontaktabbruch. Eigentlich weiß Lily genau, sie muss sich endlich ihren Dämonen stellen. Aber das ist schwerer als gedacht. 
Sie trifft auf den charmanten Komponisten Yves, der gerade eine Art Blockade beim komponieren eines Balletes hat. Dabei soll es um eine berühmte Balletttänzerin des Ballett Russes gehen: Viktoria Budian. Und auch er trägt schwer an einem Problem....

Im zweiten Handlungsstrang ist die Geschichte im Jahr 1917 angesiedelt. Die talentierte Ballerina Viktoria hat in den Wirren des Krieges und der russischen Revolution ihre Heimatstadt St.Petersburg und ihre Familie zurückgelassen und ist ihrer großen Liebe Alexei nach Paris gefolgt. Viktoria will unbedingt Mitglied des Ballett Russes werden und ihre Familie aus Russland herausholen. Als der dominante Leiter des Theaters sie unter Druck setzt einen reichen Förderer zu treffen wird Alexei eifersüchtig und irgendwann überschlagen sich die Ereignisse....

Oft ist ja bei Geschichten mit zwei Zeitebenen der historische Teil spannender. Dies kann ich hier nicht behaupten.
Ich fand den Handlungsbogen rund um Lily und Nathalie, den Konflikt unter den Schwestern, recht aufwühlend und die Charaktere unglaublich facettenreich beschrieben.
Die Hintergrundgesichte von Yves hatte jedoch mehr Potential und hätte mehr Raum verdient bekommen!
Viktorias Geschichte war unglaublich interessant wenn historische Personen vorkamen. Ich empfehle jedem (der sich genau wie ich in der Welt des Ballett nicht so auskennt) sich parallel im Netz über die verschiedenen historischen Akteure zu informieren. Auch wenn der Schreibstil durchaus fesselnd und sehr bildhaft ist, wurden die Personen  für mich dadurch noch ein wenig interessanter.  Die Stimmung der damaligen Zeit wurde jedenfalls sehr gut eingefangen, auch wenn der Krieg quasi nur nebenher erwähnt wurde. Dies habe ich aber nicht als negativ für die Handlung empfunden.

Auch wenn ich Lily und Viktoria wirklich sehr mochte, konnte ich mich nicht zu 100% mit ihnen identifizieren. Vielleicht ist die Welt des Ballett einfach zu weit von meiner eigenen entfernt.
In beiden Fällen gibt es ein offenes Ende, das genügend Raum für die eigene Phantasie lässt.
Für Lily definitiv optimistisch und mit vielen neuen Möglichkeiten.
Viktorias Schicksal fand ich gleichermaßen traurig und tragisch. Ich stelle mir einfach vor.... 

Veröffentlicht am 01.08.2019

Weimar 1918 - Beginn einer neuen Zeitrechnung

Amalientöchter
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Dezember 1918, der furchtbare Krieg ist endlich vorbei. Eine Mischung aus Hoffnung und Energie liegt in der Luft.
Auch die junge Klara, aufgewachsen als brave Tochter einer kaisertreuen Familie, spürt ...

Dezember 1918, der furchtbare Krieg ist endlich vorbei. Eine Mischung aus Hoffnung und Energie liegt in der Luft.
Auch die junge Klara, aufgewachsen als brave Tochter einer kaisertreuen Familie, spürt diesen Hunger nach dem Leben in sich.
Als es ihre Jugendliebe Fritz vom beschaulichen Weimar in die aufregende Hauptstadt Berlin zieht, da ist ihr klar - auch sie muss dorthin!
Ganz allein reist Klara ihrem Fritz hinterher und findet sich in einer komplett neuen Welt wieder. Ist sie zuerst noch das eher naive Mädchen "vom Lande", verändert Klara sich sehr schnell.
So viele neue Eindrücke verändern in kürzester Zeit ihr komplettes Weltbild.
Aus der Tochter aus gutem Hause, deren Zukunft ein Leben als Ehefrau und Mutter vorbestimmt zu sein schien, wird eine selbstbewusste Frau, die immer deutlicher erkennt - Gleichberechtigung und Selbstbestimmung als Frau, das sind die Werte, für die auch sie einstehen will!

Auch wenn der Zeitrahmen der Handlung nur ein paar Monate umfasst, schafft es die Autorin literarisch eine ganze Welt entstehen zu lassen.
Man meint beim lesen fast die Spannung dieser Zeit zu spüren, als die Menschen in Deutschland dabei waren sich eine neue Zukunft zu erschaffen!
Die einzelnen politischen Ströme, die unterschiedlichen Meinungen und Wertevorstellungen werden durch unterschiedliche Protagonisten sehr gut dargestellt und vermittelt!
Die Beschreibung der ersten Versammlung in Weimar, der Beginn unserer Verfassung, die (Neu-)Geburt unseres Landes, hat mich extrem fasziniert!
Die verschiedenen Protagonisten vermitteln perfekt die Stimmung im Land und kamen mir dadurch sehr realistisch vor.
Auch die Einflechtung von historischen Personen ist in meinen Augen hervorragend gelungen.
Die Entwicklung von Klara war interessant zu lesen. Ich hatte irgendwie den Eindruck, die Geschehnisse in Berlin haben sie nicht wirklich verändert, sondern eher die "wahre" Klara geweckt! Genauso so, wie Deutschland aus der Vergangenheit "erweckt" worden ist.
Das (halb-)offene Ende passt perfekt als Sinnbild für die neue, offene Zukunft des Landes. Die ersten Schritte sind getan, aber es ist ein noch weiter Weg zu gehen....
Einziger Kritikpunkt: Max und die entstehende Liebesgeschichte konnte mich nicht komplett überzeugen.

Veröffentlicht am 21.07.2019

Erster Teil einer Trilogie

Aufbruch in ein neues Leben
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Mit "Aufbruch in ein neues Leben" hat Linda Winterberg den ersten Teil einer historischen Trilogie vorgelegt. 
Im Mittelpunkt stehen drei junge Frauen in Berlin, die unterschiedlicher kaum sein könnten:
Luise, ...

Mit "Aufbruch in ein neues Leben" hat Linda Winterberg den ersten Teil einer historischen Trilogie vorgelegt. 
Im Mittelpunkt stehen drei junge Frauen in Berlin, die unterschiedlicher kaum sein könnten:
Luise, die ihre geliebte Oma und die Heimat in Ostpreußen verlässt um in deren Fußstapfen als Dorfhebamme zu treten.
Edith, Tochter aus reichem Hause, die gegen den Willen der Eltern die Ausbildung zur Hebamme beginnt.
Margot, das Arbeiterkind, die sich erhofft mit dem Verdienst als ausgebildete Hebamme ihrer alleinerziehenden Mutter finanziell unter die Arme greifen zu können.
Aber bei allen Unterschieden eint sie etwas ganz entscheidendes: Der unbedingte Wunsch schwangeren Frauen bei der Geburt beizustehen und Kinder auf die Welt zu holen! So werden Sie in kürzester Zeit enge Freundinnen, die so manche schwierige Situation meistern müssen!

Die Geschichte spielt im (wie wir heute wissen) letzten Kriegsjahr des 1. Weltkrieges.
Die Menschen hungern, frieren und sehnen sich nach Frieden!
Immer wieder werden die unsäglichen Umstände beschrieben, unter denen die Ärmsten in der Bevölkerung leben und leiden mussten!

Die Handlung strebt nicht einem Höhepunkt oder einem Finale entgegen.
Eher wird sehr realistisch und gleichzeitig empathisch der Alltag in der Klinik zwischen Hoffnung und Elend beschrieben.
Ungewollte Schwangerschaften, Unterernährung und Säuglingssterblichkeit sind genauso Thema wie gut verlaufendende Geburten und glückliche Mütter!

Man ist jederzeit an der Seite der drei Freundinnen und erlebt neben ihrer Tätigkeit in der Klinik auch deren privaten Momente mit.
Ihre Sorgen und Nöte ihre Familien betreffend, wie auch die verschiedenen großen und kleinen Glücksmomente!

Der Schreibstil von Linda Winterberg ist wie immer sehr einnehmed und so liest sich das Buch sehr angenehm. Ich freue mich auf die Fortsetzung!

Veröffentlicht am 26.06.2019

Einfach magisch!

Eine Liebe zwischen den Zeiten
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Die in England lebende Lea erbt völlig überraschend von ihrer deutschen Großmutter ein Haus in Braunschweig. Spontan beschließt sie zwar es sich anzusehen, dann aber doch schnellstmöglich zu verkaufen.
Das ...

Die in England lebende Lea erbt völlig überraschend von ihrer deutschen Großmutter ein Haus in Braunschweig. Spontan beschließt sie zwar es sich anzusehen, dann aber doch schnellstmöglich zu verkaufen.
Das Haus ist ziemlich heruntergekommen, aber unglaublich schön und liebevoll eingerichtet.
Zufällig findet sie während des Hausputzes eine Art Zeitfenster, das es ihr ermöglicht in das Jahr 1938 zu
reisen.
Dort angekommen stellt Lea fest, das Haus und die antiken Möbel gehören einem jüdischen Arzt.

Carl, ein alter Freund ihres verstorbenen Vaters, kann Lea davon überzeugen, dass sie nicht verrückt wird und unterstützt sie dabei, Daniel, dessen Tochter Miriam, sowie die Enkelin Maxi zu retten.
Denn Lea weiß, die Progromnacht der Nazis steht unmittelbar vor der Tür und die kleine Familie ist in Gefahr!
Zum Glück kann Lea zwischen den Zeiten hin und her springen, lediglich die Mitnahme von Gegenständen ist eine Einbahnstraße.
Die Erklärungen in diesem Zusammenhang sind nie komplett unglaubwürdig, scheinen sogar logisch!

Im Mittelpunkt steht die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Lea und Daniel.
Eine Liebe ohne Zukunft, denn Daniel ahnt nicht einmal etwas von Leas Doppelleben!
Aber auch Miriam und die kleine Maxi haben sofort mein Herz erobert.
Als Lea erkennt, ihr Großvater war ein überzeugter Nazi, ihre Großmutter eine charakterschwache Frau, ahnt man, wie die Großeltern wohl an das Haus gekommen sind....

Die Beschreibung des Alltags klammern die politischen Umstände, zumindest im Detail, öfter aus. Das habe ich für den Fortgang der Geschichte nicht als schwierig empfunden, denn der Fokus der Handlung lag eher darauf, wie Lea versucht ihre eigene "Vergangenheit", die ja in der Zukunft liegt, zu verschleiern, um die Familie vor deren Zukunft, die für Lea Vergangenheit ist, zu warnen, bzw. zu retten.

Mich hat das Buch richtig begeistert, ich habe von Beginn an mitgefiebert!
Und immer habe ich mich gefragt, kann Lea die Vergangenheit ändern - und kann es ein Happy-End für Lea und Daniel überhaupt geben?
Und wenn nicht - wird die Familie den Holocaust überleben?
Die Richtung der Handlung war dann zwar irgendwann absehbar, trotzdem gab es noch eine kleine Überraschung und ein versöhnliches Ende!