Cover-Bild Erlensee
18,90
inkl. MwSt
  • Verlag: tredition
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 300
  • Ersterscheinung: 10.05.2016
  • ISBN: 9783734526534
Jochen Blauth

Erlensee

Als Albert, 30 Jahre nachdem er seine Familie über Nacht verlassen hat, wieder in das Leben seines Sohnes Paul tritt, verlangt dieser Antworten. Albert verweigert diese zunächst und zeigt sich verschlossen. Erst durch die Mithilfe der jungen Altenpflegerin Franka können die beiden Männer aufeinander zugehen. Doch erst durch einen spontanten Roadtrip in ihre gemeinsam Vergangenheit, der in einer Verfolgungsjagd mit der Polizei endet, erfährt Paul von einem gut behüteten Familiengeheimnis.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.08.2019

Ein Familiendrama ohne viel Dramatik

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Für Familiengeschichten bin ich immer zu haben. Da ich selbst aus einer großen Familie komme, ist mir Menschennähe besonders wichtig und Romane darüber lese ich umso lieber. Als mich der Autor also fragte, ...

Für Familiengeschichten bin ich immer zu haben. Da ich selbst aus einer großen Familie komme, ist mir Menschennähe besonders wichtig und Romane darüber lese ich umso lieber. Als mich der Autor also fragte, ob ich nicht Lust darauf hätte, sein Buch Erlensee zu lesen, konnte ich gar nicht nein sagen. Albert und Pauls Familienkonstellation hat mein Interesse schnell geweckt – Vater und Sohn, die sich gar nicht kennen und dann doch aufeinander treffen – aber leider blieb ich ein wenig unzufrieden zurück.

Paul ist dabei, seine Hochzeit mit Kathrin zu planen, als er überraschend einen Anruf aus dem Altenheim bekommt: Sein Vater Albert würde ihn gern sehen. Völlig überwältigt von der Situation weiß Paul gar nicht, wie er sich verhalten soll, denn Albert entschied sich vor über 30 Jahren dazu, die Familie zu verlassen und Vater und Sohn haben sich seitdem nicht gesehen. Paul gelingt es nur schwer, auf andere Gedanken zu kommen, denn plötzlich wurde ihm auch die Möglichkeit geboten, Antworten auf seine vielen Fragen zu bekommen: Warum ist Albert damals gegangen? Warum hat er sich nie wieder blicken lassen? Warum will er jetzt wieder Kontakt? Aus diesem Grund entscheidet er sich dazu, das Altenheim aufzusuchen und seinen Vater zur Rede zu stellen.

Das erste Aufeinandertreffen der beiden läuft alles andere als gut. Nach nur wenigen Minuten, bittet Albert Paul wieder zu gehen, aber dieser lässt nicht locker. Schon am nächsten Tag kreuzt er wieder dort auf, geigt seinem Vater ordentlich die Meinung und verlangt Antworten, die ihm immer noch nicht gegeben werden. Doch Franka, die Altenpflegerin im Dienst, lässt einige Informationen durchschimmern. Nach und nach erhält Paul weitere Puzzleteile, die ihn immer weiter aus der Bahn werfen. Anscheinend hatten seine Eltern nach ihrer Trennung noch Kontakt, ohne ihrem Sohn davon zu erzählen, und da Pauls Mutter bereits verstorben ist, gibt es nur einen Weg an die Wahrheit zu gelangen: Gemeinsam mit seinem Vater muss er sich auf eine Reise in die Vergangenheit begeben. Was ist damals wirklich geschehen?

Ich war überrascht darüber, wie schnell sich Erlensee lesen ließ. Von einer Seite blätterte ich mich zur nächsten und bemerkte dabei gar nicht, wie die Zeit verflog. Vor allem den Schreibstil fand ich sehr angenehm. Er hatte fast schon etwas Poetisches, das man leicht in sich aufsaugen konnte. Auch der Handlungsaufbau kam mir sehr flüssig vor. Langsam aber sicher wurde Spannung aufgebaut und die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, was die ganze Dramatik unterstützt.
Doch leider hatte ich das Gefühl, dass der eigentliche Höhepunkt nicht wirklich erreicht wurde. Die Auflösung des Familiengeheimnisses war für mich etwas enttäuschend und auch nicht zu 100% nachvollziehbar. Der Grund, warum Albert seine Familie vor über 30 Jahren verlassen hatte, stößt aber auch bei seinem Sohn Paul auf Unverständnis, was mich zu der Überlegung brachte, ob Albert tatsächlich die Wahrheit erzählt. Erlensee endet recht offen, sodass sich jeder seine eigene Meinung über den Roman bilden kann. Für mich war es eine angenehme Lektüre für zwischendurch, die aber gern noch ein bisschen mehr Drama hätte enthalten können.