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Veröffentlicht am 15.09.2016

Starke Fortsetzung der Saga

Das Vermächtnis des Vaters
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New York, 1939: Harry Clifton hat auf hoher See die Identität eines verstorbenen Kameraden angenommen. Er denkt, dass er nur so seine große Liebe freigeben und die Probleme ihrer Familie lösen kann. Doch ...

New York, 1939: Harry Clifton hat auf hoher See die Identität eines verstorbenen Kameraden angenommen. Er denkt, dass er nur so seine große Liebe freigeben und die Probleme ihrer Familie lösen kann. Doch in New York erwartet ihn eine böse Überraschung. Er wird festgenommen, weil der Mann, in dessen Identität er geschlüpft ist, wegen Mordes gesucht wird. Welches Schicksal erwartet ihn nun?
In England kann Emma unterdessen nicht glauben, dass Harry wirklich tot ist. Mit nur wenigen Anhaltspunkten macht sie sich auf die Suche nach ihm. Ihr Bruder und Harrys bester Freund Giles will unterdessen der Armee beitreten. Doch hat er mit seiner Farbenblindheit überhaupt eine Chance? Und auch Hugo, der Vater der beiden, schmiedet nach der Offenbarung seines Fehltritts wieder neue Pläne.

Dieses Buch ist der zweite Band der Clifton-Saga. Der Auftakt der Reihe, „Spiel der Zeit“, konnte mich begeistern, weshalb ich die Fortsetzung so schnell wie möglich lesen musste. Nachdem der erste Band mit einem Cliffhanger endete, steigt die Fortsetzung zum Glück sofort mit der Perspektive von Harry ein und der Leser erfährt, was nach seiner Ankunft in New York geschehen ist. Von Beginn an war ich wieder mittendrin und hoffte gemeinsam mit den Protagonisten, dass sie ihre Ziele erreichen werden und sich selbst und einander im Krieg nicht verlieren.

Auch in diesem Buch wird die Geschichte wieder aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Diesmal begleitet der Leser Harry, Emma, Giles, Hugo und Maisie. Im ersten Band durchlebte man mehrfach dieselbe Zeitspanne und zum Teil auch dieselben Szenen, wodurch man nach und nach besser verstand, wie es zu bestimmten entscheidenden Ereignissen kam. Nun sind die Personen räumlich so weit voneinander entfernt, dass zum Teil wieder dieselbe Zeitspanne beschrieben wird, es aber nicht mehr zu Dopplungen von Szenen kommt. Das machte die Geschichte für mich sogar noch spannender: Die Perspektive wechselt immer in entscheidenden Momenten. Leider wissen auch die anderen Charaktere nicht, wie es der Person ergangen ist. Deshalb brannte ich immer darauf, so lange weiterzulesen, bis die Perspektive wieder zur entsprechenden Person wechselt und ich ihr Schicksal es aus erster Hand erfuhr.

Mit hohem Tempo steuert der Autor seine Leser durch die Seiten und damit durch den zweiten Weltkrieg. Meine Befürchtungen, dass dieses Buch zu kriegslastig wird, haben sich zum Glück nicht bestätigt. Zwar hat der Autor einige Kriegsszenen eingebaut, bietet dem Leser durch Kapitel in New York und England aber auch immer wieder Handlungsszenen, in denen der Krieg zwar spürbar ist, aber nicht im Vordergrund steht. Am Besten gefallen haben mir diesmal Emmas Kapitel, denn gut konnte ich ihr hoffen und bangen bezüglich der Frage nachvollziehen, ob ihr Liebster noch lebt oder nicht. Gleichzeitig zeigt sie, dass sie im entscheidenden Moment ziemlich taff sein kann und sich nicht so leicht unterkriegen lässt.

Diese Serie hat ganz eindeutig eine Sogwirkung. Erneut durchleben alle Charaktere Höhen und Tiefen und das Blatt wendet sich oft im Laufe nur weniger Seiten. Trotz Rückschlägen und auch Todesfällen wurde die Handlung wurde nie so dramatisch, dass beim Lesen die Stimmung gänzlich kippte. So blieb bei mir trotz der dunklen Jahre, in denen die Handlung angesiedelt ist, das Gefühl erhalten, einen Roman zu lesen, dessen Ziel Unterhaltung ist. Im letzten Buchabschnitt kommen die Handlungsstränge des Buchs zu einem Abschluss, der mir sehr gut gefallen hat. Er geht fließend über in den Start einer neuen Thematik, die einen Cliffhanger enthält und sicherlich auch den Auftakt des dritten Bandes, „Erbe und Schicksal“ bestimmen wird.

„Das Vermächtnis des Vaters“ ist der unterhaltsame zweite Teil der Clifton-Saga. Harry, Giles und Emma sind inzwischen erwachsen und müssen die wichtige Entscheidung treffen, welchen Weg sie einschlagen wollen. Doch nicht immer liegt diese Entscheidung allein in ihrer Hand. Der tobende Krieg, alte Feindschaften und neue Freunde beeinflussen das Leben der Protagonisten und ließen mich mit ihnen hoffen und bangen. Wer gerne Familiengeschichten liest, für den ist die Clifton-Saga ein Muss!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wer ist der Fremde in deinem Haus?

Fremd
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Joanna lebt allein in ihrem Haus. Doch eines Abends kommt ein Fremder herein und behauptet, ihr Verlobter zu sein. Joanna ist gleich überzeugt davon, es mit einem psychopathischen Einbrecher zu tun zu ...

Joanna lebt allein in ihrem Haus. Doch eines Abends kommt ein Fremder herein und behauptet, ihr Verlobter zu sein. Joanna ist gleich überzeugt davon, es mit einem psychopathischen Einbrecher zu tun zu haben, gegen den sie sich verteidigen muss. Doch trotz ihrer Versuche, den Eindringling vor die Tür zu setzen, bleibt dieser beharrlich und behauptet, gemeinsam mit ihr im Haus zu wohnen. Doch wie kann das sein, wenn es nicht das geringste Anzeichen von seinen Sachen im Haus gibt?

Erik ist unterdessen schockiert darüber, dass seine Verlobte ihn nicht wiedererkennt. Was ist passiert, ist sie verrückt geworden? Verzweifelt unternimmt er Versuche, ihre Erinnerung zurückzubringen. Können die beiden herausfinden, was passiert ist und warum?

Als ich das erste Mal hörte, dass Ursula Poznanski und Arno Strobel ein Buch zusammen schreiben, war ich gleich begeistert. Beide gehörten zu meinen Lieblingsautoren und ich war neugierig, wie das Ergebnis dieser Zusammenarbeit aussehen wird. Das Buch konnte mich von der ersten Seite an fesseln, denn die Situation ist wirklich vertrackt: Joanna erinnert sich nicht an Erik und kann auch keinen Beweis dafür finden, dass er bei ihr lebt. Erik hingegen versteht überhaupt nicht, wie Joanna ihn innerhalb eines einzigen Tages vergessen konnte. Meine Neugier war geweckt und ich wollte unbedingt wissen, was dahinter steckt.

Die Idee der beiden Autoren hat sich als erfolgreich erwiesen. Die beiden haben die Kapitel immer abwechselnd geschrieben, Ursula Poznanski aus der Sicht von Joanne, Arno Stobel aus der Sicht von Erik. Diese ständigen Perspektivenwechsel haben für mich den Reiz an der Geschichte ausgemacht, denn ich konnte die Gefühle beider Protagonisten nachvollziehen und stellte mir die drängende Frage, wer von beiden denn nun lügt oder zumindest Teile der Wahrheit verdrängt. Immer neue Wendungen halten die Spannung aufrecht. Wie reagiert Joanne zum Beispiel auf eine Freundin der beiden? Warum verhält sich Eriks Arbeitskollege so komisch? Dahinter muss doch mehr stecken!

Die Vertrauensfrage im Mittelpunkt dieser Geschichte. Immer wieder zweifeln die Protagonisten an ihrem Gegenüber und an sich selbst. Doch die zunehmende Bedrohung von außen zwingt sie zu einer Entscheidung: Werden sie zusammenarbeiten, um das Rätsel zu lüften, oder getrennte Wege gehen? Beide Autoren haben hier bewiesen, dass sie Meister ihres Fachs sind und es verstehen, einen gelungenen Spannungsbogen zu erschaffen. Bei Psychothrillern ist für mich die Auflösung der größte Knackpunkt, der bei mir entscheidend dafür ist, ob ich das Buch zufrieden oder enttäuscht beende. Hier bekommt der Leser einiges an Action geboten und eine Erklärung, die vielleicht nicht hundertprozentig realistisch, aber doch plausibel ist und mir deshalb gefallen hat.

„Fremd“ bietet alles, was das Herz eines Psychothriller-Fans begehrt! Durchgängige Spannung, eine düstere Atmosphäre, Zweifel am eigenen und fremden Verstand sowie ein steigendes, gut dosiertes Maß an Action und Gewalt. Wenn ihr Ursula Poznanski und/oder Arno Strobel mögt, dann dürft ihr dieses Buch nicht verpassen. Und auch wenn ihr von beiden Autoren noch nichts gelesen habt und auf der Suche nach Nervenkitzel seid, solltet ihr zu „Fremd“ greifen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein wundervolles Debüt - für mich das liebenswerteste Buch des Jahres!

Das Fundbüro der Wünsche
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Liverpool, 1976: Seit Martha Lost denken kann, weiß sie, dass sie der Liver Bird vom Lime-Street-Bahnhof in Liverpool ist: Würde sie den Bahnhof verlassen, dann würde er sofort einstürzen. Deshalb lebt ...

Liverpool, 1976: Seit Martha Lost denken kann, weiß sie, dass sie der Liver Bird vom Lime-Street-Bahnhof in Liverpool ist: Würde sie den Bahnhof verlassen, dann würde er sofort einstürzen. Deshalb lebt und arbeitet Martha von klein auf im Fundbüro des Bahnhofs, der von der Frau betrieben wird, die Martha Mutter nennt. Der Frau, die Martha aufgenommen hat, als sie als Baby bei ihr wie ein Fundgegenstand abgegeben wurde und der sie seit sechzehn Jahren ausgeliefert ist. Martha hat sich mit ihrer kleinen Bahnhofswelt und dessen Bewohnern und Besuchern wie der Cafébesitzerin Elisabeth, dem römischen Legionär und dem Postboten Drac arrangiert. Bis ein Brief und ein unerwartetes Ereignis Martha dazu zwingen, sich der Frage zu stellen, wer sie eigentlich ist. Ist Martha bereit für die Antwort?

In „Das Fundbüro der Wünsche“ habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. Das Cover signalisiert Leichtigkeit und ein Über-sich-hinauswachsen. Die Koffer spielen auf die Geschichte von Marthas Ankunft am Bahnhof an. Und das Mädchen auf dem Cover kommt meiner Vorstellung der sechzehnjährigen Martha nahe. Dass diese eine ganz und gar ungewöhnliche Protagonistin ist wird schon auf der ersten Seite der Geschichte klar, denn Martha bewegt sich am liebsten in Pirouetten fort. Auch die Tatsache, dass sie den Bahnhof noch nie verlassen hat, ließ mich neugierig darauf werden, was für ein Mensch sie unter diesen Bedingungen geworden ist.

Martha ist ein durch und durch liebenswerter Mensch. Ich hätte sie gerne umarmt und vor all dem Bösen da draußen beschützt. Ihre Adoptivmutter ist ein echtes Ungeheuer und hat so manches mit den bösen Königinnen aus den Märchen gemein. Martha hat gelernt, ihre Grausamkeiten nicht an sich heranzulassen. Dennoch haben ihre Lebensumstände sie tief geprägt und aus ihr ein zerbrechliches Wesen gemacht, das stets an das Gute im Menschen glaubt. Als Martha gezwungen wird, die ihr bekannte Routine zu durchbrechen, bangte ich mit, dass sie einen für sich passenden Weg finden wird.

Diese Geschichte lebt von ungewöhnlichen Charakteren, und so lernt Martha bald den römischen Legionär, den Mann aus den Tunneln und die flippige Cafébesitzerin besser kennen. Ich habe jeden Moment mit diesen besonderen Charakteren genossen, die andere wohl als gesellschaftliche Außenseiter bezeichnen würden, denn sie sind erfrischend anders und haben sich damit arrangiert. Sie alle geben Marta Kraft, unterstützen sie und helfen ihr dabei, selbstbewusster zu werden und sich der Welt zu stellen. Hier hat Martha einen langen Weg vor sich und ich bin diesen gern mit ihr gegangen.

Die Kapitel werden immer wieder unterbrochen von Marthas Dialog mit einem geheimnisvollen Briefeschreiber und Kolumnen beziehungsweise Briefen rund um den verschollenen Koffer eines stadtbekannten ehemaligen Roadies der Beatles. Die beiden Themen treiben die Handlung voran, schufen einen regenbogenfarbenen Spannungsbogen und sorgten dafür, dass ich unbedingt weiterlesen musste. Für mich eine perfekte Geschichte, vom märchenhaften Anfang bis zum wunderschönen, rührenden Ende.

„Das Fundbüro der Wünsche“ ist eine Geschichte, bei der es mir schwer fällt, die richtigen Worte zu finden. Die wundersame Martha und ihre Freunde muss man einfach selbst kennenlernen, um ihre Besonderheit zu begreifen und nachzuvollziehen, wie anders die Welt aus ihrer Perspektive aussieht. Gebt diesem wundervollen Debüt unbedingt eine Chance und lasst Martha auch euer Leserherz erobern. Für mich ist „Das Fundbüro der Wünsche“ das liebenswerteste Buch des Jahres!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mit dem Rolling Junk gen Süden

Die Straße der Pfirsiche
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Connecticut, 1920: F. Scott und Zelda Fitzgerald sind seit drei Monaten verheiratet. Eines Morgens sehnt sich Zelda nach den Biscuits und Pfirsischen ihrer Heimat Alabama, weshalb Scott vorschlägt, mit ...

Connecticut, 1920: F. Scott und Zelda Fitzgerald sind seit drei Monaten verheiratet. Eines Morgens sehnt sich Zelda nach den Biscuits und Pfirsischen ihrer Heimat Alabama, weshalb Scott vorschlägt, mit dem Wagen hinzufahren und ihre Eltern zu überraschen. Zelda ist skeptisch, denn nicht ohne Grund nennen die Fitzgeralds ihren Expenso stets „Rolling Junk“. Doch sie werfen alle Zweifel über Bord und befinden sich schon kurze Zeit später auf der Straße in Richtung Süden, vor sich eine Fahrt, welche die Bezeichnung „abenteuerlich“ mehr als verdient hat…

Ich habe dieses Buch überraschend erhalten und deshalb ohne spezielle Erwartungen mit der Lektüre begonnen. Der Autor nimmt den Leser mit auf einen Roadtrip gen Süden, in dem er selbst und seine Frau Zelda die Protagonisten sind. Ich war neugierig, wie viel die Geschichte über den Autor selbst und seine Ehe verrät, habe ich mich doch bisher noch nicht allzu intensiv mit dem Leben der Fitzgeralds auseinandergesetzt.

Fitzgerald schaffte es mühelos, mich mit auf seine Reise zu nehmen und die verschiedenen Staaten, welche das Ehepaar durchquert, vor meinem Auge lebendig werden zu lassen. Tatsächlich fieberte ich von Beginn an mit, ob die beiden ihr Ziel erreichen werden, denn ihr Wagen droht schon schon zu Beginn der Reise, jederzeit gänzlich auseinanderzufallen. Der Autor erzählt von so manchem humorvollen Zwischenfall. Auf der Reise lassen die beiden kein Fettnäpfchen und keine Gefahr aus, sodass ihre einfache Autofahrt zum großen Abenteuer wird.

Einige Erlebnisse entspringen lediglich der Fantasie des Autors und haben so während der Reise der beiden, die sie tatsächlich unternommen haben, nie stattgefunden. Fitzgerald vermischt hier geschickt Realität und Fiktion, balanciert mit seinen Worten bisweilen an der Grenze der Absurdität. Das machte für mich den besonderen Reiz der Geschichte aus und ließ sie für mich zu einem kleinen aber feinen Leseerlebnis werden.

Unabhängig davon, ob bestimmte Situationen tatsächlich so stattgefunden haben oder nicht, erhielt ich beim Lesen auch einen guten Eindruck von F. Scott und Zelda Fitzgerald und ihrer Beziehung zueinander. Hier gibt auch der Anhang, der fast die Hälfte des Buches ausmacht, weitere Einblicke. Eine Kurzgeschichte Zeldas berichtet von den folgenden Reisen des Ehepaars. Hierzu hat Zelda schnappschussartig zu jedem Hotel und jeder Stadt wenige Eindrücke festgehalten. Zeldas stakkatoartige Sätze fand ich nicht sonderlich angenehm zu lesen, doch zeigten sie mir, wie unstetig das Leben der Zwei war, wenn man eine derartige Masse an Hotels in einer solchen Geschwindigkeit am Auge des Lesers vorbeiziehen lassen kann.

Ein Interview mit dem Ehepaar sowie ein Nachwort von Alexander Pechmann, in welchem ein Überblick über das Leben der Fitzgeralds gegeben wird, Fakten von Fiktion getrennt werden und die abgedruckten Geschichten interpretiert werden, runden dieses kurzweilige Buch gelungen ab. Ich kann „Die Straße der Pfirsiche“ sowohl an Leser empfehlen, die neugierig auf eine bislang in Deutschland unveröffentlichte Kurzgeschichte des Autors sind als auch an solche, die gerne mehr über die Menschen F. Scott und Zelda Fitzgerald erfahren möchten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Tretet die Reise in ein düsteres Köln der Zukunft an!

Zone 5
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Etwa 45 Jahre in der Zukunft wird Europa von einem autoritär regierenden Präsidenten beherrscht. Im Hintergrund agieren fünf multinationale Konzerne die eigentlichen Strippenzieher. Europäische Städte ...

Etwa 45 Jahre in der Zukunft wird Europa von einem autoritär regierenden Präsidenten beherrscht. Im Hintergrund agieren fünf multinationale Konzerne die eigentlichen Strippenzieher. Europäische Städte sind in Zonen aufgeteilt. Während man in Zone 1 und 2 höchst angenehm lebt, wird Zone 4 von Slums beherrscht, wo die Bewohner nur mit dem allernötigsten versorgt werden.
David kommt für sein Anerkennungsjahr als Anwalt nach Köln. Er möchte etwas bewegen und hat sich deshalb für die wenig glanzvolle Stadt entschieden, während seine Freunde nach Paris, Singapur und São Paulo gehen. Alex hingegen lebt schon immer in der Zone 4 in Köln. Um den Menschen zu retten, den sie liebt, dringt sie verbotenerweise in die Zone 1 ein. Ein Vergehen, auf das die Todesstrafe steht. Dabei kreuzen sich die Wege der beiden. Diese Bewegung bringt bald etwas Großes ins Rollen…

Auf das Buch neugierig geworden bin ich aufgrund des Schauplatzes: Ein dystopisches Köln, das klang für mich als Rheinländerin genau richtig. Zudem faszinieren mich Dystopien aller Art, auch das auf der Buchrückseite erwähnte Buch „Der Circle“ habe ich im letzten Jahr mit Begeisterung gelesen. Mit hohen Erwartungen begann ich mit der Lektüre und wurde gleich von einem brisanten Prolog abgeholt: Der Kölner Dom stürzt ein. Warum geschieht das? Was ist passiert? Meine Neugier war endgültig geweckt. Um die Hintergründe zu erklären, springt die Geschichte im Anschluss an den Prolog neun Tage in die Vergangenheit und ich begab mich auf Spurensuche.

Der Autor hat intensiv recherchiert und sich viele Gedanken gemacht, wie das Leben um 2060 herum aussehen könnte. Aus seinen Ideen hat er ein Szenario konstruiert, das erschreckend, aber durchaus plausibel wirkt. Mit David und Alex hat er zwei Protagonisten erschaffen, die von Beginn an die Intention haben, die herrschende Ungerechtigkeit nicht hinzunehmen, sondern aktiv zu werden. Wer wie ich Köln kennt, für den sind die Beschreibungen des Autors, wie bestimmte Plätze und Straßen in seinem Zukunftsszenario aussehen könnten, besonders interessant. Doch auch wenn man Köln noch nicht kennt verliert das Buch nichts von seiner Spannung. In seinen Beschreibungen geht der Autor nur soweit wie nötig ins Detail, reißt technische, medizinische und politische Entwicklungen an und gibt dem Leser eine Idee davon, wie all das funktioniert. Doch der Fokus bleibt stets auf der thrilligen Handlung rund um David und Alex.

Die beiden Protagonisten lernt man zunächst besser kennen, bevor sich ihre Handlungsstränge mit jedem Kapitel enger verflechten. David als angehender Anwalt und Alex als taffe Frau aus der Zone 4 führen höchst unterschiedliche Leben, wodurch man zwei verschiedene Blickwinkel auf die dystopische Stadt erhält. Doch beide verbindet der Wille, etwas zu tun. Dabei wirken sie in der Verfolgung ihrer Ziele authentisch. Ich habe nachvollziehen können, warum es David ausgerechnet nach Köln zieht und Alex in die für sie verbotene Zone 1. Schnell sind die beiden mir sympathisch geworden, gerade weil sie keine schillernden Helden sind, sondern ihren Instinkten folgen und menschliche Entscheidungen treffen, die sich auch mal als falsch erweisen können. Um das große Ganze besser zu verstehen gibt es außerdem immer wieder Kapitel, die Einblicke geben zum Beispiel in das Leben des europäischen Präsidenten, des Chefs eines der großen Industriekonzerne oder der Anwaltsgehilfin Verena. Dadurch versteht man noch besser, welche Konsequenzen die Entscheidungen der Handelnden haben.

Die Geschichte hat mich in seinen Sog gezogen. Durch den Prolog wurde eine grobe Richtung angedeutet, doch bis zum letzten Moment konnte ich nur vermuten, wie der Einsturz des Kölner Doms in die Geschichte hineinpasst. Zum Ende hin wird es zunehmend dramatisch und ich fieberte mit den Protagonisten mit. Werden sie nicht nur heil aus der ganzen Sache herauskommen, sondern auch ihre Ziele erreichen? Bis zur letzten Seite wurde die Spannung erhalten, was das Buch für mich zu einer rundum gelungenen Sache macht.

„Zone 5“ bietet ein düsteres Zukunftsszenario mit einigen plausiblen Ideen, vor dessen Kulisse zwei junge Menschen sich gegen die herrschende Ungerechtigkeit auflehnen. Daraus wird bald etwas viel Größeres, als sie sich je hätten vorstellen können, und damit ein faszinierender dystopischer Thriller. Ich kann euch nur empfehlen, mit „Zone 5“ die Reise ins Köln der Zukunft anzutreten!