Ich weiß nicht wieviele Sterne ich vergeben soll
Wer den Klappentext liest, erwartet prickelnde Erotik und einen zarten Hauch von Spannung. Man erwartet eine unverhoffte Liebesgeschichte. Wer mit diesem Glauben an die Geschichte rangeht, wird enttäuscht, ...
Wer den Klappentext liest, erwartet prickelnde Erotik und einen zarten Hauch von Spannung. Man erwartet eine unverhoffte Liebesgeschichte. Wer mit diesem Glauben an die Geschichte rangeht, wird enttäuscht, denn das Buch liest sich eher wie ein Erotik-Thriller, dabei ist er als dieser gar nicht deklariert! Und auch das Cover wirkt romantisch und verspricht eine Liebesgeschichte. In diesem Punkt passt das Cover überhaupt nicht zum Inhalt. Überhaupt passt hier Klappentext und Cover so überhaupt nicht zum eigentlichen Inhalt. Sehr schade.
Dennoch bin ich sehr zwiegespalten. Das Buch war sehr erotisch und enthielt sehr viele aufregende Sexszenen, die gut beschrieben waren. Das Buch war aufregend und spannend. Die Protagonistin tat verbotene neue Dinge. Man wollte unaufhörlich weiterlesen und wissen wie es weitergeht. Man erhoffte sich irgendwo ein Happy End. Dieses gibt es hier nicht.
Die Geschichte spielt in den U-Bahnen von New York. Als Polly eines abends allein U-Bahn fährt, wird er schöner Mann auf sie aufmerksam und verführt sie heimlich unter all den fremden Menschen in der Bahn und bringt sie um den Verstand. Polly ist ihm sofort verfallen. Dann steigt er aus und geht. Polly will diesen Mann unbedingt wiedersehen. Will unbedingt wieder das empfinden, was sie soeben spüren durfte. Dann stößt sie auf das "Tubing". Beim Tubing verabreden sich Menschen in sozialen Netzwerken für sexy Blind Dates. Polly gerät sehr schnell in die Untiefen dieses Netzwerks, bis es immer schneller sehr gefährlich wird.
Polly ist keine symphatische Protagonistin. Eher im Gegenteil. Ich hatte selten so eine Figur, die ich so absolut nicht mochte. Sie ist total egoistisch, naiv, von krankhaften Eigenschaften zerfressen und einfach blind. Ihr ist es völlig egal, dass sie ihren Partner immer und immer wieder betrügt. Sie genießt ihr Fremdgehen und vernachlässigt sehr sehr schnell ihre Arbeit und ihre Beziehung. Alles andere ist neben diesem Mann aus der Bahn nebensächlich. Diese Art an ihr störte mich tierisch! Ich konnte ihre Gedankengänge null nachvollziehen. Diese Fremdgeherei wurde mit jedem weiteren Mal mehr durchgeplant. Desweiteren störte mich die Beschreibung des fremden Mannes. Fast bis zum Ende wird dieser Mensch nur als "er" bezeichnet. Irgendwann nervte mich jeglicher Satz, in dem es um "ihn" ging. Sein Name blieb lange ein Geheimnis. Völlig unnötig. Denn die wahren Verknüpfungen wären durch eine frühere Lüftung des Namen nicht aufgedeckt worden.
Erwartet bei diesem Buch keine tiefen Gedankengänge und ernsthaften Gefühle. Polly himmelt diesen Mann zwar an, aber mehr passiert nicht. Manchmal nimmt diese Schwärmerei fanatische Züge an.
Immer schneller gerät Polly in diesen Strudel des geheimen Netzwerks. Zunächst stört sie das nicht. Auch nicht die vielen fremden Männer, die sie berühren. Auf eine verrückte Art und Weise genießt sie es.
Nichtsdestotrotz sind die erotischen Szenen sehr sexy und sinnlich geschrieben. Nicht derb oder plump. Das gefiel mir sehr.
Manche Szenen wirkten sehr aufgesetzt und Mafia-mässig. Dieses Drohen und Verfolgen zum Ende hin. Aber ihr Lügengerüst hält sie aufrecht. Bis es über sie zusammen stürzt. Neben ihrer Bulemie am Anfang, die immer weniger thematisiert oder behandelt wird (genauso wenig wie ihre Mutter) entwickelt Polly Paranoia und kreidet jedem in ihrer Nähe eine Verbindung zum Tubing an. An einigen Stellen zweifelte ich stark an ihrem Gemütszustand und dachte selbst sie erfindet bestimmte Vorfälle.
Das Ende war sehr spannend aber irgendwo auch absurd und sehr "gewollt". Das Buch endet ohne Cliffhanger. Alle kommen heil aus dieser Geschichte raus (fast alle), jedoch sind im Nachhinein noch kleinere Fragen offen. Manche Stellen fand ich sehr eklig, weshalb ich mich zunehmend wundere, warum das Buch nicht als Erotik-Thriller gekennzeichnet wurde.
Trotzdem ist an dem Schreibstil von K.A. McKeagney absolut nichts auszusetzen. Es ist spannend und leidenschaftlich geschrieben. Nur leider ohne Tiefe und mit absolut unsympathischen Charakteren und einigen überzogenen Szenen. Klappentext und Cover schüren zudem andere Erwartungen an dieses Buch.
Ich bin nicht enttäuscht - auf keinen Fall. Ich hab das Buch trotzdem förmlich weggesuchtet, aber an manchen Stellen war es schon sehr absurd.