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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.08.2019

Macht Lust auf Astronomie

Flirten mit den Sternen
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Mit diesem, seinem neuesten Buch lädt Autor und Physiker Werner Gruber alle jene Menschen ein, einmal gegen den Himmel zu schauen und zu staunen, die sich üblicherweise nicht für Astronomie begeistern ...

Mit diesem, seinem neuesten Buch lädt Autor und Physiker Werner Gruber alle jene Menschen ein, einmal gegen den Himmel zu schauen und zu staunen, die sich üblicherweise nicht für Astronomie begeistern können.

In seiner gewohnt launigen Art erklärt er, was Rote Riesen, Schwarze Löcher, Weiße oder Rote Zwerge oder Blaue Riesen sind. Man muss nicht zwingend die Hertzsprung-Russell-Tabelle intus haben. Keine Angst, Gruber erklärt anschaulich. Es gelingt ihm, schwierige Themen einfach darzustellen, ohne die Nichtphysiker zu überfordern. Seine eigene Neugier, sein eigenes Staunen über das Universum und die Leidenschaft, mit der er darüber spricht, springt auf den Leser über.

Auf 208 Seiten und in acht Kapiteln stellt er das Universum in seiner ganzen kosmischen Herrlichkeit vor. Astronomen werden vielleicht nichts Neues erfahren, aber für die ist das Buch ja nicht vordringlich geschrieben. Die kennen ja den Unterschied zwischen Sternwarte und Planetarium.

Ich habe das Glück gehabt, Werner Gruber bei einer Fachtagung als Festredner kennenzulernen. Selbst die versagende Technik konnte ihn nicht aus der Ruhe bringen. Beim anschließenden oberösterreichischen Knödelbuffet durfte ich mit ihm über „Gott und die Welt“ diskutieren.

„Flirten mit den Sternen“ - das ist das vorsichtige Herantasten, ob eine Liebesbeziehung mit der Astronomie Bestand haben könnte.

In diesem Sinne, seien alle jene, die gerne in die Sterne schauen wollen, mit einem „Clear Sky“ herzlich willkommen geheißen.

Veröffentlicht am 29.07.2019

Opulent und farbenprächtig - literarische Karten

Verrückt nach Karten
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Man muss kein Kartograf sein, um Karten zu lieben, es schadet aber auch nicht wirklich.

Der deutsche Titel „Verrückt nach Karten“ führt die Leser ein wenig in die Irre. Erwartet man doch ein „Best of“ ...

Man muss kein Kartograf sein, um Karten zu lieben, es schadet aber auch nicht wirklich.

Der deutsche Titel „Verrückt nach Karten“ führt die Leser ein wenig in die Irre. Erwartet man doch ein „Best of“ von alten (und neuen) Karten und eventuell ein Geleitwort der Kartenliebhaber.
Doch was wir hier erhalten, ist nicht minder spannend! Der Englische Titel „The Writers Map“ macht deutlich, dass es sich bei diesem Buch nicht um gewöhnliche Landkarten handelt, sondern um extra angefertigte Karten, die den Leser in die Welt der Literatur bzw. in die jeweiligen Geschichten führen.

Was wären Abenteuerroman à la„Die Schatzinsel“ oder die Abenteuergeschichten von Tom Sawyer und Huckleberry Finn ohne entsprechende Landkarten. Und was wäre Tolkiens „Mittelerde“ ohne Orientierungshilfe? Eben - also erstellen die Autoren ihre eigenen Landkarten. Diese Karten entstehen auf mannigfaltige Weise: Entweder liegt eine bestehende Karte vor und wird zum Text passend adaptiert oder sie wird zur Gänze erdacht. Häufig liegen diesen erdachten Karten echte, z. B. jene des Ordnance Survey, also der britischen Vermessungsbehörde, zu Grunde.

Diese Fantasiekarten sind echten oft täuschend ähnlich . Darüber, und wie diese Karten erstellt bzw. anschließend gelesen werden können, lesen wir in diesem toll aufgemachten Buch. Großformatig, opulent, die Seiten aus gutem, schweren Papier und perfekt gedruckt - das lässt sich vortrefflich in die dazu gehörigen Geschichten eintauchen, dem Helden folgen und letztlich den Schatz (voraus immer der besteht) finden.

Es lohnt sich, dieses Buch mehrmals zur Hand zu nehmen, vorab einmal den Text und die Erklärungen zu lesen, dann die farbenprächtigen Karten zu bestaunen und auf sich wirken lassen, um dann in einem zweiten Durchgang weitere Details zu entdecken.

Eine winzig kleine Kritik muss ich anbringen: Die Beiträge sind fast ausschließlich aus dem angelsächsischen Raum. Aber, das ist Jammern auf allerhöchstem Niveau.

Ein besonderes Highlight ist die die „Karte des Herumtreibers“ (Abb. S. 157), die bei eingehende Betrachtung dreidimensional daherkommt.
Auch die „Landkarte des Körpers“ (Abb. S. 222/Auszug aus einem Anatomieatlas von 1900) ist ein besonderes Exemplar. Bislang hat noch niemand die Darstellung von Skelett, Muskel, Organen und Adern als „Landkarte“ bezeichnet. Obwohl „Anatomieatlas“ - die Herkunft des Kartenzeichnens lässt sich nicht verleugnen.

Man kann auch Karten zeichnen, ohne Kartograf zu sein, ein fantasiebegabter Autor zu sein, genügt manchmal.

Fazit:

Ein wunderschöner Bildband für Liebhaber von Reisen in fantastische Länder, die auf Orientierungshilfen nicht verzichten wollen. Hier kann ich nur wohlverdiente 5 Sterne und eine Leseempfehlung vergeben.

Veröffentlicht am 28.07.2019

Eine Hommage an eine Rennstrecke

Legende Salzburgring
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Dieses vom Salzburger Anton-Pustet-Verlag herausgegebene Buch ist eine Hommage an die zweite österreichische Rennstrecke, den Salzburgring. Die Neuauflage erfolgt nun zum 50. Geburtstag dieses Rundkurses. ...

Dieses vom Salzburger Anton-Pustet-Verlag herausgegebene Buch ist eine Hommage an die zweite österreichische Rennstrecke, den Salzburgring. Die Neuauflage erfolgt nun zum 50. Geburtstag dieses Rundkurses. Braucht Österreich zwei Rennstrecken? Wie kam es dazu? Diesen und anderen Fragen geht der Autor akribisch nach.

In zahlreichen Beiträgen kommen ehemalige Rennfahrer, Streckenposten und Fans zu Wort. Jeder berichtet über seine eigenen Erfahrungen mit dieser Rennstrecke. Ein Formel I-Rennen hat zum Leidwesen vieler niemals stattgefunden. Die wurden auf den Österreich-Ring im steirischen Zeltweg (heute „Red Bull Ring Spielberg“) ausgetragen.

Legendär sind die DTM-Rennen sowie die zahlreichen Motorradrennen, für die die Rennstrecke nahe der deutschen Grenze berühmt/berüchtigt ist.
Interessant ist, dass hier die Geburtsstunde der professionellen Streckenposten geschlagen hat, ohne die ein Grand Prix heute nicht mehr vorstellbar ist.


Liebevoll hat der Autor Fotos zusammengetragen. Hin und wieder klingt ein wenig Wehmut zwischen den Zeilen durch. Für Freunde schneller Autos und Motorräder ein nettes Geschenk, dem Salzburgring noch ein „Happy Birthday“ zum 50er.

Veröffentlicht am 28.07.2019

Ein bissiges BUch - eine Leseempfehlung

Teufelsküche
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Peter S. Gnaiger ist Journalist bei den „Salzburger Nachrichten“, in der er die Kolumne „Teufelsküche“ betreibt.

Dieses Buch ist eine Zusammenfassung dieser Kolumne, die mit den selbst ernannten und vermutlich ...

Peter S. Gnaiger ist Journalist bei den „Salzburger Nachrichten“, in der er die Kolumne „Teufelsküche“ betreibt.

Dieses Buch ist eine Zusammenfassung dieser Kolumne, die mit den selbst ernannten und vermutlich von der Convenience-Industrie gesponserten Gourmet-Kritikern hart ins Gericht geht.

In acht Kapiteln erfahren wir, mit durchaus bissigem („al dente“) Humor, was so in den Küchen so mancher Gourmet-Tempel vor sich geht.

Da treten Blender und Besserwisser auf, die ganz subtil entzaubert werden. Junk Food statt bodenständigem Essen? Vorgefertigtes und Aufgetautes statt Frisch gekochtem?

Wie kann es sein, dass ein Kilogramm Schweineschale (Schnitzelfleisch) billiger sein als drei Äpfel? (S.55). Ein solches Stück Fleisch ist - als Sonderangebot - im Supermarkt bereits um Euro 2,99 erhältlich.

Dieser und ähnlichen Fragen geht der Autor nach. Stellenweise vergeht einem, ob der verwendeten Zutaten, fast der Appetit.

Besonders gut gefällt mir der Beitrag über Curnonsky, jenem französischen Kolumnisten, der, um die Moral der französischen Soldaten im Ersten Weltkrieg aufrecht zu erhalten folgendes schrieb:
„Wie zerlege ich einen Hasen perfekt, der mir während der Patrouille vor die Büchse läuft?“. Oder später beschreibt er ein katastrophales Menü mit diesen Worten:
„Wenn die Suppe genauso warm gewesen wäre wie der Wein. Der Wein auch alt wie das Huhn und die Poularde ebenso fett wie die Hausfrau, dann wäre es perfekt gewesen.“
Für diese Art des beißenden Humors haben ihn die Leute geliebt. Die Beschreibung so mancher Gourmet-Kritiker, die in eine ähnliche Kerbe schlagen wollen, klingt leider weniger originell.

Der Autor macht auch vor der österreichischen (Tages)Politik nicht halt und erklärt schlüssig, warum Wladimir Putin in Gamlitz war und rein zufällig bei einer Hochzeit einen Walzer mit der Braut tanzte (S.129).

Das Buch ist im Klagenfurter Wieser-Verlag in gediegener, gebundener Ausführung mit Lesebändchen erschienen - ein passendes Präsent, besonders wenn man ein naturbelassener Lebensmittel dazu gibt.


Fazit:

Ein bissiges Buch, dass trotz allem Lust auf gutes Essen macht und uns dafür sensibilisieren soll, nicht jedem Artikel, der in einem Gourmet-Führer steht, Glauben zu schenken. Gerne gebe hier wohlverdiente 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 27.07.2019

Fesselnd bis zur letzten Seite

Commissaris van Leeuwen und die verlorene Frau
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Mitten im Trubel des "Koninginnendag" am 30. April in Amsterdam wird die Leiches eines Jugendlichen tot und verstümmelt aufgefunden. Commissaris Van Leeuwen, ein lang gedienter Kriminalpolizist mit hoher ...

Mitten im Trubel des "Koninginnendag" am 30. April in Amsterdam wird die Leiches eines Jugendlichen tot und verstümmelt aufgefunden. Commissaris Van Leeuwen, ein lang gedienter Kriminalpolizist mit hoher Aufklärungsrate wird mit dem Fall betraut. Van Leeuwen hat private Probleme, die eigentlich seiner ganzen Aufmerksamkeit bedürfen: Seine Frau Simone leidet an einer aggressiven Form von Demenz, die es nötig macht, sie in eine betreute Einrichtung zu bringen. Van Leeuwen kann sich jedoch nicht durchringen, diesen Schritt zu gehen. Doch als ein zweiter Jugendlicher ermordet wird, dem nicht nur das Gehirn, sondern auch innere Organe entfernt worden sind, entdeckt er einen Zusammenhang zwischen der Simones Krankheit und den Verbrechen.

Meine Meinung:

Dieser Commissaris Bruno Van Leeuwen ist kein strahlender Held. Er ist ein wohl ein charismatischer Mensch. Dennoch ist er von Selbstzweifeln und Dämonen der Vergangenheit geplagt. Er hat Gewissensbisse, seine Frau in ein Heim geben zu müssen, doch letztlich sieht er ein, dass es keine andere Möglichkeit gibt. Neben dem Mörder ist auch sein „Ayatollah“ genannter Chef, sein Gegenspieler. Doch nach der Offenbarung des eigenen Familiendramas gewinnt dieser meine Sympathie.
Gut gefällt mir auch der Zusammenhalt in Brunos Team.

Interessant ist die Querverbindung zu dem Arzt, der Simone behandelt und der als Anthropologe Forschungen in Neuguinea durchgeführt hat. Ich habe recht bald einen Zusammenhang zu den Morden gesehen, allerdings ganz anders, als der dann tatsächlich ans Tageslicht kommt. Den Kriminalfall finde ich sehr fesselnd und die Art und Weise, wie Privatleben und Polizeiarbeit miteinander verknüpft werden, gelungen.

Der Schreibstil des Autors ist facettenreich. Gut gewählte Bilder und treffende Vergleiche heben diesen Krimi von Effekt haschenden Elaboraten dieses Genres ab.
Neben den interessanten Reisebeschreibungen aus Neuguinea erwartet uns ein Kaleidoskop an Gerüchen, Geräuschen sowie Licht und Schatten, für das die Stadt bekannt ist.

Für Fans von Claus Cornelius Fischer sei angemerkt, dass dieser Krimi unter dem Titel "Commissaris van Leeuwen und die verlorene Frau" im April 2018 neu aufgelegt wurde.

Fazit:

Ein fesselnder und atmosphärisch gelungener Krimi, dem ich gerne 5 Sterne gebe.