Junge Liebe in einer geteilten Stadt - Es gibt keine einfachen Lösungen-
Ein halber SommerSo wie die Autorin Maike Stein bin auch ich mit dem Bewusstsein aufgewachsen, dass Berlin durch eine Mauer in Ost und Westberlin geteilt ist und hatte nie zu hoffen gewagt, dass sich dieser Zustand mal ...
So wie die Autorin Maike Stein bin auch ich mit dem Bewusstsein aufgewachsen, dass Berlin durch eine Mauer in Ost und Westberlin geteilt ist und hatte nie zu hoffen gewagt, dass sich dieser Zustand mal ändern würde. Dieser Jugendroman ist eine Zeitreise ins Jahr 1961, kurz bevor DDR- Staats- und Parteichef Walter Ulbricht in einer Pressekonferenz sagt: "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen" welche dann aber nur 2 Monate später doch gebaut werden sollte und bis 1989 bestehen blieb.
In dieser fiktiven Geschichte lernen sich die 17jährige Marie aus dem Osten der Stadt und die 17jährige (Helene) Lennie aus dem Westen Berlin's kennen, weil es im Frühjahr 1961 noch kein Problem war von einem Teil der Stadt in den Anderen zu gelangen. Ecki, der kleine Bruder von Marie hatte dort seine Fußballfreunde und Marie begleitete ihn regelmäßig. Nur der Vater der beiden durfte als DDR Funktionär Nichts von dem kleinen Ausflug wissen. Marie verliebt sich in das Mädchen aus dem Westen und auch Lennie hat Schmetterlinge im Bauch. Regelmäßig treffen sich die Beiden fortan und tauschen glücklich für die Zeit, in der sich nicht sehen können Briefe über einen geheimen Briefkasten aus. Umso größer ist der Schock als von einem Tag auf den anderen der Zugang zum anderen Teil der Stadt versperrt ist.
Spannend und voller Emotionen fiebert der Leser mit den Mädchen mit. Soll Marie wirklich ihr Leben riskieren, um zu Lennie zu kommen und den Vater und auch den kleinen Bruder zurücklassen, oder muss sie Lennie vergessen?
Der Berliner Dialekt, der in die Dialoge eingewoben ist macht die Figuren noch authentischer. Fehlt in der Ostberliner Familie die Mutter im Haus, so muss Lennie im Westen ohne den Vater aufwachsen, der aus dem Krieg nicht heimgekehrt ist und an dessen Tod die Mutter immer noch nicht glauben mag. Beide Mädchen gehen schon einer beruflichen Beschäftigung nach, wünschen sich aber etwas Anderes. Auch ihre Liebe müssen sie verheimlichen, denn sie stellt in den 60er Jahren einen Tabubruch dar und wird beiden Elternhäusern nicht toleriert.
Auch wenn der Erzählstil am Anfang etwas holprig war, habe ich die Geschichte richtig gern gelesen und konnte mich gut in die Zeit zurückversetzen. "Ein halber Sommer" ist ein spannendes, sehr gefühlvolles Jugendbuch, dass man auch als Erwachsener noch gut lesen kann. Die Autorin hat es wunderbar geschafft, ein Stück Zeitgeschichte in einem Roman zu verpacken.