Absolutes Lieblingsbuch
Das wandelnde SchlossBereits Ende der 80er zum ersten mal erschienen, begeistert Howl's Moving Castle (oder zu deutsch Sophie im Schloss des Zauberers) bis heute die Leserinnen und Leser. Und zwar zu Recht.
Wir schlüpfen in ...
Bereits Ende der 80er zum ersten mal erschienen, begeistert Howl's Moving Castle (oder zu deutsch Sophie im Schloss des Zauberers) bis heute die Leserinnen und Leser. Und zwar zu Recht.
Wir schlüpfen in die Haut der jungen Sophie Hatter, die im Hutladen ihres verstorbenen Vaters arbeitet. Ihre Schwestern ziehen aus, um eine Lehre zu beginnen (eine in einem Backgeschäft, die andere bei einer Zauberin) und Sophie ist überzeugt davon, dass sie als Älteste kein Glück hat und für immer im Familienbetrieb (nun von der Stiefmutter geführt) festsitzt.
Nichts ahnend zieht sie eines Tages den Zorn einer mächtigen Hexe auf sich, die Sophie in eine uralte Frau verwandelt. Weil sie nicht möchte, dass ihre Familie sie so zu Gesicht bekommt, macht sie sich auf den Weg um ihr Glück zu finden.
Das erscheint dann auch - und zwar in Form des schwebenden Schlosses, in welchem der berühmt berüchtigte Zauberer Howl lebt. Diesem sagt man allerlei Grausamkeiten nach, so soll er zum Beispiel die Herzen junger Mädchen sammeln.
Als alte Frau meint Sophie, nichts zu befürchten zu haben. Sie dringt in das Schloss ein (welches von innen ganz anders aussieht, als man annehmen könnte - vor allem was die Größe angeht) und heuert als Putzfrau an. Dabei freundet sie sich mit Feuerdämon Calcifer, der als Flamme im Kamin lebt, und dem Lehrjungen Michael, dem sie mehr als einmal großmütterlich zur Seite steht, an.
Und natürlich gibt es da auch noch Howl selbst, der so ganz anders ist, als man Anfangs vermutet. Er ist eine der interessantesten und vielseitigsten Figuren, die ich je in einem Buch erlebt habe. Arrogant, liebenswürdig, heldenhaft, feige, talentiert, charmant, selbstsüchtig, loyal, kindisch... Howl ist so komplex und vielschichtig geschrieben, dass man ihn Anfangs kaum einschätzen kann - und sich mit jeder Seite mehr in ihn verliebt.
Apropos: Die Autorin selbst hat übrigens mal erwähnt, dass über die Jahre sehr viele junge Mädchen genau das zu ihr sagten: sie hätten sich auf Anhieb in Howl verliebt. Das hätte sie zwar gefreut, aber auch ein bisschen gewundert, denn selbst würde sie um nichts in der Welt mit einem Mann wie Howl zusammen sein wollen. Und eigentlich hat sie recht, denn immerhin ist der wahnsinnig anstrengend - aber manche Frauen mögen das in Maßen ja. :)
Fazit:
Diana Wynne Jones erschafft wie keine Zweite großartige und liebenswerte Charaktere, eine Welt voller Magie und viele überraschende Wendungen, die überhaupt nicht vorherzusehen sind. Außerdem ist sie eine Meisterin der subtilen und stillen Liebesgeschichten, die sich im Hintergrund abspielen und trotzdem wunderschön sind.
Dabei bleibt sie immer label- und schubladenfrei, nichts ist wie es scheint, nichts ist einfach nur schwarz oder weiß und selbst die vermeintlichen Helden haben jede Menge Laster und Schwächen. Bis zum Schluss bleibt es spannend und wenn sich alles nach und nach aufgelöst hat, kann man nur noch tiefbeeindruckt und zufrieden das Buch zuklappen.
Die ganze Geschichte ist so kreativ, einzigartig und voll von angenehmer Atmosphäre, dass man am liebsten reinspringen und selbst im Lande Ingari, bzw. dem Schloss mit der einzigartigen Tür leben möchte.
Über die Jahre hinweg habe ich Howls Moving Castle unzählige Male gelesen und ich werde es ganz bestimmt wieder tun. :)
(Zum Schluss noch eines: Es ist schon interessant, dass eher negativere Bewertungen ausschließlich von Menschen kommen, die zuerst die Studio Ghibli Verfilmung gesehen haben. Der Film ist nett, hat aber mit dem Buch nicht mehr so viel gemeinsam und für uns LeserInnen war es deswegen auch umgekehrt: Die meisten von uns waren nämlich vom Film ein bisschen enttäuscht... oder mochten ihn, aber dann als eigenständige Geschichte. Vielleicht sollte man da mit etwas anderen Erwartungen rangehen - wer eine exakte Vorlage des Filmes erwartet, wird garantiert enttäuscht)