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Veröffentlicht am 09.08.2019

Fantastisch!

Die verborgenen Stimmen der Bücher
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Bei diesem ganz besonderen Buch hat mich, wie ich zugeben muss, das wunderschöne Cover gelockt.
Der Klappentext verrät (zum Glück) nicht allzu viel und als ich dann las, dass einer der Hauptcharaktere ...

Bei diesem ganz besonderen Buch hat mich, wie ich zugeben muss, das wunderschöne Cover gelockt.
Der Klappentext verrät (zum Glück) nicht allzu viel und als ich dann las, dass einer der Hauptcharaktere Emmett heißt, war es um mich geschehen (auf diesen Namen bin ich vor ein paar Jahren gestoßen, zuerst bei der grandiosen Figur Emmett Honeycutt in Queer as Folk und dann bei dem talentierten Schauspieler Emmett Scanlan, seitdem habe ich eine kleine Schwäche für alle Emmetts :P).
Ich habe mich jedenfalls riesig gefreut, ein Rezensionsexemplar zu bekommen, dafür vielen Dank an den Verlag!

Zuallererst: Die verborgenen Stimmen der Bücher ist eine dieser Geschichten, die sich am besten lesen und am meisten Freude bereiten, wenn man nicht viel über sie weiß... so wie unser Hauptcharakter und es verbindet sehr, alles gemeinsam mit ihm herauszufinden. Emmett ist großartig, ich konnte mich total mit ihm identifizieren.
Also, hier die Kurzfassung, für alle, die sich den Zauber nicht verderben möchten: Das Buch ist fantastisch, lest es! :)

Für alle anderen versuche ich, mich um vieles herum zu hangeln, allerdings werde ich wohl dennoch spoilern.
Geht nicht anders, sorry.

Wir begeben uns in eine hypothetische Vergangenheit, in der Bücher Segen und Schrecken sein können - und in der außerdem ein bisschen Magie fließt.
Emmett weiß von alledem nur wenig bis gar nichts, denn er ist Bauer, lebt mit seiner Schwester und seinen Eltern auf dem Hof und arbeitet die meiste Zeit.
Bis er krank wird und nun eine Lehre bei einer Buchbinderin machen soll. Dort trifft er auf Lucian Darnay, der in ihm aus unerfindlichen Gründen ein fürchterliches Gefühl auslöst...

Ganz ehrlich, ich freue mich so sehr, dass immer mehr Bücher wie dieses den Einzug auf den deutschen Buchmarkt finden.*
Ich bin ja eigentlich eine, die sehr intensiv gute Geschichten abseits vom Hetero-Spektrum sucht - und suchen musste man sie bisher auch explizit. Darum war es wundervoll, durch Zufall auf eine zu stoßen, bei der ich es vorher nicht wusste und die ganz regulär vermarktet wird, ohne dicken Stempel, der da wie eine Warnung prangt.
Das fördert Selbstverständlichkeit und bringt uns mal ein bisschen vom m/m Genre weg, das ja, wenn wir ehrlich sind, zum Großteil von Hetero-Frauen geschrieben wird, für Hetero-Frauen existiert und auch nicht so weit von Fetischisierung (und leider auch Frauenhass) weg ist. Und ja, ich lese dieses Genre auch, allerdings muss man eben doch deutlich sagen, dass m/m nicht gleich LGBT oder "divers" ist!
Und für alle, die es nicht erwartet haben oder irgendwie merkwürdig/unpassend finden: wäre Lucian eine Lucy oder Emmett eine Emma, würde kein Hahn danach krähen und die meisten hätten es kommen sehen.

Das von mir anfangs so gelobte Cover ist vielleicht ein kleines bisschen irreführend, denn man erwartet ja schon irgendwie eine seichtere Geschichte.
Stattdessen werden sehr ernste Dinge thematisiert, unter anderem verschiedene Formen von Missbrauch (körperlich und psychisch), Inzest, Selbstmord, Homophobie und Alkoholismus.
Das klingt, wenn ich es so schreibe, maximal schrecklich, so ist das Buch aber gar nicht. Nichts von alledem wird explizit beschrieben, es gibt trotzdem schöne und romantische Szenen.
Dennoch finde ich das englische Cover (und by the way auch den Titel) passender.

Die deutsche Übersetzung ist ansonsten aber großartig. Ich bevorzuge es ja eigentlich, in Originalsprache zu lesen, manchmal aber kommt mir so eine kleine Perle unter, die mich wieder daran erinnert, wie wunderschön die deutsche Sprache sein kann und dass sie mir, als meine Muttersprache, eben doch näher ist.
Dazu braucht es natürlich eine Übersetzerin, die auch schreiben kann, denn bloßes Übertragen reicht für einen schönen Lesefluss nun mal nicht.
Daher Kompliment und danke an Ulrike Seeberger.
Über die kleinen Schnitzer (mal ein Wort zu viel oder "er" und "es" verwechselt) liest man da gerne hinweg.

Sehr gut hat mir auch die Einteilung der Geschichte gefallen.
Es gibt drei Abschnitte:
Im Ersten, aus der Sicht von Emmett, geht es um seine Ankunft in der Binderei und seine Ausbildung.
Im Zweiten lesen wir alles zu Emmetts vergessener Erinnerung.
Im Dritten befinden wir uns dann in Lucians Kopf und steuern auf das Finale zu.
Meiner Meinung nach war es perfekt, das so zu machen.
Ich konnte mich erst treiben, dann fesseln lassen und zum Schluss kaum noch still sitzen oder das Buch weglegen, so (an-)gespannt war ich.

Neben den beiden (für mich so liebenswerten) Hauptcharakteren wirkten auch alle anderen im Buch glaubhaft.
Sei es die kindlich-naive Schwester von Emmett, der machtbesessene Binder oder der missbrauchende Vater von Lucian, der haarsträubende Männlichkeitsbilder propagiert.

Ich kann das Buch wirklich nur empfehlen, es ist, wie ich oben schon geschrieben habe, fantastisch. Ich freue mich darauf, es irgendwann mal wieder zu lesen!

Veröffentlicht am 09.08.2019

Wie ist das Leben mit Vertrauensvorschuss

Was würdest Du tun?
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Tja, das bedingungslose Grundeinkommen. Ein Thema, das sicherlich polarisiert.
Um meinen Standpunkt gleich vorweg zu nehmen: Ich bin grundsätzlich eher dafür. Und das war auch vor dem Lesen dieses Buches ...

Tja, das bedingungslose Grundeinkommen. Ein Thema, das sicherlich polarisiert.
Um meinen Standpunkt gleich vorweg zu nehmen: Ich bin grundsätzlich eher dafür. Und das war auch vor dem Lesen dieses Buches schon so.

Inhaltlich geht es bei diesem Werk vorwiegend um das Projekt der beiden Autoren: 1000 Euro jeden Monat für ein Jahr für die Personen, die bei der Verlosung auf der Website gezogen werden. Bedingungslos. Finanziert wird das alles von Spenden, nicht vom Staat (wie in anderen Ländern, die dieses Modell austesten), denn eine Menge Menschen scheinen an die positiven und produktiven Effekte des Grundeinkommens zu glauben.
Dabei hatte es gar nicht mal so toll angefangen. Die ersten Gewinner wollten beispielsweise ihre Telefonnummern einfach nicht rausgeben und waren zu keinem Austausch bereit.
Das Geld einstecken war aber kein Problem und da ist er eben auch schon, der Nachteil an "bedingungslos". Das da Frustration aufkam ist nachvollziehbar.
Das Projekt ist an diesen Erfahrungen aber zum Glück nicht gescheitert, sondern ging erst richtig los.

Hier komme ich zu dem Teil, der ein bisschen persönlich wird, anders ist es für mich mal wieder unmöglich, anständig zu rezensieren und ich möchte auf eine Sache genauer eingehen.
Ich bin eine Person mit Hartz IV Erfahrung. Ich kenne das Gefühl, mit Bauchschmerzen den Briefkasten zu öffnen, kenne die Scham, wenn man erklären muss, dass man sich den Kinoabend nicht leisten kann, kenne die Wut, wenn man in einer Maßnahme für Schulden- und Suchtberatung sitzt, obwohl man nie Schulden oder eine Suchterkrankung hatte, und sich dann mit "gehen Sie da halt einfach hin, was anderes haben wir im Moment nicht" abgekanzelt wird.
Ich kenne die Beschäftigungstherapie-Maßnahmen in denen man bastelt und ich kenne den Stress und die Panik, wenn auf einmal schon sechs Monate rum sind und man einen Folgeantrag - natürlich mit Kontoauszügen, Privatsphäre gleich null - stellen muss.
Wegen all dieser Dinge war ich verdutzt, als ich eine der ersten Geschichten las, von einem Mann, für den sich gar nicht so viel verändert hatte, der aber beispielsweise seine (vorher nicht bezahlbaren) Konzertkarten aufbewahrte.
Die Autoren sind davon nicht so begeistert, müssen schlucken und dann akzeptieren, dass Menschen auch "doof sein, faul, verschwenderisch, konsumgeil" dürfen, wenn es wirklich bedingungslos sein soll. Diese Worte waren vielleicht nicht auf den Mann gemünzt (bzw. wird sich im Nachhinein sogar bei ihm entschuldigt), seine Geschichte war aber der Aufhänger dafür und darüber bin ich doch etwas wütend.
Konzertkarten sind für mich kein sinnloser Konsum, sondern Teilhabe am sozialen Leben und an Kultur. Dabei ist mir wurst, ob es sich um Bruno Mars oder ein André Rieu Klassikkonzert handelt!
Ich freue mich für diesen Mann, weil das, was er sich nun leisten konnte sicher zu seiner psychischen Gesundheit beigetragen hat.
Die ist bei ALG II Empfängerinnen und Empfängern nämlich nicht nur wegen entwürdigender Maßnahmen und so gut wie keiner Privatsphäre am Boden, sondern auch, weil man sich neben der Lebenserhaltung nichts mehr leisten kann.
Man überlebt. Kunst und Kultur gibt es nicht. Bildung auch nicht (ich konnte mir meinen Schwedisch-Unterricht beispielsweise nur dank Verwandtschaft leisten und das sollte man auf dem Amt lieber nicht erwähnen).

(Menschen, die ALG II beziehen, können bei der "Grundeinkommenslotterie" übrigens nicht mitmachen, weil sie sich beim Amt abmelden müssten und nicht mehr krankenversichert wären - es lohnt sich also nicht.)

Leider geht es dann erstmal so weiter, die Anschaffungen werden als unnütz abgetan, der Gewinn als "verkonsumiert".
Sich ein paar "anständige Wanderstiefel", ein Fahrrad oder endlich eine gute und funktionierende Waschmaschine zu kaufen... das kann auch nur jemand als "Geld verballert" abtun, der vielleicht noch nicht so richtig große Geldsorgen hatte.
Es wird wahnsinnig verurteilend, die Umweltschiene wird gefahren, weil sich Menschen Flugreisen buchen (selbst ich als links-grün-versiffte, radfahrende, nichtfliegende, vegetarische Umwelt-Trulla würde meinen Finger nicht so hoch heben).
"Das ernüchtert uns sehr" steht im Buch und ich frage mich, ja, was sollen die Menschen denn mit dem Geld machen?
Und was habt ihr erwartet?
Irgendwie kann ich jetzt die Menschen vom Anfang verstehen, die vielleicht genau vor dieser Verurteilung Angst hatten.

Und keine Sorge: Mir ist bewusst, dass bei den Autoren im Laufe der Zeit ein Umdenken stattgefunden hat und das im Buch auch so beschrieben wird, ja sogar von Scham ob dieser ersten Gedanken die Rede ist. Das finde ich auch sehr gut.
Trotzdem musste ich mich dazu nochmal äußern, auch für eventuell ähnlich Denkende, die sich vielleicht nur die Leseprobe schicken lassen und das Buch nicht kaufen werden.

Ein bisschen baff war ich aber auch, als ich las, dass ein Teilnehmer während der zwei Jahre ALG II, die er bezog, bis auf eine Maßnahme ja weitestgehend in Ruhe gelassen wurde und somit schon ein "fast bedingungsloses Grundeinkommen" gehabt hätte.
Die Kontoauszüge aller Konten, den Mietvertrag, alle Wertanlagen und -gegenstände, sowie das verdammte Bargeld, das man grade in der Tasche hat, offenlegen zu müssen ist dann wohl schon "fast bedingungslos".
Mal ganz abgesehen davon:
"Zwei Jahre Hartz IV, denken wir, das summiert sich inklusive Wohngeld auf etwa 24000 Euro."
Äh, welches Wohngeld? Wohngeld und Hartz IV gibt es nicht gemeinsam. Oder war die Miete gemeint? Und die 24000 Euro finde ich auch merkwürdig. Wurde da die Krankenversicherung mit reingerechnet?
Das irritiert mich umso mehr, da später im Buch noch ein ganzer Abschnitt zum Thema Hartz IV - und zu Sanktionsfrei - kommt, den ich respektvoll, informativ und nah an der Realität fand. Es geht also doch.
Vielleicht wurde versucht, das Umdenken einzufangen, ich habe es aber leider eher so empfunden, dass man sich hier selbst widerspricht.

Trotz meiner Kritik habe ich, wie man ja sehen kann, das Buch sehr gut bewertet. Die Geschichten der Personen, die bereits das Grundeinkommen gewonnen hatten, waren interessant, die Gedankengänge dieser (und der Autoren) dazwischen spannend - auch wenn man diese nicht immer teilt.
So habe ich das Buch mit den verschiedensten Gefühlsregungen gelesen, mal geschmunzelt und mich für die Menschen gefreut, mal wütend die Augen verdreht und mich gefragt, warum diese Person dort überhaupt mitgemacht hat.
Die Beschreibung des Drucks und der Existenzangst, die fast jede der vorgestellten Personen kannte (ich auch!), hat mich sogar ziemlich berührt und der Abschnitt über gewaltfreie Kommunikation zwischen Staat und BürgerIn sehr zum Nachdenken angeregt.

Und natürlich habe ich mir immer wieder zwei Fragen gestellt:

1. Sollen "reiche" Menschen das Geld auch bekommen und ab wann ist jemand "reich"? Darauf habe ich bisher für mich keine Antwort gefunden.

2. Was würde ich mit dem Geld machen?
Meinen größten Wunsch - einen höheren Bildungsgrad - könnte ich mit einem Jahr Grundeinkommen nicht finanzieren, da müsste es schon unbegrenzt sein.
Aber ich würde mir ein richtig gutes Fahrrad kaufen, das nicht ständig repariert werden muss. Sorry für's "verkonsumieren". Aber vielleicht ist es ja auch "Selbstfürsorge". ;)

Fazit: Ein Thema, mit dem sich unbedingt mehr Menschen auseinandersetzen sollten und das nicht einfach so mit einem Fingerzeig auf den "faulen Nachbarn/Kollegen/Bekannten/ ALG II Empfänger", der dann angeblich sowieso nichts mehr machen würde, abgekanzelt werden muss. Alles ist gut und verständlich geschrieben, es stellt sich schnell ein Lesefluss ein.
Ich bin froh, dass die Autoren machen, was sie da machen.
Dicke Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 09.08.2019

Ganz viel Lese-Schmunzelei

Die Känguru-Apokryphen (Die Känguru-Werke 4)
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Bisher hatte ich bloß den ersten Teil der Känguru-Trilogie gehört und das nur, weil ich QualityLand so liebe, denn ursprünglich reizte mich daran eher nicht so viel.
Eigentlich habe ich sogar ziemlich ...

Bisher hatte ich bloß den ersten Teil der Känguru-Trilogie gehört und das nur, weil ich QualityLand so liebe, denn ursprünglich reizte mich daran eher nicht so viel.
Eigentlich habe ich sogar ziemlich lange einen großen Bogen um die Reihe gemacht, weil ich sie (und ich schäme mich, das zuzugeben) fälschlicherweise in einen Topf mit den schrecklichen Büchern von Kai Twilfer gesteckt habe.
Auf Empfehlung einer ganz tollen Frau hörte ich mich dann aber begeistert durch QualityLand - ohne zu wissen, dass es sich um den Autor handelt, der die Känguru-Bücher geschrieben hat - und bekam einen ziemlichen Schreck, als meine Ohren nach mehr verlangten.
Lange überlegen musste ich dann aber nicht mehr und nach einem weiteren wundervollen Hörerlebnis (und einer mentalen Ohrfeige für meine Vorurteile) hatte ich einen Lieblingsautor mehr.

Ich bin wie gesagt noch nicht dazu gekommen, mir die anderen Teile anzuhören. Da die Apokryphen aber mehr oder weniger außerhalb der Trilogie stehen, konnte ich nicht widerstehen, als es die Option zur Anfrage gab.

Das Beste an den Büchern sind für mich persönlich definitiv die kurzen und in sich abgeschlossenen Kapitel.
Ich fühle mich nicht gezwungen, noch ewig weiterzulesen, damit ich mich nicht aus der aktuellen Szene reiße - im Gegenteil: Ich kann mir alles super einteilen und deshalb waren die Apokryphen die letzten Abende meine perfekte Bettlektüre.
Allerdings endete das "ein kleines Kapitel noch" häufig in "drei kleine Kapitel noch" - aber dann immerhin freiwillig! :)

Man sollte es bei Geschichten, in denen ein sprechendes, kommunistisches Känguru die Hauptrolle spielt nicht meinen, aber das Identifikationspotenzial ist bei mir meistens ziemlich groß.
Eines meiner Lieblingskapitel ist z.B. "VX 2000", weil eben doch so viel Wahres im Überspitzten steckt und ich den Alptraum vom Handwerker, der für immer in der Wohnung zugange ist, absolut teile.

Interessanterweise gibt es neben allem Schmunzeln und Nicken auch immer Stellen, die mich ein bisschen zum Nachdenken bringen. Das gefällt mir sehr.

Was soll ich sagen? Ich liebe es einfach und ich freue mich jetzt umso mehr auf die zwei ausstehenden Hörbücher!

(Zu meinem eigenen Leidwesen gehöre ich zu den Personen, die meist dann nicht ganz so viel zu sagen haben, wenn ihnen etwas einfach nur so richtig gut gefallen hat, darum zum Abschluss bloß noch zwei Dankeschöns: eins an den Verlag, weil ich das Buch lesen durfte und eins an Marc-Uwe für's Schreiben (und Vortragen) so toller Geschichten).

Veröffentlicht am 09.08.2019

Sagenhaft toll!

Saga 1
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Saga, die Science-Fiction- und Fantasy-Serie von Brian K. Vaughan (Autor) und Fiona Staples (Zeichnerin) ist mir schon vor einiger Zeit ins Auge gestochen, allerdings hat es eine Weile gedauert, bis ich ...

Saga, die Science-Fiction- und Fantasy-Serie von Brian K. Vaughan (Autor) und Fiona Staples (Zeichnerin) ist mir schon vor einiger Zeit ins Auge gestochen, allerdings hat es eine Weile gedauert, bis ich mir den ersten Band dann endlich gekauft habe.
Das bereue ich ein bisschen, denn oh. Mein. Gott.
Ich liebe es!
Tolle Story, wunderschöne Zeichnungen, vielseitige Charaktere... leider hat man es viel zu schnell ausgelesen, von mir aus könnten es noch tausend Seiten sein. ;)

Kurze Inhaltsangabe, wie immer in eigenen Worten (weil ihr die Offizielle ja oben selber nachlesen könnt):
Hazel berichtet uns als Off-Screen-Erzählerin von ihrer Geburt auf dem Planeten Kluft. Ihre Eltern, Alana und Marko, sind zwei Soldaten aus verfeindeten Lagern und hätten sich eigentlich niemals ineinander verlieben dürfen. Nun werden sie von beiden Seiten verfolgt und sind auf der Flucht - mit Baby umso schwieriger.

Meine Meinung:
Ein riesen Plus war für mich die Diversität (die im Mainstream leider oft viel zu kurz kommt).
Verschiedene Rassen und Sexualitäten, dafür keine blöden und veralteten Rollenklischees.

Alle Figuren und Dialoge waren glaubwürdig, interessant und vielschichtig. Ich konnte bisher niemanden als eindeutig gut oder böse einordnen, vielmehr haben alle ihr Päckchen zu tragen und es gibt unterschiedliche moralische Prinzipien und Standpunkte, die man irgendwie verstehen kann - und auch wieder nicht.
Die Story ist von Anfang an fesselnd, ich war sofort mittendrin.

Auch die tollen Zeichnungen treffen voll meinen Geschmack und sind sozusagen noch die Kirsche auf dem Eis.

Fazit:
Wer Vielseitigkeit, ungewöhnliche Charaktere, spannende Storys und generell Fantasy/Science Fiction mag, wird Saga lieben!

Edit: Habe nun alle 6 Bände gelesen, der 7. kommt im April und ist auch schon vorbestellt. Es wurde immer besser und besser, mittlerweile bin ich echt süchtig nach Saga. ;)

Veröffentlicht am 09.08.2019

Fünf Sterne sind nicht genu

Ich, Adrian Mayfield
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Jeder der das Genre mag, weiß, wie schwer es ist tolle LGBT-Literatur zu finden. Es gibt viel Trash und Belangloses und natürlich auch viel Gutes und Nettes.
Was ich jedoch meine, sind Wow-Romane, die ...

Jeder der das Genre mag, weiß, wie schwer es ist tolle LGBT-Literatur zu finden. Es gibt viel Trash und Belangloses und natürlich auch viel Gutes und Nettes.
Was ich jedoch meine, sind Wow-Romane, die einen umhauen. So richtig gutes Zeug, mit genialer und talentierter Schreibe, das man kaum aus der Hand legen kann und welches einem noch lange nachhängt.
Danach muss man leider sehr lange und geduldig suchen. Auf hunderte stumpfsinnige Geschichten kommt, wenn man Glück hat, eine Perle.
Und die Adrian-Mayfield-Trilogie ist genau das: eine dieser selten Perlen.

Ich habe mich dazu entschieden, die Geschichte so zu bewerten, wie man sie lesen sollte: als ein Ganzes. Es könnte also kleinere Spoiler geben.

Während wir Adrian im ersten Band kennenlernen, mit ihm gemeinsam Freundschaften schließen, an seiner sexuellen Erwachung teilhaben und sich der Zweite auf den Versuch einer Beziehung zwischen ihm und Kunstmaler Vincent Farley fokussiert, erleben wir hier, was tiefe Zuneigung anrichten kann.

Floortje Zwigtman beschreibt den schmalen Grad zwischen Liebe und Hass so real und gut, dass man gar nicht anders kann, als mitzuleiden. Man möchte Adrian schütteln und zur Besinnung bringen, während man sich an seine eigenen Teenagertage und die Dummheiten, die man aus Liebe gemacht hat, erinnert.

Vor allem eine bestimmte Sache, die ich in Zeiten des Self-Publishing, der selbsternannten Schreiberlinge und der Rezensionen, die manchmal leider jeglicher Rechtschreibung und Grammatik entbehren, weil manche Menschen keine Lust haben, einfach nochmal drüber zu gucken, so schmerzlich vermisse, sprang mir hier (neben Talent) auf jeder Seite entgegen:

Mühe.

Die Autorin muss wahnsinnig viel Zeit und Mühe in Recherche gesteckt haben, um eine so grandiose und glaubwürdige Geschichte zu schreiben, die nicht nur in einem anderen Land und einer anderen Zeit spielt, sondern auch noch reale Ereignisse mit Fiktion verbindet.

Die Schilderung der Wilde-Prozesse war genauso gelungen, wie die Beschreibung des Mannes selbst und Zwigtmans Version von Bosie hat mir sehr gefallen. Ja, er war der verwöhnte, egoistische Junge, mit dem regelmäßig das Temperament durchging, der viele hässliche Worte sagen konnte und der meinte, ihm müsse die Welt zu Füßen liegen. Aber eben auch ein verzweifelter, trauriger Charakter.

Generell gibt es keine Schwarz-Weiß-Malerei oder Klischees. Bitterböse oder eine reine Unschuldsseele ist hier niemand und das ist etwas, was man heutzutage leider ebenso wenig findet, wie die Fähigkeit der Autorin, Figuren mit jeder Menge Tiefgang und haufenweise Facetten zu entwickeln.

Ein weiteres dickes Plus ist Adies Entwicklung und all die Erkenntnisse, die ihm während seiner schwierigen Zeit kommen.
Ich wollte am liebsten ins Buch springen und den Jungen umarmen, ihm sagen, dass alles gut wird und dass er es sich nicht so schwer machen soll.

Wer nach der ultimativen Liebe mit Happy-End sucht, wird hier nicht fündig (oder doch, nur eben nicht so wie man denkt).
Es gibt nicht "das eine Paar", das zusammenkommt, auseinandergeht, streitet und wieder zusammenkommt - zum Glück, denn meistens mag ich diese Push-and-Pull Spielchen nicht besonders, die viele so zu lieben scheinen.

Hier geht es schlicht und einfach um Adrian Mayfield, der uns in seiner sturen Art als Ich-Erzähler das Herz stielt.
Adie mit all seinen Macken, Ecken und Kanten (aber auch seiner Liebenswürdigkeit), der die Entdeckung macht, dass er sich vielleicht an eine völlig falsche Vorstellung von dem Mann, den er liebte, geklammert hat.
Den die Erkenntnis trifft, dass er mit diesem Mann wahrscheinlich niemals glücklich geworden wäre.
Der in seiner Neigung weder Sünde, noch Ungesundes sieht, sich dazu entschließt, er selbst zu bleiben und dafür belohnt wird. Welch schönere Message könnte man den Leserinnen und Lesern mitgeben?

Bei Vincent lagen meine Gefühle immer irgendwo zwischen Mitleid und Wut. Eigentlich war es mehr Mitleid, vor allem in einer Szene im zweiten Band, in der Adie zu weit geht.
Er zerstört damit das zarte Band zwischen ihm und Vincent und die Konsequenzen daraus waren für mich glaubwürdig, nachvollziehbar und tatsächlich sogar wünschenswert. An dieser Stelle stand ich ganz eindeutig auf Vincents Seite und die Autorin hat es gut hinbekommen, hier nichts zu romantisieren.

Eine meiner Lieblingsfiguren wurde Terry, der meiner Meinung nach ruhig mehr "On-Screen-Zeit" hätte bekommen können. Toller Junge.

Was am Ende aus Adie (und auch Vincent) wurde, hat mich vollends überzeugt: Diese Reihe ist das beste, was ich seit langem gelesen habe.

Fazit: Eine wunderbare Geschichte über einen Jungen, der sich selbst und die Liebe kennenlernt, der Dummheiten und Fehler macht, aber auch daran wächst.
Eine Geschichte über die Zeiten Oscar Wildes, die Scheinheiligkeit und Doppelmoral der Gesellschaft und die absolut irrationale und hirnlose Dummheit von Homophobie (die es ja leider heute noch gibt - in einigen Jahren werden die Menschen hoffentlich auch auf unsere Zeit mit einem Kopfschütteln zurückblicken).
Eine Geschichte, die ich (gemeinsam mit ihrem wundervollen Protagonisten) in mein Herz geschlossen habe, dich ich nie vergessen und wieder lesen werde.
Leider kann ich nur fünf Sterne vergeben, ansonsten würde ich hunderte regnen lassen!