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Veröffentlicht am 29.09.2019

Falsche Erwartungen

Melmoth
2

Melmoth ist ein höchst seltsames Buch. Ich wusste zum Schluss nicht mal mehr, in welche Kindle-Sammlung ich es packen sollte, weil einfach kein Genre so richtig passen wollte.
Einen großen Teil meiner ...

Melmoth ist ein höchst seltsames Buch. Ich wusste zum Schluss nicht mal mehr, in welche Kindle-Sammlung ich es packen sollte, weil einfach kein Genre so richtig passen wollte.
Einen großen Teil meiner eher schlechteren Bewertung schreibe ich mir selbst zu, denn ich hatte etwas ganz anderes erwartet. Pünktlich zum Herbst war mir nämlich nach einer Schauergeschichte mit paranormalen Einschlägen.
Bekommen habe ich allerdings eher eine Charakterstudie.

Die Geschichte beginnt mit Helen, die von ihrem Bekannten Karel eines Abends (und unter ziemlich merkwürdigen Umständen) die Memoiren eines verstorbenen Mannes in die Hand gedrückt bekommt.
Auf den handbeschriebenen Seiten begegnet ihr Melmoth, eine Frau, die dazu verdammt ist auf ewig auf Erden zu wandern und die Menschen zu beobachten. Helen fühlt sich unbehaglich und hat schon bald das Gefühl, verfolgt zu werden.
So weit klingt es ja erstmal spannend und grade die erste Hälfte hatte durchaus ein paar leicht schaurige Szenen - deren Stimmung allerdings durch den Schreibstil immer wieder ausgehebelt wurde.
Und der war generell mein größtes Problem an Melmoth:
Zum einen werden wir als Leserinnen immer wieder direkt angesprochen.

"Sehen Sie hin!"
"Wenn sie jetzt nach links gucken, können sie einen Schatten hinter Helen entdecken."
"Nun sind Sie überrascht, was?"

Das mag ein Stilmittel sein, gefällt mir persönlich aber einfach nicht. Mit solchen Sätzen kann man mich (eine eigentlich sehr leicht erschreck- und gruselbare Person) ruck zuck aus der Szene reißen... und schon ist die ganze schöne Unbehaglichkeit dahin.

Helen wird uns als erster Fixpunkt präsentiert, es geht aber noch um zig weitere Personen. Die lernen wir entweder direkt durch Helen oder in den ellenlangen Manuskripten, Briefen und Aufzeichnungen kennen, die sie liest.
Und hier wurde mir zu viel zusammengeschmissen.
Das aktuelle Prag, die Nazizeit, der Schlaganfall einer Frau, die daraufhin von ihrem Mann verlassen wird (übrigens einer der wenigen realistischen Aspekte der Story, es gibt erschreckende Zahlen dazu, wie häufig Frauen von ihren Männern bei Krankheit oder gar Pflegebedürftigkeit verlassen werden, während das umgekehrt höchst selten der Fall ist), prekäre Lebenssituationen in Mali etc.
Mit Melmoth hat das alles grade ab der zweiten Hälfte nur noch am Rande zu tun - und leider war mir dieses Potpourri an Lebensgeschichten auch noch zu langweilig.
Generell waren mir die Charaktere zu seltsam. Bestimmte Handlungen oder Gespräche konnte ich nicht nachvollziehen.
Ich meine, welche Frau nimmt eine Person, die sie grade auf der Straße kennengelernt hat, mit zu ihrer kranken und um Hilfe bittenden Freundin? Die es vielleicht nicht mal geschafft hat, sich richtig anzuziehen und so nicht gesehen werden möchte?
Aber hier in dieser Geschichte ist das alles kein Problem, denn die vollkommen Fremde ist nicht nur willkommen, sondern wird auch gleich als private Krankenschwester eingestellt.
Die Bindungen bzw. Freundschaften der Frauen haben mir ja eigentlich ganz gut gefallen, aber irgendwie waren alle immer so gemein zueinander. So viele unnötige Spitzen und Sprüche... Ehrlichkeit wird leider nur allzu oft als Entschuldigung für Unhöflichkeit vorgeschoben.

Gleich am Anfang werden wir übrigens mit Helens mysteriöser Vergangenheit gelockt. Sie verweigert sich selbst jeglichen Komfort und kasteit sich, weil sie irgendeine große Schuld auf sich geladen hat. Das wird so aufgebauscht, dass ich da sonst was erwartet habe und die Auflösung war dann... sagen wir mal "unterwältigend".
Das Ende war mir dann echt viel, viiiiieeeel zu weit hergeholt.
Und das sogar für mich, die ja eigentliche eine unrealistische Geistergeschichte erwartet hatte.
Echt schade, ich hatte mich auf das Buch gefreut.

Veröffentlicht am 09.08.2019

Nichts für mich, wie mir scheint

Licht und Schatten
0

Licht und Schatten ist ein langsames Buch, eine Geschichte der leisen Töne.
Das muss nichts schlechtes sein. Ich habe schon einige Bücher dieser Art gelesen, die mich sehr berührt haben.
In diesem Fall ...

Licht und Schatten ist ein langsames Buch, eine Geschichte der leisen Töne.
Das muss nichts schlechtes sein. Ich habe schon einige Bücher dieser Art gelesen, die mich sehr berührt haben.
In diesem Fall habe ich mich aber leider über weite Strecken ziemlich gelangweilt.

Die Story dreht sich um Vida, ein ungewöhnliches Mädchen, das wir von Geburt an und über viele Jahre hinweg begleiten.
Sie ist, wie ihre bei der Geburt gestorbene Mutter und ihre Tanten, etwas ganz Besonderes, ja, sogar die große Hoffnung der Welt.
Ich mochte sie auf einer Seite. Vida ist wild und ungestüm, sie redet viel und laut, ist abenteuerlustig, hat einen riesen Wissensdurst und rauft sich auch ganz gerne mal.
Ich finde, der Autor hat hier einen super Job gemacht und das Mädchensein gut eingefangen. So habe ich meine Kindheit, meine Freundinnen und mich selbst in Erinnerung.
Die Schattenseite dieser tollen Charakterisierung ist jedoch, dass sie einmal mehr in Abgrenzung zu anderen Mädchen passiert: die sitzen nämlich den ganzen Tag in schicken Kleidern da, flechten sich Zöpfe und würden niemals auf einen Baum klettern.
Vida - für mich ein völlig normales Kind - gilt als einzigartig und merkwürdig, weil sie ist wie sie ist. Ich hatte Schwierigkeiten, mich damit abzufinden.
Wir verweilen über viele, viele Seiten hinweg in ihrer Kindheit. Viel Aufregendes passiert da eigentlich nicht und gewisse Dinge wiederholen sich auch irgendwann (Vida zieht zum hundertsten mal los und sucht irgendwas/hört Stimmen/quatscht kryptisches Zeug mit den Tanten).
Als es dann endlich loszugehen scheint und sich die Geschichte ein wenig zuspitzt, fällt die Spannung gleich wieder in sich zusammen und es geht gewohnt träge weiter.

Das Buch ist genremäßig für mich recht schwierig einzuordnen. Man könnte sagen, es ist zu einem gewissen Teil historisch und auch irgendwie Fantasy, aber eigentlich doch eher Märchen, denn von diesen scheint der Autor sehr stark beeinflusst worden zu sein.
Allen voran Dornrößchen: Vida muss versteckt werden, damit das Böse (eine Art Malefiz) sie nicht findet, sie wird zum Teil von drei ihrer Tanten aufgezogen und einen langen Schlaf gibt es später auch noch.
Einflüsse aus russischen bzw. slawischen Märchen/Sagen/Aberglaube sind auch enthalten.
Das ist anfangs interessant, was mir an dieser Welt aber gefehlt hat, ist der rote Faden, sind die Regeln.
So können beispielsweise Tiere manchmal sprechen, aber meistens nicht. Die komplette Welt biegt sich für den Plot, alles passiert so, wie es eben grade gebraucht wird und vor allem so, wie Vida es grade braucht.
Denn sie ist die typische Mary Sue: Sie tut nur wenig und trotzdem passiert alles, wie es soll.
Es gibt keine Situation, die mal verzwickt erscheint, bei der sie sich anstrengen muss und bei der ich als Leserin aufgeregt dasitze und denke "wie kommt sie da nur wieder raus?"
Es gibt auch keine wirklich dichte Story. Nicht ein mal habe ich mich gefragt, wie das wohl ausgeht und ob Vida xy schafft. Denn es gibt kein xy. Sie soll zwar eine Bestimmung haben, aber was das genau ist, wissen wir über den Großteil des Buches nicht.
Was es dafür gibt, sind unzählige Zeitsprünge und vieles wird einfach so im Bündel abgehandelt, nach dem Motto: "In den nächsten Wochen machten sie dann dies und das und einen Monat lang noch jenes". So erstreckt sich die Gesichte über Jahre, die für mich zäh wie Kaugummi waren, während ich mich gleichzeitig danach gesehnt habe, mal im Moment verweilen zu können, ohne das der Autor gleich wieder einen Sprung macht (Essenziell für "Leise-Töne-Stories": man muss gerne im Jetzt der Geschichte stecken und die Zeit dort genießen können).
Ein bisschen Paradox, aber so hat es sich für mich eben angefühlt.

Ebenfalls ein Problem hatte ich mit der schwarz-weiß Vorstellung von gut und böse. Mir ist klar, dass das beabsichtigt ist und das der Titel sehr schön dazu passt. Mir war das aber alles zu unoriginell.
Vor allem, wie das Böse entstanden sein soll, hat mich nur mit einem Stirnrunzeln zurückgelassen. Die Kurzform:
Vidas Mutter - wie ihre Schwestern eine Art Göttin ("Mütter" genannt) - verliebt sich in einen normalen Mann. Eine dieser Schwestern neidet ihr das und will ihn für sich (zur Erinnerung, wir reden hier von einem ganz regulären, unschnieken Mann und es gäbe Millionen andere, die sie hätte haben können, aber nein, es muss der sein).
Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keine schlechten Emotionen auf der Welt, keinen Krieg, kein Leid, keine Angst, nüscht. Alles Friede, Freude, Eierkuchen.
Damit ist nun aber Schluss, denn die Eifersucht entsteht... und danach auch alles andere, was schlecht ist.
Ich finde es immer hochinteressant, dass die weibliche Eifersucht in Geschichten meist so heimtückisch und zerstörerisch dargestellt wird. Wenn man sich die Realität mal anguckt, ist die männliche Eifersucht (und das dazugehörige Besitzdenken) ja eigentlich das größere Problem. Immerhin müssen allzu oft Frauen ihr Leben deswegen lassen.
Die Emotionen im Buch haben eine physische Gestalt und die Eifersucht wird als Frau mit hochgesteckten Haaren beschrieben, die ein Kleid trägt, das "bis zum Bauchnabel ausgeschnitten ist". Klischee much? Ich stelle sie mir ja eher als Kerl vor, mit stechenden Augen und adretter Frisur, ein "ganz netter Typ eben, der würde doch nie...". Aber das ist halt meine Fantasie. :)

Ich glaube mein größtes Problem war im Endeffekt (neben der oben erwähnten Langeweile), dass mich die Geschichte einfach überhaupt nicht berührt hat. Die Charaktere waren mir egal. Ihre schwülstigen Gespräche auch. Wie es ausgeht auch - und das ist nie ein gutes Zeichen.
Zum Schluss noch Ehre, wem Ehre gebührt: Das Buch ist insgesamt wirklich gut geschrieben. Der Autor kann das und deshalb habe ich es vermutlich auch zu Ende gelesen.
Alles andere ist eben wieder subjektiv und mein persönlicher Leseeindruck.

Veröffentlicht am 09.08.2019

Subjektive Meinung - wie immer

In Love with Adam
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Ach, wie schade.
Ich hatte meine Hoffnungen auf diese Geschichte gesetzt und mich sehr über das Rezensionsexemplar gefreut (danke an den Verlag!), aber entgegen der Bewertungen, die ich im Vorfeld schon ...

Ach, wie schade.
Ich hatte meine Hoffnungen auf diese Geschichte gesetzt und mich sehr über das Rezensionsexemplar gefreut (danke an den Verlag!), aber entgegen der Bewertungen, die ich im Vorfeld schon ein bisschen durchgestöbert hatte, ist diese Geschichte leider nichts Besonderes, sondern genau das, was man hinter dem Cover eben vermutet: eine total typische High-School-Romanze, bei der so richtig ordentlich tief in die Klischeekiste gegriffen wurde.

Alle Charaktere waren für mich eindimensionale Stereotype.
Wir haben die offenbar aus den 50ern stammende Mutter, die in Blümchenschürze das Essen bereithält, dem hart arbeitenden Dad an der Tür die Jacke abnimmt, total gefühlsduselig ist und bei jedem Pups feuchte Augen bekommt.

Wir haben lauter ältere Herren, die den Protagonisten mögen und ihm mit Rat oder Sprüchen zur Seite stehen: der Opa, der Verkäufer im Zooladen, der Lehrer - der übrigens an einer Stelle über die anderen Schüler sagt, sie wären "intellektuell obdachlos"... ich meine, wie widerlich ist das? Jemand der so über die Menschen denkt, die er unterrichten soll, ist vermutlich kein besonders guter Lehrer.
Mal ganz abgesehen davon, wie das Wort "obdachlos" hier verwendet wurde.

Wir haben die Schul-Zicke Rachel, die ständig "hysterisch keift". Mit diesem Wording hat man Frauen ja schon immer gern den Irrational-Stempel aufgedrückt.

Wir haben den Bully Mason, groß, Sportler und doof wie Brot.

Wir haben den Love-Interest, der sich so aufdringlich benimmt wie im Genre leider üblich und der außerdem in einer Beziehung mit einem Mädchen ist, über das er nicht grade nett spricht. Ihn nervt es, dass es immer um die "heilige Hannah" geht, obwohl er sie ja eher als Schwester sieht. Ja, blöd nur, dass sie davon nichts weiß, weil er (anfangs) nicht den Hintern in der Hose hat, es ihr zu sagen... und trotzdem scheint er deswegen auf irgendeine Art wütend auf sie zu sein, vielleicht, weil er davon ausgeht, dass sie Gedanken lesen kann und nur noch aus Bosheit mit ihm zusammen ist, wer weiß.

Und natürlich haben wir unseren Protagonisten.
Sam ist was ganz besonderes und wirklich vollkommen anders, als alle anderen in seinem Alter. Ganz ehrlich. Und damit wir das nicht vergessen, sagt er uns das immer und immer wieder.
Was ihn so anders macht? Er hat seinen besten Freund bei einem Unfall verloren, liest gerne und hat keine Lust, sich zu betrinken.
So einen hat es in der Geschichte der Menschheit noch nie gegeben!
Spaß beiseite, ich will ja auch gar nicht gemein sein, aber Sam war für mich nur schwer erträglich. Dabei mochte ich ihn ganz zu Anfang noch, denn ich habe eine große Schwäche für zartbesaitete, schüchterne und gefühlvolle Männer und Jungs.
Leider zeigt sich dann aber schnell Sams wahres Gesicht, denn er hält sich definitiv für was Besseres. Er guckt wieder und wieder auf andere runter und steckt sie in winzige Schubladen.
Mal ein kleiner Tipp: Die Tatsache, dass man gerne Bücher liest, macht einen weder besonders noch besser. Und das sage ich als absoluter Bücherwurm. Menschen haben unterschiedliche Hobbies, die alle in Ordnung sind und lesen bereitet nicht allen Freude.

Beim Schreibstil ist noch viel Luft nach oben (das ist der Fluch der Vielleserin, man hat so wahnsinnig viele Vergleichsmöglichkeiten).
Manche Stellen waren langweilig, einiges hölzern und Sam, der uns seine Geschichte in der Ich-Form erzählt, klingt überhaupt nicht wie ein 17jähriger, wenn er sich beispielsweise auf die "Besorgung seines Snacks" konzentriert oder "keinen Bedarf an Gesprächen" hat.
Bei der wörtlichen Rede dachte ich immer wieder, dass so doch keine normale Unterhaltung zwischen Schülern klingt. Es fühlte sich teilweise eher an, als würden zwei Geschäftsmänner einen Text vorlesen.
Hinzu kommt, dass die Tagebucheinträge des Großvaters genauso klingen wie Sam selbst.
Da es sich hier um ein Erstlingswerk handelt, bin ich mir sicher, dass der Autor sich da im Laufe der Zeit noch verbessern wird.

Wer eine klischeehafte High-School-Romanze sucht, in der Themen wie Mobbing und Trauerbewältigung angerissen werden, wird mit diesem Buch sicher zufrieden sein.
Es hat ja bereits viele positive Bewertungen und das ist gut so.
Auch wenn mein persönlicher Geschmack hier nicht getroffen wurde, wünsche ich dem Autor alles Gute und seinen Fans weiterhin schöne Leseerlebnisse mit seinen Geschichten!

Veröffentlicht am 09.08.2019

Leider eine Enttäuschung

Die Gerechte
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Ich war mir so sicher, dass ich The Kind Worth Killing mögen würde. Der Anfang war auch noch ganz okay, vor allem Lilys Perspektive, allerdings schlug meine Freude schnell in Irritation und dann in Enttäuschung ...

Ich war mir so sicher, dass ich The Kind Worth Killing mögen würde. Der Anfang war auch noch ganz okay, vor allem Lilys Perspektive, allerdings schlug meine Freude schnell in Irritation und dann in Enttäuschung um.

Ich zähle einfach mal auf, was mich gestört hat:

1. Die endlosen Beschreibungen der Frauen und ihrer Körper. Während man von der Optik der Männer recht wenig erfährt, holt der Autor hier ganz schön aus: Die Größe der Brüste, wie dick die Lippen und wie einladend die Hüften sind, wie lang die Haare und schön die Augen... und dann gibt's da natürlich die genaue Beschreibung des Outfits.
Teds Perspektive war hier besonders schlimm, ich konnte es kaum ertragen.

2. Die Relativierung von mindestens fragwürdigem Verhalten und das Reproduzieren sexistischer Klischees.
Hierbei denke ich vor allem an das erste Treffen zwischen Lily und Ted und seine Gedanken, als er sie betrachtet. Er sieht in ihr praktisch ein Objekt und sagt auch ganz offen, dass Männer (im Allgemeinen, sind ja alle gleich) sofort "schreckliche" Dinge denken, wenn sie sie sehen, dass sie zu "Monstern" werden. Er meint so schreckliche, monströse Dinge, dass er sie nicht aussprechen kann. Lily nimmt das so hin, flirtet sogar mit ihm, weil sie ja ein Ziel hat.
Weiter behauptet Ted, Männer stellen sich öfter die Frauen, mit denen sie zutun haben nackt vor. Oder wie sie mit ihnen Sex haben. Und fragt, ob Frauen das auch tun (JA, verdammt!), woraufhin Lily antwortet, dass Frauen sich nur fragen, ob der Mann sich grade Sex mit ihnen vorstellt (nö).
Außerdem scheint Swanson eine kleine Obsession mit Nippeln zu haben.

3. Das Körpershaming.
Denn Ted sieht die Frauen natürlich nicht nur als wunderschöne Bettgefährtinnen, nein nein. Nachdem er mitbekommt, dass seine Frau ihn betrügt, stellt er fest, dass ihre Schönheit nicht gut altern wird. Ihre tollen Formen werden hängen, ihr Gesicht wird zu rund. Und das macht sie dann wertlos.

4. (SPOILER!!!) Die Motive. (SPOILER!!!)
Ted möchte Miranda tot sehen, weil die ihn betrogen und somit in seiner Männlichkeit verletzt hat.
Lily möchte Miranda tot sehen, weil diese ihr damals einen Typen weggeschnappt hat.
Miranda möchte Ted tot sehen, weil sie eh nur an sein Geld wollte, es allerdings nicht mehr schafft, mit ihm zusammen zu sein.
Das war mir alles zu flach, offensichtlich und blöd.
(SPOILER ENDE!!!)

Immerhin, Ehre, wem Ehre gebührt: Es ist nicht schlecht geschrieben. Man kommt ganz gut und flüssig durch, Bilder im Kopf erscheinen auch mühelos (leider, wie man wegen mancher Stellen sagen muss).
Ich finde, es wurde eine Menge potenzial verschwendet. Statt stumpfer Klischees hätte man hier sicher ganz tolle komplexe Frauen entwickeln und die Story mit weniger offensichtlichen Wendungen und Motiven spannend machen können.

Veröffentlicht am 09.08.2019

Falsche Erwartungen

Karma Girl
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Ich bin mit völlig falschen Erwartungen an Karma Girl herangegangen. Aus irgendeinem Grund nahm ich an, dass es sich hierbei um eine leicht nerdige Superheldenhommage, mit toller und tougher Hauptfigur ...

Ich bin mit völlig falschen Erwartungen an Karma Girl herangegangen. Aus irgendeinem Grund nahm ich an, dass es sich hierbei um eine leicht nerdige Superheldenhommage, mit toller und tougher Hauptfigur handelt - in Wirklichkeit ist es aber nichts anderes als drittklassige Chick-Lit.
Ich glaube, das tolle Cover ist Schuld, denn das spricht mich wirklich total an. Hätte ich vor dem Kauf einen Blick auf das englische Original geworfen, dann hätte ich mir denken können, worum es hier wirklich geht... da ist das Cover zwar trashig, aber immerhin ehrlich.

Karma Girl beginnt schon einigermaßen absurd: Die genretypisch manisch-unsympathische Protagonistin Carmen erwischt ihren Liebsten am Hochzeitstag mit ihrer besten Freundin und findet nebenbei noch heraus, dass die beiden Superheld und Superschurkin sind.
Als Journalistin sitzt Carmen für ihre grausame Rache an der richtigen Quelle: Sie outet die beiden - und von da an alle anderen Superhelden und -schurken, deren Identitäten sie aufdecken kann. Zumindest bis zu dem Tag, an dem ein von ihr bloßgestellter Held Selbstmord begeht.
Carmen wird vom "Superstar" zur in Selbstmitleid badenden Looserin, die dann auch noch vom Superschurken-Trio entführt und gezwungen wird, die anderen Helden der Gruppe des Toten zu entblößen.
Von da an geht es eigentlich nur noch um Striker - den Helden schlechthin - und wie heiß Carmen ihn doch findet.

Was die Charaktere angeht: Sie waren alle unglaublich albern und überzeichnet.
Carmen stammt anscheinend direkt aus dem Chick-Lit-Regelbuch für nervige Protagonistinnen.
Sie übertreibt einfach alles: Sie macht keine Tüte auf, sie reißt sie auf. Sie betritt keinen Raum, sie stürmt herein. Sie geht über keine Straße, sie rast. Sie trägt kein Make-Up auf, sie klatscht es sich in Gesicht. (Steht alles wirklich so im Buch und zwar immer (!), sie macht absolut nichts normal)
Sie hat keinerlei Hobbies oder Interessen und besitzt weder Charakter noch Tiefgang. Im ersten Teil ist ihre einzige Motivation Rache, danach wird sie zu einem sabbernden Hormonbündel, das nur noch Striker im Kopf hat.
Apropos: Striker ist eine Art perfekte Mischung aus allen möglichen Superhelden... dabei immer sexy und düster - und natürlich total vernarrt in Carmen. Wer hinter der Maske steckt, ist wirklich nicht schwer zu erraten. Das gilt übrigens auch für alle anderen.

Sämtliche Nebenfiguren bleiben übertriebene und trotzdem blasse Klischees.
Überhaupt ist Karma Girl ein einziges Klischeefest und nun könnte man sagen, dass das doch von Jennifer Estep so beabsichtigt ist und humorvoll sein soll. Mag sein, aber auf mich wirkt es eher wie Mangel an Kreativität.
Ich vergebe den zweiten Stern nur deshalb, weil ich wie Anfangs erwähnt ganz andere Erwartungen hatte und nicht zu unfair sein möchte.