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Veröffentlicht am 15.09.2016

Überzeugt mit seiner bedrückenden Atmosphäre

Eisige Schwestern
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Sarah und Angus Moorcroft und ihre Zwillinge Kirstie und Lydia wurden jahrelang von ihrem Umfeld als perfekte Familie wahrgenommen, die sich ein Leben der oberen Mittelklasse mitten in London leisten konnten. ...

Sarah und Angus Moorcroft und ihre Zwillinge Kirstie und Lydia wurden jahrelang von ihrem Umfeld als perfekte Familie wahrgenommen, die sich ein Leben der oberen Mittelklasse mitten in London leisten konnten. Doch als die Zwillinge sechs Jahre alt sind, stirbt Lydia bei einem Unfall. Ein Jahr später beschließen Sarah und Angus, mit ihrer überlebenden Tochter auf einer kleinen Insel vor der schottischen Küste ganz neu anzufangen. Doch Kirstie besteht plötzlich darauf, eigentlich Lydia zu sein. Können Sarah und Angus herausfinden, welche Tochter überlebt hat? Und wird der Umzug ihnen zu einem erfolgreichen Neuanfang verhelfen?

Von der ersten Seite an hat mich die bedrückende Atmosphäre des Buches gefangen genommen. Der Leser erfährt gleich, dass Sarah und Angus vor einem Umzug stehen und ihre aktuelle Situation alles andere als einfach ist. Ein Unfall und Geldsorgen werden angedeutet und man spürte, dass der anstehende Umzug bei beiden mit Hoffnungen verbunden ist. Ich freute mich darauf, tiefer in die Familiendynamik einzutauchen und zu verstehen, was in jedem der drei Familienmitglieder vorgeht.

Noch bevor die Familie umzieht behauptet Kirstie erstmals, Lydia zu sein. Mit ihrer Behauptung erhöht sich schlagartig die Spannung und auch die Anspannung. Wie können ihre Eltern herausfinden, ob sie die Wahrheit sagt? Warum kommt es ausgerechnet jetzt zu ihrem Geständnis – oder ihrer Lüge? Vor allem ihre Mutter macht sich an das Sammeln von Beweisen. Hat vielleicht doch ihr Lieblingszwilling Lydia überlebt? Ein bisschen gewundert habe ich mich schon, dass es sich so gar kein Nachweis finden lässt, um die Identität zu klären. Selbst wenn sie sich wirklich so unglaublich ähnlich gesehen haben hat sich doch sicherlich in fünf Lebensjahren mal ein Zwilling eine Narbe zugezogen? Aber gut, dann hätte die Geschichte einfach nicht funktioniert.

Die Geschichte lässt den Leser immer tiefer in die Psyche der Familienmitglieder blicken. Die meisten Kapitel sind aus der Sicht von Sarah geschrieben. Sie kämpft darum, ihr eigenes Gleichgewicht wiederzufinden und will gleichzeitig ihrer Tochter helfen, ohne ihre Schwester und an einem neuen Wohnort zurechtzukommen. Doch immer wieder fragte ich mich, ob Sarahs Handeln das Leiden des Zwillings nicht noch verstärkt. Handelt sie wirklich zu dessen Wohl? So manche Szene hat mich hier schockieren und traurig stimmen können. Einige Kapitel sind auch aus der Sicht von Angus geschrieben, aus dem ich einfach nicht schlau geworden bin. Seine Motivation konnte ich in vielen Fällen nicht nachvollziehen. Er schwankt zwischen Hilflosigkeit und Wut und ihm gelingt es nicht, konsequent zu handeln.

Während der Lektüre setzte ich mich stark damit auseinander, was die einzelnen Familienmitglieder antreibt und umtreibt. Die bedrohliche Atmosphäre ließ mich weiterlesen, weil ich wissen wollte, was nun hinter all diesen Ereignissen steckt. Dabei ist die Handlung sehr ruhig, für mich ein bisschen zu ruhig. Mit der Auflösung habe ich nicht gerechnet, doch mit dem Wissen, das man als Leser bis zu diesem Moment gesammelt hat, war sie nachvollziehbar und stellt einen gelungener Abschluss dar.

„Eisige Schwestern“ ist ein psychologisches Familiendrama, das vor allem durch seine atmosphärische Gestaltung überzeugt. In ruhigen Tönen erzählt es von der Ungewissheit der Eltern, welcher ihrer beiden Zwillinge überlebt hat sowie dem verzweifelten Versuch, in einem gänzlich neuen Umfeld Fuß zu fassen. Ich empfehle das an Leser weiter, die sich für die menschliche Psyche und deren Abgründe interessieren, die in jedem Menschen stecken könnten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Endlich spielt die Magie in Throne of Glass eine größere Rolle

Throne of Glass – Erbin des Feuers
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Celaena Sardothien wurde vom König Ardalans nach Wendlyn geschickt mit dem Auftrag, dort den König samt Erben zu ermorden. Doch daran denkt Celaena nach ihrer Ankunft nicht im Traum. Sie will ihre Reise ...

Celaena Sardothien wurde vom König Ardalans nach Wendlyn geschickt mit dem Auftrag, dort den König samt Erben zu ermorden. Doch daran denkt Celaena nach ihrer Ankunft nicht im Traum. Sie will ihre Reise stattdessen nutzen, um mehr über die Macht des Königs und die Wyrdschlüssel herauszufinden. Celaena hofft, dass ihr hier die mächtige Fae-Königin Maeve weiterhelfen kann. Doch diese will, dass Celaena ihre Fähigkeiten als Halb-Fae trainiert, bevor sie Auskunft gibt. Welche Kräfte schlummern wirklich in ihr?

In Ardalan versucht Chaol unterdessen einen Weg zu finden, um Celaena und Dorian zu unterstützen. Dabei findet er unverhofft Verbündete und kommt allmählich einem der größten Geheimnisse des Königs auf die Spur. Unterdessen braut sich in der Feriansschlucht etwas zusammen: Die grausamen Hexen Ardalans sollen sich mit vom König gezüchteten Wesen wieder in die Lüfte erheben.

Nach einem grandiosen zweiten Teil der „Throne of Glass“-Reihe habe ich mich riesig auf den nächsten Teil gefreut. Nach anderthalb Jahren des Wartens ging es für mich nun endlich weiter. Leider werden die Bücher nun nur noch als Taschenbücher mit neuem, ans englische Original angelehntem Cover verlegt und passen damit nicht mehr zu meinen Hardcover-Ausgaben. Aber immerhin geht es überhaupt weiter. Voller Vorfreude begab ich mich also zwischen die Seiten und betrat an der Seite Celaenas zum ersten Mal den Boden von Wendlyn.

Auf das Wendlyn der Menschen erhascht man nur einen kurzen Blick, bevor Celaena von einem Boten Maeves abgeholt wird und sich mit ihm in die Berge begibt. In einer Festung der Halb-Fae soll sie ihre Fähigkeiten trainieren. Hier lernt man als Leser eine ganz neue Seite an Celaena kennen. Bislang spielten magische Fähigkeiten in der Reihe eine nur untergeordnete Rolle, da sie in Ardalan nicht mehr gewirkt werden kann. Doch das gilt nicht für Wendlyn, und so erlebt man als Leser nun frei gewirkte Magie.

Der Leser begleitet Celaena dabei, ihre eigenen magischen Fähigkeiten kennen und kontrollieren zu lernen. Das bringt Celaena auch dazu, sich stärker mit ihrer eigentlichen Identität auseinanderzusetzen, die sie jahrelang in sich begraben hat. Ich ging mit ihr durch Höhen und Tiefen und konnte ihren Frust, ihre Skepsis und ihr Zögern gut nachvollziehen. Ich habe mit ihr gelitten, als sie erlaubt, dass immer mehr ihrer Erinnerungen zurück an die Oberfläche drängen und mich gefreut als sie endlich beweisen kann, welche ungeahnte Kraft in ihr steckt. Sie und ihr Trainer sind wortwörtlich wie Feuer und Wind und die sarkastischen Auseinandersetzungen der beiden sorgen immer wieder für unterhaltsame Momente.

Die Beschreibungen von Celaenas Zeit in der Festung der Halb-Fae haben mir in diesem Buch am Besten gefallen, auch wenn die Schilderungen recht ausführlich waren und es im Mittelteil ein paar Längen gab. Doch auch in Ardalan passiert in der Zwischenzeit so einiges. In Rifthold kämpfen Chaol und Dorian sich durch ein dichtes Netz aus Intrigen. Chaol setzt alles daran, um Geheimnissen auf die Spur zu kommen und macht wichtige Entdeckungen, welche sich sicherlich noch als hilfreich erweisen werden.

Als neuer Charakter wird die böse Ironteeth-Hexe Manon in die Geschichte eingeführt, aus deren Sicht man erfährt, was in der Feriansschlucht vor sich geht. Hier ist es der Autorin gelungen, mir die eigentlich verabscheuenswürdige Gestalt, die sich am liebsten von Menschen ernährt, näher zu bringen, sodass ich schließlich mit ihr um ein Gelingen ihrer Pläne gefiebert habe.

Der dritte Teil der Reihe beschäftigt sich stärker mit Magie als seine Vorgänger. Gleichzeitig bewegt sich etwas in Ardalan. Rebellen bringen sich in Position, während der König alles daran setzt, seine Macht weiter zu stärken. Durch die drei verschiedenen Handlungsorte – Wendlyn, Rifthold und die Feriansschlucht – erhält man als Leser einen guten Überblick über das Geschehen. Die Autorin legt besonderen Wert darauf, die persönliche Entwicklung der Charaktere ausführlich zu beschreiebn. Für mich hätten die ersten beiden Buchdrittel noch straffer und temporeicher sein dürfen. Insgesamt hat mich die Reihe erneut begeistern können und die Entwicklungen der letzten Seiten haben mich mehr als neugierig auf den vierten Teil gemacht. Für Fans der Reihe ist es Pflicht, auch diesen dritten Teil zu lesen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Warum ist Jos Vater wirklich gestorben?

Straße der Schatten
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New York, 1890: Josephine Montfort stammt aus einer wohlhabenden Familie. Gemeinsam mit anderen vornehmen Töchtern besucht sie ein Pensionat und soll sich bald mit dem begehrten Junggesellen Bram verloben. ...

New York, 1890: Josephine Montfort stammt aus einer wohlhabenden Familie. Gemeinsam mit anderen vornehmen Töchtern besucht sie ein Pensionat und soll sich bald mit dem begehrten Junggesellen Bram verloben. Doch Jos eigentlicher Traum ist es, journalistisch tätig zu sein, Enthüllungsberichte zu schreiben und sie zu veröffentlichen. Ihr Leben wird erschüttert, als ihr Vater durch einen tragischen Unfall stirbt. Doch kurz darauf erfährt Jo zufällig, dass es vermutlich gar kein Unfall war, sondern Selbstmord oder gar Mord. Gemeinsam mit dem jungen Journalisten Eddie will Jo die Hintergründe aufklären. Dabei gerät sie bald in ein Geflecht aus Intrigen und Geheimnissen und bringt sich selbst in Gefahr…

Die Protagonistin Jo lernt der Leser in einem kurzen Prolog kennen, in welchem sie sich gerade an die Aufgabe machen will, einen Toten aus seinem Grab auszubuddeln. Wie ist Jo in diese Situation gekommen? Wessen Grab ist es? Wer sind die Männer, die bei ihr sind? Mit diesen Fragen im Gepäck sprang ich zwei Monate in die Vergangenheit und traf Jo in einer völlig anderen Umgebung wieder: In einem Pensionat für wohlhabende Töchter New Yorks. Dort versucht sie gerade, ihre Geschichte über die Ausbeutung junger Arbeiterinnen in einer Textilfabril in der Zeitschrift des Pensionats zu veröffentlichen, ihre erster Artikel, bei dem sie wie eine Reporterin heimlich Interviews geführt hat.

Schnell merkte man, dass Jo sich mit ihrer Freiheitsliebe in ihrem Leben eingesperrt fühlt, denn ihre journalistischen Bestrebungen werden nicht gern gesehen. Mit der Nachricht vom Tod ihres Vaters und den Gerüchten rund um eine mögliche Ermordung geraden die Dinge dann schnell ins Rollen. Gemeinsam mit dem Reporter Eddie stellt sie Nachforschungen an. Die beiden kommen aus zwei völlig verschiedenen Welten. Während Jo wohlbehütet aufgewachsen ist und bis dato nicht einmal wusste, was eine Prostituierte ist, hatte Eddie eine Kindheit unter schwierigen Bedingungen. Eddie mochte ich auf Anhieb sehr, er ist schlau, gewitzt, etwas vorlaut und stets bemüht, Jo zu beschützen. Mit Jo hatte ich leider so meine Probleme. Im einen Moment verhält sie sich gerissen und mutig, dann aber wieder schrecklich naiv, was für mich nicht so ganz passte.

Das Buch versucht vor allem, den Kontrast zwischen Jos wohlbehütetem Upper Class-Leben und ihren Abenteuern, die sie durch die gemeinsamen Nachforschungen mit Eddie in Downtown erlebt, herauszustellen. Letzteres ist für Jo eine komplett neue Welt, deren Spielregeln sie erst lernen muss. So manche Situation wäre für sie böse ausgegangen, wenn sie nicht durch Zufälle immer wieder gerettet wird. Im Gegensatz dazu steht Jos Teilnahme an Familienfeiern und Treffen mit ihren Freundinnen, in denen über ihre anstehende Verlobung und Belanglosigkeiten geredet wird. Gut konnte ich verstehen, dass sie diesen Veranstaltungen gerne entflieht und sich einfach nicht damit abfinden möchte, dass ihr ganzes Leben so verlaufen wird. Die Kapitel über Jos vornehmes Leben zogen sich für mich allerdings zunehmend in die Länge.

Jos und Eddies Ermittlungen bestehen aus Befragungen, Nachforschungen an Schauplätzen und sogar Besuchen im Leichenschauhaus. Die beiden müssen bald feststellen, dass sie mit ihren Nachforschungen in ein Wespennest gestochen haben und bald selbst Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Trotz der Abenteuer der beiden bleibt das Tempo der Geschichte durch die Einschübe über Jos langweiliges Leben am Tage ruhig. Erst zum Ende hin nimmt die Geschichte wirklich an Tempo auf und konnte mich mitreißen. Die ganze Geschichte funktioniert allerdings nur aufgrund von zahlreichen großen Zufällen, sodass es für mich irgendwann nicht mehr glaubhaft war. Immerhin wurde ich mit einem Ende entschädigt, das ich für gelungen halte.

„Strasse der Schatten“ erzählt von der vornehmen New Yorker Tochter Jo, die durch Nachforschungen zum Tod ihres Vaters zum ersten Mal das Leben Downtown kennen lernt und in ein Netz aus Intrigen gerät. Während der Reporter Eddie meine Lieblingsfigur des Buches war, wirkte Jo auf mich etwas zu naiv. Auch wenn die Geschichte nur aufgrund von Zufällen funktioniert, hat mir der Kontrast zwischen den beiden Welten, in denen Jo sich bewegt, faszinieren können. Wenn ihr Lust auf eine Reise ins historische New York mit seinen glänzenden und seinen düsteren Seiten habt, dann ist „Strasse der Schatten“ das richtige Buch für Euch!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gelungener, amüsant-absurder Weihnachtsroman

Alle unter eine Tanne
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Elli und Robert sind seit drei Jahren geschieden und leben inzwischen mit neuen Partnern zusammen. Doch jedes Jahr zu Weihnachten spielen sie ihren drei erwachsenen Kindern heile Welt vor und geben das ...

Elli und Robert sind seit drei Jahren geschieden und leben inzwischen mit neuen Partnern zusammen. Doch jedes Jahr zu Weihnachten spielen sie ihren drei erwachsenen Kindern heile Welt vor und geben das glückliche Ehepaar. Damit soll endlich Schluss sein findet Roberts Freundin Chrissi. Sie kommt unverhofft zum Fest und fordert eine Aufklärung der Verhältnisse. Wie werden die Kinder auf die Enthüllung reagieren? Elli und Robert ahnen nicht, dass auch diese allesamt ein Geheimnis im Gepäck haben..

Nachdem ich schon letztes Jahr auf das Buch aufmerksam geworden bin, habe ich dieses Jahr auf der Suche nach einer Lektüre für die Weihnachtszeit zu diesem Buch gegriffen. Das Ausgangsszenario des Buches ist an sich schon herrlich amüsant und absurd, sodass ich neugierig war, wie sich das ganze entwickeln wird und wann die Bombe platzt.

Der ganze Roman beschreibt den Heiligabend aus der Sicht der unterschiedlichen Familienmitglieder. Das Fest und die Ereignisse werden so aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln geschildert und ich konnte besser verstehen, was in den Köpfen der einzelnen Personen, die sich bewusst stereotyp verhalten, vorgeht. Dabei wird häufiger kurz in die Vergangenheit geblickt, sodass man die Hintergründe noch besser verstehen konnte. Gelegentlich zogen sich die Gedankeneinblicke allerdings in die Länge, hier hätte ich mir etwas mehr Tempo gewünscht.

Die Geschichte zieht seine Spannung aus der Tatsache, dass man als Leser brennend darauf wartet, dass die erste Bombe platzt. Doch auch der Weg dahin ist sehr amüsant, es wird abgewogen, taktiert und diskutiert. Mit dem Fortschreiten des Abends neigen die Personen zu den gewagtesten und verrücktesten Schachzügen, um den Familienfrieden zu sichern. Dass das nicht auf ewig gutgehen kann, ist klar. Nachdem das erste Geheimnis enthüllt wurde, erlaubt das Buch kein Verschnaufen mehr, sondern ließ mich bis zum gelungenen Ende weiterlesen. Diesen amüsant-absurden Weihnachtsroman kann ich nur weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine ungewöhnliche Schnitzeljagd

Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid
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Die siebenjährige Elsa hat nur eine Freundin: Ihre siebenundsiebzigjährige Oma. Zusammen mit ihr unternimmt sie die verrücktesten Dinge und träumt sich ins Land-Fast-Noch-Wach mit seinen sechs Königreichen, ...

Die siebenjährige Elsa hat nur eine Freundin: Ihre siebenundsiebzigjährige Oma. Zusammen mit ihr unternimmt sie die verrücktesten Dinge und träumt sich ins Land-Fast-Noch-Wach mit seinen sechs Königreichen, über die Oma so manches Märchen zu erzählen hat. Egal was passiert, Oma ist immer auf Elsas Seite. Doch eines Tages kehrt Oma nicht aus dem Land-Fast-Noch-Wach zurück. Sie hat Elsa allerdings eine ganz besondere Schatzsuche hinterlassen. Diese beginnt mit einem Brief, den sie übergeben soll. Doch wohin wird sie Elsa führen?

Zu Beginn des Buches lernt man Elsa und ihre Oma als unzertrennliches Gespann kennen. Weil Elsa in der Schule mal wieder von Mitschülern geärgert wurde, ist ihre Oma mit ihr in den Tierpark eingebrochen. Solche Aktionen sind für Elsas Oma nicht ungewöhnlich, immer wieder nimmt sie es mit den Regeln nicht so genau und tut alles, um Elsa aufzumuntern. Auch das Land-Fast-Noch-Wach, in das die beiden sich täglich gemeinsam träumen, lernt man gleich kennen. Als Elsas Oma nach wenigen Seiten stirbt, konnte ich deshalb sehr gut nachvollziehen, wie schwer Elsa dieser Verlust trifft. Ihre einzige Freundin, ihre einzige Verbündete soll nicht mehr da sein – und jetzt?

Die Schatzsuche ist der rote Faden des Buches, mit dem Elsas Oma auch aus dem Jenseits weiterhin in die Geschichte eingreift. Dennoch bleibt die Suche an sich eher im Hintergrund. Im Vordergrund der Handlung steht vielmehr das Leben in dem Haus, in dem Elsa lebt und in dem auch ihre Oma eine Wohnung hatte. Hier wohnen die verschiedensten Personen, die Elsa mehr oder weniger gut kennt. Da ist zum Beispiel die immer nörgelnde Britt-Marie, die Frau im schwarzen Rock, der Junge mit dem Syndrom und das Monster, über das niemand spricht. Immer wieder wird das alltägliche Leben im Haus beschrieben, doch allmählich wird klar, dass es hier auch so manches Geheimnis gibt, das Elsa noch nicht kennt.

Die Protagonistin Elsa habe ich schnell ins Herz geschlossen. Sie ist ein äußerst aufgewecktes Mädchen und weiß über viele Erwachsenendinge dank Oma und Google bereits Bescheid. Bisweilen wirkt Elsa altklug, doch meist fand ich es sehr amüsant, sie in der Rolle der kleinen Besserwisserin Erwachsene belehren zu sehen. Gleichzeitig kombiniert sie für ihr Alter äußerst geschickt und vergleicht gern alles mit Harry Potter, X-Men und Star Wars. In der Schule wird sie wegen ihres Andersseins hingegen oft geärgert. Doch im Laufe der Geschichte muss sie immer wieder Mut beweisen und entwickelt sich dadurch weiter. Auch die anderen Hausbewohner sind vielschichtig gestaltet. So mancher wirkt auf den ersten Blick klischeehaft, doch lernt man ihn durch Elsas Augen erst einmal besser kennen, begreift man, dass doch mehr in ihm steckt. Und auch Elsas Oma und ihre Geschichte versteht man durch die Erzählungen anderer Personen immer besser.

Zu Beginn des Buches habe ich nicht so ganz verstanden, wohin die Geschichte eigentlich will. Nur sehr langsam kristallisiert sich heraus, welche Richtung hier eingeschlagen wird und wozu uns der Autor den Leser an all den Begebenheiten und Erinnerungen teilhaben lässt. Vieles macht deshalb erst im Nachhinein Sinn. Die Beschreibungen der Märchen und einiger Erlebnisse hätten dennoch an einigen Stellen etwas straffer erzählt werden dürfen. Nach zwei Dritteln des Buches fand ich die Geschichte ganz okay, erst danach nahm meine Begeisterung mit jeder Seite zu bis hin zu einem Ende, das ich absolut gelungen fand.

„Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr Leid“ erzählt die Geschichte der siebenjährigen Elsa, die von ihrer Oma auf eine ungewöhnliche Suche geschickt wird. Worum es im Kern geht, muss man beim Lesen aber selber herausfinden. Ich kann Euch deshalb nur empfehlen, in das Buch einzutauchen und zusammen mit Elsa auf die Suche zu gehen!