Für Fans des Genres
Georgette Heyer steht schon ewig auf meiner To-Read-Liste, vor allem, weil einer meiner besten Freunde (ja, männlich) ein großer Fan ist. Und da er weiß, dass ich Jane Austen mag, liegt er mir seit Ewigkeiten ...
Georgette Heyer steht schon ewig auf meiner To-Read-Liste, vor allem, weil einer meiner besten Freunde (ja, männlich) ein großer Fan ist. Und da er weiß, dass ich Jane Austen mag, liegt er mir seit Ewigkeiten mit Heyer in den Ohren.
Als Skandal im Ballsaal nun also zur Anfrage verfügbar war, musste ich nicht lange überlegen.
Wir haben hier die Geschichte von Sylvester und Phoebe, die auf keinem guten Fuß miteinander starten.
Er such einfach irgendeine Frau, mit der es sich zumindest aushalten lässt, sie möchte nicht mit einem Mann verheiratet werden, den sie nicht ausstehen kann.
Als Sylvester dann zu Besuch kommt und alle davon ausgehen, dass er Phoebe einen Antrag machen wird, rennt diese Kurzerhand davon - wird aber von Syvester eingeholt.
Bei Büchern wie diesen, finde ich die Charaktere an sich meist spannender als die Story.
Es ist so interessant zu lesen, wie eine Frau, die 1902 geboren ist, über Männer, Frauen und Liebe schreibt.
Phoebe ist ein unkonventioneller Wildfang mit eigener Meinung und das ist etwas, das (zumindest für uns Lesende) als sympathisch gilt.
Es werden trotzdem bestimmte "weibliche" Attribute von ihr verlangt, während gleichzeitig "Modepüppchen" und "typische dumme Gänse" im Buch ständig abgewertet werden.
Schwierige Zeiten für Frauen, spannende Charakterisierung durch die Autorin.
Sylvester ist auf einer Seite sicher anziehend (zumindest ist er reich und sieht gut aus), aber auch das, was wir heute als Muttersöhnchen bezeichnen würden. Er erinnerte mich manchmal ein bisschen an John Thornton aus North & South.
Ich mochte beide Protas und hatte insgesamt viel Spaß dabei, ihre Gespräche zu verfolgen.
Kritikpunkte habe ich nur zwei eigentlich ganz kleine:
Zum einen sind manche Stellen ein wenig langatmig.
Zum anderen bin ich mit der Übersetzung nicht ganz warm geworden. Der Schreibstil hat mich nicht so richtig angesprochen, die Wortwahl manchmal irritiert und generell hat das alles ein wenig zu der Distanz beigetragen, die in dieser Art Geschichten ja sowieso manchmal ein Problem ist.
Zum Vergleich habe ich Venetia von Heyer, das noch ungelesen und auf englisch auf meinem Kindle lag, ein bisschen quergelesen und bin deshalb auf die Übersetzung als Ursache meiner Probleme gestoßen.
Das Englische hat mich in dem Fall deutlich mehr angesprochen, der Lesefluss war besser. Deshalb bleibe ich für die Zukunft wohl bei der Originalsprache, kann dieses Buch aber dennoch für Fans des Genres empfehlen!