The Belles – Schönheit regiert ist ein etwas über 500 Seiten starkes Jugendbuch, geschrieben von der guten Dhonielle Clayton (Ich habe ihren Vornamen von der Website des Thienemann-Esslinger Verlages kopiert, damit ich ihn nicht 80 mal falsch schreiben muss!)
Angesiedelt für Mädchen (und Jungen) ab 14 Jahren, muss ich dazu beisteuern, dass ich finde, dass diese Alterskategorie perfekt gewählt ist, auch wenn ich bei der ein oder anderen Stelle schon Schlucken musste. Aber einmal langsam.
Worum geht es überhaupt?
Willkommen in Orléans! Ein Land, in dem der Legende nach die Göttin der Schönheit und der Gott des Himmels ein Paar waren, aber die Schönheit den Himmel so verärgert hatte, dass dieser ihre Kinder mit einem Fluch belegte, welcher alle Hässlich machen sollte. Graue, abgemagerte Körper, Haare wie Stroh und blutrote Augen… Mh… Ansehnlich.
Schönheit, welche dies nicht ertragen konnte, schaffte die sogenannten „Belles“. Frauen, welche den Menschen Schönheit verleihen können.
Unsere Protagonistin Camelia ist eine von ihnen. Und sie will nichts sehnlicher, als am Hofe die Favoritin der Königin zu werden um mit ihren magischen Kräften Menschen schön zu machen.
Soweit, so unspektakulär.
Eine Welt, die in ihren groben Zügen sehr an „Das Juwel“ mit einem Hauch von „Die rote Königin“ (schauder) erinnert; eine Protagonistin – natürlich eine der Schönsten des ganzen Landes- mit besonderen Fähigkeiten, wie sie sonst nur wenige haben. Und natürlich Geheimnisse! Was wäre ein Jugendbuch (oder Young Adult, oder Fantasy oder Romantasy oder Bitte hier beliebiges Genre einfügen) ohne Intrigen oder Geheimnisse?
Und nur Camelia kann etwas dagegen tun!
Aber wieso dann meine fünf Sterne?
Wieso vergebe ich bei diesen vermeintlichen Klischees fünf Sterne?
Weil es, für mich, zu einem der wichtigsten Jugendbücher dieses Jahres gehört.
Eingeleitet wird das Buch mit dem Beauté-Carnaval und der Vorstellung von Camelia und ihren Schwestern- der neusten Generation der Belles. Sie werden dem Königshaus vorgeführt und damit in ihre Bestimmungsgebiete geschickt, oder am Hof bleiben dürfen um der Königsfamilie dienen zu können. Damit würden sie zur „Favoritin“ werden, und jede der sechs neuen Belles (Camelia und ihre Schwestern) ist natürlich darauf aus eine Favoritin zu werden!
Wir begleiten Camelia und folgen ihrem Blick durch die Menge.
Und genau hier ist der Knackpunkt!
Während unsere Protagonistin die Menschen beschreibt, beschreibt sie sie als die, die sie sind.
Große Frauen, kleine Frauen, dick oder dünne Frauen, mit heller oder dunkler Haut, mit locken oder glatten Haaren, Männer mit Bärten und runden Bäuchen, mit spitzen Nasen und vollen lieben; Männer und Frauen in allen Farben, Formen und Größen.
Und sie alle verbindet eines: Sie sind schön!
Ich will gar nicht zu viel über das Buch selber erzählen, da es schwierig ist, nicht zu viel zu verraten und einem damit die gesamte Spannung zu nehmen!
Doch ich will etwas über die Message dieses Buches erzählen. Nicht nur, dass es Schönheit als ein allgemein gültiges Gesetzt akzeptiert, dass für jeden Menschen individuell gilt und nicht nur für die, die in Modezeitschriften erwähnt werden, nein!
Dhonielle Clayton wirft mit Themen um sich, die heutzutage in Social Media thematisiert werden müssen und von vielen Menschen heiß diskutiert werden.
Homosexualität und Transgender, das Gefühl, Schön zu sein, auch wenn man nicht die „Modelmaße“ besitzt, seinen eigenen Weg zu gehen oder auch das „Nein“ auch „NEIN!“ heißt…
Dhonielle schafft es, diese Themen auf eine so authentische… sympathische Art und Weise in ihrem Buch unterzubringen, dass sie sie mit der mehr als nur spannenden Geschichte verschmelzen!
Den auch wenn „The Belles“ wie ein 08/15 Roman für jugendliche Mädchen ab 14 Jahren klingt, so war ich doch geflasht von der Geschichte und Camelia als Charakter. Sie trifft einige dumme Entscheidungen innerhalb der Geschichte, dass sei mal so gesagt.
Aber sie ist mir innerhalb der ersten Seiten sehr ans Herz gewachsen. Auch ihre Schwestern, von Ambra, über Padma, Edel, Valeri oder Hana… sie alle habe ich liebgewonnen, dabei kenne ich teilweise nur Auszüge von ihnen. Und dennoch sind sie mir mit ihren Eigenarten so im Kopf geblieben, da Camelia sie alle immer wieder sanft in ihren Alltag mit einfließen lässt.
Menschen, die so lange auf einander gehockt und mit einander gelebt haben, lässt man nicht einfach so gehen und ich liebe es so sehr, wie Dhonielle dafür gesorgt hat, dass kein Charakter, und sei er noch so klein, in Vergessenheit gerät.
Charaktere, von denen ich dachte, ich sehe sie nie wieder, werden zwei Kapitel später doch wichtiger als gedacht. Kleine Details, die man in einem Nebensatz gelesen hat, gewinnen an Gewichtung, bereits wenige Szenen später.
Dhonielle hat ihre Welt so sehr ausgebaut, wie ich es mir bei anderen Büchern gewünscht hätte. Jede Beschreibung, von den Gebäuden, über die Menschen und ihre Kleider bis hin zu ihren Handlungen, sitzt, passt, wackelt und ist einfach Lecker!
Warum Lecker? Weil so ziemlich alles in diesem Buch mit Nachtisch oder Blumen verglichen wird. Ich hätte gerne in das Buch selber gebissen, so einen Hunger habe ich nach wenigen Kapiteln bekommen!
Ich könne Seiten über Seiten über dieses Buch sinnieren!
Und dennoch halte ich mich kurz und lege dieses Buch jedem ans Herz, der sich Gedanken um sein Äußeres macht und/oder gerne ein Jugendbuch lesen möchte, dessen Grundkonzept vielleicht nicht das neuste, ist, dessen Innenleben einen aber vom Lesesessel haut.
Ein großer, wenn auch oberflächlicher Pluspunkt dieses Buches ist in meinen Augen einfach dieses großartige Cover mit dem transparenten Schutzumschlag! Ich verbringe einfach die nächsten Stunden wieder damit, mit dem Cover zu Spielen.
The Belles – Schönheit regiert erscheint, gebunden, im Thieneman Esslinger Verlag und kostet um die 19€ und ist, hoffentlich, der erste Teil einer neuen Jugendbuchreihe!
Von mir bekommt es auf jeden Fall 6/5 Sternen und wir damit zu meinem bisherigen Jahreshighlight!