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Veröffentlicht am 06.12.2019

Poetische Sprache, fade Handlung

Verführung
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Tanja Kinkels Roman "Verführung" spielt im Italien des 18. Jahrhunderts. Die Protagonisten sind zum einen Angiola Calori, eine leidenschaftliche Sängerin, die ihren Weg an die Spitze sucht, und zum anderen ...

Tanja Kinkels Roman "Verführung" spielt im Italien des 18. Jahrhunderts. Die Protagonisten sind zum einen Angiola Calori, eine leidenschaftliche Sängerin, die ihren Weg an die Spitze sucht, und zum anderen Giacomo Casanova, "eine der wenigen nicht religiösen Figuren, deren bloßer Name international den meisten Menschen bekannt ist.“ (Zitat Kinkel). Beide haben große Ziele vor Augen, doch dass die Liebe füreinander diese beiden Verführer einholt, haben sie nicht erwartet.

Der etwas vage Klappentext nimmt nach wenigen Kapiteln Kontur an: Angiola liebt die Musik und das Singen, doch für Frauen gibt es im Kirchenstaat keine Möglichkeit, dies zu ihrem Lebensinhalt zu machen. Es folgt, was man schon aus so manchem historischen Roman kennt: sie gibt sich als Mann aus - genauer gesagt, als Kastrat. Genau dies kennt man bereits zur Genüge aus dem zehn Jahre älteren Werk "Die Kastratin" von Iny Lorentz, sodass es kein neues, frisches Motiv war.

Womit ich allerdings überhaupt nicht gerechnet habe, war die Leidenschaft zur Musik und zur Liebe, die vor allem Angiola in jeder Sekunde ausstrahlt. Leidenschaft für die Liebe hat natürlich auch Giacomo. So treffen zwei stürmische Charaktere aufeinander, die sich nichts schenken und es sich gegenseitig auch gar nicht so leicht machen: ein großer Unterschied zu anderen historischen Crossdressing Romanen. Überraschend für mich war außerdem eine nicht ganz unwesentliche erotische Komponente in Kinkels Erzählung. Nicht in so expliziter Sprache, wie man es aus manchem Erotikroman kennt, aber dennoch häufig und mit intensiven Beschreibungen.

Die Geschichte wird zum Teil im personalen Erzählstil aus Casanovas Perspektive geschildert, überwiegend steht allerdings Angiola im Mittelpunkt. Dabei ist das Buch in mehrere große Abschnitte unterteilt, je nach Rolle, die Angiola einnimmt: beginnend mit ihr selbst, "Angiola", über ihre Kastratenrolle "Bellini" bis zu weiteren Persönlichkeiten, die hier noch nicht erwähnt sein sollen. Ein sehr gelungener Aufbau, der dem Leser deutlich macht, wie stark Angiola die Personen annimmt und sich zu eigenmacht, sie lebt.

Sowohl von Angiola als auch von Giacomo lernt der Leser viel über die Liebe und das Leben. Dabei werden viele, fast schon poetische, Aussprüche getätigt, die man gerne liest, aufschreiben will und sich zu Herzen nehmen sollte.

Was in der ganzen Leidenschaft etwas untergeht, ist leider die Spannung. Es gibt eigentlich nur zum Ende hin eine etwas fesselndere Situation, während alle Handlungen vorher leidglich vor sich hinfließen und mehr die Probleme des Alltags und des Lebens umschreiben.

Insgesamt ist Tanja Kinkels Roman eine Ode an Liebe und Musik und kein Roman, der durch die tatsächliche Handlung glänzt. Was ich gelesen und gelernt habe, hat mir gut gefallen, dennoch hat mir die Spannung und die Unterhaltung gefehlt, sodass ich zu 3 von 5 Sternen komme.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.11.2019

Verworrene Dystopie

Die Unvollkommenen
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"Die Unvollkommenen" ist nach "Die Optimierer" der zweite dystopische Science-Fiction Roman von Theresa Hannig. Es tauchen zwar viele Personen aus dem ersten Band wieder auf und zeitweise wird auch auf ...

"Die Unvollkommenen" ist nach "Die Optimierer" der zweite dystopische Science-Fiction Roman von Theresa Hannig. Es tauchen zwar viele Personen aus dem ersten Band wieder auf und zeitweise wird auch auf vorangegangene Ereignisse Bezug genommen, Vorkenntnisse sind aber nicht zwingend erforderlich.

Protagonistin ist Paula "Lila" Richter, die 2057, nach ihrem Versuch, das existierende System der Optimalwohlökonomie zu stürzen, aus der sogenannten "Verwahrung" (ein künstliches Koma) wieder in die Gesellschaft integriert werden soll. Das heißt nicht, in die Freiheit entlassen, sondern in einem sehr strikten Internat eine andere Art von Gefangenschaft fortzusetzen. Lila kann fliehen, doch Samson Freitag, Präsident der Bundesrepublik Europa, KI und ihr Erzfeind findet sie und macht ihr ein Angebot, das sie nicht ablehnen kann.

Der Roman ist vollständig aus Lilas Perspektive geschrieben. Das ist vor allem zu Beginn sehr interessant und praktisch, weil der Leser mit ihr zusammen alle wichtigen Ereignisse und Neuerungen seit ihrer Verwahrung kennenlernt. In diese unbegreifliche und manchmal auch komplexe Zukunft einzutauchen, wird für die Leser*innen so leichter. Außerdem kann man sich sehr gut in Lila hineinversetzen, weil ihre Verzweiflung und Trauer greifbarer werden. Hieraus leite ich aber direkt auf einen Kritikpunkt über: an vielen Stellen wirkte Lila auf mich zu abgeklärt. Ihr Leben steht permanent auf dem Spiel und die Bewusstheit dessen war teilweise nicht überzeugend. Normalerweise ist mir eine starke, rationale Protagonistin immer lieber, als eine hysterische Person, paralysiert vor Panik. Hier wurde für meinen Geschmack allerdings kein guter Mittelweg gefunden.

Die Nebencharaktere sind sehr unterschiedlich gestaltet, was mir gut gefallen hat. Bei vielen weiß man nicht, woran man ist, ob man ihnen vertrauen kann und was ihre eigenen Motive sind. Das hat einen spannenden Aspekt in die Geschichte gebracht. Der zu Beginn des Buches wichtigste Nebencharakter war in der Mitte allerdings kaum noch vorhanden, bevor er zum Finale wieder wichtig wurde. Das wirkte nicht authentisch auf mich, er war zu sehr ein Instrument des Storytelling, als dass Lilas Beziehung zu ihm glaubhaft war.

Allgemein hat mir die erste Hälfte des Buches sehr viel besser gefallen. Es werden interessante dystopische Aspekte eingebracht und die Handlungen rund um die Flucht und Samsons Angebot sind stringent. Ab einem gewissen Punkt jedoch waren viele Gespräche, die Lila geführt hat, einfach nur wirr und viele Aktionen nicht mehr nachvollziehbar oder zur Situation passend. Hier ist der rote Faden ein wenig verloren gegangen, worunter für mich auch die Spannung beim Lesen gelitten hat. Am Ende gab es allerdings nochmal ein aufregendes Finale mit dessen Ausgang ich nicht gerechnet habe. Da mich die Geschichte vorher jedoch bereits ein wenig verloren hat, konnte ich auch von den letzten Handlungen im Buch nicht mehr alle nachvollziehen.

Schade ist außerdem, dass der spannende Aspekt "Roboterrechte", also Gleichberechtigung, Freiheit, Selbstbestimmung, sowie der Kampf gegen biologische Menschen zwar angerissen, aber nicht besonders weit ausgeführt wird. Hier ist einerseits etwas Potenzial verlorengegangen, andererseits könnte man, bezugnehmend auf meine vorherige Kritik, auch darauf verzichten, weiter von der Hauptgeschichte abzuschweifen. Eventuell ein verheißungsvoller Grundstein für ein separates Buch?

Insgesamt hatte die Autorin eine wirklich vielversprechende Idee für den zweiten Teil. Insbesondere die neuen Technologien, deren praktischer Nutzen aber auch die Gefahr für unsere Privatsphäre waren interessant geschildert und haben zum Nachdenken angeregt. Leider konnte ich später aber kaum noch nachvollziehen, was wer warum tut. Durch einige Szenen, die keine Relevanz für die Hauptgeschichte hatten, ist der rote Faden zwischenzeitlich stark verschwommen. Somit komme ich zu 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 10.08.2019

Charaktere schwächeln verglichen mit Teil eins

Iron Flowers 2 – Die Kriegerinnen
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„Iron Flowers – Die Kriegerinnen“ ist der zweite und finale Teil der dystopischen Iron Flowers – Reihe von Tracy Banghart (nach „Die Rebellinnen“). Nomi und Serina haben Furchtbares durchgestanden und ...

„Iron Flowers – Die Kriegerinnen“ ist der zweite und finale Teil der dystopischen Iron Flowers – Reihe von Tracy Banghart (nach „Die Rebellinnen“). Nomi und Serina haben Furchtbares durchgestanden und überlebt. Doch mit Asa als neuem Regenten geht es dem Königreich Viridia schlechter denn je. Eine letzte Schlacht ist zu schlagen – entweder für das eigene Leben oder für ein ganzes Land.

Die Kapitel werden immer abwechselnd aus der Sicht von Nomi und Serina im personalen Erzählstil geschildert. Zu Beginn ist dies für den Leser sehr interessant, um nochmal eine Rekapitulation der beiden Handlungsstränge vorzunehmen. Während die beiden allerdings beieinander sind, fand ich es häufig verwirrend zu erkennen, von dem ich gerade lese. Da die Kapitel zumeist nur wenige Seiten umfassen, fand der Wechsel der Perspektiven in sehr kurzen Abständen statt, was die Verwirrung nach verstärkt hat. Insgesamt ist es dennoch ein gutes Stilmittel, welches im weiteren Verlauf des Buches auch wieder sein volles Potenzial entfalten kann. Ihre Sorgen und Probleme, sowie ihre Motive werden eingehend beleuchtet, sodass man sich mit beiden verbunden fühlt.

Dies trifft auf die Nebencharaktere leider nach wie vor nicht zu. Serina und Nomi begannen jeweils ein völlig anderes Leben und trafen viele neue Menschen. Obwohl sie davon sprachen zu dieser oder jener Person eine Freundschaft aufzubauen, blieb dies sehr plastisch. Der Leser fühlte diese Freundschaften nicht und konnte somit auch seinerseits keine Verbindung zu diesen Personen aufnehmen. In Teil zwei hat Tracy Banghart, entgegen meiner großen Hoffnungen, in diesem Bereich nichts verbessert. Die Konsequenz ist, dass man die Nebencharaktere durch ihre Namen oder optische Auffälligkeiten unterscheidet, aber nicht durch die Gefühle, die man beim Lesen ihrer Namen empfindet.

In Band eins hat mir sehr gut gefallen, dass beide Protagonistinnen im Laufe des Romans eine beeindruckende Entwicklung durchmachten. Sie wuchsen über sich hinaus, ohne dass es übertrieben wirkte. Dies mitzuerleben war für den Leser sehr interessant. Allerdings scheint es jetzt so, dass die Entwicklung in „Die Rebellinnen“ vollkommen abgeschlossen wurde. Im zweiten Teil ist nichts mehr davon zu sehen. Stolz blicken sie auf das zurück, was sie erreicht haben und bewundern die jeweils andere für ihre Veränderungen, aber angesichts des bevorstehenden schwersten Teils ihres Kampfes gibt es keine Weiterentwicklung mehr. Das war sehr schade und wirkte beim Lesen so, als wäre das Feuer aus Teil eins erloschen.

Die Geschichten der Mädchen sind jede auf ihre unterschiedliche Art spannend. In der Mitte gab es wieder eine kleine Länge, in der keine der beiden Handlungen wirklich voranging. Dafür war das Finale wieder sehr fesselnd. Meine Erwartung eines unerwarteten Ereignisses oder einer Wendung blieb leider unerfüllt. Der Verlauf der Handlung ist daher sehr linear. Es wurde nicht mehr versucht, eine Überraschung einzubauen. Die Geschichte wurde etwas leidenschaftslos zu Ende erzählt.

Während ich bei Band eins noch gelobt habe, dass Liebesbeziehungen eher im Hintergrund stehen und der Fokus vermehrt auf den Zuständen der Gesellschaft liegt, kann ich das für den zweiten Teil leider nicht mehr bestätigen. Natürlich wird weiterhin geschildert, welche Gräuel in Viridia passieren, doch die romantischen Interessen der beiden Schwestern nehmen einen viel zu großen Teil der Geschichte ein. Es ähnelt nun doch wieder mehr der „Selection“-Reihe von Kiera Cass, was ich bei „Die Rebellinnen“ noch enthusiastisch abgeschmettert habe.

In Summe sind meine hohen Erwartungen an den finalen Band leider enttäuscht worden. Das Ende ist zwar spannend, vorher fehlen aber die Leidenschaft und das Feuer aus Band eins. Bei den Nebencharakteren gibt es keine Verbesserung und auch die starken Protagonistinnen Serina und Nomi schwächeln literarisch. Daher komme ich nur noch zu 3 von 5 Sternen. Schade!

Veröffentlicht am 03.08.2019

Keine starke Protagonistin im Finale

Die Bastardtochter
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„Die Bastardtochter“ von Petra Schier ist der dritte Band ihrer Kreuz-Triologie (Band eins: „Die Eifelgräfin“, Band zwei: „Die Gewürzhändlerin“). Die Autorin selbst gibt am Ende zwar an, man könne die ...

„Die Bastardtochter“ von Petra Schier ist der dritte Band ihrer Kreuz-Triologie (Band eins: „Die Eifelgräfin“, Band zwei: „Die Gewürzhändlerin“). Die Autorin selbst gibt am Ende zwar an, man könne die Teile auch in umgekehrter Reihenfolge lesen, da würde ich jedoch nicht zustimmen. Im finalen Buch wurde auf sehr viele vergangene Ereignisse Bezug genommen, die wichtig für die Geschichte sind. Nicht zuletzt das Motiv des Antagonisten ist stark in der Vergangenheit verankert, aber erstmal zum Anfang:

Protagonistin ist Enneleyn, die uneheliche Tochter des Grafen Johann von Manten. Er hat sie als Tochter anerkannt, sodass sie mit ihm und seiner Frau Elisabeth in seinem Haushalt in Koblenz lebt (Die Geschichte dieses Paares beinhaltet vor allem der erste Band der Reihe). Gesellschaftlich haftet Enneleyn jedoch immer noch ein Makel an und so ist sie mehr als bereit den charmanten Ritter Guntram von Eggern zu heiraten. Es dauert jedoch nicht lange, bis sich zeigt, dass ihr Ehemann, statt liebevoll und einfühlsam, brutal und hinterhältig ist. Enneleyn scheint nur eine Figur in seinem bösartigen Plan zu sein.

Der andere Protagonist, neben Enneleyn, ist Anton Bongert, der Bruder der Gewürzhändlerin Luiza (ihre Erlebnisse sind vor allem dem zweiten Band der Trilogie zu entnehmen) und selbst ein Kaufmann. Die Geschichte wird im Wechsel aus seiner und Enneleyns Perspektive erzählt. Diese Methode soll eigentlich dazu dienen, dass der Leser sich in diese beiden Charaktere gut einfinden kann. Bei mir hat das leider nicht geklappt.
Natürlich trägt allein Enneleyns Charakter, ihr Stolz und vor allem ihre Schicksalsergebenheit und Gottsfurcht die Geschichte. Doch ich war auf jeder Seite entsetzt, was sie über sich ergehen lässt, wie untätig sie ist und wie sie sich selbst immer tiefer in die Opferrolle fallenlässt. Entgegen entsprechender Komplimente, die sie erhält, war sie keine starke Frau, was ein krasser Gegensatz zu den ersten beiden Bänden der Reihe ist. Elisabeth und Luzia lassen sich darin nichts gefallen, treten für sich ein und sind wirklich stark. Enneleyn ist natürlich ob ihres Ehemannes nur zu bedauern, aber kein Charakter mit dem ich mich identifizieren oder ihn bewundern könnte.

Der Leser bleibt die ganze Zeit dran, weil er vor allem Guntrams Plan aufdecken will. Hierzu hat Petra Schier auch in schöner Regelmäßigkeit Hinweise eingestreut, sodass man sich nicht durch das Buch durchquälen muss. Aufgrund von Enneleyns Passivität zieht sich die Erzählung allerdings sehr in die Länge. Erst am Ende, als sie aktiv wird, wird es nochmal spannend und auf einmal geht alles ganz schnell. Trotzdem wäre es angenehmer, wenn man auch bei dem persönlichen Erzählstrang von Anfang an neugierig und voll freudiger Erwartung die Seiten umschlägt.

Als einen kleinen Missgriff empfinde ich außerdem die Sprache eines kleinen spanischen Jungen, der deutsch lernt. Vermutlich um die Authentizität zu erhöhen, gibt die Autorin seine deutschen Sätze exakt wieder, mit allen falschen Konjugationen, Aussprachen und auch wie er sich selbst korrigiert. Das ist bereits nach kurzer Zeit anstrengend und so nervig für den Leser, dass ich seine wörtliche Rede gerne überspringen wollte. Der Plan, dass es authentisch oder niedlich erscheinen könnte, ist an mir leider ins Gegenteil verkehrt.

Erwähnenswert, aber ohne Einfluss auf meine Beurteilung, ist für die komplette Trilogie definitiv noch die mystische Komponente. Es gibt eine Reliquie, mit der Dinge geschehen und die Ereignisse auslöst, welche nicht rational erklärbar sind. Im besten Fall sollte dies etwaigen Leser gefallen, da es ein wichtiges Motiv der Geschichte ist. Mir sagt es nicht so sehr zu, aber die tollen Charaktere in den ersten beiden Bänden und die spannende Handlung konnte darüber hinwegtragen. In „Die Bastardtochter“ ist das leider nicht gelungen.

Abgesehen von einer Stadtkarte zu Beginn des Buches, findet sich zum Schluss noch ein Personenregister mit Hinweis auf historische Persönlichkeiten. Außerdem ist auf der letzten Seite ein mittelalterliches Rezept von einem Gericht angegeben, das im Buch vorkommt, sowie eine neuzeitliche „Übersetzung“, die das Nachkochen erleichtert. Eine hervorragende und amüsante Idee! Zu der Mahlzeit kann ich leider noch kein Feedback geben, werde es aber definitiv ausprobieren.

Insgesamt hat mir das Finale leider nicht so gut gefallen, wie die ersten beiden Bände. Enneleyn ist für meinen Geschmack keine interessante Protagonistin und durch ihren zurückhaltenden Charakter wurde die Geschichte stark gelähmt. Die Grundidee war allerdings spannend und ich habe mich gefreut, die Charaktere und ihren Humor wiederzutreffen. Daher komme ich zu 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 25.06.2019

Unverbrauchtes Thema, Schreibstil verbesserungsfähig

Dunkler Hass
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In „Imago. Dunkler Hass“ von Matthias Bürgel ermittelt Marius Bannert in Konstanz im Fall eines Serienmörders, der junge Frauen verstümmelt. Als er nicht mehr weiterweiß, bittet er den pensionierten LKA-Ermittler ...

In „Imago. Dunkler Hass“ von Matthias Bürgel ermittelt Marius Bannert in Konstanz im Fall eines Serienmörders, der junge Frauen verstümmelt. Als er nicht mehr weiterweiß, bittet er den pensionierten LKA-Ermittler Falk Hagedorn um Hilfe. Dieser sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl. Gemeinsam kommen sie dem Täter immer weiter auf die Spur bis Hagedorns Tochter verschwindet.

Der Roman ist in viele kurze Kapitel unterteilt. Zum einen ist es sehr angenehm zu lesen, da man immer mal ein Kapitel dazwischenschieben kann. Da mit den Kapiteln häufig Perspektive, Handlungsort und manchmal auch das Jahr der Handlung variiert, kann es aber auch anstrengend zu verfolgen sein. Mir persönlich hat dies keine Probleme bereitet. Im Gegenteil: Die Perspektiven der beiden Ermittler und vor allem die des Täters und seine Geschichte kennenzulernen, war sehr interessant und auf diese Art einfach zu erreichen. Da zu Beginn jedes Kapitels auch der Handlungsort und – falls abweichend von der Gegenwart – der Zeitpunkt in der Vergangenheit angegeben wird, konnte ich mich gut zurechtfinden.

Besonders positiv ist die Hintergrundgeschichte des Täters hervorzuheben. Diese war für mich neu und unverbraucht, der Täter dadurch nicht so klischeebehaftet, wie sonst in dem Genre. Der Autor hat die psychologischen Aspekte gut recherchiert, die Entwicklung ist dadurch glaubhaft und fast schon nachvollziehbar.

Etwas klischeehafter ist dafür Falk Hagedorn. Ein (körperlich) traumatisierter Kriminalbeamter, unhöflich und direkt, ein wenig verbittert, aber unfähig, die Arbeit hinter sich zu lassen. Trotzdem mochte ich ihn wirklich gerne. Bei ihm weiß man, woran man ist. Ich fand es außerdem für die Story sehr interessant, dass er im Rollstuhl sitzt. Nicht nur, dass es auf Barriere-Probleme des "normalen" Rollstuhlfahrers aufmerksam macht, auch schränkt es Hagedorn in seiner speziellen Arbeit immens ein. Er lässt sich aber nicht unterkriegen und macht das Beste draus. Das finde ich bewundernswert.

Im Vergleich dazu, hatte Marius Bannert leider etwas zu wenig Profil für mich. Gut gefallen hat mir der Aspekt, dass er eigentlich nicht führen und im Büro versauern will, sondern ein Praktiker, ein "Anpacker" ist - das macht ihn sympathisch. Darüber hinaus sind aber wenige andere Charakterzüge von ihm ans Licht gekommen. In einer eventuellen Fortsetzung würde ich mir hier noch etwas mehr Tiefe wünschen.

Direkt in den ersten Kapiteln, aber auch im weiteren Verlauf merkt man, dass Matthias Bürgel vom Fach kommt. Es sind vielleicht nur Kleinigkeiten, aber die Polizeiarbeit erscheint durch gewisse Aspekte sehr viel realistischer als bei einigen seiner Autorenkollegen. Wenn es um die Leichenbeschreibung geht ist allerdings vorsichtig geboten: Nichts für schwache Mägen – auch wenn ich mich da eigentlich für abgehärtet halte.

Mein größter Kritikpunkt ist leider der Schreibstil. Die Dialoge wirken zum Teil künstlich, wie ein Schauspiel, das vor dem und für den Leser aufgeführt wird. Mehr als einmal habe ich gedacht „So redet doch niemand!“. Dies verhindert die Immersion in die Geschichte leider etwas. Hinzukommen einige Ausdrücke, die sich wiederholen und Erklärungen, die für den Leser unnötig sind. Es werden sehr früh Hinweise auf den Täter eingestreut, sodass dieser leider auch recht früh bekannt ist. Bezüglich Schreibstil und Unvorhersehbarkeit sehe ich daher noch großes Verbesserungspotenzial für die Zukunft.

Ich habe mich lange Zeit schwergetan, ob ich 3 oder 4 Sterne vergebe. Die Hintergrundgeschichte des Täters und die unverbrauchte Thematik habe ich sehr begrüßt, allerdings konnten sie den Schreibstil nicht ausgleichen. Ich komme daher zu 3 von 5 Sternen, sehe aber sehr viel Potenzial in dem Autor, sodass ich für einen zweiten Teil offen wäre.

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