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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.08.2019

Spektakulärer Sog in die Zukunft

Kontrolle
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Spektakulärer Sog in die Zukunft
Als Fan der ersten Stunde musste ich den neuen High-Tech-Thriller von Jens Bühler, unbedingt haben - und wurde nicht enttäuscht.
„Kontrolle“ spielt in der nahen Zukunft ...

Spektakulärer Sog in die Zukunft
Als Fan der ersten Stunde musste ich den neuen High-Tech-Thriller von Jens Bühler, unbedingt haben - und wurde nicht enttäuscht.
„Kontrolle“ spielt in der nahen Zukunft in Deutschland. Gleich mehrere spannende Handlungsstränge gilt es zu verfolgen:
Oberleutnant Kai Dreem ist der einzige Überlebende eines geheimen Militäreinsatzes in der Nordsee. Zufällig ist er in den Besitz unscheinbarer Kügelchen gelangt. Seitdem wird er von einem übermächtigen Gegner gejagt.
In einem anderen Handlungsstrang lernen wir Malu Helland kennen. Sie ist Journalistin und auf der Suche nach ihrem verschwundenen Bruder Richard. Der hatte zuletzt den mysteriösen Tod eines Bankers untersucht.
Last but not least Hans Gassner, ein (Ex-)BND-Mann, ein Söldner, der einen ungewöhnlichen Auftrag hat. Wo ist die Verbindung?
Jens Bühler setzt mit seinem adrenalingeladenen High-Tech-Thriller „Kontrolle“ neue Maßstäbe und überzeugt durch Detailwissen. Ein geht um ein spannendes Thema in der digitalen Branche. Aber auch der Humor kommt nicht zu kurz.
Unerbittlich dreht der Autor an der Spannungsschraube. Es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Der flüssige Schreibstil tut sein Übriges dazu, so dass man hier wirklich von Verschlingen statt Lesen sprechen kann. Die Auflösung ist nicht überraschend, aber absolut stimmig.

Fazit: Thriller made in Germany. Intelligent und hochspannend!

Veröffentlicht am 31.07.2019

Herrlich makaber

Harz
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Dies ist der erste Satz: „Im weißen Zimmer war es dunkel, als mein Vater meine Großmutter umgebracht hat. Ich war da. Carl war auch da, aber ihn haben sie nicht entdeckt.“
Was für eine skurrile Familie. ...


Dies ist der erste Satz: „Im weißen Zimmer war es dunkel, als mein Vater meine Großmutter umgebracht hat. Ich war da. Carl war auch da, aber ihn haben sie nicht entdeckt.“
Was für eine skurrile Familie. Der Vater hat die Großmutter getötet und auch die Mutter fürchtet, dass er ihr möglicherweise eines Tages das Leben nimmt.
Jens Haarder lebt isoliert auf einer kleinen Insel. Er führt eine Schreinerei und lebt mit seiner Familie in einem duftenden Kiefernwald. Jens‘ Leben verläuft jedoch nicht wie geplant, da Verlust um Verlust ihn allmählich bricht.
Jens ist ein Messie, ein krankhafter Sammler, der sich nicht von Dingen trennen kann. Er ist davon besessen, seine Tochter zu verlieren, wenn sie zur Schule muss. Deshalb meldet er sie bei den Behörden als tot. Seitdem lebt Liv in einem Container, versteckt zwischen selbst gezimmerten Särgen, in Harz konservierten Tieren...
„Harz“ von Ane Riel ist kein typischer Thriller, sondern eine grausame und ergreifende Darstellung der Erziehung der kleinen Liv. Es ist eine Geschichte von Krankheit und Verrat sowie von Loyalität und Fürsorge.
Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive aus Sicht von Liv, in einer schönen, ganz eigenwilligen Sprache. Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Man merkt, dass der Autorin ihre Figuren sehr wichtig sind. Liv ist mir sofort ans Herz gewachsen. Denn sie hat viel Empathie.

Fazit: Eine spannende und herzzerreißende Geschichte. Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 24.07.2019

Geheimnisse und Lügen

Bis ihr sie findet
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„Bis ihr sie findet“ ist das Krimidebüt der britischen Autorin Gytha Lodge - und hat mich begeistert. Denn Cold Cases faszinieren mich immer. Doch worum geht es?
Südengland an einem heißen Juliabend ...


„Bis ihr sie findet“ ist das Krimidebüt der britischen Autorin Gytha Lodge - und hat mich begeistert. Denn Cold Cases faszinieren mich immer. Doch worum geht es?
Südengland an einem heißen Juliabend des Jahres 1983: Sieben Jugendliche treffen sich, um gemeinsam im Wald zu zelten. Drei von ihnen sind fünfzehn, zwei sechzehn, einer ist achtzehn und eine, Aurora, erst vierzehn Jahre alt. Am nächsten Morgen ist Aurora verschwunden.
Dreißig Jahre später wird in eben jenem Wald eine Leiche gefunden. Detective Chief Inspector Jonah Sheens weiß sofort, wen man nach all der Zeit endlich gefunden hat: Aurora. Die anderen sechs sind mittlerweile beruflich erfolgreich und halten alle an ihrer Unschuld fest.
Was genau ist damals geschehen? Wurde Aurora ermordet? War es einer ihrer Freunde? Jonah Sheens versucht das Netz aus jahrzehntealten Lügen, polizeilichen Versäumnissen und wohlgehüteten Geheimnissen zu entwirren. Aber auch er hat etwas zu verbergen…
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Heute und vor 30 Jahren.
Gytha Lodge ist ein Neuling auf dem Krimimarkt. Dennoch hat sie mit „Bis ihr sie findet“ eine wirklich spannende und komplexe Geschichte geschrieben, die sich flott und flüssig lesen lässt. Zudem erfährt man in dem Buch Einiges über das Feeling der 80er Jahre: die unbeschwerte Jugend, die erste Liebe, die Musik, aber auch die ersten Erfahrungen mit Alkohol und Drogen.
Alles in allem fordert die Geschichte den Leser, allerdings nicht auf unangenehme oder anstrengende Weise. „Bis ihr sie findet“ ist zweifellos ein Krimi, welcher einige Überraschungen bereit hält und der einen nicht so schnell loslässt. Vergnügen im eigentlichen Sinne wird man beim Lesen angesichts der Geschehnisse dagegen eher nicht empfinden.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Jonah ist mir sofort ans Herz gewachsen. Auch, wenn er mit den Dämonen der Vergangenheit zu kämpfen hat. Seine Kollegen Juliette Hanson und Ben Lightman kommen ebenfalls sympathisch rüber. Man darf gespannt sein, wie es mit ihnen weiter geht - wenn es denn eine Fortsetzung gibt.

Fazit: Wow, was für ein Krimidebüt! Eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 21.07.2019

Düster und erschütternd

Opfer
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Wow, da kann sich Chris Carter in Punkto Grausamkeit noch eine Scheibe abschneiden!
Bo Svernström geht gleich in medias res: Nördlich von Stockholm wird ein Mann in einer Scheune aufgefunden, nackt und ...


Wow, da kann sich Chris Carter in Punkto Grausamkeit noch eine Scheibe abschneiden!
Bo Svernström geht gleich in medias res: Nördlich von Stockholm wird ein Mann in einer Scheune aufgefunden, nackt und brutal gefoltert. Als Kommissar Carl Edson von der Reichsmordkommission eintrifft, stellt er fest, dass der Mann noch lebt. Auch die Presse ist schon vor Ort. Allen voran Journalistin Alexandra Bengtsson.
Das Opfer, Marco Holst, ist ein Schwerverbrecher. Bevor er eine Aussage machen kann, stirbt er. Als weitere Kriminelle grausam ermordet werden, vermutet Carl, dass das Motiv in der Vergangenheit liegen muss. Wo ist die Verbindung?
Bo Svernström hat mit „Opfer“ einen wirklich rasanten und spannenden Thriller geschrieben. Kaum zu glauben, dass es sich um einen Debütroman handelt. Man merkt gleich, dass der Autor ein Profi ist. Er arbeitete jahrelang als Journalist für Aftonbladet, genau wie seine Protagonistin Alexandra.
Zu Beginn gibt es viele Hinweise, die sich nicht alle als relevant erweisen, aber es bleibt am Ende kein loser Faden übrig. Alles wird erläutert und erklärt. Die einzelnen Schritte der Ermittlung mit ihren Erfolgen und auch Sackgassen werden anschaulich geschildert, so dass keine Langeweile aufkommt.
Abschnitte in Kursivschrift, erzählt in der Ich-Perspektive, verleiten zu unterschiedlichen Spekulationen und Deutungen. Nach der Hälfte des Buchs weiß man zwar, wer der Täter ist, aber nichts ist wie es scheint. Denn eine böse Überraschung hält der Autor für seine Leser am Ende noch bereit.
Ja, es ist ein hartes Buch und nichts für zartbesaitete Gemüter. Denn es gibt einige Momente, in denen es einem eiskalt den Rücken runter läuft, und wenn man als Frau alleine zu Hause ist und vor dem Einschlafen dieses Buch liest, ist das nicht unbedingt förderlich für eine gute Nachtruhe.

Fazit: Ein Thriller mit enormer Sogwirkung. Schwedisch. Schnell. Spånnend.

Veröffentlicht am 13.07.2019

Was hat eine verschwundene Braut mit dem Mord an Olof Palme zu tun?

Schneewittchensarg
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Es handelt sich beides um Cold Cases. Aber das ist noch nicht alles. „Schneewittchensarg“ ist bereits der 7. Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss, die ungleichen schwedischen Kommissarinnen. Ihre Ermittlungen ...


Es handelt sich beides um Cold Cases. Aber das ist noch nicht alles. „Schneewittchensarg“ ist bereits der 7. Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss, die ungleichen schwedischen Kommissarinnen. Ihre Ermittlungen führen sie diesmal ins småländische Glasreich.
Bei einer Ausstellungseröffnung wird ein skelettierter Leichnam in einem gläsernen Sarkophag entdeckt. Es soll sich um die vor 50 Jahren verschwundene Berit handeln. Sie wurde anlässlich ihrer Hochzeit mit Gunnar Gustavsson entführt.
Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson haben ihren neuen Krimi vielschichtig und komplex, dennoch hochspannend in Szene gesetzt. Es geht um Lüge und Verblendung, Eifersucht und Verrat - und eine junge Frau auf dem Selbstfindungstrip.
Ab und zu sind Abschnitte in Kursivschrift eingestreut. Sie verleiten zu unterschiedlichen Spekulationen und Deutungen. Immer mal wieder finden sich Bezüge zu den Vorgängern. Das macht Lust auf mehr für die, die die bisherigen Bände (noch) nicht kennen. Irrungen und Wirrungen, nichts ist wie es scheint. Auch für den geübten Krimi-Leser halten die Autoren viele Überraschungen bereit.
Das Privatleben der beiden Ermittlerinnen nimmt wieder viel Raum ein. Mehr und mehr erinnert mich Stina an die rebellische Lisbeth Salander aus den Romanen von Stieg Larsson. Auch der rätselhafte Kent Vargen und Stinas ungeliebter Vater, beide inzwischen tot, spielen wieder eine Rolle. Ingrid hat den Tod ihrer Schwiegertochter Healey noch nicht verkraftet und ist von Hass zerfressen.

Fazit: Ehrliche und solide Ermittlertätigkeit. Ein Muss für Fans des skandinavischen Krimis.