Was ist, wenn Eltern nicht mehr weiterwissen?
Acht Wochen WüsteKlappentext:
Um 03:47 Uhr kommen sie Wren holen. Mitten in der Nacht wird sie aus ihrem Bett gezerrt und in ein wartendes Auto, dann in ein Flugzeug, und schließlich auf einen stundenlangen Marsch durch ...
Klappentext:
Um 03:47 Uhr kommen sie Wren holen. Mitten in der Nacht wird sie aus ihrem Bett gezerrt und in ein wartendes Auto, dann in ein Flugzeug, und schließlich auf einen stundenlangen Marsch durch die Wüste geschickt. Warum das alles? Weil Wren so sehr die Kontrolle verloren hat, dass sich ihre Eltern einfach nicht mehr anders zu helfen wissen. Also heißt es für sie: Willkommen im Wildnis-Therapie-Camp. Wren ist stinkwütend, denn sie hat keine Ahnung, womit sie acht Wochen Wüste verdient hat. Oder etwa doch?
Fazit:
Als ich den Klappentext gelesen hatte, war mir klar, dass ich dieses Buch unbedingt lesen will, da ich von solchen Wildnis-Camps zwar schon gehört, allerdings noch nichts in dieser Form gelesen habe.
Ich wurde sofort in die Handlung geworfen und fand mich bei Wren wieder, die nicht versteht, warum sie mitten in der Nacht ihre Familie verlassen muss. Nicht nur dies, sie wird auch mitten in die Wüste gebracht, um dort an einer Therapie teilzunehmen. Welch Schock mitten in der Nacht.
Wren kann nicht verstehen, warum sie solch harten Maßnahmen ausgesetzt wird. Ob sie wirklich so ahnungslos ist, erschließt sich nach und nach, da auch aus ihrer Vergangenheit erzählt wird. Sie hat sich den falschen Freunden angeschlossen und dieses Wüstencamp ist der verzweifelte Versuch ihrer Eltern, sie von der schiefen Bahn zu holen.
Ich konnte Wren in das Camp begleiten und mit ihr erleben, wie hart es ist, in der Wüste zu überleben. Kein Handy, kein Internet dafür das Loch in der Erde, um die Notdurft zu verrichten, eine Plane als Zelt und Feuer muss auch ohne bekannte Hilfsmittel entzündet werden. Selbstständig Kochen und Lebensmittel und Wasser einteilen muss auch noch erlernt werden. Welch hartes Leben in dieser Wüste ohne die Annehmlichkeiten der Zivilisation.
Wren wehrt sich natürlich am Anfang gegen dieses Leben und verweigert sich den Betreuern und der übrigen Gruppe. Nach der ersten Trotzphase überwindet sie sich jedoch und fängt an zu kämpfen. Sie beginnt auch sehr zögerlich auf die anderen Mädchen zuzugehen, um dann immer offener um Hilfe und Beistand zu bitten. Schon dies ist ein riesiger Fortschritt, dem nach und nach noch viele kleine Fortschritte folgen werden. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, damit ihr dieses lesenswerte Buch voller Spannung selbst lesen könnt.
Die Art von Wren bereitete mir ein regelrechtes Gefühlschaos, es gab Stellen, an denen ich Mitleid mit ihr hatte und es gab Momente, in denen ich sie am Liebsten ordentlich durchgeschüttelt hätte. Genau dieses Chaos der Gefühle durchlebt auch Wren, wenn auch auf andere Art, da sie nach und nach lernen muss, sich ihrer Vergangenheit und Wut zu stellen. Das Verlassen des verhassten Camps wird ihr nur möglich sein, wenn sie es schafft, sich selbst zu reflektieren und über sich selbst nachzudenken. Ob ihr dies gelingen wird?
Wren ist sehr authentisch dargestellt und ich konnte ihre Gefühle und ihre abweisende Art nachvollziehen. Es ist auch deutlich zu spüren, dass ihr von den Betreuern die Hand gereicht wird, um sie auf ihrem Weg zu begleiten, dies beweisen auch viele kleine Gesten. Auch wenn Wren anfangs sehr abweisend und störrisch ist, ist es schön zu beobachten, wie sie sich aus dieser Haltung nach und nach befreit und auch wieder Freude an den kleinen Dingen empfinden kann. Natürlich findet im Camp keine Wunderheilung statt und Wren muss einen harten, steinigen Weg gehen, um sich selbst eine realistische Chance auf ein gutes Leben zu geben und aus ihren Fehlern zu lernen. Ich konnte mich mit ihr über jeden noch so kleinen Erfolg freuen.
Auch die Eltern und Geschwister von Wren spielen in dieser Geschichte natürlich eine wichtige Rolle und es hat mir gefallen, wie sie nach den Abstürzen von Wren beginnen, sich mit ihren Fehlern auseinanderzusetzen. Anfangs hagelt es von beiden Seiten nur Vorwürfe, um sich dann endlich mal zuzuhören und zu versuchen, die andere Seite zu verstehen.
Das Ende habe ich so nicht erwartet, es macht das Buch für mich richtig rund. Ob es ein Happy End ist verrate ich natürlich nicht.
Dieses Buch habe ich durch seinen schönen Schreibstil regelrecht verschlungen. Es hat mich nachdenklich zurückgelassen, da dieses Thema sehr häufig vorkommt. Besonders gefiel mir die Entwicklung von Wren und ich wünsche mir für mehr junge Menschen mit ihren Problemen, solche Betreuer, wie sie sie hatte. Einfach Menschen, die verstehen und die Hand reichen, bevor es zum Äußersten kommt.
Von mir eine absolute Leseempfehlung für Jugendliche und deren Eltern, da dieses Buch mit vielen Vorurteilen aufräumen kann.