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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.04.2017

Ein wendungsreicher und kurzweiliger Thriller mit wenig Tiefgang

The Couple Next Door
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Als Ann und Marco von einer Party bei den Nachbarn nach Hause kommen, ist ihre kleine Tochter Cora verschwunden. Dabei hatten sie das Babyfon dabei, sind regelmäßig nach ihr schauen gegangen und waren ...

Als Ann und Marco von einer Party bei den Nachbarn nach Hause kommen, ist ihre kleine Tochter Cora verschwunden. Dabei hatten sie das Babyfon dabei, sind regelmäßig nach ihr schauen gegangen und waren sich sicher, dass sie tief und fest schläft. Nun aber ist das Bettchen leer und von dem Baby gibt es keine Spur. Detective Rasbach, der den Fall übernimmt, geht jedem noch so kleinen Hinweis nach, merkt aber schnell, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Denn nicht nur Marco hat Probleme, die er geschickt zu vertuschen versucht. Auch Ann und ihre Eltern verschweigen etwas. Und dann ist da noch die charmante Nachbarin, die mehr als nur Freundschaft mit Marco will.

„The Couple next Door“ ist ein Thriller, der geschickt mit den Geheimnissen seiner Figuren spielt. Jeder hat etwas zu verbergen und tut gut daran, es für sich zu behalten. Bis auf den ermittelnden Detective, dessen Aufgabe es ist, tief in das Geflecht aus Lügen und Halbwahrheiten zu dringen und herauszufinden, was in der Partynacht geschehen ist. Aber nicht nur er lernt die beteiligten Personen und ihre Makel immer besser kennen, sondern auch der Leser, der stets an seiner Seite ist. Nur dass er auch in die Köpfe von Ann und Marco schauen kann und ihre Gedanken und Vermutungen erfährt. Deshalb gelingt es ihm beizeiten, das Verbrechen zu durchschauen, obwohl er dadurch lange noch nicht weiß, wie alles enden wird.

Erzählt werden die verhängnisvollen Ereignisse geradlinig hintereinander weg, während es durch die Gedankenwelt der Figuren immer wieder Einblicke in die Vergangenheit gibt. Kurze Kapitel und ein flüssiger Schreibstil und sorgen dafür, dass der Thriller in einem Rutsch gelesen werden kann und trotz seiner Oberflächlichkeit gut unterhält. Nur Sympathien für die handelnden Personen wird der Leser nicht entwickeln und wenn dann nur für den ermittelnden Detective. Denn er ist der Einzige, dessen Verhaltensweisen durchschaubar sind, während alle anderen entweder manipulieren oder in ihren Reaktionen einfach nicht zu verstehen sind.

Fazit:
„The Couple next Door“ ist ein wendungsreicher und unterhaltsamer Thriller, der leider zu wenig Spannung und Tiefgang besitzt. Wer aber ein kurzweiliges Lesevergnügen sucht und undurchsichtige Verbrechen mag, der kann hier bedenkenlos zugreifen.

Veröffentlicht am 26.03.2017

Ein schlichter Krimi mit einem ganz eigenen Charme und tollen Figuren

Mord mit Meerblick
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Auf seiner nächtlichen Tour durch die Straßen der kroatischen Hafenstadt Rijeka findet der Mitarbeiter eines Reinigungsunternehmens einen toten Mann, der inmitten einer großen Blutlache liegt. Ein Fall ...

Auf seiner nächtlichen Tour durch die Straßen der kroatischen Hafenstadt Rijeka findet der Mitarbeiter eines Reinigungsunternehmens einen toten Mann, der inmitten einer großen Blutlache liegt. Ein Fall für Inspektorin Sandra Horvat und ihr Team, die bereits am frühen Morgen damit beginnen, erste Ermittlungen anzustellen. Allerdings bringen einige sofort angestellte Befragungen der Nachbarn keinen Erfolg und weitere Zeugen sind nicht in Sicht. Grund genug, etwas genauer in das Umfeld des Mordopfers schauen, wo es bald erste Ansätze für ein Tatmotiv gibt. Fast zur gleichen Zeit wird eine 75-jährige Frau mit ihrem Schnellkopftopf erschlagen, und während die Mordkommission auch in diesem Fall zunächst einmal im Trüben fischt, stellt sich plötzlich heraus, dass beide Taten zusammenhängen.

„Mord mit Meerblick“ ist das Debüt der Autorin Ranka Nikolic, die als Kind mit ihren Eltern von Kroatien nach Deutschland kam. Kein Wunder also, dass ihr erster Kriminalroman in der Hafenstadt Rijeka spielt, die als drittgrößte Metropole Kroatiens ein gut besuchter Urlaubsort ist. Hier lernt der Leser vor einer atemberaubenden Kulisse nicht nur die pulsierende Stadt und ihre Bewohner kennen, sondern erhält auch einen kleinen Einblick in die bewegende Geschichte des Landes. Doch vor allem stehen im Mittelpunkt des atmosphärischen Romans die Ermittlungen zu zwei brutalen Verbrechen, die dem vierköpfigen Team der Mordkommission von Rijeka ordentlich zu schaffen machen.

Erzählt werden die eher unspektakulär verlaufenden Ereignisse in chronologischer Reihenfolge, ohne die sonst üblichen Verfolgungsjagden oder andere Effekthascherei. Deshalb erscheint der Kriminalroman ungewohnt ruhig, hat es aber trotzdem in sich und liefert durch die in ihm akribisch geführten Ermittlungen ausreichend Material, um eigene Vermutungen anzustellen. Ob diese allerdings richtig sind, offenbart sich erst ganz zum Schluss. Bis dahin wird der Leser durch immer wieder neue Wendungen und humorvoll geführten Dialogen der Ermittler gut unterhalten, die sich trotz unterschiedlicher Charaktereigenschaften und persönlicher Handicaps in ihrem täglichen Miteinander gut verstehen.

Fazit:
„Mord mit Meerblick“ ist ein eher schlichter Kriminalroman mit einem ganz eigenen, manchmal etwas rauen Charme, der dem wahren Leben sehr nahe kommt und mit angenehm realistischen Figuren, bei denen es Spaß macht, sie mit allen ihren Eigenarten kennenzulernen.


Veröffentlicht am 30.12.2016

Ein vielschichtiger und komplexer aber zu detailreicher Kriminalroman

Die Zeit läuft
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Als der fünfjährig Gavin Daly mitten in der Nacht erwacht wird er Zeuge, wie fremde Männer seinen Vater entführen und seine Mutter töten. Ein traumatisches Erlebnis, das ihn sein ganzes Leben lang verfolgt ...

Als der fünfjährig Gavin Daly mitten in der Nacht erwacht wird er Zeuge, wie fremde Männer seinen Vater entführen und seine Mutter töten. Ein traumatisches Erlebnis, das ihn sein ganzes Leben lang verfolgt und dafür Sorge trägt, dass Gavin grausame Rache schwört. Doch zunächst einmal werden er und seine Schwester Aileen von einer Tante nach Irland gebracht, wo sie ihre Kindheit verleben werden. Bevor aber das Schiff mit ihnen an Bord den Hafen New Yorks verlässt, überreicht ein fremder Bote Gavin ein Paket, in dem sich neben einer Uhr seines Vaters, ein Zettel mit Namen und eine Pistole befinden. „Achte auf die Zahlen!“, sagt der Fremde noch, bevor er in der Menschenmenge verschwindet, während Garvin völlig perplex über den merkwürdigen Vorfall ist.

90 Jahre später wird Aileen bei einem Raubüberfall in ihrem Haus schwer verletzt und stirbt an den Folgen der brutalen Tat. Ihr Bruder Garvin, dem neben dem Tod der geliebten Schwester, der Verlust der väterlichen Uhr besonders zu schaffen macht, denkt an seinen Racheschwur und beginnt, die Täter zu jagen. Aber nicht nur er versucht, ihnen auf die Spur zu kommen, auch Detective Superintendent Roy Grace ist hinter den Mördern her und stellt während der von ihm geführten Ermittlungen fest, dass die verstorbene Aileen ein ganz besonderes Interesse an den Verbrecherbanden New Yorks besaß.

"Die Zeit läuft" ist der neunte Fall für Roy Grace, der bereits in seinem ersten Fall mit dem Titel „Stirb ewig“ unter Beweis stellen konnte, was in ihm steckt. Auch damals kam er einem furchtbaren Verbrechen auf die Spur und das mit einem enorm hohen Tempo und vielen Überraschungen. Inzwischen nun ist der ambitionierte Ermittler zwar etwas ruhiger geworden, versteht es aber immer noch die Spielarten der Verbrecher zu durchschauen und ihnen über kurz oder lang, das Handwerk zu legen. Doch zunächst einmal wird er mit seinem Team auf einige falsche Fährten gelockt und muss mit akribischer Polizeiarbeit die Spreu vom Weizen trennen. Doch seine Gründlichkeit wird belohnt und schon bald stößt er auf eine heiße Spur, die viel mit der Vergangenheit des Geschwisterpaares zu tun hat.

Ein spannender Einstieg, kurze Kapitel, geschickt gesetzte Cliffhanger und interessante Figuren. Peter James weiß, wie er seine Leser bei der Stange halten kann und einen durchgängigen Spannungsbogen erzeugt. Und doch ist er im neunten Fall des britischen
Detectivs von der Routine abgewichen und hat Grace mit einem ausufernden Privatleben und weiteren Problemfällen, wie dem Prozess gegen einen gefassten Verbrecher, versehen. Eine Tatsache, die im Zusammenhang mit den vielen Figuren und der Schilderung ihres Umfeldes ein wenig die Spannung raubt, Fans von Roy Grace aber die Möglichkeit gibt, tiefer in dessen Leben einzutauchen.

Fazit:
Ein vielschichtiger und komplexer Kriminalroman, der auch ohne die Kenntnis seiner Vorgänger gelesen werden kann, in dem sich Peter James aber zu oft in unwichtige Details verliert.

Veröffentlicht am 06.11.2016

Ein kurzweiliger Roman mit einer leider unglaubwürdigen Protagonistin

Der Rache süßer Atem
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Die Galerieangestellte Maria wird von ihrem Chef und besten Freund Henry zum emotionalen Pflegefall ernannt, während sie sich selbst als überfällig bezeichnet. Schließlich ist sie fast 40 Jahr alt, hat ...

Die Galerieangestellte Maria wird von ihrem Chef und besten Freund Henry zum emotionalen Pflegefall ernannt, während sie sich selbst als überfällig bezeichnet. Schließlich ist sie fast 40 Jahr alt, hat weder Kind noch Mann und ihre letzte Beziehung endete mit der gleichen Erkenntnis, wie ihre Beziehungen zuvor. Maria wird von den Männern, die sie liebt und mit denen sie eine Familie gründen will, nur benutzt, und sobald es brenzlig für sie wird, einfach entsorgt. Nun aber ist Schluss! Maria hat genug davon, ein Lustobjekt männlicher Egomanen zu sein und schwört bittere Rache.

“Der Rache süßer Atem“ ist ein amüsanter Roman, bei dem es knallhart zur Sache geht. Denn nach einigen katastrophalen Beziehungen und karrieremäßigen Tiefschlägen schmiedet die von Männern schwer enttäuschte und stets viel zu nachsichtige Hauptprotagonistin einen perfiden Plan, bei dem ihr ausgerechnet ein gut aussehender Hauptkommissar in die Quere kommt. Dass es dabei zu einigen Turbulenzen kommt, ist wohl klar und doch hat mich der Roman nicht vollends überzeugt. Beginnend mit der Figur der Maria, die für eine intelligente Doktorandin anfänglich zu naiv und später zu skrupellos dargestellt worden ist, über ihre sonntäglichen Racheaktionen, deren Verlauf trotz immenser Gefährlichkeit zu emotionslos und eintönig geschildert wurde, bis hin zu den wenigen Randfiguren, die, bis auf den Galeristen Henry, farblos und nichtssagend in Erscheinung traten, stimmte das Gesamtkonstrukt einfach nicht. Lediglich das Auftauchen des Kommissars hat einige unvorhersehbare und amüsant zu lesende Wendungen in das Geschehen gebracht und es angenehm belebt. Deshalb ist dieser Roman vor allem Lesern zu empfehlen, die neben einem lockeren Roman und einigen lustigen Szenen, vor allem eine überzeichnete Hauptfigur mögen, die den Löwenanteil des Geschehens bestimmt, und streckenweise wenig nachvollziehbar agiert.

Fazit:
Ein kurzweiliger und flott zu lesender Roman mit einigen kriminellen Elementen, der keinesfalls ernst zu nehmen ist, der leider aber die auf seinem Buchrücken angepriesene Hochspannung vermissen lässt.

Veröffentlicht am 30.10.2016

Ein durchwachsener erster Fall für eine tolle Ermittlerin

Das Kind im Wald
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Sechs Jahre ist es her, seit Lizzie Snows Nichte Nicolette spurlos verschwand. Sämtliche Bemühungen sie wiederzufinden, brachten keinen Erfolg. Doch Lizzie, die in Boston als Detective bei der Mordkommission ...

Sechs Jahre ist es her, seit Lizzie Snows Nichte Nicolette spurlos verschwand. Sämtliche Bemühungen sie wiederzufinden, brachten keinen Erfolg. Doch Lizzie, die in Boston als Detective bei der Mordkommission tätig ist, gibt die Suche nicht auf. Denn kurz nachdem sie einen ernst zu nehmenden Hinweis erhält, lässt sie sich in das kleine Städtchen Bearkill versetzen, wo jemand ihre Nichte gesehen haben will. Als Kontaktbeamtin vor Ort erfährt sie viele Dinge, die in der abgelegenen Gegend geschehen und steht nicht nur bald vor einem neuen Fall, in dem es um eine unerklärliche Todesserie von ehemaligen Polizisten geht, sondern in den tief verschneiten Wäldern von Maine, wo sie auf Ungeheuerliches stößt.

„Das Kind im Wald“ ist der erste Fall einer neuen Krimireihe, in der der neue Deputy Sheriff von Aroostook County, Lizzie Snow, ermittelt. Dabei kommen der toughen Polizistin die gesammelten Erfahrungen bei der Bostoner Mordkommission zugute und schon in kurzer Zeit gelingt es ihr, gleich eine Handvoll von Verbrechen zu lösen. Doch bevor Lizzie Snow in den Wäldern von Maine fündig wird, lernt sie zunächst einmal die Bewohner der kleinen Stadt Bearkill kennen und trifft dabei auf viele Merkwürdigkeiten. Ein Handlungseinstieg, der zwar gut gelungen ist, sich aber viel zu lange hinzieht. So dauert es fast die Hälfte des Buches, bis der Kriminalroman in Fahrt gerät und die Ereignisse sich überschlagen. Bis dahin aber verstehen es lediglich die ungemein flüssige und damit kurzweilig in Erscheinung tretende Schreibweise von Sarah Graves und ihr Talent, die Figuren lebensecht und vielseitig darzustellen, den Leser zu fesseln. Erst die zweite Hälfte des Buches hat es in sich. Hier werden gleich mehrere Fälle gelöst, während Lizzie Snow den Verbrechern das Fürchten lehrt. Eine Ermittlerin mit dem Herzen am rechten Fleck, die gespannt auf ihre nächste Ermittlung werden lässt. Denn nun hat sie sich in Aroostook County eingelebt und kann ihre ganze Energie für ihren Job verwenden.

Fazit:
In „Das Kind im Wald“ wollte die amerikanische Autorin Sarah Graves einfach zu viel. Zu viele Bewohner vorstellen, zu viel Verbrecher jagen und zu viele Verwicklungen lösen. Etwas weniger hätte dem Kriminalroman gut getan. Deshalb bleibt die Hoffnung auf einen nicht so überladenen und damit sehr spannenden zweiten Fall. Denn schreiben kann Sarah Graves wirklich gut.