Cover-Bild 54 Minuten
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15,99
inkl. MwSt
  • Verlag: FISCHER FJB
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 21.09.2017
  • ISBN: 9783841440167
  • Empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Marieke Nijkamp

54 Minuten

Jeder hat Angst vor dem Jungen mit der Waffe
Mo Zuber (Übersetzer)

54 Minuten, die alles zerstören

Marieke Nijkamps packender Roman, der zum Riesenerfolg in den USA wurde, behandelt ein brisantes Thema: Amok in der Schule.

Wie immer hält die Direktorin in der Aula der Highschool ihre Begrüßungsrede zum neuen Schulhalbjahr. Wie immer ist die Rede der Direktorin exakt um zehn Uhr zu Ende. Aber heute ist alles anders.
Als Schüler und Lehrer die Aula verlassen wollen, kann man die Türen nicht mehr öffnen. Jemand beginnt zu schießen. Panik bricht aus. Aus der Sicht von vier Jugendlichen entfaltet sich der Amoklauf, bis die letzte Kugel verschossen ist.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.08.2019

Spannungslos, Emotionslos, am Thema vorbei

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Ein Amoklauf an der Opportunity Highschool irgendwo in Amerika. Ein schrecken jedes Schülers, jedes Lehrers, jedes Elternteils.
Während der Begrüßungsrede der Schulleiterin stürmt Tyler, bis an die Zähne ...

Ein Amoklauf an der Opportunity Highschool irgendwo in Amerika. Ein schrecken jedes Schülers, jedes Lehrers, jedes Elternteils.
Während der Begrüßungsrede der Schulleiterin stürmt Tyler, bis an die Zähne bewaffnet, die Aula. Und schießt auf seine Mitschüler. Die Türen sind verriegelt und jeder der sich nicht so bewegt wie >er< es will kriegt eine Kugel ab.
Mit unter den Schülern sind unter anderem Tylers Schwester Autumn und ihre beste Freundin Sylv, draußen vor der Schule trainier Claire, Tylers Ex-Freundin, mit ihrer Laufmannschaft und im Schulgebäude streifen Sylvs Bruder Thomas und einer seiner Freunde durch die Gänge, als sie die Schüsse hören.
Insgesamt 54 Minuten dauert der Horror.
Amoklauf ist ein Thema mit dem nicht zu spaßen ist. In meiner persönlichen Sicht wird dieses Thema medial oft falsch angegangen; der gesamte Hintergrund, was den Täter dazu bewegt, wird meistens auf das Medium Videospiele geschoben und gar nicht weiter hinterfragt. Es gibt keine Rechtfertigung für einen Amoklauf. Keine. Klar, sagt jeder mal in seinem Leben so etwas wie „Boha, ich lauf hier gleich Amok!“, aber das sind meist nur Floskeln. Umso gespannter war ich, was es mit Tyler auf sich hat. Warum er so handelt!

Doch schnell musste ich feststellen, dass der eigentliche Fokus auf den unfassbar schlecht ausgearbeiteten Charakteren lag, statt auf den Motiven des Täters. Klar, irgendwie war Tyler in den Kapiteln immer mit dabei. Aber so richtig sich mit dem „Jungen mit der Waffe“ beschäftigt hat sich keine der Perspektiven.
Claire berichtet immer mal wieder davon was für ein netter Kerl Tyler doch mal war (während sie auf die Polizei warten) und Autumn hat ein paar „Anekdoten“ aus dem Zusammenleben mit ihrem Bruder. Doch auch sie schildert „nur“ „privates Leid“, was nicht wirklich seinen Hass auf die Schule und seine Mitschüler erklärt.
Von dem Amoklauf selber bekommt der Leser auch nicht wirklich was mit. Immer wieder werden versucht Zusammenhänge herzustellen. Zu dem Geschehenen und dem was aktuell geschieht. Kleiner Tipp, an diesen Stellen sollte man sich was zu schreiben rauslegen. Ansonsten kommt man bei den ganzen unsinnigen und unnützen Zeug was die Charaktere da so reden nicht mehr wirklich mit!
Sylv, Autumn, Claire und Thomas haben so unglaublich viel zu sagen zu dem wie Tyler früher oder eher vorher war, aber dennoch sind ihre Aussagen so absolut nichtssagend! Die meiste Zeit wird nur von Tylers Vergangenheit geredet, doch statt zu ergründen, was ihn dazu bewegt hat jetzt zum Amokläufer zu werden, wird er von allen Seiten (außer von Claires) nur… abgetan. Nicht ernst genommen. Als hätte Tyler keine Probleme, oder wäre selber daran schuld.
So genau habe ich das auch nicht mehr im Kopf weil, OH MEIN GOTT! Wie hat man es nur geschafft eine solche Thematik nur so unendlich langweilig zu verpacken!? Ich hatte ja noch gehofft, das Autumn die Interessanteste der vier Protagonisten ist. Aber um Himmelswillen! Ihre Gefühlsebene passt auf die Spitze eines Zahnstochers.
Sylvl war zu… zu… wie soll man das beschreiben? Sachlich? Alles hat sie aus einer Perspektive betrachtet wo ich mich teilweise gefragt habe: „Mädel? Weißt du eigentlich was da grade passiert? Mitschüler und Lehrer sterben! Und du durchlebst hier grade deine persönliche Midlifecrisis!?“
Was Thomas mit seiner… „Rettungsaktion“ beabsichtigen wollte ist mir relativ schleierhaft. Ich bezweifle auch, dass sich das so in einer solchen Situation wirklich umsetzen lässt.
Und Claire… ja. Claire. Sie war so nichtssagend, dass mir von ihr so absolut gar nichts mehr im Kopf geblieben ist.
Auch die zwischen den Kapiteln eingeworfenen Tweets oder SMS helfen da nicht grade weiter. Es wird keine Stimmung oder Atmosphäre aufgebaut. Außerdem: Wenn ich in einen Amoklauf verwickelt bin oder in einer anderen Gefahrenzone, werde ich mich davor hüten das auf Facebook zu posten und mich eher bei meiner Mutter oder meinem Vater melden. Denn Sinn hinter diesen Posts habe ich nicht wirklich begriffen.
Ich hatte im gesamten das Gefühl, dass diese ganze Situation nicht ernst genommen wird.
Angefangen bei der absolut weltfremden Sicht einiger Perspektiven, die lieber in Erinnerungen schwelgten, anstatt wirklich nach Lösungen zu suchen, bis hin zu der Polizei, die gefühlt erst nach Stunden an der Schule ankommt und da erstmal fett ein Kaffeekränzchen hält und sich gemütlich Zeit lässt die Situation unter Kontrolle zu bringen. Es kann doch nicht sein, dass zwei pubertäre Jugendliche besser im „retten“ sind, als ausgebildete Polizisten!

Alles in allem ist das Marieke Nijkamps „Nr. 1 New York Times Bestseller“ und „packender Roman“ nichts weiter als heiße Luft. Die eigentliche Thematik wird gar nicht bis kaum angerührt. Die Charaktere sind blass und zu mehr auch nicht zu gebrauchen. Es kommt keine Spannung auf, keine Erklärungen nur ein ungenaues, unübersichtliches Gewusel vierer Perspektiven, die ich lieber in zwei oder sogar nur in einer gehabt hätte.

Als Schullektüre vielleicht noch mal ganz interessant, aber so? Nein, dafür wird das gern Problem, der Plott der Geschichte zu wenig bearbeitet und zu wenig beleuchtet.

„54 Minuten – Jeder hat Angst vor dem Jungen mit der Waffe“ kriegt von mir, leider, nur einen von möglichen 5 Sternen

Veröffentlicht am 17.10.2017

Leider VIEL zu einseitig!

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Aus vier verschiedenen Perspektiven erzählt Marieke Nijkamp einen Amoklauf an der amerikanischen Opportunity Highschool. Das scheinbar wahllose Töten des ehemaligen Schülers Tyler verfolgen seine Schwester ...

Aus vier verschiedenen Perspektiven erzählt Marieke Nijkamp einen Amoklauf an der amerikanischen Opportunity Highschool. Das scheinbar wahllose Töten des ehemaligen Schülers Tyler verfolgen seine Schwester Autumn, ihre Freundin Sylv und deren Bruder Thomás, außerdem noch Tylers Ex-Freundin Claire. Insgesamt 54 Minuten dauert der Horror, bei welchem man als LeserIn hautnah dabei zu sein scheint.

Ich bin stark dafür, dass ein so wichtiges Thema wie ein Amoklauf in Jugendbüchern thematisiert wird. Leider ist die Autorin der Komplexität des Themas in meinen Augen nicht gerecht geworden und hat mich ziemlich enttäuscht.

Das fing schon mit dem Schreibstil an, der mir gar nicht gefallen hat. Er wirkt sehr melodramatisch und aufgesetzt, was mir selbst für ein Jugendbuch zu viel war. Ein Beispiel ist der Satz "Nur das Tanzen hält mich am Leben. Es wird mich befreien, und ich darf nichts dazwischenkommen lassen." (S. 35). Generell erinnern manche Aussagen der Charaktere eher an diese "tiefgründigen" Sprüche, die auf einem im Regen geschossenen Foto auf Facebook die Runde machen.
Dieser Schreibstil ist auch der Grund, warum ich mit keiner der vier Protagonisten so richtig mitfühlen und mitfiebern konnte, obwohl jeder sein eigenes schweres Schicksal hat.

Nachdem ich mich einmal mit dem Stil abgefunden hatte, konnte ich das Buch relativ flüssig und schnell lesen. Der Spannungsaufbau ist der Autorin auf jeden Fall gelungen. Gut gefallen hat mir außerdem das Einbringen gewisser Diversity-Aspekte, z.B. Homosexualität, und die Diskussion von sozialen Medien im Zusammenhang mit Amokläufen. Die Rolle von Twitter und Co in diesem Buch deckt sich leider sehr gut mit den Erfahrungen, die ich mit sozialen Medien in den letzten Monaten bei Terroranschlägen gemacht habe.

Diese drei kleinen Punkte bleiben leider für mich das einzig Positive an diesem Buch. Nachdem ich mit den erzählenden Charakteren nicht warm geworden bin, hatte ich wenigstens eine zufriedenstellende Auseinandersetzung mit Tyler und seinen Gründen für den Amoklauf erwartet. Die kam aber leider bis zur letzten Seite nicht. Natürlich gibt es kein Schicksal, welches einen Amoklauf rechtfertigt, aber in einem Buch zu diesem Thema erwarte ich einen Einblick in die Psyche des Täters. Handelt es sich sogar noch um einen (ehemaligen) Schüler der Schule, ist es für mich noch wichtiger zu erfahren, was genau ihn überhaupt zum Täter hat werden lassen und warum er die Schule für den Kugelhagel wählt und nicht ein Einkaufszentrum in der Innenstadt. Tyler wird ausschließlich als Bösewicht im Buch dargestellt und dadurch, dass seine Geschichte fehlt, weiß ich nach dem Buch nicht einmal, was die Katastrophe eventuell hätte verhindern können. Ein Jugendbuch mit dieser Message ist für mich schlicht unbefriedigend und viel zu einseitig.

SPOILER ANFANG!
Hinzu kommt auch noch, dass Tyler ein Vergewaltiger ist. In einer Szene überlegt das Vergewaltigungsopfer, ob sie den Amoklauf mit einer rechtzeitigen Anzeige hätte verhindern können. Ich bin grundsätzlich dafür, dass Opfer ihre Peiniger anzeigen, aber anzudeuten, dass das Vergewaltigungsopfer eine Mitschuld am Amoklauf trägt, fand ich unverantwortlich und hat mich richtig wütend gemacht. Tyler ist im Buch letztlich nur ein Vergewaltiger und Mörder, aber wie er dazu geworden ist, wird mit keinem Wort auch nur angedeutet. Da es sich hier aber um einen Schüler handelt, der bewusst seine Mitschüler und Lehrer umbringt, konnte ich über diese fehlende Erklärung nur den Kopf schütteln.
SPOILER ENDE!

Fazit:
"54 Minuten" hat mich auf ganzer Linie enttäuscht, weswegen ich es keinesfalls empfehlen kann. Der Schreibstil ist mir selbst für Jugendliche zu dramatisch und aufgesetzt, repräsentiert aber die ganze Geschichte ganz gut, denn sie ist nur auf Dramatik, Tragik und Spannung ausgelegt. Eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Thema des Amoklaufs, wie Schüler zur Tätern werden und wie man dies verhindern könnte, gibt es gar(!) nicht. Das Buch ist einseitig und wird diesem sensiblen und wichtigen Thema nicht einmal ansatzweise gerecht. Wer sich grundsätzlich dafür interessiert, dem kann ich "Die Hassliste" von Jennifer Brown oder "19 Minuten" von Jodi Picoult empfehlen.