Dania Dicken – Am Abgrund seiner Seele
Andrea ist nach dem Verlust ihrer kompletten Familie von Dortmund, Deutschland, in das kleine Städtchen Norwich in England gezogen, um dort Psychologie zu studieren. Ihr größter Traum ist Profilerin zu werden. Sie hat sich schnell eingelebt, verbringt viel Zeit mit ihrer Freundin Sarah und hat sogar seit kurzem einen festen Freund. Doch dann werden junge Studentinnen vergewaltigt und die kleine Stadt ist in Aufruhr. Als Andrea eines Abends einer jungen Frau hilft, die vom Campus Rapist attackiert wird, ahnt sie noch nicht, dass der Täter nun seine Vorgehensweise ändert und das Andrea selbst in Lebensgefahr schwebt.
Ich bedanke mich herzlich für das Rezensionsexemplar, über das ich mich sehr gefreut habe. Natürlich beeinflusst dies meine ehrliche Meinung zum Buch nicht.
Der Schreibstil ist flüssig und locker, lässt sich durch die relativ kurzen Kapitel gut lesen und allgemein ist das Buch ist richtiger Pageturner.
Die Handlung ist komplex, beklemmend, spannend, düster, temporeich, wortgewaltig, kreativ und fesselnd geschrieben und hat mich von Anfang an gefangen genommen.
Durch die verschiedenen Perspektivwechsel, insbesondere die Sicht des Täters, gibt es zahlreiche detaillierte und auch brutale Szenen, die nicht unbedingt etwas für zarte Gemüter sind.
Auch gibt es viele Wendungen, Überraschungen und es werden falsche Fährten gelegt, sodass das Buch immer neugierig macht und ich es aufgrund der temporeichen, spannenden Handlung nicht aus der Hand legen wollte.
Dieses Buch hat mich in die komplette Palette der Emotionen entführt, positiv wie negativ. Hier versteht es die Autorin, geschickt mit den Ängsten der Leser zu spielen, da ich während des Lesens öfter von einer Gänsehaut begleitet wurde.
Der Spannungsbogen wurde im gesamten Buch auf hohem Niveau aufrecht gehalten.
Ich konnte mich sehr gut in die Gefühlswelt der Hauptperson, Andrea Jahnke, rein versetzen, die mir sofort sympathisch, eher zurückhaltend aber dennoch eine innere Stärke ausstrahlte. Nach dem schweren Verlust will sie ihr Leben neu ordnen, und so arbeitet sie zusätzlich zum Studium auch bei der Polizei als Praktikantin. Im weiteren Verlauf erstellt sie ihr erstes Täterprofil. Es gab eine kurze Zeit im Buch, wo ich sie am liebsten geschüttelt hätte, weil mir ihre Taten nicht ganz nachvollziehbar waren, aber überwiegend ist sie eine starke Figur mit aussergewöhnlicher Tiefe.
Gregory, der sich nach einer beruflichen Laufbahn zu einem Studium entschlossen hat, war mir ebenfalls sympathisch, willensstark und voller Emotionen. Sein ausgeprägter Beschützerinstinkt hat es in sich, aber er war durchgehend großartig.
Sein kleiner Bruder Jack ist der Sonnenschein des Buches, immer für eine Überraschung gut, so oberflächlich er am Anfang scheinen mag, soviel Tiefe besitzt er. Wenn man hinter die Fassade schaut, dann erblickt man einen jungen Mann, der für Familie und Freunde alles gibt.
Der Täter ist ein besonderes Individum, voll von Wut, Sadismus, Brutalität, hat die Autorin es geschafft, einen „Bösewicht“ zu erstellen, der mir sicher noch nachgehen wird. So glaubhaft, so bösartig, so detailreich in seiner Psyche.
Seargeant Christopher Mc Kenzie war mir ebenfalls von Anfang an sympathisch, ein großartiger Mensch mit Einfühlungsvermögen, Charme, Fähigkeiten und Stärke, eine Kombination die sehr gelungen ist.
Auch die weiteren Charaktere waren mir je nach Rollenverteilung sympathisch/unsympathisch, gut ausgearbeitet und haben die Geschichte gut abgerundet.
Alle Charaktere sind detailreich beschrieben, glaubhaft dargestellt, besaßen emotionale Tiefe und es machte mir beim Lesen Freude aber auch Kummer, mit ihnen Zeit in ihrer Welt zu verbringen.
Die Handlungsorte und das Geschehen rundherum sind gut beschrieben, was mich noch besser in die Geschichte hinein finden ließ.
Die Zeit- und Perspektivwechsel machten das Buch spannend und schon nach kurzer Zeit konnte ich mich in die Geschichte fallen lassen.
Die Autorin verbindet am Ende des Buches alle Handlungsstränge und lässt keine weiteren Fragen offen.
„Am Abgrund seiner Seele“ ist der erste Band der Profiler-Reihe von Dania Dicken und weitere Bände sind schon erschienen.
Eine Fortsetzung zu diesem Buch kann ich mir sehr gut vorstellen und werde ich sicherlich auch lesen.
Ein Thriller, der mich berührt hat, der die Langeweile vertreibt und ein paar spannende, emotionale Lesestunden garantiert. Gänsehaut-Faktor vorhanden.
Das Cover ist dezent in grau und weiß gehalten, ein Sumpflandschaft im Hintergrund. Die rote Schrift ist ein Blickfang. Die Farben geben dem Cover einen besonderen Charme mit düsteren Touch. Das Cover und auch der Titel stehen im Einklang mit dem Buch.
Fazit: Spannend. Brutal. Clever. Packend. Brachial. Genial.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung und 4,75 Sterne.