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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.09.2019

Lässt einen den Swimmingpool mit ganz anderen Augen sehen!

Der Swimmingpool in der Fotografie
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Inhalt

Auf mehr als 200 Abbildungen wird in diesem Bildband der Swimmingpool in den Mittelpunkt gerückt. Es geht um die Faszination, die er ausübt und um seine Bedeutung in verschiedenen Kulturen und ...

Inhalt

Auf mehr als 200 Abbildungen wird in diesem Bildband der Swimmingpool in den Mittelpunkt gerückt. Es geht um die Faszination, die er ausübt und um seine Bedeutung in verschiedenen Kulturen und Epochen.

Übersicht

Genre: Bildband, Kunst, Fotografie
Verlag: Hatje Cantz Verlag
Seitenzahl: 240

Warum dieses Buch?

Welches Buch eignet sich besser für den (Spät-)Sommer als ein Buch voller Bilder übers Plantschen, Baden und Schwimmen? Meine Antwort: keines! Deshalb musste ich diesen Bildband unbedingt lesen.

Meine Meinung

Struktur (+)

Der Aufbau dieses Bildbandes ist sehr übersichtlich. Einer kurzen Einführung folgen dann auch schon sehr viele interessante Bilder, die mit kurzen Beschreibungen versehen sind. In den kurzen Absätzen kann man sich über die FotografInnen, den Kontext des Bildes und das Jahr und Land, in dem das Foto geschossen wurde, informieren. Thematisch ist das Buch in mehre große Kapitel eingeteilt, die sich zum Beispiel mit der Form der Pools oder mit Sprüngen ins kühle Nass beschäftigen. Das Buch enthält sowohl Farb- als auch Schwarz-Weiß-Fotografien.

Texte & Schreibstil (-!)

Mein einziger Kritikpunkt am Buch sind leider die kurzen Texte des Herausgebers: Besonders die Einleitung empfand ich als außerordentlich zäh und langweilig zu lesen. Was Herr Hodgson schreibt, erschien mir leider oft irrelevant, am liebsten hätte ich die Texte nach der ersten Seite alle übersprungen – da hatte ich aber dann doch Angst, etwas zu verpassen. Zum Glück wurde es nach der Einleitung immerhin etwas besser, hier folgten dann zwischendurch durchaus ein paar interessante und spannende Informationen. So erfährt man beispielsweise von einem Pool, der in Frankreich damals an eine Müllerverbrennungsanlage angeschlossen war, um ihn zu heizen.

Fotografien (+)

Die Auswahl und Präsentation der Fotos selbst fand ich hingegen sehr gelungen. Viele Bilder reichen über eine Doppelseite, aber auch kleinere Aufnahmen finden sich im Buch. Beide Arten von Fotos – sowohl die Schwarz-Weiß-Fotografien als auch jene in Farbe – waren sehr interessant anzusehen. Jedoch wurde bei der Lektüre dieses Buches doch deutlich, was alles verloren geht, wenn man einen Pool ohne das strahlende Blau des Wassers betrachtet. Viele Pool sind nämlich nur in Farbe ästhetisch und wunderschön anzuschauen.

Die Zusammenstellung der Fotografien hat mir so gut gefallen, weil die Bilder sehr vielfältig sind: Einerseits gibt es Bilder, die heute wichtige Zeitzeugen sind, weil die Orte, an denen sie aufgenommen wurden, heute gar nicht mehr existieren, andererseits gibt es aber auch Fotos aus der Gegenwart. Verschiedene Epochen sind also vertreten, auch wenn das 20. Jahrhundert klar dominiert, und die Bilder wurden überall auf der Welt aufgenommen: Es gibt Pool in Amerika und England zu bestaunen, aber auch nach Deutschland, Australien, Japan und sogar nach Afrika (nach Tansania und Uganda) führt uns die Bilderreise. Wir sehen Mädchen beim Schwimmunterricht, Models aus Hochglanzmagazinen, Durchschnittsfamilien beim fröhlichen Baden und Entspannen, praktische Becken neben kunstvollen. Der Pool ist meist das Zentrum des Geschehens, oft sprühen die Badenden nur so vor Lebensfreude, was sofort Lust macht, selbst ins Wasser zu springen. Gerade deshalb eignet sich dieser Bildband besonders gut als Lektüre während der Sommermonate oder vor einem Thermenbesuch.

Aber auch ernste oder spektakuläre Fotos werden im Bildband gezeigt: schwimmende Soldaten inmitten von Schutt und Asche, ein Maultier, das von einem Brett springt (hier steht natürlich das Thema Tierquälerei ganz klar im Raum!), die Beatles beim feuchtfröhlichen Baden, ein Pool, der bis ins Wohnzimmer reicht, verlassene Schwimmbäder, Astronauten der Apollo 1 beim Üben einer Wasserlandung. „Der Swimmingpool in der Fotografie“ zeigt uns künstliche Strände, beheizte Pools inmitten von Eis und Schnee, nimmt uns mit ins Disneyland und nach Las Vegas und präsentiert uns viele verführerische Reisedestinationen. Der Bildband lässt auch historische Wettkämpfe, die damalige Bademode und die verschiedenen Schwimmstile nicht außer Acht. Eines kann ich nach der Lektüre dieses Buches auf jeden Fall von mir sagen: Ich werde Swimmingpools von nun an viel aufmerksamer wahrnehmen und mit ganz anderen Augen sehen!

Feministischer Blickwinkel (-)

Obwohl auf den Fotos sowohl Frauen als auch Männer zu sehen waren, ist mir leider unangenehm aufgefallen, dass Werke von Männern klar dominieren, was ich etwas schade finde. Ich bin sicher, dass es auch viele interessante, von Frauen geschaffene Kunstwerke gegeben hätte, die es verdient hätten, es in diesen Bildband zu schaffen. Vielleicht ja beim nächsten Buch, ich hoffe es!

Mein Fazit

Der Bildband „Der Swimmingpool in der Fotografie“ hat mir sehr gut gefallen! Der Aufbau ist übersichtlich und in kurzen Beschreibungen der Bilder gibt der Herausgeber interessante Hintergrundinformationen zu den FotografInnen, dem Kontext und Ort und Zeit der Aufnahme. Mein einziger Kritikpunkt am Buch sind leider die kurzen Einführungstexte des Herausgebers: Besonders die Einleitung empfand ich als außerordentlich zäh und langweilig. Vieles erschien mir leider auch irrelevant, am liebsten hätte ich die Texte nach der ersten Seite alle übersprungen. Zum Glück wurde es nach der Einleitung etwas besser, hier folgten dann zwischendurch durchaus interessante und spannende Informationen. Unangenehm aufgefallen ist mir außerdem leider, dass Werke von Männern klar dominieren, was ich schade finde. Ich bin sicher, dass es auch viele interessante, von Frauen geschaffene Kunstwerke gegeben hätte, die es verdient hätten, es in diesen Bildband zu schaffen. Das Buch enthält sowohl Farb- als auch Schwarz-Weiß-Fotografien, viele Bilder gehen über eine Doppelseite, es gibt aber auch kleinere Aufnahmen zu sehen. Viele der Fotos sind sehr ästhetisch und wunderschön anzuschauen! Zudem hat mir gefallen, dass die Bilder so vielfältig sind: Verschiedene Epochen sind vertreten, und die Bilder wurden überall auf der Welt aufgenommen. Wir sehen Mädchen beim Schwimmunterricht, Models aus Hochglanzmagazinen, Durchschnittsfamilien beim fröhlichen Baden und Entspannen, praktische Becken neben kunstvollen. Der Pool ist meist das Zentrum des Geschehens, oft sprühen die Badenden nur so vor Lebensfreude, was sofort Lust macht, selbst ins Wasser zu springen. Gerade deshalb eignet sich dieser Bildband besonders gut als Lektüre während der Sommermonate oder vor einem Thermenbesuch. Aber auch ernste oder spektakuläre Fotos werden im Bildband gezeigt: schwimmende Soldaten inmitten von Schutt und Asche, ein Maultier, das von einem Brett springt, die Beatles beim feuchtfröhlichen Baden. „Der Swimmingpool in der Fotografie“ präsentiert uns viele verführerische Reisedestinationen und lässt auch berühmte Wettkämpfe, die damalige Bademode und verschiedene Schwimmstile nicht außer Acht. Eines kann ich nach der Lektüre dieses Buches auf jeden Fall von mir sagen: Ich werde Swimmungpools von nun an viel aufmerksamer wahrnehmen und mit ganz anderen Augen sehen!

Bewertung

Aufbau: 5 Sterne
Texte & Schreibstil: 2 Sterne
Fotografien: 4-5 Sterne
Feministischer Blickwinkel: -

Insgesamt:

❀❀❀❀ Lilien

Dieses Buch erhält von mir vier Lilien!

Veröffentlicht am 05.09.2019

Zauberhafte, wunderschöne Illustrationen & eine berührende Geschichte mit kleinen Schönheitsfehlern

Der lange Weg zu dir
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Inhalt

Auf der einen Seite des Meeres lebt ein Mädchen namens Sonia mit ihrer geliebten Katze, auf der anderen Seite des Meeres ein Junge namens Adam mit seinem besten Freund, dem Hund Rufus. Als das ...

Inhalt

Auf der einen Seite des Meeres lebt ein Mädchen namens Sonia mit ihrer geliebten Katze, auf der anderen Seite des Meeres ein Junge namens Adam mit seinem besten Freund, dem Hund Rufus. Als das Tier eines Tages an Altersschwäche stirbt, fällt Adam in ein tiefes Loch, isst nichts mehr und liegt den ganzen Tag im Bett. Er trauert. Die Katze führt Sonia auf eine abenteuerliche Reise, deren Ziel das kleine Haus des Jungen ist. Können Sonia und Miezi, die Katze, dem Jungen neue Hoffnung schenken?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Altersempfehlung: 5-7 Jahre
Verlag: arsEdition
Seitenzahl: 40
Erzählweise: auktorialer/allwissender Erzähler, Präteritum
Tiere im Buch: +/- Ein Hund stirbt an Altersschwäche, eine Katze fängt eine Maus und wird von einem bösen Theaterdirektor in einen Käfig gesperrt. Die beiden Kinder gehen mit ihren Tieren jedoch sehr liebevoll um und lieben sie sehr!

Warum dieses Buch?

Ich bin immer auf der Suche nach empfehlenswerten, besonderen Kinderbüchern, die ich meinen (zukünftigen) Patenkindern, Nichten und Neffen vorlesen kann. Da mich die letzten beiden Gemeinschaftsprojekte von Martin Widmark und Emilia Dziubak so begeistern und verzaubern konnten, war für mich klar, dass ich ab jetzt jedes Werk dieser beiden tollen KinderbuchautorInnen lesen muss. Gesagt, getan!

Meine Meinung

Geschichte (+/-)

„Es waren einmal ein Junge und ein Mädchen, die sich nie getroffen hatten. Zwischen ihnen lag ein großes Meer.“ Seite 3

Normalerweise gehe ich aufs Design eines Buches in meinen Rezensionen ja nicht ein. Hier kann ich aber nicht anders: Die Gestaltung des Buches ist ein wahr gewordener Traum für alle BücherliebhaberInnen! Es handelt sich hier um das schönste Kinderbuch, das ich je in den Händen gehalten habe. Eigentlich ist das nicht mehr „nur“ ein Kinderbuch – das ist ein Stück Kunst!

Dieses Buch ist wieder für Kinder zwischen 5 und 7 perfekt als Vorleselektüre geeignet, auch wenn es einige unheimliche Zeichnungen gibt, die die Trauer von Adam stimmungsvoll veranschaulichen. Sensible Kinder könnten davon aber vielleicht Albträume bekommen, deshalb sollte man auf jeden Fall während oder nach dem Vorlesen mit ihnen darüber sprechen. Das Schöne an den Büchern von Widmark und Dziubak ist, dass sowohl Erwachsene als auch das junge Zielpublikum das Buch genießen und damit ihre Freude haben können. Dieses Mal glänzt die Geschichte mit einem märchenhaften Setting und einer unvorhersehbare Geschichte, die aber auch kraftvolle, ruhige und vor allem traurige Momente beinhaltet. Man kann gar nicht anders: Man möchte unbedingt wissen, wie es mit Sonia und Adam weitergeht!

Widmark und Dziubak behandeln wieder schwierige Themen in dieser berührenden Geschichte über Trauer, Schmerz, aber auch Hoffnung und Neubeginn. Besonders Adams Trauer wird sehr tiefgründig und anschaulich beschrieben. Hier bietet es sich natürlich an, dieses Buch als Anknüpfungspunkt zu verwenden, um das schmerzhafte und empfindliche Thema „Tod“ altersgerecht mit dem Kind zu besprechen. Auch die enge Bindung von Kindern zu ihren geliebten Tieren wird im Buch deutlich. Die Geschichte zeigt, dass es – nach einer angemessenen Trauerphase – helfen kann, dem Kind zu erlauben, einem neuen Tier ein Zuhause zu schenken, weil dadurch der Schmerz gelindert wird und das ein großer Trost sein kann.

Dieses Mal war für mich die Geschichte trotzdem nicht ganz perfekt. Meiner Meinung nach wurde sich zu viel vorgenommen, sodass manche Aspekte, wie zum Beispiel die Freundschaft zwischen Adam und Sonia und seine langsame „Genesung“, leider etwas zu kurz kamen. Ich denke, wenn man im Mittelteil das eine oder andere Ereignis gestrichen hätte, hätte man im letzten Teil bei den wirklich wichtigen Aspekten mehr in die Tiefe gehen können, was das Buch perfekt gemacht hätte. Dass viele Fragen (Warum lebt Sonia alleine, aber Adam bei seiner Großmutter? Wo sind die Eltern?) unbeantwortet bleiben, stört mich aufgrund der märchenhaften Geschichte nicht, auch wenn ich mir natürlich vorstellen kann, dass sie Kindern eventuell keine Ruhe lassen. Was Mitfahren mit Fremden betrifft, stimme ich mit einigen der anderen RezensentInnen überein: In einem Kinderbuch finde ich das problematisch, auch wenn Sonia eigentlich keine andere Wahl hatte. Das Thema sollte auf jeden Fall von den Erwachsenen angesprochen werden. Insgesamt lässt mich dieses Buch nach seinem glücklichen Ende trotzdem sehr zufrieden und berührt zurück, auch wenn es nicht ganz perfekt ist!

Schreibstil (♥)

„‘Bestimmt geht es dir bald besser‘, flüsterte Adam Rufus ins Ohr. Rufus sah ihn mit traurigen Augen an. Dann atmete er ein letztes Mal aus, schloss die Augen und verließ Adam.“ Seite 6

Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr altersgemäß (es gibt keine zu schwierigen Wörter), märchenhaft, liebevoll und anschaulich. Man merkt, dass wieder einiges an Arbeit und Herzblut in dieses Buch geflossen ist. Manchmal war mir lediglich etwas zu viel Text auf einer Seite. Das hätte man etwas gleichmäßiger aufteilen können, damit die Aufmerksamkeit der Kinder nicht nachlässt oder sie das Interesse verlieren.

Figuren (♥)

Man leidet richtig mit Adam mit, als dieser seinen geliebten Hund verliert und in tiefster Trauer versinkt. Auch mit Sonia können sich Kinder bestimmt identifizieren, weil sie sich auf so eine spannende, abenteuerliche Reise begibt! Welches Kind hat davon nicht mindestens einmal geträumt? Die Großmutter, die sich liebevoll um Adam kümmert, wirkt ebenfalls sehr sympathisch.

Illustrationen (♥)

Die Illustrationen sind das Beste am Buch! Sie sind stimmungsvoll, fantasievoll, zauberhaft und wunderschön. Von Emilia Dziubak illustrierte Kinderbücher sind wirklich ein Stück Kunst! Ihr besonderer Malstil, ihre Kreativität, die liebevollen Details – die Illustrationen sind wieder ein Genuss! Meiner Meinung nach gibt es momentan niemanden im Kinderbuchgenre, der schöner illustriert als sie. Text und Bild greifen erneut perfekt ineinander. So fällt es leicht, sofort in die Geschichte einzutauchen und mitzufühlen. Auch das nächste Buch der beiden ist für mich daher wieder Pflichtlektüre!

Geschlechterrollen & Vielfältigkeit (♥)

Was die Vielfältigkeit betrifft, gibt es dieses Mal leider wieder nur weiße Figuren im Roman. Daran sollte vielleicht im nächsten Buch gearbeitet werden. Es gibt aber auch viele Dinge, die ich loben möchte: Erneut brechen Widmark und Dziubak mit veralteten Geschlechterstereotypen, indem sie einen sensiblen Jungen leiden und trauern lassen und das Mädchen auf eine abenteuerliche Reise schicken. Immer wieder muss Sonia sich beweisen, muss jemanden retten, muss mutig sein. Alleine dafür liebe ich dieses Buch!

Mein Fazit

„Der lange Weg zu dir“ ist ein wundervolles Kinderbuch, das Erwachsene ebenso verzaubern und begeistern wird wie Kinder. Text und Bild greifen wieder so perfekt ineinander, dass man nur hoffen kann, dass es noch lange nicht das letzte Buch dieses großartigen Kinderbuch-Duos war, das wieder so viel Liebe und Herzblut in diese Geschichte gesteckt hat. Der Schreibstil ist altersgerecht, anschaulich und märchenhaft, die Figuren sympathisch und glaubwürdig, und die fantasievollen, stimmungsvollen Bilder sind wunderschön und machen dieses Kinderbuch zu einem Stück Kunst! Das unvorhersehbare Kinderbuch ist spannend und schürt die Neugier, hat aber auch seine kraftvollen, ruhigen und vor allem traurigen Momente. Widmark und Dziubak behandeln in ihrer Geschichte wieder schwierige Themen wie Trauer, Schmerz, aber auch Hoffnung und Neubeginn sehr einfühlsam und berührend. Besonders Adams Trauer und die Liebe von Kindern zu ihren Tieren werden sehr tiefgründig veranschaulicht. Sensible Kinder könnten von den teilweise etwas unheimlichen Illustrationen vielleicht Albträume bekommen, deshalb sollte man auf jeden mit ihnen darüber reden. Es bietet sich an, dieses Buch als Anknüpfungspunkt zu verwenden, um das schmerzhafte, empfindliche Thema „Tod“ altersgerecht mit dem Kind zu besprechen. Perfekt ist die Geschichte dieses Mal leider trotzdem nicht: Meiner Meinung nach wurde sich zu viel vorgenommen, sodass manche Aspekte, wie zum Beispiel die Freundschaft zwischen Adam und Sonia und seine langsame „Genesung“, etwas zu kurz kamen. Ganz toll finde ich hingegen, dass Widmark und Dziubak mit veralteten Geschlechterstereotypen brechen, indem sie einen sensiblen Jungen trauern lassen und ein mutiges Mädchen auf eine abenteuerliche Reise schicken. Insgesamt lässt mich dieses Buch nach dem hoffnungsvollen Ende etwas wehmütig, aber sehr berührt zurück, auch wenn es nicht ganz perfekt ist. Das nächste Buch von Widmark und Dziubak wird ohne Zweifel wieder seinen Weg in mein Bücherregal finden. Falls ihr noch keine Bücher der beiden kennt, lege ich sie euch hiermit wärmstens ans Herz!

Bewertung

Idee: 5 Sterne ♥
Geschichte: 3,5 Sterne
Ausführung: 4 Sterne
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Personen: 5 Sterne ♥
Illustrationen: 5 Sterne ♥
Vielfältigkeit: -
Rollenbilder: ♥

Insgesamt:

❀❀❀❀ Lilien

Dieses Buch erhält von mir vier Lilien!

Veröffentlicht am 25.08.2019

Leckere, gesunde, ausgefallene Lunch-Ideen, teilweise waren mit die Zutaten aber zu exotisch

Lunch im Glas
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Inhalt

Cora Wetzstein verspricht hier gesunden, stressfreien Genuss in der Mittagspause und garantiert, dass mit ihren Rezepten (die es einem leicht machen sollen, ungesundem Kantinenessen und fettigen ...

Inhalt

Cora Wetzstein verspricht hier gesunden, stressfreien Genuss in der Mittagspause und garantiert, dass mit ihren Rezepten (die es einem leicht machen sollen, ungesundem Kantinenessen und fettigen Snacks zu entgehen) das Mittagstief ausbleibt.

Übersicht

Genre: Rezeptbuch
Verlag: GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
Seitenzahl: 64
Tiere im Buch: +/- Es gibt viele vegetarische Gerichte, aber auch viele Rezepte, die Fleisch enthalten.

Warum dieses Buch?

Ich bin leider kein Morgenmensch. Mich am Morgen aufzuraffen, mir ein reichhaltiges Frühstück oder Mittagessen vorzubereiten und in die Uni oder zur Arbeit mitzunehmen, fällt mir unheimlich schwer. Ich habe gehofft, dass mir dieses Buch derart unwiderstehliche, schnelle Rezept-Ideen präsentiert, dass auch ich mich von nun an für „Lunch im Glas“ statt für Mensa-Essen, nicht satt machende Snacks oder schlicht Hunger entscheide.

Meine Meinung

Aufbau (+)

Der Aufbau ist meiner Meinung nach gut gelungen. Das Kochbuch weist (bis auf das erste Rezept, eine Kürbissuppe, die ohne weitere Erklärung keiner Kategorie zugeordnet wurde) eine klare Struktur auf. Nach dem Abkürzungsverzeichnis, einer kurzen Einleitung und dem Hinweis, dass es zum Buch auch eine App gibt (die ich jedoch selbst nicht ausprobiert habe) präsentiert uns die Autorin zuerst Salate, dann Suppen und am Ende Süßes und Fruchtiges. Abgerundet wird das Buch durch eine kleine „Gläserkunde“; hier erklärt die Autorin die Vorteile verschieden geformter Gläser für verschiedene Mahlzeiten, was ich sehr interessant fand.

Gestaltung & Fotos (♥)

Die kreative Gestaltung des Buches ist ebenfalls sehr gut gelungen. Cora Wetzsteins Speisen sehen farbenfroh, interessant, schön und – im wahrsten Sinne des Wortes – zum Anbeißen aus! Die Fotos machen wirklich Lust, die Rezepte auszuprobieren!

Inhalt (+/-)

Vieles an diesem Buch hat mir sehr gut gefallen. Das Kochbuch ermuntert uns, einmal etwas Neues auszuprobieren und überrascht immer wieder mit exotischen Zutaten und ausgefallenen, aber vielversprechenden Geschmackskombinationen. Cora Wetzstein bietet hier eine vielfältige, fast immer gesunde (auch eher fettige Zutaten und Schokolade sind nämlich selten dabei) Rezeptsammlung, bei der für jeden etwas dabei sein sollte: Es gibt pikante, schnelle, vitaminreiche, scharfe, einfache, asiatische und süße Rezepte. Sowohl VegetarierInnen als auch FleischesserInnen werden in diesem Buch fündig werden. Ob man mit diesen Speisen wirklich dem Mittagstief den Kampf ansagen kann, weiß ich nicht, aber mit Sicherheit liegen einem die Rezepte weniger schwer im Magen als fettiges Kantinen-Essen.

Jedes der Rezepte ist für 2 Gläser (meist ca. 500-600ml) gedacht. Für Single-Haushalte sind die Rezepte trotzdem auch geeignet: Suppen und Salate halten sich im Kühlschrank mindestens 2-3 Tage. Durch die relativ hohe Kalorienzahl, die meist zwischen 500 und 600 liegt, und die Zusammenstellung der Speisen wird man sicher satt. Die Zubereitungszeit liegt meist unter einer halben Stunde, was ich in Ordnung finde und was sich abends oder (wenn man ein Morgenmensch ist) morgens normalerweise gut ausgeht. Im Büro oder in der Schule muss die Mahlzeit dann nur durchgerührt oder mit Wasser ergänzt werden. Durch das Schichten von Salaten wird sichergestellt, dass vor allem Blattsalat nicht matschig wird, sondern auch nach Stunden seine Form und Knackigkeit behält. Zusätzlich macht diese Art der Vorbereitung natürlich auch optisch einiges her.

Sehr geschätzt habe ich auch die klaren, präzisen Anweisungen und hilfreichen Tipps, durch die es leicht wird, das Essen nachzukochen: Bei Bohnen wird z. B. nicht nur die Zahl der Dosen, sondern auch das Abtropfgewicht angeben. Da es große und kleine Dosen gibt, ist dies eine sehr hilfreiche Information, die mir in anderen Kochbüchern häufig fehlt. Alle Rezepte habe ich natürlich nicht ausprobiert, aber jene, die ich zubereitet habe, wie zum Beispiel das „Erdbeer-Schoko-Müsli“ und die leckere „Oriental Bowl“, haben mir äußert gut geschmeckt.

Leider hat es auch ein paar Aspekte gegeben, die mich nicht zufrieden gestellt haben. Zum einen verstehe ich den Einwand mancher anderer RezensentInnen, dass die Zubereitungszeit manchmal (wenn man zum Beispiel noch Kartoffeln kochen muss) etwas zu hoch ist – und dass es dann einfacher wäre, einfach nach der Arbeit gleich mehr zu kochen, um so die Reste am nächsten Tag verspeisen zu können. Auch geschmacklich konnte die Autorin nicht immer meinen Geschmack treffen.

Mein größter Kritikpunkt betrifft jedoch die Zutatenlisten. Mal schnell schauen, was man zu Hause hat und dann spontan eines der Rezepte nachkochen? Das ist leider nicht drin, weil man viele Zutaten eben nicht im Haus hat. Manche sind sogar so exotisch, dass ich nicht weiß, woher ich sie in meiner ländlichen Gegend überhaupt bekommen soll. Das ist schade! Ich habe die Rezepte meist als Inspiration gesehen und die Zutaten angepasst, je nachdem, was ich gerade zu Hause und worauf ich Lust hatte.

Feministischer Blickwinkel (♥)

In der Einleitung spricht die Autorin von Karrierefrauen, Selbständigen und Familien-Managern und erfüllt damit meine Erwartungen an ein modernes Kochbuch, das keine veralteten Rollenbilder reproduziert. Dafür ein Lob!

Mein Fazit

In ihrem Kochbuch „Lunch im Glas“ bietet Cora Wetzstein vielfältige Rezepte an, die als gesunde Alternative zu fettigem Kantinen-Essen dienen können. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Es gibt z. B. pikante, schnelle, vitaminreiche, scharfe, asiatische und süße Rezepte; sowohl VegetarierInnen als auch FleischesserInnen werden fündig werden. Das Buch hat einen sehr klaren Aufbau und unterteilt seine Rezept-Ideen, die auch wirklich satt machen, in Salate, Suppen und Süßes & Fruchtiges. Eine kurze Gläserkunde erklärt im Anschluss noch die Vorteile von verschiedenen Formen und Größen. Die Fotos sind sehr gelungen und machen Lust, die Rezepte auszuprobieren. Cora Wetzsteins Speisen sehen nämlich farbenfroh, interessant und – im wahrsten Sinne des Wortes – zum Anbeißen aus! Das Kochbuch ermuntert uns, einmal etwas Neues auszuprobieren und überrascht immer wieder mit exotischen Zutaten und ausgefallenen, aber vielversprechenden Geschmackskombinationen. Die Zubereitungszeit liegt meist unter einer halben Stunde, was ich in Ordnung finde. Im Büro oder in der Uni muss die Mahlzeit dann nur durchgerührt oder mit Wasser ergänzt werden. Sehr geschätzt habe ich auch die klaren, präzisen Anweisungen und hilfreichen Tipps, durch die es leicht wird, das Essen nachzukochen. Die Rezepte, die ich selbst ausprobiert habe, wie zum Beispiel das „Erdbeer-Schoko-Müsli“ und die leckere „Oriental Bowl“, waren wirklich sehr lecker. Die exotischen Zutaten (neben der Tatsache, dass die Autorin leider nicht immer meinen Geschmack getroffen hat) sind allerdings zugleich auch mein größter Kritikpunkt: Mal schnell schauen, was man zu Hause hat und dann spontan eines der Rezepte nachkochen? Das ist leider nicht drin, weil man viele Zutaten eben nicht im Haus hat. Manche sind sogar so exotisch, dass ich nicht weiß, woher ich sie in meiner ländlichen Gegend überhaupt bekommen soll. Das ist schade! Mein Tipp: Die Rezepte einfach als Inspiration betrachten und die Zutaten je nach Gusto und Inhalt der Speisekammer anpassen!

Bewertung

Idee: 5 Sterne ♥
Inhalt: 4 Sterne
Struktur: 5 Sterne
Ausführung: 4 Sterne
Anleitungen: 5 Sterne ♥
Gestaltung / Fotos: 5 Sterne ♥
Feministischer Blickwinkel: ♥

Insgesamt:

❀❀❀❀ Lilien

Dieses Buch erhält von mir vier zufriedene Lilien!

Veröffentlicht am 12.08.2019

Märchenhafte, herzerwärmende, berührende Geschichte, die ein warmes Gefühl im Bauch hinterlässt

Die wundersame Mission des Harry Crane
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Spoilerfreie Kurzrezension!


Inhalt

Harry Crane arbeitet bei der Forstbehörde; er hat einen langweiligen Bürojob, den er sich ganz anders vorgestellt hat und der ihn unglücklich macht. Aber er hat ...

Spoilerfreie Kurzrezension!


Inhalt

Harry Crane arbeitet bei der Forstbehörde; er hat einen langweiligen Bürojob, den er sich ganz anders vorgestellt hat und der ihn unglücklich macht. Aber er hat große Träume. Um sich diese erfüllen, spielt er jede Woche Lotto. Auch an jenem schicksalhaften Tag, der sein Leben auf den Kopf stellen wird, besteht er darauf, vor dem Kinobesuch mit seiner Frau noch einen Lottoschein zu kaufen. Im Nachhinein gibt es wohl keine Entscheidung in seinem Leben, die er mehr bereut. Während seine geliebte Ehefrau, Beth, leicht genervt auf ihn wartet, weil der Film bald beginnt, kommt es zu einem furchtbaren Unfall, an dem sie verstirbt. Harry ist am Boden zerstört und wird von heftigen Schuldgefühlen geplagt. Ohne seine Frau fühlt sich sein Leben so leer an, er sieht keinen Sinn mehr darin. Also beschließt er, inmitten seiner geliebten Bäume, aus dem Leben zu verschwinden. Jedoch macht ihm Oriana, ein kleines Mädchen, das ihren Vater verloren hat und ebenfalls trauert, einen Strich durch die Rechnung. Können Harry und Oriana sich gegenseitig helfen, ihren Verlust zu verarbeiten? Eine märchenhafte Geschichte beginnt…

Meine Meinung

„Die wundersame Mission des Harry Crane“ ist auf jeden Fall ein Buch, auf das man sich voll und ganz einlassen muss, um es genießen zu können. Man muss es im richtigen Moment lesen, um es zu lieben. Bei mir war dieser richtige Zeitpunkt leider nicht da, als ich die Geschichte gelesen habe; ich hatte viel um die Ohren, konnte nicht so richtig in die Geschichte eintauchen, weswegen ich dieses Buch mit Sicherheit noch einmal lesen und meine Rezension eventuell noch nach oben korrigieren werde.

Der Einstieg fiel mir, obwohl ich die Leseprobe doch gelesen und für sehr vielversprechend befunden hatte, wirklich schwer. Die Geschichte kommt nur langsam ins Rollen, enthält zu Beginn wenige Dialoge und auch mit den Figuren muss man erst warm werden. Ich habe lange mit dem Buch gekämpft, wollte es zwischendurch schon abbrechen, weswegen die Rezension auch so lange gedauert hat. Jedoch breche ich Bücher nur absolut ungern ab und so habe ich mich durchgekämpft – das hat sich auch gelohnt, denn irgendwann hat mich die Geschichte erreicht und ich kam in einen angenehmen Lesefluss.

Lediglich etwas mehr Spannung hätte es sein dürfen, da es immer wieder einmal Passagen gab, die mir fast etwas langatmig erschienen. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Geschichte am Anfang etwas schneller ins Rollen kommt und dass auch der Mittelteil etwas gestrafft worden wäre.

Den Schreibstil fand ich trotzdem von Beginn an wunderschön, er ist sehr angenehm, verträumt und verspielt und mit kleinen Weisheiten gespickt. Das hat mir sehr gut gefallen. Die Figuren, besonders natürlich Harry und Oriana, sind mir mit jeder Seite mehr ans Herz gewachsen. Ihre Gefühle konnte ich sehr gut nachvollziehen, die Kapitel aus verschiedenen Perspektiven haben es mir einfach gemacht, mitzufühlen und – vor allem – mitzuleiden. Jeder, der schon einmal jemanden verloren hat, wird diese Gefühle von Verlust und Verzweiflung sehr gut kennen – auch dieses Loch, in das man erst einmal fällt, und aus dem man sich nur aus eigener Kraft befreien kann.

Trotz seines traurigen Beginns ist das Buch keineswegs deprimierend – im Gegenteil, zwischen Harry und Oriana entsteht eine zarte Freundschaft, die beiden hilft, mit ihren Gefühlen umzugehen. Außerdem fühlt Harry nach einer Weile zum ersten Mal wieder ein ganz und gar kraftvolles und tröstliches Gefühl: Hoffnung. Die Liebe des Protagonisten zu seinen Bäumen, die eine heilende Wirkung auf ihn zu haben scheinen, ist in jeder seiner interessanten Informationen, die er mit den LeserInnen teilt, durchgehend spürbar und hat beim Lesen sogar auf mich abgefärbt. Nun sehe ich Bäume mit anderen – faszinierteren, staunenderen – Augen. Jon Cohen kreiert in seinem Roman eine zauberhafte, märchenhafte, berührende und ganz und gar herzerwärmende Geschichte, die ein warmes Gefühl im Bauch hinterlässt, wenn man das Buch am Ende schließt.

Mein Fazit

„Die wundersame Mission des Harry Crane“ ist ein Buch, mit dem ich sehr lange gekämpft habe, weil es mir einfach nicht gelingen wollte, in die Geschichte zu finden und vollkommen einzutauchen. Um dieses eher ruhige Buch zu lieben, muss man es nämlich im richtigen Moment lesen, der bei mir leider nicht da war. Es lag bestimmt auch daran, dass die Geschichte besonders am Beginn nur langsam ins Rollen kommt und daran, dass mir stellenweise im Mittelteil die Spannung fehlte. Der lange Atem hat sich jedoch gelohnt: Jon Cohen kann mit seinem angenehmen, verträumten und mit Weisheiten gespickten Schreibstil ebenso punkten wie mit seinen liebevoll ausgearbeiteten Figuren, mit denen ich sehr gut mitfühlen und mitleiden konnte. So wurde ich mit einer märchenhaften, berührenden und herzerwärmenden Geschichte über Verlust, Trauer, Schuldgefühle, aber auch Freundschaft, Liebe und Hoffnung belohnt, die mich mit einem warmen Gefühl im Bauch zurückgelassen hat, als ich sie beendet habe.

Bewertung

❀❀❀❀ Lilien

Dieses Buch bekommt von mir insgesamt vier zufriedene Lilien!

Veröffentlicht am 11.08.2019

Unterhaltsamer, humorvoller, tiefgründiger Jugendroman, aber leider schwächer als das Debüt

Liebe ist so scheißkompliziert
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Nele fällt mit ihrer großen Körpergröße negativ auf, ansonsten ist sie an ihrer Schule aber eher unsichtbar. Außer ihrem besten Freund Tom hat sie keine Freunde, Jungs ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Nele fällt mit ihrer großen Körpergröße negativ auf, ansonsten ist sie an ihrer Schule aber eher unsichtbar. Außer ihrem besten Freund Tom hat sie keine Freunde, Jungs interessieren sich nicht für sie, weil sie sich von ihrer Größe eingeschüchtert fühlen. Eines Tages trifft Nele allerdings auf den Basketballstar der Schule: Jerome. Zum ersten Mal muss sie nicht nach unten schauen, wenn sie sich mit jemandem unterhält. Auf einer Party nimmt Nele unwissentlich Drogen zu sich und stürzt mit Jerome ab. Am nächsten Morgen ist er jedoch verschwunden und ein Video ist im Netz aufgetaucht, das Nele teilweise nackt zeigt. Hat Jerome es gemacht?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Verlag: FISCHER Kinder- und Jugendtaschenbuch
Seitenzahl: 400
Erzählweise: Ich-Erzähler, Präsens
Perspektive: weibliche Perspektive (Nele)
Kapitellänge: kurz bis mittel
Tiere im Buch: + Es wird zwar Fleisch im Buch gegessen, Nele selbst ist allerdings überzeugte Vegetarierin! Dafür ein ♥!

Warum dieses Buch?

In Sabine Schoders Debüt „Liebe ist was für Idioten. Wie mich“ habe ich mich damals schockartig verliebt. Ich rechnete mit einem lockeren, oberflächlichen Jugendbuch und bekam ein tiefgründiges Meisterwerk, das mich aus den Socken gehauen hat! Dementsprechend musste ich auch dieses Buch wieder lesen (der zweite Teil von „Liebe ist was für Idioten. Wie mich“ steht natürlich auch noch auf der Wunschliste!) – und die Erwartungen waren sehr hoch. Da es im Vorfeld viel Kritik für den ursprünglichen Klappentext gab (der das schwierige Thema verharmloste) war ich natürlich doppelt so neugierig, wie die Autorin das Thema tatsächlich in der Geschichte behandelt.

Meine Meinung

Einstieg (♥)

Normalerweise dauert das bei mir länger, aber: Schon nach wenigen Seiten war ich in der Geschichte angekommen. Das liegt bestimmt am lockeren, großartigen Schreibstil!

Schreibstil (♥)

„Babs Vorfreude fällt in sich zusammen wie ein Kuchen, den man zu früh aus dem Ofen geholt hat.“ E-Book, Position 804

Wenn ich ein Buch von Sabine Schoder lese, denke ich immer: „Das könnte ich auch schaffen! Auch ich könnte eine Autorin sein.“ Aber nicht, weil der Schreibstil so schlecht wäre, dass man sich sicher ist: „Das kann ich besser!“, sondern weil die Autorin das Geschichtenschreiben so einfach erscheinen lässt. Der Schreibstil ist unheimlich angenehm und flüssig zu lesen und kommt so locker-flockig daher, dass die Lektüre richtig Spaß macht. Scheinbar mühelos baut die Autorin dann noch ihren unvergleichlichen Humor (♥), lebendige Dialoge und unzählige gelungene Vergleiche und Metaphern ein, sodass das Lesen zum Genuss wird. Für Jugendliche (auch für Lesemuffel!) ist die Sprache perfekt geeignet, weil sich Sabine Schoder altersadäquat, ehrlich, einfühlsam und verständlich mit relevanten Themen beschäftigt und sowohl in emotionalen als auch in spannenden Szenen glänzen kann. Für mich gilt jedenfalls mittlerweile: Wer zu einem Buch von Sabine Schoder greift, kann eigentlich nichts falsch machen.

Inhalt, Themen, Botschaften & Ende (+/-)

„All die Kommentare auf seiner Seite, die danach fragten, ob er es [das Video] ihnen per WhatsApp zusenden könnte, waren allerdings noch da. Wie Unkraut, das man ausreißt, nur damit es an anderer Stelle wieder emporschießt. Das Internet mag verletzbar sein, aber töten kann man es nicht.“ E-Book, Position 2476

Am Beginn des Buches kann man die Autorin, die übrigens (und das finde ich als Österreicherin wunderbar) aus Österreich kommt, in einem ausführlichen Interview, das interessante Einblicke gibt, besser kennenlernen. Das hat mir schon einmal gut gefallen.

Wie auch schon beim letzten Buch hat mich auch hier wieder die feinfühlige, altersadäquate Ehrlichkeit der Autorin begeistert. Sie scheut sich nicht davor, schwierige Themen wie Drogen, Sexualität, Sexismus, psychische Krankheiten und Suizid aufzugreifen und sie sehr tiefgründig und urteilsfrei zu behandeln. Die Autorin bevormundet ihr Zielpublikum nicht, sondern nimmt es ernst und traut ihm zu, sich selbst eine Meinung zu bilden. Das finde ich besonders als angehende Lehrerin immer wieder sehr erfrischend und angenehm!

Im Vorfeld gab es in einigen Rezensionen Kritik, dass Sabine Schoder mit ihrem Buch die falsche Botschaft sende, weil sie es verharmlose, dass ein Mädchen nackt gefilmt und das Video im Netz verbreitet wird. Ich persönlich finde nicht, dass die Kritik berechtigt ist. Meiner Meinung nach kann man nämlich an Neles Beispiel sehr gut erkennen, welche schwerwiegenden Folgen das Auftauchen eines solchen Videos für das Opfer hat. Das finde ich sehr wichtig. Nicht so gut gefallen hat mich hingegen, das Nele nicht „richtig“ handelt (und somit kein Vorbild für Betroffene sein kann), also nicht mit Erwachsenen redet und eine Anzeige erstattet. Einmal sagt sie sogar, dass sie das Video einfach nur vergessen will und keine weiteren Schritte einleiten möchte, was ich vollkommen unverständlich und unglaubwürdig fand. Denn das Internet vergisst schließlich nie! Daher sollte man alle rechtlich möglichen Schritte unternehmen, um dieses Video einer Minderjährigen aus dem Netz zu entfernen. Mir kommt es leider so vor, dass hier aus Plot-Gründen die Logik geopfert wurde. Das ist schade.

Ebenfalls etwas problematisch finde ich, dass Nele eine Ohrfeige von ihrer Mutter bekommt und dass diese Gewalt in der Erziehung nicht thematisiert und kritisiert, sondern schnell abgehandelt und wieder vergessen wird. Das ist kritisch zu sehen, weil auch heute noch unzählige Kinder unter körperlichen Züchtigungen leiden – und das obwohl das inzwischen seit vielen Jahren gesetzlich verboten ist. Daher mein Appell an euch: Schaut nicht weg! Egal ob es Gewalt in der Erziehung, Sexismus oder sexualisierte Gewalt / Belästigung betrifft, egal ob eure Nachbarn, Freunde oder Familienmitglieder betroffen sind – und vor allem: egal ob sie Opfer oder Täter sind. Lasst nicht zu, dass so etwas in eurem Umfeld passiert!

Obwohl Sabine Schoder uns auch dieses Mal eine wendungsreiche Geschichte voller Geheimnisse präsentiert, die sehr gut unterhält und niemals langweilig wird, hat mir (neben meinen schon genannten Kritikpunkten) doch das gewisse Etwas gefehlt, das dieses Buch nicht nur gut, sondern großartig macht. Diese intensiven Emotionen, die mich bei ihrem Debüt geradezu überrollt haben, fehlten mir. Das Ende fand ich rund und gelungen, auch wenn es mir nicht für immer im Gedächtnis bleiben wird.

Protagonistin (+)

Mit Nele wurde wieder eine sympathische Protagonistin geschaffen, mit der sich Jugendliche wohl sehr gut identifizieren können, da sie wie viele Teenager von großen Selbstzweifeln geplagt wird, besonders was ihren Körper betrifft. Andererseits ist sie in anderen Momenten auch wieder sehr stark, schlagfertig und selbstbewusst und kämpft für ihre Werte und Ideale. Trotzdem macht sie auch Fehler und ist nicht perfekt. Eine gelungene Mischung! Besonders toll finde ich, dass Nele sich als überzeugte Feministin sieht. Das ist wundervoll, denn genau diese Art von Protagonistinnen (die sich ganz selbstverständlich als Feministinnen begreifen) brauchen wir in Jugendbüchern! Trotz allem konnte mich Nele nicht ganz so verzaubern wie damals Viki, die einfach großartig war. Mir war Nele etwas zu fixiert auf ihre Größe; zudem ist sie nicht so erinnerungswürdig und einmalig wie Viki, die ich auch nach Jahren immer noch im Kopf habe.

Figuren (+)

Auch die anderen Figuren sind wieder sehr gut, liebevoll und glaubwürdig ausgearbeitet und überzeugen durch die Bank und bis in die Nebenrollen. Trotzdem war dieses Mal leider kein Jay dabei!

Liebesgeschichte (♥)

Die herrlich authentische, unperfekte Liebesgeschichte konnte mich übrigens wieder vollkommen überzeugen. Ich weiß nicht, wie sie es macht, aber die Autorin schafft es immer, dass ich mich auch ein bisschen in die Person verliebe und dass ich beim Lesen dieses Kribbeln und Knistern spüre! Und das liebe ich!

Humor (♥)

Der oft schwarze Humor und die Situationskomik waren erneut ein Genuss! Großartig, alleine dafür würde es sich eigentlich schon lohnen, zu Büchern der Autorin zu greifen!

Spannung & Atmosphäre (+)

Obwohl dieses Buch vielleicht keine atemlose Spannung enthält, fliegt man aufgrund des lockeren Schreibstils nur so durch die Seiten. Es gibt auch dieses Mal wieder viele Geheimnisse und unerwartete Wendungen, die entdeckt werden wollen – und wieder macht das Lesen großen Spaß!

Feministischer Blickwinkel (+)

Vieles, was diesen Aspekt betrifft, finde ich sehr gelungen: Nele ist eine Feministin, kritisiert immer wieder Sexismus, Stereotype und zieht traditionelle Rollenbilder ins Lächerliche. Zudem arbeiten beide Eltern Vollzeit. Andererseits kocht fast immer die Mutter (die übrigens zum Geburtstag ein Waffeleisen bekommt, damit sie alle noch besser bekochen kann) und es gibt wenige Szenen, in denen gegenderte Beschimpfungen wie Schlam**, Miststück und Zicke auftauchen. Irgendwo wird zudem angedeutet, dass Mädchen, die im Drogenrausch ausgenutzt werden, selbst schuld wären, was ich nicht in Ordnung finde. Insgesamt, überwiegen die positiven Aspekte dennoch bei weitem die negativen, weswegen ich insgesamt zufrieden bin.

„Keine Ahnung, woran Leute denken, wenn sie die gute alte Zeit in den Himmel loben. An Frauen jedenfalls nicht.“ E-Book, Position 425

Mein Fazit

Auch dieses Mal liefert Sabine Schoder wieder eine wendungsreiche Geschichte voller Geheimnisse ab, die sehr gut unterhält und niemals langweilig wird. Die Autorin überzeugt wieder mit ihrem angenehmen, ehrlichen, aber trotzdem locker-flockigen Schreibstil voller gelungener Metaphern und Vergleiche, mit ihren lebendigen Dialogen und ihrem unvergleichlichen Humor. Auch die Protagonistin – eine authentische, schlagfertige junge Feministin, die für ihre Werte kämpft und dennoch von Selbstzweifeln geplagt wird, ist (wie auch die anderen Figuren) gut gelungen. Die herrlich unperfekte Liebesgeschichte konnte mich ebenfalls wieder überzeugen, weil ich mich selbst ein bisschen verliebt habe und beim Lesen ein Knistern und Kribbeln gespürt habe. Besonders begeistern konnte mich auch dieses Mal wieder die feinfühlige, altersadäquate Ehrlichkeit der Autorin, die sich nicht davor scheut, schwierige Themen wie Drogen, Sexualität, Sexismus, psychische Krankheiten und Suizid tiefgründig und urteilsfrei zu behandeln. Sabine Schoder bevormundet ihr Zielpublikum nicht, sondern nimmt es ernst und traut ihm zu, sich selbst eine Meinung zu bilden, was ich besonders als angehende Lehrerin sehr erfrischend finde! Nicht so gut gefallen hat mir, dass an einem Punkt für den Plot die Logik geopfert wurde und dass Nele sich in Bezug auf das Video nicht immer nachvollziehbar und vorbildhaft verhält, was ich besonders in einem Jugendbuch problematisch finde. Auch hätte man nach der Ohrfeige kritischer auf das Thema Gewalt in der Erziehung eingehen müssen. Leider ist das Buch insgesamt etwas schwächer als das Debüt; neben den genannten Kritikpunkten hat mir vor allem dieses gewisse Etwas gefehlt, das dieses Buch nicht nur gut, sondern großartig macht. Diese intensiven Emotionen, die mich beim Erstling geradezu überrollt haben, habe ich dieses Mal schmerzlich vermisst.

Bewertung

Idee, Themen, Botschaft: 5 Sterne ♥
Umsetzung: 4 Sterne
Worldbuilding: 5 Sterne
Einstieg: 5 Sterne ♥
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Humor: 5 Sterne ♥
Protagonistin: 4 Sterne
Figuren: 4 Sterne
Liebesgeschichte: 5 Sterne ♥
Spannung: 4 Sterne
Ende / Auflösung: 4 Sterne
Emotionale Involviertheit: 4 Sterne
Feministischer Blickwinkel: +

Insgesamt:

❀❀❀❀ Lilien

Dieses Buch bekommt von mir insgesamt vier zufriedene Lilien!