~ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ~ Vorweg ~ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ~
Am 12.2.18 veröffentlichte der Loewe Verlag „Bulli und Lina – Ein Pony verliebt sich“, den ersten Teil der neuen Serie der Bestseller-Autorinnen Frauke Scheunemann und Antje Szillat, die von einem eher ungewöhnlichen Reiter-Pferd-Gespann erzählt. Die Illustrationen stammen von Susanne Göhlich.
~ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ~ Inhalt des Buches ~ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ~
Den Anfang der Sommerferien kann die 11-jährige Lina kaum erwarten, denn ein Malkurs wartet auf die begeisterte Hobbykünstlerin. Doch leider durchkreuzen Koikarpfen ihre Ferienpläne, denn die sind der ganze Stolz ihres Onkels und bedürfen Pflege während seiner Urlaubsreise. Also beschließt Linas Mutter kurzerhand, dass sie die Hamburger Stadtluft gegen Landidylle eintauschen. Sehr zu Linas Entsetzen, denn sie findet nicht nur den alten muffigen Hof ihres Onkels schrecklich, sondern vor allem den Nachbarhof, auf dem die heimtückischsten Ungeheurer der Welt hausen – Pferde!
Dumm nur, dass sich eines der Ponys – Lord Royal Bullheimer, genannt Bulli – auf den ersten Blick in das Mädchen verliebt, obwohl er Kinder eigentlich doof findet. Aber irgendetwas sagt ihm, dass sie unbedingt seine Reiterin werden muss! Seine Versuche ihr Herz zu gewinnen, bewirken allerdings eher, dass sie das aufdringliche Pony für durchgeknallt hält. Bullis große Stunde schlägt jedoch, als die wertvollen Koikarpfen von Linas Onkel gestohlen werden. Denn Bullis Spürnüstern macht so schnell niemand etwas vor und schon sind die beiden einem kniffligen Rätsel auf der Spur.
~ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ~ Cover, Bilder und Gestaltung ~ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ~
Das Cover von „Bulli und Lina“ ist im Hintergrund in auffälligem Rot gehalten und zeigt ein großes Hufeisen, in dem die beiden Hauptcharaktere zu sehen sind. Obwohl es zusätzlich mit vielen Herzen verziert wurde, ist es keineswegs so kitschig wie die meisten Pferdebücher für Mädchen, da der Zeichenstil eher comichaft ist. Auch alle weiteren Illustrationen sind in diesem Stil gehalten. Die Zeichnungen sind recht einfach und kindgerecht gehalten, vielleicht um wie eine Art Tagebuch zu wirken. Allerdings ist mir der Zeichenstil bereits zu rudimentär und ich könnte mir auch vorstellen, dass sich Lina als talentierte Malerin damit nicht zufrieden gegeben hätte. Viele Bilder sehen leider aus, als wären sie in einer Minute hingeschmiert wurden. Ich möchte der Illustratorin damit nicht unterstellen, sie könne nicht zeichnen und es ist sicherlich ein gewollter Stil, nur mag ich ihn leider überhaupt nicht. Natürlich ist das Buch für eine sehr viel jüngere Zielgruppe gedacht, aber ich hätte die Bilder auch schon als Kind als nicht schön empfunden, vor allem, da Figuren manchmal auf Folgeseiten anders aussehen und Bulli leider öfter so wirkt, als müsste er dringend mal zum Physiotherapeuten. Es mag sein, dass es Kinder durchaus anspricht, ich bin aber der Typ – wenn Bilder dann ordentlich. Damit meine ich keine realistischen Gemälde, aber eine gewisse anatomische Richtigkeit fände ich ansprechender.
Ansonsten ist die Gestaltung gut auf die Zielgruppe abgestimmt. Die Schrift ist in einer angenehmen Größe und die eingearbeiteten Zeichnungen lockern das Schriftbild auf.
~ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ~ Meine Meinung zum Buch ~ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ~
Story:
Es ist schon eine ganze Weile her, seit auch ich das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde fand und so ziemlich alles las, worauf ein Pferd abgebildet war. Dabei störte mich auch damals schon, dass sowohl Charaktere, als auch Plotpoints sehr oft aufs gleiche idyllische Schema hinausliefen. „Bulli und Lina“ gehen da ganz andere Wege, denn ein Mädchen, das Pferde nicht mag, trifft auf ein Pony, das keine Kinder mag. Reiterhofidylle sieht anders aus und Liebe auf den ersten Blick ist es nur für Bulli. Erst einige Zwischenfälle bringen die beiden einander näher. Dabei punktet die Story mit frischen Ideen und einer gut nachvollziehbaren Gefühlsdarstellung der Charaktere. Durch Beimischung von Witz und Detektivelementen, kommt garantiert keine Langeweile auf. Als Kriminalfälle würde ich ihr kleines Abenteuer zwar nicht bezeichnen, aber das kann sich in den Folgebänden ja noch intensivieren. Mir hat besonders gut gefallen, dass sich das Buch eher weniger auf die klassische Reiter-Pferd-Beziehung und das Reiterleben an sich, sondern auf das Thema Freundschaft konzentriert. Das macht „Bulli und Lina“ eben nicht nur zu einem Buch für Pferdefans.
Sehr lobenswert fand ich auch, dass dem Buch ein gesundes Maß an Realismus zu Grunde lag, was Linas Umgang mit Pferden betraf. Sehr oft habe ich schon gelesen, wie sich absolute Reitneulinge aufs Pferd setzten und natürlich sofort im Galopp über Wiesen jagen oder Hindernisse überspringen konnten. Natürlich ist das wohl der Traum eines jeden Pferdenarrens, aber leider in den meisten Fällen eben illusorisch und es entsteht der Eindruck Reiten wäre nichts wozu Übung nötig ist. Da freute es mich doch zu lesen, dass Lina so ihre Schwierigkeiten mit dem ersten Ritt hat und ich bin gespannt wie ihre Erfahrungen auf dem Pferderücken weitergehen.
Schreibstil:
„Bulli und Lina“ ist im Präsens und Ich-Perspektive verfasst. Junge Leser sollten sich also gut ins Geschehen hineinfinden können. Etwas ungewöhnlich ist der Wechsel der Erzählperspektive zwischen Lina und Bulli, was die Geschichte zu etwas besonderem macht, denn ich habe bisher noch kein Pferdebuch gelesen, dass auch die Perspektive des Pferdes berücksichtigt. Bulli wird damit nicht nur zum bloßen „Instrument“ des Reiterglücks, sondern zu einem eigenständigen Charakter, der das Geschehen maßgeblich beeinflusst. Dies wird nochmal unterstrichen, da beide durch einen unterschiedlichen Schreibstil charakterisiert wurden. Beide haben jedoch gemein, dass sie sehr locker, witzig und gut lesbar geschrieben sind. Es gibt viel wörtliche Rede in Umgangssprache und kurze Sätze, die die Situationen spannend beschreiben und die Gefühle der Charaktere gut herüber bringen. Kinder dürften keine großen Schwierigkeiten haben am Ball zu bleiben. Sehr gut fand ich, dass sehr oft eine Lösung gefunden wurde um Begriffe, die eher nicht zum Wortschatz eines 11-jährigen Mädchens gehören, doch verwenden zu können. Zwar wurden einige pferdespezifische Begriffe ohne nähere Definition benutzt, da das Buch aber vermutlich hauptsächlich von Pferdefans gelesen werden wird, dürften sie deswegen durchaus geläufig sein.
Charaktere:
Im Zentrum des Geschehens stehen Lina und Bulli. Da beide Charaktere in der Ich-Perspektive erzählt werden, findet man als Leser leicht Zugang zu ihren Persönlichkeiten. Obwohl Lina nicht unbedingt zu der Art Protagonisten zählt, die ich sofort ins Herz schließe, weil sie eben doch öfter zickig und etwas egoistisch sind, waren ihre Gefühle und Handlungen in den Situationen durchaus nachvollziehbar, weshalb dies verzeihlich ist. Da sie ansonsten aber ein ziemlich normaler Charakter ist, sollten sich Mädchen in diesem Alter gut mit ihr identifizieren können. Bulli war mir auf Grund seiner Großspurigkeit nicht unbedingt sympathisch. Wäre es ein Mensch gewesen, wäre er bei mir als Charakter sofort unten durch gewesen. Da er jedoch ein Pony war, konnte ich ihm diese negativen Eigenschaften gar nicht übel nehmen. Zusammen sind sie ein Gespann, das auch für Folgebände jede Menge Spaß und Spannung verspricht.
Auch Nebencharaktere wie Lucas und Walli sind gut charakterisiert und in die Geschichte einbezogen.
Fazit:
Auch wenn ich deutlich über dem veranschlagten Leseralter ab 8 Jahren liege, hatte ich Freude am Lesen von „Bulli und Lina“, da es mich in meine Pferdenarrenzeit zurückversetzte und gleichzeitig eine wirklich gute Geschichte war, gerade weil sie auf untypische Charakterkonstellationen und einen abwechslungsreichen Plot zurückgreift. Obwohl es sich um ein Pferdebuch handelt, steht dies nicht nur im Vordergrund, sodass auch nicht so pferdeaffine Leser ihren Spaß an der Geschichte finden werden. Die Verknüpfung mit Detektivelementen erweitert die Zielgruppe und lässt auf eine interessante Storyentwicklung hoffen.
Einzig die Illustrationen haben bei mir einen negativen Eindruck hinterlassen, aber da dies das Lesevergnügen an sich nicht beeinflusst, bekommt der erste Teil der „Bulli und Lina“- Reihe 4,5 (für ganzzahlige Wertungen 5) Sterne von mir.
~ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ~ Wem würde ich das Buch empfehlen? ~ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ~
Dieses ganz besondere Pferdebuch wird nicht nur die Herzen vieler Pferdefans erobern, sondern bietet durch Witz, Spannung und interessante Charaktere auch viel Vergnügen für eine breite Leserschaft ab 8 Jahren. Wer also die Nüstern voll hat, von klischeegespickten Reiterhofidyllen, der ist bei „Bulli und Lina“ genau richtig.