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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.08.2019

Wunderschön und tiefgründig

Show me the Stars
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Liv Baumgart ist freie Journalistin beim Globus in Hamburg. Sie hat ihr Journalismus-Studium in Rekordzeit mit guten Noten abgeschlossen und hofft nun auf eine Festanstellung. Als ihr hoch angepriesener ...


Liv Baumgart ist freie Journalistin beim Globus in Hamburg. Sie hat ihr Journalismus-Studium in Rekordzeit mit guten Noten abgeschlossen und hofft nun auf eine Festanstellung. Als ihr hoch angepriesener Artikel über einen ehemaligen Kinderstar nicht wie angekündigt in der Zeitung erscheinen kann, sieht Liv ihre ersehnte Festanstellung in weite Ferne rücken. Sie beginnt, sich nach alternativen Jobs umzusehen und stößt auf die Anzeige eines deutschen Besitzers eines irischen Leuchtturms, der aus gesundheitlichen Gründen nach einem Housesitter für 6 Monate sucht. Kurzerhand packt sie ihre Sachen und verschwindet nach Irland. Dort trifft sie auf Kjer, einen gut aussehenden Iren, der sie mit seinem Schiff einmal wöchentlich mit Lebensmitteln versorgen soll. Er erscheint ihr sehr feinfühlig, doch alle Welt warnt sie immerwieder vor ihm. So wird ihre Gefühlswelt immer wieder hin und her gerissen.

Der Autorin ist ein wunderbar gefühlvolles Werk gelungen, ohne auch nur ein einziges Mal kitschig zu wirken. Die Dialoge der tiefgründig ausgearbeiteten Charaktere sind glaubhaft. Die Entwicklung der beiden Protagonisten ist sehr schön zu verfolgen. Es finden sich zahlreiche magische Momente, die mir das Herz überfließen ließen. Wunderbare zwischenmenschliche Momente lassen nicht nur die Protagonisten, sondern auch den Leser schwindelig werden. Manche Abschnitte sind reine Poesie: „Sonnenstrahlen, die das Meer in Brand setzen.“ „Das Meer in seiner Ausschließlichkeit“. „Aquarell aus Himmel und Meer“.
Durch die angenehm bildhafte Sprache wird die jeweilige Umgebung, sei es der Leuchtturm mit seinen einzelnen Zimmern oder die irische Landschaft, so intensiv beschrieben, daß man im Buch spazieren gehen kann.
Wortschöpfungen wie „Kühlschrankmeditation“ oder „Hypochondergejammer“ ließen mich immerwieder auch schmunzeln.

Show me the Stars ist ein wunderschön tiefgründig ausgearbeiteter, doch niemals langweilig oder kitschig wirkender Liebesroman. Er erzählt eine Geschichte von Freundschaft und die Reise zu sich selbst. Es finden sich zahlreiche magische Momente. Der Titel hätte nicht besser passen können.



Veröffentlicht am 12.08.2019

Bezaubernd, liebevoll und ein bißchen wehmütig-volle Punktzahl mitten ins Herz

Sommerträume am Gardasee
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Nele arbeitet als Redaktionsassistentin in einem kleinen Zeitungsverlag und findet, ihr langweiliges Leben verläuft in einer Sackgasse. Ihre beste, aber charakterlich grundverschiedene Freundin, rät ihr ...


Nele arbeitet als Redaktionsassistentin in einem kleinen Zeitungsverlag und findet, ihr langweiliges Leben verläuft in einer Sackgasse. Ihre beste, aber charakterlich grundverschiedene Freundin, rät ihr zu einer verrückten Aktion, um ihrem Leben mehr Pep zu verleihen. In einer lustigen gedanklichen Zwiesprache mit ihr tut sie tatsächlich gleich mehrere verrückte Dinge. Eine davon ist, sich zu einem Wildfremden auf das Motorrad zu setzen und mit ihm gen Süden zu fahren. Obwohl die beiden kein Abenteuer im engeren Sinne erleben, so wird doch die Beziehung in wunderbarer Weise dargestellt, ohne daß man sich ein einiges Mal langweilt. Es sind die bezaubernd liebevollen Charaktere, gefühlvollen Gesten und der Hauch von Wehmut, von dem das Buch lebt. Die Autorin hat es verstanden, eine wundervolle Geschichte über Freundschaft und Vertrauen zu erschaffen und damit das Herz des Lesers zu berühren. Bei ihr dürfen Männer weinen, ohne weinerlich zu wirken und Frauen aufbegehren, ohne zickig zu sein.
Danke, daß wir Leser daran teilnehmen dürfen, wie eine fade Mahlzeit zu einem Essen, das nach Sommer und Lebensfreude schmeckt, werden kann!

Veröffentlicht am 12.08.2019

Witzig und herrlich aus dem Leben gegriffen

Waldstettener G'schichten
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Gloria ist eine arbeitslose promovierte Kunsthistorikerin, die mit ihrem Freund Daniel, der Gymnasiallehrer ist, in der Nähe von Wien lebt. Die beiden sind die absoluten Gegensätze. Während er einer geregelten ...

Gloria ist eine arbeitslose promovierte Kunsthistorikerin, die mit ihrem Freund Daniel, der Gymnasiallehrer ist, in der Nähe von Wien lebt. Die beiden sind die absoluten Gegensätze. Während er einer geregelten Arbeit nachgeht, verdient sie eher unregelmäßig Geld mit ungeliebten Kunstobjekten.
Gloria ist die entwurzelte Prinzessin auf der Erbse, die bei ihrem Onkel aufgewachsen ist, deren Mutter früh verstorben und deren Vater unbekannt ist. Daniel ist der besonnene Realist aus eher spießigem, aber intaktem Elternhaus. Gloria lebt hauptsächlich vegetarisch, Daniel ist bekennender Fleischesser. Gloria tanzt für ihr Leben gern und ist darüber hinaus gerne gesellschaftlich aktiv, Daniel hasst tanzen und zieht sich lieber stundenlang mit seinen Büchern zurück.
Eines Tages erbt Gloria ein Schloss in Waldstetten, einer ländlichen Gegend in Niederösterreich. Erblasserin ist Tante Adelheid, die sie jedoch nie kennengelernt hat. Sie verliebt sich sofort in das alte Gemäuer, während Daniel und der verwitwete Onkel Konrad (Glorias Vertrauensperson) aufgrund der fälligen Investitionen eher skeptisch sind.
Da Waldstetten Modellregion für das bedingungslose Grundeinkommen ist, fällt es Gloria und Daniel verhältnismäßig leicht, ihren Wohnsitz zunächst zeitlich begrenzt ins Schloss zu verlegen. Dort werden sie nicht nur mit dem Investitionsstau konfrontiert, sondern auch mit dem seltsamen und distanzierten Benehmen der Dorfeinwohner, allen voran dem Bürgermeister.
Das Buch lebt von diesen zwischenmenschlichen Aktionen, sei es den Dorfbewohnern untereinander, den Alteingesessenen gegenüber den „Zuagreisten“ oder den Protagonisten untereinander. Die Autorin versteht es wunderbar, eine menschliche Atmosphäre zu schaffen, in die man als Leser sehr schnell eintauchen und sich wohlfühlen kann. Oft haben mich die unperfekten und deshalb so realistischen, aber extrem sympathischen Charaktere in meinem Alltag begleitet, so daß ich schmunzeln musste. Überhaupt musste ich beim Lesen immerwieder lachen.
Zum einen gab es herrliche Situationskomik (die Pilz-Szene), zum anderen werden die Österreicher und insbesondere die Landbevölkerung wunderbar liebevoll auf die Schippe genommen, z.B. in der Artischocken-Szene: „Von mir aus, aber mir kannst mit diesen Disteln in Zukunft fernbleiben. Ein anständiges Bratl ist mir lieber.“
Die folgende Charakterbeschreibung fand ich auch ganz herrlich: „Sie war nicht der Typ der melodramatischen Überhöhung“ oder „Er ist ein Staudenhocker allererster Güte“.
Auch witzige Wortschöpfungen wie „die Schloss-Fiffi, depperte“ trieben mir immerwieder Lachtränen in die Augen.
Als Nicht-Österreicher habe ich auf kulinarischer Ebene viel dazugelernt. Bei Gerichten wie Grammelknödel mit Kraut, gefüllte Kalbsbrust, Selchfleisch oder Topfengolatschen ist mir regelmäßig das Wasser im Mund zusammengelaufen, und ich war froh, kein Vegetarier oder gar Veganer zu sein.
Da Gloria im gesamten Buchverlauf ihre Familienchronik zusammenträgt, wurden zwangsläufig Verwandschaftsbeziehungen aufgezeigt. Diese fand ich nicht immer leicht verständlich, zuweilen etwas verwirrend, da es um verwandtschaftliche Beziehungen bis in die 4. Generation geht. Das hat aber meinem Lesegenuß keinen wesentlichen Abbruch getan, deshalb vergebe ich dafür auch keinen Punktabzug, halte es aber für erwähnenswert.
Interessant finde ich, wie sich die Autorin mit hochaktuellen Themen wie dem bedingungslosen Grundeinkommen oder der Landflucht befasst hat. Sie hat die Vor-und Nachteile neutral in die Handlung eingearbeitet, was der Geschichte einen gewissen politischen und gesellschaftskritischen Touch verleiht, ohne belehrend zu wirken oder das Genre des heiteren Gesellschaftsromans zu verlassen.

Obwohl ich das Buch aufgrund des Covers eher für die Zielgruppe >60 vermutete, war ich doch froh, den Klappentext gelesen zu haben. Nach der Lektüre kann ich guten Gewissens behaupten, daß das Buch in jeder Altersgruppe zu empfehlen ist.
Die Handlung ist modern, witzig und herrlich aus dem Leben gegriffen, dabei nie langweilig oder übertrieben. Ich freue mich auf die Folgegeschichten!

Veröffentlicht am 22.07.2019

Emotional, clever und spannend

Des Todes liebste Beute
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Rezension des Hörbuchs:
Gleich die ersten Minuten beeindrucken bereits mit düsterer, aber melodisch komponierter Musik und stimmen auf einen dunklen Thriller ein. Die Sprecherin Gabriele Blum unterstreicht ...

Rezension des Hörbuchs:
Gleich die ersten Minuten beeindrucken bereits mit düsterer, aber melodisch komponierter Musik und stimmen auf einen dunklen Thriller ein. Die Sprecherin Gabriele Blum unterstreicht diese düstere Stimmung noch durch eine passende Stimmfarbe. Ganz im Gegensatz dazu beginnt es fast romantisch. Die beiden Protagonisten Kristen Mayhew, Staatsanwältin und Abe Reagan, Kriminalbeamter, treffen sich. Es knistert hörbar zwischen ihnen. Dann folgen eine Menge Leichen. Erwartet man 08/15-Morde, wird man eines Besseren belehrt. Die Morde sind ungewöhnlich, sogar die Leichenfundplätze. Das macht die Geschichte so besonders. Sie ist anders. Sie ist spannend. Sie macht Lust auf mehr. Man will unbedingt wissen, wie es weitergeht. Manche Informationen werden aber bewußt zurückgehalten und zu einem späteren Zeitpunkt präsentiert. Diesmal weiß der Hörer weniger als die Ermittler, aber nicht lange. Wirklich clever gemacht! Im weiteren Verlauf des Buches mutet der Thriller dann eher wie eine Liebesgeschichte an. Die beiden Protagonisten kommen sich immer näher. Die Morde passieren da eher nebenbei, die Polizeiarbeit läuft nebenher. Ist das noch ein Thriller? Dann kommt die Wende, es tauchen noch mehr Leichen auf. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Beziehung der Staatsanwältin zu den Opfern. Der Täter setzt sich mittels Briefen mit ihr in Verbindung und nennt sich darin ihr "ergebener Diener". Natürlich bekommt die Presse davon Wind und stört die Ermittlungen. Der Täter tötet systematisch Gewaltverbrecher, an deren Prozeß die Staatsanwältin beteiligt war. Er besitzt auffällig viele Insiderinformationen. Schon bald beginnt man zu vermuten, ob nicht ein ihr nahestehender Ermittler der Täter ist. Der Leser ist genauso hin und her gerissen wie die Angehörigen der früheren Opfer. Einerseits erfahren die Opfer nun endlich Gerechtigkeit, andererseits handelt es sich um Kapitalverbrechen. Wer der Täter ist, stellt sich erst ganz am Ende im obligatorischen Showdown heraus.
Wahrscheinlich gefällt das Buch Frauen mehr als Männern, weil es so emotional ist. Andererseits ist die Geschichte flüssig geschrieben, clever ausgedacht und schön spannend erzählt, dürfte also auch Männern gefallen. Es lädt zum Weiterhören ein. Ob es einen Nachfolgeroman geben wird?

Veröffentlicht am 22.07.2019

Spannender Thriller ohne Leichen

Der Nachtwandler
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Auch Tage nach dem Anhören des Hörbuchs läßt einen dieser Thriller nicht los. Leider besteht es nur aus 4 CD mit knapp 300 Minuten. Wenn man sich erstmal reingehört hat, möchte man nicht mehr aufhören. ...

Auch Tage nach dem Anhören des Hörbuchs läßt einen dieser Thriller nicht los. Leider besteht es nur aus 4 CD mit knapp 300 Minuten. Wenn man sich erstmal reingehört hat, möchte man nicht mehr aufhören.
Die Geschichte beginnt nämlich etwas verworren. Zwar muß man sich nicht an Dutzende von Charakteren gewöhnen, aber der eine Charakter, die Hauptperson Leon, wird so "verschachtelt" beschrieben, daß man anfangs Mühe hat, dem Geschehen zu folgen. Aber das Durchhalten lohnt sich. Allmählich begreift man die Handlung. Diese ist sehr clever und tiefgründig.
Leon ist ein junger Architekt, der zusammen mit seiner Frau das Glück hatte, den Zuschlag zu einer tollen Altbauwohnung zu bekommen.
Im Prinzip befindet sich der Leser/ Hörer mit Leon in einem Traum bzw. vielen Träumen. Es kommt, wie es kommen muss. Man beginnt sich zu fragen: Was ist Traum, was Wirklichkeit? Macht Leon das jetzt wirklich? Sowas verrücktes kann doch kein Mensch träumen! Oder ist er psychisch krank? Und weil es über 300 Minuten zu langweilig wäre, Leon beim Träumen zuzuhören, spinnt Sebastian Fitzek eine spannende Geschichte um den Protagonisten. Seine Frau verlässt ihn ohne Vorwarnung mit eindeutigen körperlichen Zeichen einer schweren Mißhandlung. Daraufhin findet er in seinem Schlafzimmer einen Geheimgang zu einem Labyrinth, das viele Fragen aufwirft. Es verschwinden und erscheinen Dinge in seiner Wohnung. Es begegnen ihm seltsame Menschen. Und immer wieder stellt er sich die Frage: Habe ich das getan? Habe ich das zu verantworten? Wieso kann ich mich nicht erinnern? Wie passt das alles zusammen? Er kauft sich eine Kopfkamera und fängt an, seine nächtlichen Ausflüge zu dokumentieren. Doch, was er entdeckt, wirft nur noch mehr Fragen auf. Derjenige, der meint, Leon wacht am Ende auf und seine Frau liegt neben ihm und alles ist gut, dem sei gesagt, daß er sich mächtig irrt. Nichts ist wie es scheint. Das Ende ist nicht absehbar und überrascht in einem verrückten Showdown.
Der "Nachtwandler" ist ein Thriller, der fast ohne Leichen auskommt. Allein die irrationale Geschichte fesselt den Hörer und lässt ihn nicht mehr los. Ein Buch über einen verschachtelten Traum oder doch die Realität? Die Handlung ist rund und in sich stimmig. Volle Punktzahl!