In den Wäldern von Galloway
SalSal, die Protagonistin in Mick Kitsons gleichnamigem Debüt, ist ein dreizehnjähriges Mädchen, das zu früh erwachsen werden musste. Die Mutter eine Trinkerin, ihr Lebensgefährte ein Pädophiler, der sie ...
Sal, die Protagonistin in Mick Kitsons gleichnamigem Debüt, ist ein dreizehnjähriges Mädchen, das zu früh erwachsen werden musste. Die Mutter eine Trinkerin, ihr Lebensgefährte ein Pädophiler, der sie fünf lange Jahre missbraucht und nun ein Auge auf ihre kleine Schwester geworfen hat. Um diese zu schützen, tötet sie ihn, schnappt sich ihre Schwester und läuft mit ihr davon, denn ihre größte Angst ist es, in einer Pflegefamilie untergebracht und von Peppa getrennt zu werden, für die sie sich verantwortlich fühlt.
Die Wälder von Galloway bieten ihnen Schutz, und da Sal diesen Tag schon länger hat kommen sehen, ist sie auch bestens durch das Survival-Handbuch und Bear Grylls-Videos auf Youtube bestens vorbereitet. Einen Unterstand bauen? Kein Problem. Spuren lesen? Na klar. Tiere fangen, töten und zubereiten? Auch das bekommt sie hin. Und doch ist es manchmal gut, wenn ein freundlicher Erwachsener in einer kritischen Situation Hilfe und Unterstützung bieten kann. So wie Ingrid, die Aussteigerin, die weise Frau aus dem Wald.
„Sal“ ist ein schlichtes Buch (und das meine ich nicht abwertend), erzählt aus Sicht der Protagonistin und vereint verschiedene Elemente in sich. Zum einen ist es ein Zurück-zur-Natur-Roman, der das abenteuerliche Leben außerhalb der Zivilisation preist, zum anderen ist es aber vor allem eine anrührende Geschichte über Verantwortungsgefühl und Geschwisterliebe. Manchmal etwas zu altklug und in rosaroten Farben geschildert, dann aber auch wieder stark auf den realen Überlebenskampf der beiden Ausreißerinnen fokussiert.
Nachbemerkung: In Großbritannien leben 4,1 Millionen Kinder in Armut, und die Zahl steigt weiter. Und laut einer Statistik des NSPCC ist jedes zwanzigste Kind ein Missbrauchsopfer.