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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.08.2019

Erschreckend

Die letzte Witwe
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Für mich war dies erst das zweite Zusammentreffen mit Will Trent. Ich liebe die Bücher um Sara Linton und Jeffrey Tolliver, und konnte mich nach seinem Tod irgendwie nicht damit abfinden, dass da plötzlich ...

Für mich war dies erst das zweite Zusammentreffen mit Will Trent. Ich liebe die Bücher um Sara Linton und Jeffrey Tolliver, und konnte mich nach seinem Tod irgendwie nicht damit abfinden, dass da plötzlich ein anderer Mann an Saras Seite war. Nachdem ich die folgenden Bücher boykottiert habe, hatte ich mit "Die letzte Witwe" Lust zu erfahren, wie es Sara inzwischen ergangen ist.


Der Start ins Buch war wie Wiedersehen mit einer alten Freundin, Sara in Diskusion mit ihrer Mutter, die Will genauso skeptisch gegenüber steht wie ich. Er ist eben nicht Jeff, aber ke in anderer Mann ist eben wie Jeff, also geb ich ihm eine Chance. Mir als Leser fällt das leichter als Saras Mutter im Buch, den in ihren Augen vergeigt er es, da er zulässt, dass Sara von den Mitgliedern einer extremistischen Gruppierung entführt wird.

Mit dem Szenario dieser Entführung ist man schon direkt auf den ersten Seiten mitten im Geschehen, ich persönlich mag es gern, wenn man gleich ohne großes Vorgeplänkel in eine Story startet. Alles was wichtig für die Geschichte und die Hintergründe ist erfährt man im weiteren Verlauf.
Etwas gewöhnungsbedürftig war die Tatsache, dass man die Geschehnisse bis zur Entführung einmal aus Saras Sicht und nochmals aus der von Will gelesen hat. Ich denke die Autorin wollte damit das Extreme der Situation für jeden einzeln besser rüber bringen. Später folgt man der Geschichte abwechselnd und ist somit überall dabei.

Karin Slaugther greift ein sehr erschreckendes, und gerade in Amerika, sehr aktuelles Thema auf. Gruppierungen der beschriebenen Art erfreuen sich ja trotz ihrer fragwürdigen Hintergründe eines großen Zulaufs. Erschreckend, wie es wenigen, charismatischen Führungspersönlichkeiten gelingt, Menschen die vom Leben enttäuscht und unzufrieden mit der Situation sind, zu instrumentalisieren und zu manipulieren. Die Autorin beschreibt sehr eindrucksvoll, wie diese Anführer sich selbst darstellen und ihr Handeln rechtfertigen, und welchen Einfluss sie somit auf ihre Gefolgsleute haben. Wie die Geschichte zeigt, ist ein solches Szenario keine Utopie, denkt man nur an Mason und ähnliche Verblendete.

Das Buch ist ein typischer Karin Slaughter. Die Geschichte ist logisch angelegt, die Figuren glaubhaft, der Verlauf berührend. Das Ende hätte ich eigentlich kommen sehen müssen, trotzdem hat es mich kalt erwischt.
Ich denke ich bin nun versöhnt mit Will und seiner Rolle in Saras Leben, genau wie ihre Mutter, kann ich ihn nun als Familienmitglied akzeptieren.

Veröffentlicht am 07.08.2019

Hochaktuell

Die Insel des Dr. Moreau
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Ein Klassiker der Weltliteratur, was soll man dazu sagen?!


Der Stil von Wells ist sehr eingängig, er schafft auf kleinstem Raum eine Vision, die den Leser fesselt, mitnimmt in fremde und beängstigende ...

Ein Klassiker der Weltliteratur, was soll man dazu sagen?!


Der Stil von Wells ist sehr eingängig, er schafft auf kleinstem Raum eine Vision, die den Leser fesselt, mitnimmt in fremde und beängstigende Welten. Ich mag es, dass die Geschichte als Tatsachenbericht des Protagonisten verpackt ist.Ich

Natürlich fragt man sich, wie kann die Fiktion, die Fantasie eines Schriftstellers so brisant und hochaktuell sein, nach so vielen Jahren, aus einer Zeit heraus, in der man noch keine Ahnung von den Möglichkeiten der Zukunft hatte und haben konnte. Es ist beängstigend zu lesen und lässt fast an Hellseherei glauben.

Wells lässt gut den Konflikt zwischen menschlicher Ethik und wissenschaftlichem Tatendrang erkennen. Was darf die Wissenschaft, wie weit darf die Forschung gehen, welche Konsequenzen hat unser Forscherdrang für uns und die Forschungsobjekte gleichermaßen.

In Zeiten, in denen wir menschliche Ohren auf Mäusen züchten und Schweinherzen in Paviane einpflanzen stellt sich die Frage nach dem nächsten Schritt. Die mögliche Antwort macht mir Angst, und ich kann nur hoffen, das dieses Buch an den wissenschaftlichen Fakultäten dieser Welt Pflichtlektüre ist, um den angehenden Forschern als Mahnung zu dienen, dass jedes Tun eine Konsequenz nach sich zieht, die im Vorfeld nicht absehbar ist.

Veröffentlicht am 15.07.2019

Unfassbar

Alles still auf einmal
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Gleich zu Beginn durchlebt der Leser zusammen mit dem kleinen Zach, seinen Mitschülern und seiner Lehrerin den Horror eines Amoklaufs an ihrer Schule. Das Buch startet mit einem absolut unvorstellbaren ...

Gleich zu Beginn durchlebt der Leser zusammen mit dem kleinen Zach, seinen Mitschülern und seiner Lehrerin den Horror eines Amoklaufs an ihrer Schule. Das Buch startet mit einem absolut unvorstellbaren Szenario, ein Bewaffneter dringt in eine Schule ein und tötet wahllos Kinder und Lehrer.


Die Autorin greift ein Thema auf, das gerade in den USA immer wieder für Schrecken sorgt, das aber auch hier bei uns schon schreckliche Realität geworden ist. Für mich als Mutter unvorstellbar und sehr emotional.

Der kleine Zach verliert an diesem Tag seinen älteren Bruder und der Leser kann nun aus seiner Sicht heraus verfolgen, was diese Tat an Konsequenzen für seine Familie hat.
Sehr einfühlsam und genau auf den Punkt beschreibt die Autorin die Gedankenwelt des Sechsjährigen, wie er die Ereignisse wahrnimmt, die Situation für sich erklärt, wie er das Verhalten der Erwachsenen, besonders seiner Eltern, erlebt. Mit klaren, kindlichen Worten beschreibt sie seine Ängste, seine Wut und Verzweiflung, seine Einsamkeit. Es ist ergreifend diesem kleinen zarten Jungen durch die Seiten zu folgen, ohne ihm helfen zu können. Über große Strecken hinweg hatte ich Tränen in den Augen.

Das Buch ist atmosphärisch sehr dicht, steckt voller Liebe und Hoffnung, aber eben auch voller Verzweiflung. Auf jeder Seite ist der unvorstellbare Verlust zu spüren, die Trauer, die die Hinterbliebenen zu erdrücken droht. Und dann ist da Zach mit seiner kindlichen Wahrheit, und er hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Erwachsenen einen Weg aus dem Tief aufzuzeigen.

Absolut ergreifend, ein wunderbares Debüt das zu Tränen rührt. Unbedingt lesen!!!!!

Veröffentlicht am 15.07.2019

Leben im Wald

Kaffee mit Käuzchen
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Ein eigenes Häuschen ist sicher der Traum vieler Menschen, und natürlich darf es auch gern idyllisch in der Natur liegen. Die Wenigsten meinen aber mit in der Natur - allein im Wald, ohne richtigen Zufahrtsweg, ...

Ein eigenes Häuschen ist sicher der Traum vieler Menschen, und natürlich darf es auch gern idyllisch in der Natur liegen. Die Wenigsten meinen aber mit in der Natur - allein im Wald, ohne richtigen Zufahrtsweg, ohne direkte Nachbarn, ohne Internet, fernab von Geschäften, Restaurants, oder einem Krankenhaus. Genau in so ein einsam gelegenes Haus verlieben sich die Autorin und ihr Ehemann, und innerhalb kürzester Zeit leben Beide dauerhaft ohne Wasser und Heizung im Wald.


Die Autorin erzählt sehr echt und authentisch von ihrer Entscheidung ihr Leben für dieses Haus auf den Kopf zu stellen. Man kann als Leser an ihrer Entscheidungsfindung teilhaben, auch wenn man teils nur fassungslos den Kopf schüttelt, wie sie trotz großer Zweifel ihren Plan in die Tat umsetzt. Ihre Gewissheit das Richtige zu tun ist im ganzen Buch spürbar, genauso wie der unerschütterliche Optimismus ihres Ehemanns.

Das Buch ist kein klassischer Roman, sondern ja eher ein Tatsachenbericht, daher finde ich es sehr schön, das die Autorin nicht versucht ihre Ängste, Gefühle, Erlebnisse mit gekünstelten Beschreibungen aufzuhübschen. Für mich hätte das nicht zum Buch gepasst und mir das Lesevergnügen eher gedämpft. Die aufs Wesentliche im Leben bezogene Grundaussage des Buches wäre verfälscht worden.

Im Verlauf des Buches kann man schön an der Entwicklung der Autorin als Person teilhaben. Ihre Wandlung von der kostümtragenden Karrierefrau zur bodenständigen, trekkingstiefelliebenden Waldbesizerin. Der Autorin ist es gelungen, ihre Erlebnisse leicht und humorvoll in Worte zu fassen. Das Buch bietet den perfekten Zeitvertreib für einen Sommertag. Nach der Lektüre unbedingt kurz die Augen schließen und dem Gefühl nachspüren, das das Buch hinterlässt.

Veröffentlicht am 09.06.2019

Heftig

Der Seelenhirte
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Mit diesem Buch legt der Autor den dritten Fall der eigenwilligen Leipziger Kommissarin Klara Frost vor, und zugleich auch ihren härtesten wie ich finde. Elias Haller hat ja generell einen Stil, der nichts ...

Mit diesem Buch legt der Autor den dritten Fall der eigenwilligen Leipziger Kommissarin Klara Frost vor, und zugleich auch ihren härtesten wie ich finde. Elias Haller hat ja generell einen Stil, der nichts für zarte Gemüter ist, aber hier legt er an Rohheit und menschlichem Irrsinn nochmal kräftig nach. Er schildert dabei die Taten seines Killers aber nur zu deren Beginn und lässt den Leser im Nachhinein an der Brutalität und dem Schrecken teilhaben, wenn die Beamten den Tatort untersuchen. Vieles der Gewalt bleibt somit auch der Phantasie des Lesers überlassen.


Hallers Figuren sind speziell, ebenso wie ihre Taten. Wer Klara kennt weiß was ich meine. Die Nebenfiguren sind sehr vielschichtig angelegt und lassen so dem Leser Spielraum für Spekulationen zu ihrer Rolle innerhalb der Geschichte. Das macht es aber nicht leicht hinter die, teils gutbürgerliche Fassade zu blicken. Im Lauf der Geschichte tun sich immer mehr Abgründe auf und das Böse, oder was der Täter dafür hält, kommt zum Vorschein. Gegen dieses Böse muss nun zu Felde gezogen werden. Der Täter sieht sich dabei als Hirten, der den Sünder, gleich einem schwarzen Schaf, aus der Herde entfernt.

Mich hat das Buch gefesselt. Als Leipzig-Liebhaber reizt mich die Verbindung von realen und fiktiven Schauplätzen. Ich habe stets das Gefühl, ich könnte Klara in der Stadt tatsächlich begegnen. Auch mag ich in dieser Geschichte die Balance zwischen der Polizeiarbeit bei der Jagd nach dem Täter und dem Privatleben von Klara. Geschickt wird Beides so verwoben, dass man als Leser, wie auch als Hauptfigur des Buches, nicht weiß, ob die Geschehnisse zusammen gehören. Das ist nervenaufreibend.

Eigentlich hatte ich relativ schnell einen Verdächtigen. Immer wenn ich mir sicher war den Täter zu kennen, blätterte ich zur nächsten Seite und derjenige konnte es doch nicht gewesen sein. Bis zuletzt bin ich so auf der falschen Spur gewesen, hab zum Schluss fast jeden verdächtig und war letztendlich von der Auflösung total überrumpelt.
Wenn man jetzt kleinlich sein wollte, könnte man dem Ende natürlich etwas die Nachvollziehbarkeit absprechen, ich kann damit aber gut leben und finde es plausibel.

Der Autor bleibt seinem Stil treu, erzählt eine durchaus eigenständige Geschichte, die man gut ohne Vorkenntnisse lesen kann. Es werden Figuren eingeführt, die das Potenzial haben in weiteren Teilen erneut in Aktion zu treten. Davon wird es hoffentlich noch einige mehr geben!