An der Front der wissenschaftlichen Forschung
Die Neandertaler und wirSvante Pääbo war der erste, dem er mit seiner Arbeitsgruppe gelang, die DNA der Neandertaler, also einer ausgestorbenen Menschenart, zu sequenzieren, und daraus bedeutende Erkenntnisse über die Entwicklungsgeschichte ...
Svante Pääbo war der erste, dem er mit seiner Arbeitsgruppe gelang, die DNA der Neandertaler, also einer ausgestorbenen Menschenart, zu sequenzieren, und daraus bedeutende Erkenntnisse über die Entwicklungsgeschichte der Menschheit sowie die Verwandtschaft zwischen modernen Menschen und Neandertalern abzuleiten.
In diesem Buch erzählt er sowohl von seinem persönlichen Werdegang als auch von der Geschichte seines Fachgebiets. Er berichtet unter anderem von ersten mühsamen Versuchen, alte DNA zu entschlüsseln, von der Schwierigkeit, überhaupt an passende Fossilien heranzukommen, vom immer wieder auftauchenden Problem der Verunreinigung mit moderner DNA und von den Momenten der Frustration, wenn ein mit viel Aufwand und Engagement betriebenes Experiment letztlich kaum brauchbare Ergebnisse liefert.
So hat man das Gefühl, an der Front der Paläogenetik hautnah dabei zu sein und kann auch die Freude nachempfinden, wenn es endlich zu einem Durchbruch kommt, sodass es beispielsweise gelingt, Neandertaler und Jetzt-Menschen einander gegenüberstellen oder sogar Hinweise auf eine noch unbekannte alte Menschenart zu entdecken.
Auch die Interpretation der erhaltenen Daten wird erläutert, wobei deutlich wird, dass diese oft mit vielen Unsicherheiten behaftet ist und immer ein gewisses Spannungsverhältnis besteht, zwischen dem Wunsch nach der möglichst baldigen Publikation von möglichst interessanten Ergebnissen und der Gefahr, sich auf zu gewagte Spekulationen einzulassen.
Die Ausführungen sind dabei sachlich gehalten, sodass sich die Lektüre eher trocken gestaltet. Der Großteil der Erklärungen ist aber gut verständlich, man kann den wesentlichen Gedankengängen auch ohne besondere Vorkenntnisse folgen.
Der Autor neigt allerdings zu einer gewissen Überheblichkeit, möchte zu sehr den Eindruck erwecken, dass letztlich er persönlich für alle wichtigen Entwicklungen im Zusammenhang mit der Erforschung alter DNA verantwortlich ist. Seine eigenen Ideen und die seiner Mitarbeiter stellt er in gutem Licht dar, während er anderen Wissenschaftlern regelmäßig vorwirft, dass sie die falschen Methoden anwenden oder zu wenig sorgfältig arbeiten würden. Selbst wenn er damit im Ergebnis teilweise recht haben sollte, würde ihm doch etwas mehr Bescheidenheit nicht schaden.
Nichtsdestotrotz kann ich dieses Werk weiterempfehlen, bietet es doch einen interessanten Blick hinter die Kulissen, und zeigt, wie jene sensationellen Ergebnisse gewonnen wurden, die – mit markigen Schlagzeilen versehen – auch den Weg in die Massenmedien fanden.