Wunderschöner Liebesroman mit bewegendem Thema…
Lass mich nicht losDer Liebesroman „Lass mich nicht los“ von Sarah Alderson ist am 13. Februar 2019 im Ravensburger Verlag erschienen und spielt die meiste Zeit auf Bainbridge Island, einer Insel vor der Nordwestküste Amerikas.
Emerson ...
Der Liebesroman „Lass mich nicht los“ von Sarah Alderson ist am 13. Februar 2019 im Ravensburger Verlag erschienen und spielt die meiste Zeit auf Bainbridge Island, einer Insel vor der Nordwestküste Amerikas.
Emerson (Em) lebt zurückgezogen auf der kleinen Insel Bainbridge Island und versucht, ihr Leben zu leben. Doch es ist schwierig. Seit ihre erste große Liebe ihre Heimat Hals über Kopf verlassen hat, fragt sie sich immer wieder, warum. Gerade als sie ihn am meisten gebraucht hätte, nach diesem furchtbaren Vorkommnis. Doch plötzlich taucht Jake wieder auf und die alten Gefühle sind sofort wieder da. Em versucht dagegen anzukämpfen, doch ihr Herz hat einen eigenen Plan. Vor Em liegt eine aufregende Zeit, die geprägt ist von vielen Gefühlten, berührenden Momenten und ihrem inneren Konflikt, ob sie sich Jake wieder öffnen soll, auch wenn sie weiß, dass er bald wieder abreist.
Zwei Abende habe ich für dieses Buch gebraucht, das mich sehr berührt und zufrieden zurücklässt.
Das Cover dieses Buches hat mich sofort angesprochen. Es ist wunderschön, passt zum Genre und spiegelt ausgezeichnet die Atmosphäre dieses Romans wider.
Der Klappentext gefällt mir sehr. Er führt die Hauptfiguren und den Hauptkonflikt ein und vermittelt eine erste Lesestimmung.
Em ist eine junge Frau, die mit ihren Eltern einen Kajakverleih betreibt. Das Geschäft läuft nur mäßig, doch die Familie gibt nicht auf. Sie brauchen das Geld für die ärztliche Versorgung des Vaters. Und so tut Em alles, was sie nur kann. Ihr Ziel ist damit klar und sie kämpft sehr aktiv dafür. Man spürt, was für ein Familienmensch sie ist und wie dankbar sie ihren Eltern für das ist, was sie nach einem schrecklichen Vorfall in ihrer Jugend für sie getan haben. Auch wenn es viele kritische Stimmen gab, haben sie keine Luft an Emersons Aussage gelassen und waren immer für sie da. Nur eben Jake nicht, ihre große Liebe. Doch sobald die beiden aufeinandertreffen ist sofort klar, dass es etwas ganz Besonderes zwischen ihnen ist. Es knistert nicht nur. Es ist beeindruckend und gewaltig, was ich während des Lesens gespürt habe. Diese Gefühle. Grandios! Em macht zudem eine sehr gelungene Entwicklung durch. Sie ist eine äußerst sympathische Hauptfigur mit einer bewegten Vergangenheit. Ich habe sie sofort in mein Herz geschlossen und mit ihr mitgefiebert, mitgelitten und mitgeliebt. Sie ist einzigartig!
Auch Jake mochte ich sofort. Er ist ein erfolgreicher Sportler, muss aber aktuell wegen eines Vorfalls pausieren. Die Zeit nutzt er, um seine Vergangenheit aufzuarbeiten und so macht er sich auf den Weg zu Em, in seine alte Heimat. Er will Klarheit über das, was damals passiert ist. Und natürlich spürt man auch bei ihm die Gefühle, die sofort wieder aufflammen als er Em sieht. Und sofort weiß man auch, was sein Ziel ist, nämlich nicht nur weiterhin ein erfolgreicher Sportler zu sein. Was er dann im Verlauf der Geschichte für Em’s Familie macht ist wirklich toll und zeigt, was für ein großartiger und großherziger Mensch er ist. Erst dachte ich, es wäre wegen seines schlechten Gewissens, aber nein. Er tut es für Em und um sie glücklich zu machen. Jake macht ebenfalls eine wundervolle Entwicklung durch, ist sehr aktiv und ist super sympathisch.
Auch alle anderen Figuren mochte ich sehr. Jede hatte ein eigenes Ziel/eine eigene Motivation und war besonders. Bis auf einzelne Ausnahmen waren mir auch alle sympathisch und ich gehe davon aus, die anderen sollten mir auch nicht sympathisch sein. Leider waren die Antagonisten/Gegenspieler ein wenig mit Klischee angehaucht. SPOILER ANFANG Gerade die Geschichte um die „vermeintliche Ex“ gab es für meinen Geschmack schon zu oft. Und auch über den „übergriffigen Trainer“ habe ich schon häufig gelesen. SPOILER ENDE Meinen Lesegenuss hat es trotzdem nicht gestört, denn es nimmt nicht all zu viel Raum ein. Dafür gefielen mir aber Em’s Freunde umso mehr, insbesondere Toby. Ein toller Kumpel!
Die Handlung hat mir ebenfalls sehr gefallen. Es wurde eine ansteigende Spannungskurve mit verschiedenen Konflikten und überraschenden Wendungen entwickelt. Die Nebenerzählstränge haben die die Haupthandlung prima ergänzt. Alles war nachvollziehbar aufgebaut und ich fand nichts vorhersehbar. Ganz besonders gefallen hat mir, wie die Vergangenheit stückchenweise aufgedeckt wurde und man erfährt, was Em passiert ist und wieso Jake so plötzlich verschwand. Auch das Thema des Buches ist sehr gelungen. Es ist sehr wichtig und das Buch setzt auch genau die richtigen Zeichen. Trotzdem erschreckt es mich immer wieder, bestimmte Reaktionen auf ein derartiges Ereignis zu lesen. Aber es rüttelt auch immer wieder wach. Das Ende hat mir sehr gefallen und ich habe mich wirklich für alle Beteiligten gefreut.
Die Settings waren sehr abwechslungsreich und passten zur Geschichte und zum Genre. Mir hat gut gefallen, dass ein Jugendroman mal nicht in der Großstadt spielt.
Aber wie liest sich das Buch nun?
Es sind 80 meist kurze Kapitel + Prolog, die in der ICH-Form im Präsens aus Em’s und Jake’s Sicht geschrieben sind. Das hat mir sehr gut gefallen, denn so wusste ich immer, was in den beiden Hauptfiguren vorging, also was sie dachten und was sie fühlten. Und genau das hat sie mir beide sehr nahe gebracht.
Den Schreibstil fand ich wundervoll. Er ist locker, flüssig und sehr angenehm. Die Autorin nutzt wunderschöne Vergleiche, die sie wirklich passgenau einsetzt. Die Dialoge waren sehr umgangssprachlich, passend zum Genre und haben das Ganze sehr lebendig und authentisch gemacht. Die atmosphärischen Beschreibungen und die Beschreibungen der Settings waren ebenfalls großartig. Sie haben immer ein Bild vor mein inneres Auge gezaubert und ich habe mich gefühlt, als wäre ich dabei. Und auch wenn das Thema sehr ernst ist, gab es auch lustige Szenen, die mich nicht nur einmal zum Lachen gebracht haben.
Ganz besonders hat mir aber die Beschreibung der emotionalen Ebene gefallen. Die Geschichte hat mich sehr berührt. Wirklich grandios!
Mein Fazit nach 413 Seiten im Taschenbuch:
„Lass mich nicht los“ ist ein wunderschöner Liebesroman, der zeigt, wie schwierig es für alle Betroffenen sein kann, wenn traumatische Ereignisse nicht aufgearbeitet werden. Wichtig ist, über alles zu sprechen, um keine Missverständnisse entstehen zu lassen.
Wer einen sehr gefühlvollen Liebesroman sucht, der in der USA spielt und die Themen „Vertrauen“ und „Missbrauch“ verarbeitet, der dürfte mit diesem Roman gut beraten sein.
Von mir erhält dieses Buch eine ganz klare Kaufempfehlung (5/5 Sternen), weil Ivy eine äußerst sympathische und starke Hauptfigur ist, die sich ihrem Schicksal stellt und immer weiterkämpft. Die Handlung ist durchweg spannend. Doch allein schon wegen des Schreibstils lohnt es sich, dieses Buch zu lesen. Kritikpunkte habe ich keine.
Insgesamt ist es ein sehr gelungener Roman, den ich nur weiterempfehlen kann.
Vielen Dank an Sarah Alderson für diese Geschichte.