Gleich zu Beginn, als ich das Cover, dass erste Mal gesehen habe, kam direkt Urlaubsfeeling auf. Die in leichtem Sepia-Ton gehaltenen Farben und der Strand machen irgendwie Lust auf Insel und Meer und Sonne.
Doch erstmal zum Inhalt, und gleich vor weg, nein man muss "Die Insel der tausend Quellen" nicht gelesen haben um dieses Buch zu verstehen, auch wenn es die direkte Vorgeschichte erzählt. Viel mehr fand ich manche Wendung im Buch spannender, einfach weil ich die Vorgeschichte nicht kannte, aber das Buch dennoch in sich geschlossen war und Unklarheiten gar nicht erst aufgekommen sind.
Die Handlung startet auf Jamaika wo wir die Plantage der Familie Fortnam kennen lernen. Nora Fortnam, und das wird direkt klar, hat eine bewegte Vergangenheit die sie aber stärker und aufrichtger gemacht. Ihr Mann Doug ist durch sein Wesen absolut liebenswert, auch hier scheint die Vergangenheit Narben hinterlassen zu haben. Die Tochter Deidre ist ein absoluter Wirbelwind, scheint schwer zu zähmen und im Herzen eine Rebellin zu sein. Sie ist wunderschön, eine wahre Inselgöttin, aber niemand kann ihr das Wasser reichen, alle langweilen sie. Im Laufe des Buches lernen wir immer wieder ihr Feuer kennen und auch die Folgen die daraus resultieren. Vorallem der Umgang mit den Sklaven hat mir die Familie Fortnam sehr symphatisch gemacht, hier ist das Herz am richtigen Fleck.
Das komplette Gegenteil ist die Familie Dufresne, mit ihrer riesigen pompösen Plantage auf Saint-Domingue. Selten ist mir eine Familie direkt von Anfang an so unsympathisch, was hier aber sicherlich gewollt ist. Das Aufgesetzte Gehabe, die Wichtigkeit des Ansehens in der Gesellschaft und der Umgang mit den Sklaven ist einfach nicht vertretbar. Einzig Victor, der Sohn der Familie Dufresne, scheint normal zu sein, er hat sich als Arzt einen Namen gemacht und wie es der Zufall trifft er bei Deidre genau ins Herz. Victor ist mein absoluter Lieblingsprotagonist, denn niemand scheint so aufrichtig und ehrlich zu sein wie er, keinerlei Geheimniss verbrigt sich hinter seiner Fassade. Er ist immer bemüht gütig und liebevoll zu sein, und er schenkt den Sklaven die Freiheit.
Neben der Handlung rund um die Verbandlungen der Familie lernen wir noch Bonnie und Jefe kenne. Jefe lebt als freie Schwarzer auf Grand Cayman zusammen mit seiner Mutter Maanu, diese betriebt einen Gemischtwarenladen. Doch Jefe weis trotz seiner Freiheit, und der Kunst das Lesen und Schreiben zu beherrschen, nichts mit sich anzufangen. Er ist ein rastloser und vor allem impulsiver Charakter, oftmals fragt mich sich, wieso er nicht mal kurz nachdenkt was er tut. So kommt es, dass er sich auf den Weg macht die Welt zu sehen. Die kleine Bonnie hingegen will einfach nur von ihrem Backra weg, und jeder Gang zu Maanu und Jefe ist für sie wie eine Höhenflug, schließlich hat sie ihr Herz an Jefe verloren, der weis davon aber leider nichts. Bonnie tritt zunächst sehr zurückhaltend auf, doch kaum das der Funke übergetreten ist legt sie eine wahnsinnig tolle Entwicklung hin, über das ganze Buch hinweg konnte sie oftmals mit kleinen Entscheidungen überraschen und auch das Herz schmelzen lassen.
Mehr möchte an dieser Stelle gar nicht verraten, denn das Buch ist trotz seiner lange von mehr als 600 Seiten so facettenreich, dass niemals Langeweile auf kommt. Vor allem der Schreibstil und die Wortwahl lassen die Seiten fortfliegen und man träumt vom Strand an dem die roten Mangroven blühen.
Fazit:
Mich konnte das Buch ab dem ersten Kapitel überzeugen, und ich habe viele tolle Lesenstunde verbracht, nicht zuletzt sogar die letzten 220 Seiten in einem Stück gelesen. Für alle die gern abtauchen in die karabische Welt und dabei noch Spannung, Romantik und Geschichte genießen wollen, ist dieses Buch genau das Richtige.