Zukunftssatire, der es an Witz und Charme nicht mangelt!
QualityLand (QualityLand 1)Herzlichen Glückwunsch! Sie sind nun im Besitz eines pinken Delfinvibrators! Ob sie diesen brauchen oder nicht, spielt keine Rolle.
In solch einem ähnlichen Szenario hat sich unser Protagonist Peter ...
Herzlichen Glückwunsch! Sie sind nun im Besitz eines pinken Delfinvibrators! Ob sie diesen brauchen oder nicht, spielt keine Rolle.
In solch einem ähnlichen Szenario hat sich unser Protagonist Peter Arbeitsloser, in dem Buch Qualityland von Marc-Uwe Kling, befunden. Dieser Science-Fiction Roman wurde vom Ullstein-Verlag im Jahre 2017 veröffentlicht und beweist erneut, nach der Känguru-Triologie, das Satire Talent von Kling!
Bevor ich mit der eigentlichen Bewertung beginne, ein paar Infos vorweg. In Qualityland ist die Technologie extrem weit fortgeschritten, alles ist von Algorithmen optimiert worden, sodass dem Individuum so gut wie alle schwierigen Entscheidungen abgenommen werden. Z.B. gibt es Institutionen wie TheShop, die genau wissen, was du in diesem Moment willst und schicken dir per Drohne, den Gegenstand deiner Begierde. Klingt noch nicht verlockend genug? Neben TheShop ist auch noch Qualitypartner nennenswert. Bei Qualitypartner musst du dich bloß registrieren und schon wird aus allen deinen gesammelten Daten der perfekte Partner für dich ausgewählt. Jetzt musst du nur noch auf OK klicken und schon wird die Anfrage auf ein erstes Date abgeschickt. Und da Algorithmen unfehlbar sind, wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit deinen Partner fürs Leben gefunden haben. Und wenn nicht, kannst du ihn ja immer noch umtauschen. Außerdem gibt es so etwas wie “Social Scoring”, dabei sammeln Einwohner Punkte durch alle möglichen Dinge, wie Sportlichkeit, Partnerwahl, Beruf etc., dabei kann man wie in einem Computerspiel Level aufsteigen und je höher das eigene Level ist, desto mehr Ansehen und Sonderrechte hat man. Nun da ihr mit Infos getankt seid, bereit um in die Welt von Qualityland einzutauchen?
Im Roman gibt es mehrere Handlungsstränge, die sich an bestimmten Punkten schneiden, allerdings meistens für sich autonom erzählen. Im Fokus steht aber deutlich die Geschichte von Peter Arbeitsloser, welcher als Maschinenverschrotter arbeitet und eine Vorliebe dafür hat Maschinen mit menschlichen Problemen zu retten und unter seine Fittiche zu nehmen. Dazu zählen z.B. Drohnen mit Flugangst oder maschinelle Autoren mit Schreibblockade. Weiterhin gibt es noch den Storypfad von John of US, ein Android, welcher zur Präsidentschaftswahl antritt und einen schwierigen Wahlkampf vor sich hat, bei dem wir ihn begleiten dürfen. Und dann sollte noch Martyn nicht unerwähnt bleiben, der ein Mitglied der Partei Qualitätsallianz ist und in gewisser Weise uns das Leben aus der Sicht eines Bürgers der Oberschicht näherbringt.
Glaubt mir, sobald man erstmal anfängt Qualityland zu erkunden, kann man nicht mehr aufhören! Mit am besten gefiel mir die politische Satire, die besonders beim Wahlkampf von John of Us bemerkbar war. Die Anspielung auf den ein oder anderen Politiker war gut untergebracht. Allerdings darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass Themen wie Populismus, Datenschutz, Digitalisierung und damit einhergehende menschenähnliche Maschinen perfekt umgesetzt und in das Satirekonzept eingebaut wurden. Der ein oder andere Schenkelklopfer ist garantiert!
Da Humor über das ganze Buch hinweg gegeben ist, hatte ich auch stets großen Lesespaß und jedes Kapitel schaffte es mir das ein oder andere Lachen zu entlocken. Besonders die “schwarzen Seiten” haben es mir angetan. Denn in diesen werden von einer Meinungsmacherin Nachrichten, Buchempfehlungen und andere Dinge gepostet und dazugehörige Kommentare werden gezeigt, wodurch man gleich noch mehr Einblick in die Köpfe der Bevölkerung bekommt. Ein genialer Einfall!
Von den Charakteren hat, wie schon angedeutet, John of Us bei mir den größten Eindruck hinterlassen. Der Android konnte mich durch seine menschliche und sehr ehrliche Art überzeugen. Peter und Martyn waren eher von banalem Charakter, allerdings hätte den beiden Figuren ein kritischer Verstand auch nicht gestanden, da ansonsten die Glaubwürdigkeit und das Konzept der Story gelitten hätten. Ansonsten mochte ich noch sehr die Maschinen mit menschenähnlichen Problemen, die bei Peter Obhut fanden, sehr gut gemacht. Diese haben der Geschichte noch einmal einen gewissen Kick gegeben und haben deutlich zum Humor beigetragen. Zum Beispiel regt sich eine Maschine darüber auf, dass der letzte Terminator Film voll blöd sei, da andauernd die Menschen gewinnen. Ihrer Meinung nach sei das total unrealistisch.
Zum Schreibstil lässt sich sagen, dass dieser sehr gut gewählt und auf jeden Charakter abgestimmt war. So hatte jede Figur seine eigene Ausdrucksweise, was auf mich ziemlich realitätsnah gewirkt hat.
Fazit
Bei Qualityland handelt es sich um eine sehr, sehr witzige Zukunftssatire die auf mehreren Ebenen darum bemüht ist den Leser zum Nachdenken anzuregen. Wer Politik interessiert und auf der Suche nach etwas Neuem ist macht mit diesem Buch nichts falsch. Außerdem lege ich dieses Buch auch jeden ans Herz, der schon an Filmen wie “Idiocracy” Freude fand und immer offen für verrückte und alternative Zukunftsideen ist. Ich hoffe das Marc-Uwe Kling seinem Stil treu bleibt und uns weiterhin mit toller Satire beglückt!
“Ist es überhaupt eine Diktatur, wenn keiner merkt, dass es eine Diktatur ist? Wenn sich keiner seiner Freiheit beraubt fühlt?”
~Qualityland Seite 210
LG Sophie