Autobiografischer Roman, der auf ein lange totgeschwiegenes Thema aufmerksam macht
Sally wächst als älteste von 5 Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf. Die Oma mütterlicherseits lebt bei der Familie, der Vater hat im zweiten Weltkrieg gedient und hat nicht nur ein Kriegstrauma ...
Sally wächst als älteste von 5 Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf. Die Oma mütterlicherseits lebt bei der Familie, der Vater hat im zweiten Weltkrieg gedient und hat nicht nur ein Kriegstrauma sondern ist auch Alkoholiker. Erst mit 15 erfährt Sally, dass ihre Oma von Aborigines abstammt, später spürt sie ihrer Familiengeschichte nach und macht daraus diesen autobiografischen Roman, der im Original 1987 erschienen ist.
Die Geschichte beginnt in den 1950er Jahren und lässt den Leser zunächst an Sallys Kindheitserinnerungen teilhaben. Die Autorin erzählt anekdotisch, oft voller Humor, doch es gibt auch bittere und traurige Momente.
Im zweiten Teil des Buches erzählen drei Verwandte der Autorin ihre Geschichte selbst, alle drei Angehörige der sogenannten „gestohlenen Generation“, aboriginestämmige Kinder, die ihren Eltern weggenommen wurden, um sie der Tradition der Ureinwohner zu entfremden und sie als billige Arbeitskräfte zu nutzen. Die Geschichten des Großonkels, der Großmutter und der Mutter Sallys werden in deren Worten und ohne Wertung wiedergegeben und wirken dadurch sehr authentisch. Manches behalten die drei, vor allem die Großmutter, für sich, da es ihnen zu schwer fällt, es zu erzählen.
Sally Morgans Buch scheint in Australien eingeschlagen zu sein wie eine Bombe. Endlich hat sich jemand dieses totgeschwiegenen Themas angenommen. Und auch wenn Hintergründe abseits der Familie fehlen, auch wenn (oder gerade weil) hier nicht gewertet wird, ist dieses Buch auch heute noch wichtig, schon alleine, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen.
Wer etwas über die Geschichte der australischen Ureinwohner, vor allem nach der Kolonialisierung, wissen möchte, könnte mit diesem Buch einen Einstieg erhalten. Ich bin allerdings der Meinung, ein bisschen über die Hintergründe zu wissen, kann nicht schaden. Empfehlen kann ich dieses Buch auf jeden Fall.