Achtung: Rezension enthält keine direkten Spoiler, aber doch kleine Andeutungen
In diesem Sommer hat Hailee einen mehrwöchigen Roadtrip geplant, bevor sie zu einem vereinbarten Treffen mit ihrer Schwester weiterfährt. Ihr Weg führt sie dabei auch in den Heimatort ihres verstorbenen Freundes Jesper, wo sie noch ein Versprechen einlösen möchte. Doch als ihr Auto kaputtgeht, verzögert sich Hailees Weiterreise und sie lernt einige von Jespers Freunden kennen. Besonders Chase berührt etwas in ihr, doch Hailee will keine Gefühle entwickeln, schließlich wird sie den Ort bald wieder verlassen…
Da ich von der Autorin bereits viel Gutes gehört, bisher aber noch kein Buch gelesen hatte, war ich sehr neugierig auf Falling Fast.
Eigentlich mochte ich die Grundgeschichte: Hailee strandet im kleinen Fairwood und lernt dort durch einen witzigen Umstand einen jungen Mann kennen, der ihr gefällt. Doch als sie später erfährt, wer er ist und in welcher Verbindung er zu ihrem verstorbenen Freund Jesper steht, will sie keine Sympathie mehr für ihn empfinden. Dennoch ist er ihre Chance, mehr über Jesper herauszufinden und so kommen die zwei sich doch näher…
Abwechselnd schildern Hailee und Chase ihre Erlebnisse und Gefühle aus der Ich-Perspektive.
Dabei fand ich Chase’ Leben ganz spannend. Er trägt viele familiäre Sorgen mit sich herum, die ihn sehr belasten. Doch er teilt seinen Kummer mit niemandem. Über seine Themen hätte ich gern mehr gelesen.
Leider kam ich mit Hailee gar nicht zurecht. Sie macht diesen Roadtrip, um Dinge zu erleben, die sie sich bisher nicht getraut hat. Sie will mutig sein, da scheinbar auch das Ansprechen von Leuten ihr Angst macht. Allerdings ist ihr Verhalten sehr widersprüchlich. Immer wieder wird sie als schüchtern und ängstlich dargestellt und muss sich zu harmlosen Dingen überwinden, um dann im nächsten Moment ohne zu zögern irgendwas total Verrücktes zu tun. Für mich passte ihr Verhalten oft nicht zusammen, Erklärungen bleiben aus, sodass ich zu Hailee einfach keinen Zugang gefunden habe.
Dadurch war es für mich auch schwierig, die beginnende Annährung zwischen ihr und Chase nachzuempfinden. Die Gefühle zwischen den beiden kamen bei mir nicht an. Das Geschehen plätschert vor sich hin. Zwischendurch gab es immer mal kleine Augenblicke, die ich ganz schön fand – z.B. das Zusammenspiel von Jespers Freunden, die an seinem Geburtstag alle zurück in die Stadt gekommen sind –, ansonsten zog sich die Geschichte sehr.
Hinzu kommt, dass für mich bereits vor der Hälfte des Buches absehbar war, worauf die Geschichte am Ende hinauslaufen wird – den Triggerhinweis am Ende des Buches hatte ich nicht gelesen. Dieser spoilert extrem, also wenn möglich vorher nicht anschauen.
Nachdem der Gedanke für den möglichen Ausgang da war, finden sich zig kleine Andeutungen, die sich in diese Richtung lesen lassen. Daher konnte mich das Ende nicht überraschen. Ich habe nur noch darauf gewartet, dass es auch wirklich passiert.
Trotzdem – oder auch gerade deswegen – finde ich das Ende, welches sehr offen gehalten ist, ziemlich unbefriedigend. Auf der einen Seite mag ich das Ende, weil es anders ist. Ich bräuchte auch überhaupt keine Forsetzung, da ich mir ohnhin keinen Fortgang vorstellen kann, wie ein nochmal 400-seitiges Buch dazu spannend werden könnte. Aber auf der anderen Seite ist der Schluss so gar nicht mit dem vereinbar, was zuvor vermittelt wird, wodurch die Aussage des Buches wirklich fragwürdig wird.
Fazit
Das war leider gar nicht mein Buch. Ich fand die Geschichte zäh, streckenweise wirklich langweilig. Die Geschichte hat mich nicht berührt, da die Gefühle der Figuren bei mir nicht ankamen. Chase’ Sorgen fand ich ganz spannend, mit Hailee bin ich aber nicht zurechtgekommen. Ihr Verhalten ist so widersprüchlich, wird allerdings auch nicht aufgeklärt. Den Ausgang des Buches fand ich extrem vorhersehbar, sodass Überraschungen für mich ausbleiben. Zudem gibt das offene Ende den Lesern eine sehr eigenwillige Botschaft mit. Vermutlich hätte ich es sogar gemocht, wenn es nicht aufgrund der vorherigen Ereignisse und Aussagen so einen bitteren Beigeschmack hätte.