Handlung:
Amrum, 1902
Zehn Jahre nach ihrem Umzug auf die Nordseeinsel Amrum hat sich die Familie Stockmann vollkommen eingelebt. Sie führen erfolgreich ein Hotel, welches in den letzten Jahren ausgebaut wurde und bei den Besuchern beliebt ist, sie sind gesund und haben liebe Freunde gefunden. Doch noch immer gibt es Streitthemen zwischen Wilhelm und dem Pastor des Ortes. Diesem ist es u.a. ein großer Dorn im Auge, dass das Hotel Inselblick noch weiter ausgebaut werden soll.
Auch um die älteste Tochter Rieke machen sich Marta und Wilhelm Sorgen. Sie ist zwar glücklich mit ihrem Ehemann Jacob und hat eine zauberhafte Tochter, doch Jacob ist pleite gegangen. Nun will er sein Glück in Amerika versuchen, seine kleine Familie soll mit. Doch kann Rieke ihre Familie und die Heimat einfach so verlassen? Und werden sich die Zankereien zwischen Wilhelm und Pastor Bertramsen irgendwann geben?
Meinung:
Das Cover gefällt mir gut. Es wirkt leicht herbstlich angehaucht, versprüht gleichzeitig einiges an Energie und Hoffnung. Durch den wolkigen, verschwommenen Himmel kann man schon vermuten, dass nicht nur positive Zeiten auf die Familie Stockmann oder die Insel Amrum zukommt. Fast ein bisschen zu düster dargestellt ist die Dame mit dem Regen-/Sonnenschirm, die den Blickfang des Covers darstellt. Sie scheint Unglück und schlechte Zeiten darzustellen, während der Hintergrund mit der Landschaft, dem Meer und dem kleinen Häuschen das Gegenteil darstellen. Die Schriftfarben, sowie die gewählte Schriftart finde ich ansprechend und angenehm. Die Farben sind nicht zu auffällig gewählt, sondern passen gut zu dem Gesamtbild.
Ich habe mich unglaublich darüber gefreut, die Familie Stockmann mit ihren ganzen Freunden und Bekannten wiederzusehen. Ganz am Anfang des Buches befindet sich eine Personenübersicht, wo ich direkt Bekannte Namen wiedergefunden habe und mir andere wieder in den Sinn gekommen sind. Zur kleinen Auffrischung war das für mich auf jeden Fall hilfreich.
Die Handlung setzt zehn Jahre nach dem Ende des ersten Teils ein und erstreckt sich über fast genau ein Jahr. Ab und an werden Zeitsprünge eingesetzt, in denen zwar einige Wochen vergehen, was mir aber nicht immer so aufgefallen ist. Oft gab es einen nahtlosen Übergang zwischen den Kapiteln, die Handlung wurde immer fließend erzählt und ich kam während des Lesens nicht ins Stocken.
Viele Kapitel waren ruhig geschildert, es gab nur ab und an größere Dramen, meist hatten die Katastrophen nur ein geringes Ausmaß und konnten schnell gelöst werden. Dadurch plätscherte die Handlung etwas vor sich hin, wurde aber nie langweilig und es entstanden auch keine Längen. Dies wurde schon durch die zeitlichen Sprünge gewährleistet und mir hat es richtig gut gefallen, der lockeren Handlung zu folgen. Im Grunde würde oft das einfache Leben einer Familie beschrieben, die ein recht harmonisches Leben führt und stets zueinander hält. Und genau das fand ich toll!
Am Anfang von vielen Kapiteln gibt es wieder kleine Tagebucheinträge von Marta, die kurz zusammenfassen, was in der Zeit geschehen ist, die ausgelassen wurde. Dazu steht am Anfang des Eintrags immer, an welchem Datum das folgende Kapitel stattfindet. Besonders interessant fand ich es immer, wenn es mehr Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt von Marta gibt. Dort zeigte sie eine sanfter und weniger taffe Version ihrer Person, was sie lebendiger machte.
Auch bei diesem Buch fiel mir wieder die wunderbare Schreibweise positiv auf. Das Lesen hat Spaß gemacht, die Sprache war leicht verständlich und gleichzeitig besonders. Dies wurde durch die Einbindung von friesischen Begriffen verursacht und gaben dem Roman Charme, aber auch Authentizität. Ich bin schnell mir dem Lesen vorangekommen und hatte das Buch innerhalb von vier Tagen ausgelesen. Am Ende war ich irgendwie schockiert, dass ich schon fertig damit bin und wie schnell das ging.
Fast alle Kapitel spielen auf der Insel Amrum, die in schillernden Farben beschrieben wurde und traumhaft wirkt. Es wird ein idyllischer und reiner Handlungsort gegeben, bei dem die Natur noch ziemlich unangetastet ist. Mein Lieblingsschauplatz war der Strand. Davon hatte ich stets ein Bild vor Augen und konnte mir die Protagonisten dort auch am besten vorstellen. Leider fand ich diesmal das Hotel der Familie Stockmann etwas schwierig. Das Gebäude hat sich arg verändert und ich war einfach nicht mehr in der Lage, mir das Gebäude vorzustellen. Vielleicht wäre hier eine kleine Skizze gut gewesen, damit sich die Leser ein besseres Bild machen können.
Es war ein schönes Wiedersehen mit alten Bekannten, von denen ich viele ins Herz geschlossen habe. Bis auf wenige Ausnahmen, wurden die Protagonisten wieder sympathisch und bodenständig geschildert, Standesgrenzen schienen auf der Insel vergessen zu sein und nur der Mensch wurde gesehen. Dazu hatte ein jeder eine besondere Art und wurde dadurch greifbar. Ich fand auch die Energie unter den Protagonisten richtig gut. Sie wirkten harmonisch, haben sich aber auch nicht gescheut, den anderen mal die Meinung zu sagen. Am Ende konnte jeder auf den anderen zählen und gute Freundschaften entstanden.
Fazit:
Eine tolle Fortsetzung. Mit hat es großen Spaß gemacht, gedanklich wieder zu der Familie Stockmann zu reisen und mit ihnen einiges zu erleben. Auch bei diesem Teil konnte ich hervorragend abschalten und mich ganz auf den Roman einlassen, habe viele Sorgen und Probleme einfach mal für ein paar Stunden vergessen. Hervorragend war auch hier wieder die Schreibweise, die das Lesen zu einer Freude hat werden lassen. Dazu wird ein traumhaftes Setting, liebe Charaktere und viel Natürlichkeit, ohne unnötiges Drama geboten. Mir ist kein schwerwiegender Kritikpunkt eingefallen, weshalb ich das Buch wirklich nur weiterempfehlen kann!