Lea Rieck hat genug vom Alltagstrott und wagt das, wovon viele andere nur träumen: Sie kündigt ihren Job und ihre Wohnung und fährt mit ihrem Motorrad los. Einmal um die Welt. Etwa 90.000 Kilometer für die sie etwas mehr als 500 Tage benötigt. Nach ihrer Rückkehr hat sie ein Buch über diese Reise geschrieben und lässt uns so an diesem Abenteuer teilhaben. Natürlich können auf etwa 360 Seiten nicht alle Länder und alle Erlebnisse festgehalten werden. Sicher wäre es schön gewesen, manchmal mehr über die Länder zu erfahren. Aber ich finde, die Autorin hat einzigartige Momente ausgewählt, die sie manchmal schriftlich und manchmal fotografisch festgehalten hat. Sie hat wunderbare Menschen beschrieben und schockierende Erfahrungen. Zusammengenommen ergeben sie ein einzigartiges, aufregendes und berührendes Buch über eine Reise in die Welt und zu sich selbst. Am eindrucksvollsten fand ich die Reise durch Asien, von Astrachan in Russland bis nach Bangkok in Thailand. Besonders berührt haben mich hier die Beschreibungen der Menschen, aber auch der Landschaft, die Schilderung der Fahrt über gefährliche Bergpässe und durch öde Wüstenlandschaften. Auch Leas Erlebnisse im Rotlichtviertel von Bangkok haben einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Und das ist doch wohl der Sinn solcher Bücher: den Leser teilhaben lassen an der Reise, an positiven wie auch negativen Erlebnissen und etwas im Leser zu bewegen. Lea Rieck ist das gelungen: ich habe mich mit ihr gefreut und mit ihr gelitten und etwas über die Welt gelernt.
Von Bangkok aus geht es mit dem Flugzeug nach Australien und Tasmanien. Es folgen Argentinien, Feuerland, Patagonien, Chile, Peru, Panama, USA, Kanada, Marokko, Westsahara und Europa. Manche Länder bereist die Autorin allein, in manchen hat sie Reisebegleiter.
Der Fokus des Buches ist für mich zweigeteilt: Zum einen ist es ein Reisebericht, der einem Land und Leute näher bringt, zum anderen ist es aber auch eine Auseinandersetzung der Autorin mit sich selbst, mit ihren Zielen, mit ihrem Leben. Das macht das Buch persönlich und für mich zu etwas Besonderem. Die Fotos sind wunderbar ausgewählt und manchmal fast kunstvoll, Lea Rieck hat definitiv Talent für Fotografie! Toll fand ich auch die Informationen, die im Anhang (Häufig gestellte Fragen) zu finden sind. Kurz und knackig, aber bestimmt sehr wertvoll für alle, die ein ähnliches Abenteuer planen.
Einige meiner Lieblingsstellen im Buch:
„…eigentlich dachte ich immer so eine Reise – ganz auf mich selbst gestellt – würde mich zu einer richtigen Einzelkämpferin machen. Stattdessen habe ich gelernt, andere um Hilfe zu fragen, zu vertrauen und in siebzehn Monaten so viel geheult wie in zehn Jahren davor nicht.“ (Seite 358)
„Mein Traum war gewesen, die Welt zu entdecken, ihr neugierig gegenüberzutreten und von ihr zu lernen. Zum ersten Mal denke ich, dass mein Traum nicht zu Ende sein wird, wenn ich ankomme. Denn ich würde immer weiter entdecken und weiter lernen.“ (Seite 358)
„Wer sagt, man könne sein Herz nicht teilen und nicht unendliche Male verlieren, der hat nicht verstanden, dass die Liebe bleibt. Und wenn eine neue kommt, dann tötet sie die alte nicht.“ (Seite 359)
Fazit: Ein sehr beeindruckendes, emotionales und interessantes Buch, das einem die Welt und auch die Autorin näherbringt. Ich habe es sehr gerne gelesen und kann es allen reiselustigen Menschen empfehlen!