Was für immer bleibt, von Vanessa Carnevale
350 Seiten, erschienen am 19.08.2019 im MIRA Taschenbuch Verlag
Gracie verliert bei einem Autounfall ihr Gedächtnis und damit ihr Leben und sich selbst. Ihre Freundin und auch ihr Verlobter, können sie nicht davor bewahren, ins Bodenlose zu stürzen und sich in ihrer Verzweiflung zu verlieren.
Es ist ein typischer: Was-wäre-wenn-Fall, in diesem Buch und ja, was wäre, wenn wir uns für einen anderen Lebensweg entschieden hätten, für einen anderen Partner, als den, den wir an unserer Seite haben. Dies ist eine unglaublich spannende Frage und in diesem Buch erleben wir, was es heißt, wenn genau das passiert.
Voller Spannung bin ich in diese Geschichte eingetaucht und keine zwanzig Stunden später wieder aufgetaucht und am Ende dieser unfassbaren Story angelangt.
Die Geschichte ist aus der Ich-Erzählperspektive von Gracie im Präsens geschrieben und kommt mit so einer ungeheuren Nähe zu mir, das es mir oft den Atem nimmt. Ich erlebe Dinge hautnah, von denen ich vorher nicht den blassesten Schimmer habe. Die Worte erreichen an einigen Stellen eine Lautstärke in mir, das mir ganz schwummrig wird und im nächsten Augenblick, rutsche ich einen Regenbogen hinunter und bestaune den Glanz, den dieser auf meiner Seele hinterlassen hat. Stumm und beinahe ehrfürchtig, lese ich mich durch eine Geschichte, die mir so viel schenkt. Die poetische Sprache der Blumen ist gewaltig und sprengt oft meine Gedankenwelt auf. In tausend Sternchen fallen diese zu Boden. Ich lausche den Klängen der Botschaften und kein einziges Mal ist ein Fingerzeig dabei.
Zwischen den Seiten herrscht eine Authentizität die ich liebe. Hier hinterfrage ich nichts. Die Figuren erreichen einen Tiefgang, der mich mit sich reißt. Nicht einmal stoße ich mich an langatmigen inneren Monologen und ich weiß, es sind einige in diesem Buch vorhanden. Doch bewusst sind sie mir gar nicht aufgefallen. Es fühlt sich an, als wären es meine Gedanken gewesen, die ich gelesen habe.
Die Autorin hat ein unglaubliches Gespür dafür, mich mit meinen ureigensten Empfindungen zu konfrontieren, und bringt mich dazu, mich selbst und mein Leben zu hinterfragen. Und das Ganze macht sie auf eine so charmante Art und Weise, das es mir selbst unglaublich viel Spaß macht, es zu tun. Dies ist eine spannende Entdeckungsreise zu mir selbst und zu meinen Wurzeln und da bleibt diese Idee im Hinterkopf: Was wäre wenn – und ja, ich spinne diesen Gedanken leidenschaftlich gerne weiter und genieße es.
Die liebevolle Gestaltung des Buches hat mich von Anfang an gefangen. Jedes Kapitel zeigt einen Löwenzahn, dessen Samenstände passend zur Kapitalzahl auf den Buchseiten umherfliegen und jetzt, am Ende des Buches, spüre ich, das sich jeder Einzelne davon, tief in mein Herz gepflanzt hat. Hoffnung, Mut, Vertrauen ins Leben und in sich selbst. Wie zarte Flügelschläge eines Schmetterlings, erreichen mich die Botschaften der Worte dieser Geschichte, die direkt in meine Seele geschrieben zu sein scheinen. Der Titel passt perfekt zu dieser Geschichte und etwas von ihr, wird auch immer in mir bleiben und wirken.
Mit dem Wissen, das ich nun am Ende dieses Buches habe, werde ich es noch einmal lesen, um nicht einen Augenblick zwischen den Protagonisten zu verpassen. Ich möchte alles noch einmal erleben, aber eben mit dieser Erkenntnis, die ich nun gewonnen habe und das Lesen dieser Geschichte, wird dadurch auf eine andere Art aufregend und neu für mich sein.
Ich bin glücklich, dieses Buch gelesen zu haben. Es ist ein großes Gefühlskino und kommt gänzlich ohne Kitsch aus. Deshalb vergebe 5 unglaublich berührende ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ von 5 und eine absolute und unbedingte Leseempfehlung.