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Veröffentlicht am 10.08.2019

Spannungslos, Emotionslos, am Thema vorbei

54 Minuten
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Ein Amoklauf an der Opportunity Highschool irgendwo in Amerika. Ein schrecken jedes Schülers, jedes Lehrers, jedes Elternteils.
Während der Begrüßungsrede der Schulleiterin stürmt Tyler, bis an die Zähne ...

Ein Amoklauf an der Opportunity Highschool irgendwo in Amerika. Ein schrecken jedes Schülers, jedes Lehrers, jedes Elternteils.
Während der Begrüßungsrede der Schulleiterin stürmt Tyler, bis an die Zähne bewaffnet, die Aula. Und schießt auf seine Mitschüler. Die Türen sind verriegelt und jeder der sich nicht so bewegt wie >er< es will kriegt eine Kugel ab.
Mit unter den Schülern sind unter anderem Tylers Schwester Autumn und ihre beste Freundin Sylv, draußen vor der Schule trainier Claire, Tylers Ex-Freundin, mit ihrer Laufmannschaft und im Schulgebäude streifen Sylvs Bruder Thomas und einer seiner Freunde durch die Gänge, als sie die Schüsse hören.
Insgesamt 54 Minuten dauert der Horror.
Amoklauf ist ein Thema mit dem nicht zu spaßen ist. In meiner persönlichen Sicht wird dieses Thema medial oft falsch angegangen; der gesamte Hintergrund, was den Täter dazu bewegt, wird meistens auf das Medium Videospiele geschoben und gar nicht weiter hinterfragt. Es gibt keine Rechtfertigung für einen Amoklauf. Keine. Klar, sagt jeder mal in seinem Leben so etwas wie „Boha, ich lauf hier gleich Amok!“, aber das sind meist nur Floskeln. Umso gespannter war ich, was es mit Tyler auf sich hat. Warum er so handelt!

Doch schnell musste ich feststellen, dass der eigentliche Fokus auf den unfassbar schlecht ausgearbeiteten Charakteren lag, statt auf den Motiven des Täters. Klar, irgendwie war Tyler in den Kapiteln immer mit dabei. Aber so richtig sich mit dem „Jungen mit der Waffe“ beschäftigt hat sich keine der Perspektiven.
Claire berichtet immer mal wieder davon was für ein netter Kerl Tyler doch mal war (während sie auf die Polizei warten) und Autumn hat ein paar „Anekdoten“ aus dem Zusammenleben mit ihrem Bruder. Doch auch sie schildert „nur“ „privates Leid“, was nicht wirklich seinen Hass auf die Schule und seine Mitschüler erklärt.
Von dem Amoklauf selber bekommt der Leser auch nicht wirklich was mit. Immer wieder werden versucht Zusammenhänge herzustellen. Zu dem Geschehenen und dem was aktuell geschieht. Kleiner Tipp, an diesen Stellen sollte man sich was zu schreiben rauslegen. Ansonsten kommt man bei den ganzen unsinnigen und unnützen Zeug was die Charaktere da so reden nicht mehr wirklich mit!
Sylv, Autumn, Claire und Thomas haben so unglaublich viel zu sagen zu dem wie Tyler früher oder eher vorher war, aber dennoch sind ihre Aussagen so absolut nichtssagend! Die meiste Zeit wird nur von Tylers Vergangenheit geredet, doch statt zu ergründen, was ihn dazu bewegt hat jetzt zum Amokläufer zu werden, wird er von allen Seiten (außer von Claires) nur… abgetan. Nicht ernst genommen. Als hätte Tyler keine Probleme, oder wäre selber daran schuld.
So genau habe ich das auch nicht mehr im Kopf weil, OH MEIN GOTT! Wie hat man es nur geschafft eine solche Thematik nur so unendlich langweilig zu verpacken!? Ich hatte ja noch gehofft, das Autumn die Interessanteste der vier Protagonisten ist. Aber um Himmelswillen! Ihre Gefühlsebene passt auf die Spitze eines Zahnstochers.
Sylvl war zu… zu… wie soll man das beschreiben? Sachlich? Alles hat sie aus einer Perspektive betrachtet wo ich mich teilweise gefragt habe: „Mädel? Weißt du eigentlich was da grade passiert? Mitschüler und Lehrer sterben! Und du durchlebst hier grade deine persönliche Midlifecrisis!?“
Was Thomas mit seiner… „Rettungsaktion“ beabsichtigen wollte ist mir relativ schleierhaft. Ich bezweifle auch, dass sich das so in einer solchen Situation wirklich umsetzen lässt.
Und Claire… ja. Claire. Sie war so nichtssagend, dass mir von ihr so absolut gar nichts mehr im Kopf geblieben ist.
Auch die zwischen den Kapiteln eingeworfenen Tweets oder SMS helfen da nicht grade weiter. Es wird keine Stimmung oder Atmosphäre aufgebaut. Außerdem: Wenn ich in einen Amoklauf verwickelt bin oder in einer anderen Gefahrenzone, werde ich mich davor hüten das auf Facebook zu posten und mich eher bei meiner Mutter oder meinem Vater melden. Denn Sinn hinter diesen Posts habe ich nicht wirklich begriffen.
Ich hatte im gesamten das Gefühl, dass diese ganze Situation nicht ernst genommen wird.
Angefangen bei der absolut weltfremden Sicht einiger Perspektiven, die lieber in Erinnerungen schwelgten, anstatt wirklich nach Lösungen zu suchen, bis hin zu der Polizei, die gefühlt erst nach Stunden an der Schule ankommt und da erstmal fett ein Kaffeekränzchen hält und sich gemütlich Zeit lässt die Situation unter Kontrolle zu bringen. Es kann doch nicht sein, dass zwei pubertäre Jugendliche besser im „retten“ sind, als ausgebildete Polizisten!

Alles in allem ist das Marieke Nijkamps „Nr. 1 New York Times Bestseller“ und „packender Roman“ nichts weiter als heiße Luft. Die eigentliche Thematik wird gar nicht bis kaum angerührt. Die Charaktere sind blass und zu mehr auch nicht zu gebrauchen. Es kommt keine Spannung auf, keine Erklärungen nur ein ungenaues, unübersichtliches Gewusel vierer Perspektiven, die ich lieber in zwei oder sogar nur in einer gehabt hätte.

Als Schullektüre vielleicht noch mal ganz interessant, aber so? Nein, dafür wird das gern Problem, der Plott der Geschichte zu wenig bearbeitet und zu wenig beleuchtet.

„54 Minuten – Jeder hat Angst vor dem Jungen mit der Waffe“ kriegt von mir, leider, nur einen von möglichen 5 Sternen

Veröffentlicht am 05.12.2022

Neon Gods - Wenn der Mythos auf der Strecke bleibt

Neon Gods - Hades & Persephone
1

Als ich das erste Mal “Neon Gods - Hades & Persephone" in einer Verlagsvorschau gesehen habe, war ich sofort angefixt. Wie viele andere auch, habe ich eine kleine Vorliebe für diesen griechischen Mythos. ...

Als ich das erste Mal “Neon Gods - Hades & Persephone" in einer Verlagsvorschau gesehen habe, war ich sofort angefixt. Wie viele andere auch, habe ich eine kleine Vorliebe für diesen griechischen Mythos. Und als ich dann endlich Zugriff auf die Leseprobe hatte, war ich nur noch angefixter. Der Schreibstil schien wirklich perfekt zu sein und die Geschichte wirkte auf den ersten Seiten vielversprechend.
Wenig später durfte ich dann mein Exemplar von “Neon Gods” in den Händen halten- nur um es wenige Tage später beinahe wutentbrannt in die Ecke pfeffern zu wollen.

Machen wir uns nichts vor. Ihr seht die Sternebewertung über dieser Rezension, ihr wisst was jetzt kommt.

Neon Gods - Hades & Persephone soll ein, ich zitiere, ungenau, aus dem englischen “glühend heiße moderne Nacherzählung” der Geschichte von Hades und Persephone sein. Nachdem Demeter auf einer Feier ihre Tochter Persephone überraschenderweise mit dem Gott aller Götter, Zeus, verlobt, haut diese aus Angst ab und landet überraschenderweise in der Unterstadt bei Hades. Und da beide noch ein Hühnchen mit Zeus zu rupfen haben, beschließen sie einen Deal…

Vorab die übliche Warnung:
Diese Rezension wird voller Spoiler zu dem Buch sein. Wenn ihr diese nicht lesen wollt, dann geht bitte direkt zum Fazit. Wenn ihr trotzdem weiterlest: ich hab euch gewarnt. Bitte Dankeschön.

Fangen wir, wie immer, an mit den Dingen, die mir gut gefallen haben.

Die ersten ca. 70 Seiten des Buches machen wirklich süchtig. Man kommt unglaublich gut und schnell in die Geschichte rein und findet sich relativ gut zurecht- nicht zuletzt dadurch, dass der Mythos um Hades und Persephone kein seltener ist. Der Schreibstil ist so flüssig und locker, dass die Seiten nur so dahin fliegen und man gut und schnell durchkommt. Hades, so wie Persephone selber, werden sehr schön vorgestellt und man bekommt schnell ein Gefühl für die beiden. Ihre Gespräche sind am Anfang witzig und machen Spaß. Auch gibt es zwischendurch immer mal wieder unglaublich romantische und schöne Szenen, bei denen ich es sehr genossen habe, sie zu lesen.
Nur leider hielt der Zauber nicht wirklich lange an.

Denn bereits mit Kapitel 6 rutschte mir die rosarote Brille schnell von den Augen.
Ich hatte mit dem Buch einige Probleme- nicht zuletzt das Genre, welches auf etlichen Plattformen, meiner Meinung nach, falsch dargestellt wird. Dazu später mehr.
Aber der Reihe nach.

“Neon Gods - Hades & Persephone” - Eine Tragödie in 6 Kapiteln.

Kapitel 1. Von modernen Retellings und faktischen Fehlgriffen

Ich fall einfach mit der Tür direkt ins Haus:
Dieses Buch hat nichts mit der Geschichte von Hades und Persephone zu tun, außer den Namen. Würde man die austauschen, wäre es eine durchschnittliche Mafia-Geschichte. Es gibt wenige, sehr wenige Elemente innerhalb der Geschichte, die im entferntesten einen Bezug auf das griechische Original haben.
Beispiele:
- Persephone und Hades benutzen als Safeword das Wort “Granatapfel”- im Original isst Persephone, bevor sie zu ihrer Mutter zurückkehrt, einige Granatapfelkerne
- Später adoptiert Hades drei kleine, schwarze Hundewelpen, und nennt einen von ihnen Zerberus.
- Zeus ist in seinem Sexleben sehr aktiv und nicht immer treu.
- Niemand mag Zeus.
- Die verschiedenen Mitglieder der “Dreizehn” gehen Tätigkeiten in Bereichen nach, die zu ihrem Namen in der Mythologie passen (z.B. Demeter im landwirtschaftlichen Bereich)

EDIT 1:
Während der Recherche zu meiner Rezension ist mir auch etwas Interessantes aufgefallen:
Katee Robert hat sich bei ihrer Auswahl der Dreizehn Götter auch gegen zwei “typische” Götter entschieden und dafür zwei andere reingenommen.
Zu dem “typischen” Kreis der 12 (Hades wird oft nicht dazu gezählt, da er offiziell ja nicht dem Olymp angehört- sondern nur über die Unterwelt herrscht) zählen unter anderem Hera und Hestia. Diese zwei hat Katee Robert aber aus den Dreizehn gestrichen und stattdessen Dionysos und Eros reingenommen- wieso auch immer…



EDIT 6:
Heras Schicksal wird auf Seite 72 folgende erklärt. Und zwar wurde der Name der Hera immer mehr zu einem Aushängeschild der Ehefrauen von Zeus. Scheinbar war sie wohl mal Teil der 13, ist es aber mittlerweile nicht mehr. Wirklich herauslesen kann man das aber auch nicht. Es existiert in dem Buch auch keine Auflistung, wer jetzt zu den 13 gehört. Ich beziehe mich hier auf die Karte, die vorne im Buch drin ist, wo 13 Punkte markiert sind mit den Namen griechischer Götter dazu.



EDIT 2:
Auch verstehe ich nicht, wieso die Autorin, wenn sie schon ein Retelling des griechischen Mythos, die Nymphen Kallisto und Eurydike sowie Psyche zu Persephones Schwestern machen muss. Gäbe es da nicht andere Möglichkeiten? Beste Freundinnen zum Beispiel?



Das war es. Man kann die Namen austauschen, nichts weiter an der Geschichte ändern und hat eine Mafia-Geschichte. Die Geschichte selbst enthält so wenig Plot und Worldbuilding, dass es gar nicht auffallen würde. Was schade ist, da die grundlegende Geschichte der beiden mehr zu bieten hat als das gewohnte: “Persephone geht zu Hades in die Unterwelt und verliebt sich in ihn und ihrer Mutter passt das nicht.” Diese Grundlage bietet so viel aus dem man noch mehr machen könnte. Doch es wird sich hier nur auf die groben Charakterzüge der beiden konzentriert und die restlichen 99% des Originals werden unter den Teppich gekehrt und ignoriert.

Wer also an die Geschichte rangehen möchte, mit der Hoffnung, eine moderne Version des Mythos von Hades und Persephone zu lesen, sollte sich doch besser anderen Büchern zuwenden.



Kapitel 2: Worldbuilding - schwach angefangen und stark nachgelassen

Worldbuilding ist für mich ein essentieller Teil in Geschichten. Die Charaktere können dann noch so eindimensional sein, eine gut ausgearbeitete Welt macht für mich schon einiges wieder wett und kann am Ende doch noch dafür sorgen, dass ich eine Geschichte wirklich genießen kann.
Mit dem Worldbuilding steht und fällt vieles. Es macht die Welt greifbarer und ich kann mich dann immer besser in die Welt hineinversetzen und mich in die Geschichte fallen lassen.
Neon Gods fing, ehrlich gesagt, echt vielversprechend an.
In den ersten Kapiteln lernen wir einiges über die Welt, in der die Geschichte spielt. Es gibt eine Gruppe, die sich die “Dreizehn” nennt, die über den Olympus herrscht (Seite 7), obwohl sie seit einigen Jahren nur noch zu zwölft zu sein scheinen, da man seit Ewigkeiten nichts mehr von Hades gesehen oder gehört hat. Man geht davon aus, dass die Familie des Hades vollkommen ausgestorben ist. Dennoch betritt niemand die Unterwelt, da diese, gleich wie der Rest von Olympus, von einer magischen Barriere umgeben ist, bei deren Durchschreiten man das Gefühl hat “als würde der eigene Kopf explodieren”(Seite 8).
Die Namen der Götter werden hier praktisch wie Titel gehandelt, wobei nur die Namen von Zeus, Hades und Poseidon vererbbar zu sein scheinen. Der ganze Rest wird scheinbar in die Position gewählt oder man erlangt den Titel durch andere Aufgaben (Seite 14- den Titel des Ares erlangt man scheinbar durch Arenenkämpfe). Sie ähneln in ihren Positionen eher Politikern oder Ministern.
Olympus selber ist in zwei Teile geteilt. Einmal die Oberstadt, in welcher der eine Teil der “Götter” lebt und dann die Unterstadt, welche Hades gehört. An Worldbuilding war es das aber erst einmal. Der ganze Rest der Geschichte konzentriert sich nur wenig auf den Aufbau der Welt und wie die Geschichte darin spielt.
Was schade ist und einige (viele) Fragen aufwirft.


Fangen wir mal mit der Barriere an: Hat sich keiner in der Oberstadt gewundert, wozu die Barriere da ist? Die anderen Götter wissen scheinbar, dass der Sohn des ehemaligen Hades überlebt hat. Damit sich so ein “Unglück”, wie man es mit dem letzten Hades hatte, nicht noch einmal wiederholt, hat man die Barriere erschaffen. Das soll dafür sorgen, dass niemand aus der Unterstadt in die Oberstadt kann und umgekehrt- warum auch immer.

Na gut, bei den Menschen aus der Unterstadt kann ich es mir denken, Hades will sie wahrscheinlich vor Zeus schützen und sie nicht in ihr Verderben laufen lassen.
Die Menschen aus der Unterstadt wissen, dass es Hades noch gibt, genauso wie die anderen zwölf Götter scheinbar. Also nur den Menschen aus der Oberstadt wird gesagt Hades sei tot und sie werden durch die Barriere abgehalten- für die Unterstätdtler gibt es ja ansonsten keinen Grund.
Wo wir gerade schon bei der Barriere über dem Fluss Styx sind, reden wir mal über die Barriere, die die Stadt (? Land? Kontinent?) Olympus umgibt:
Woher kommt sie? Seit wann existiert sie? Wieso existiert sie? Kann man irgendwie hindurch? Wenn ja, wie? Wenn nein, warum?
Wieso hat Persephone am Anfang solche Probleme durch die Barriere zu kommen, während Hades sie zum Ende hin scheinbar problemlos durchschreiten kann? Liegt das an seinem Status als Gott? Es kann ja nicht daran liegen, dass er in der Oberstadt von Zeus willkommen ist.
Auf Seite 24 erklärt Persephone dem Leser ihren Plan für die Zukunft: ihren Masterabschluss machen, bis zu ihrem 25. Geburtstag warten, um dann mithilfe ihrer Treuhandfonds aus Olympus abzuhauen. Ich schlag noch einmal einen Bogen zu meinen Fragen:
Wie will sie aus Olympus abhauen? Wozu gibt es eine Barriere um die Stadt/ Kontinent/ Insel? Wer hat sie erschaffen?

Und wo wir gerade dabei sind: was ist Olympus genau? Eine Stadt, ein Land? Ein Kontinent? Ich will natürlich keine Atlas voll mit geografischen Daten haben, aber irgendwelche Grundinformationen wären schon nett gewesen. Vor allem in Bezug auf die Ober- und Unterstadt. Hintergrundinformationen über die Welt wären interessant gewesen und hätten der Geschichte eine gewisse Tiefe gegeben.

Und ich weiß auch, dass es sich hier um den ersten Teil einer Reihe handelt, aber ein grundlegendes Verständnis für die Welt sollte nicht auf die anderen Teile geschoben werden. Wenn sich Leser mit einer Welt verbunden fühlen, sind sie oftmals eher dazu geneigt, der Geschichte auch zukünftig weiter zu folgen. In diesem Fall hat das Worldbuilding für mich versagt und mein Interesse ist erloschen.
Wo wir vorhin schon bei Hades als Gott waren auch dazu ein paar Fragen:
Als sein Vater gestorben ist, hat für einen gewissen Zeitraum ein Freund von seinem Vater die Zügel in die Hand genommen, bis Hades selber so weit war, um den Titel anzunehmen. Das war, nach seinen Aussagen, das letzte Mal, dass er in der Oberstadt war. Wie lief das? Scheinbar weis niemand, dass es Hades gibt, also war es eine mehr oder weniger geheime Titelübergabe. Und zwar so geheim, dass sogar die Presse nichts davon erfahren hat. Keiner der restlichen zwölf hat scheinbar was ausgeplaudert (was ich bemerkenswert finde, gerade wenn ich an Hermes denke) und alles lief unter 100% Verschwiegenheit ab. Ansonsten wüsste die allgemeine Bevölkerung von Hades, aber den ganzen Anfang über wird nur davon geredet, dass Hades scheinbar tot ist und ihn seit Ewigkeiten niemand mehr gesehen hat.

Wie läuft so eine Titelübergabe ab und was passiert dann mit der Person? Es wird nur ganz am Ende noch einmal angeschnitten, als Zeus' Sohn Perseus der neue Zeus wird.

Darauf wird aber nicht näher eingegangen.

Perseus wird der neue Zeus sein. Fertig. Keine Ahnung was das bedeutet oder was für Aufgaben dieser Name mit sich bringt. Geschweige denn, was das für Perseus an sich bringt. Ändert sich dann wirklich sein Name? Also heißt Perseus dann nicht mehr Perseus sondern Zeus? Oder wurden schon alle Kinder mit einem Zweitnamen ausgestattet, in diesem Fall Zeus?
Und wo wir da schon sind, wie hieß dann wohl Hades, bevor sein Vater gestorben ist und er zu Hades wurde? Ich denke, es ist zu kompliziert, wenn ich mein Kind 1 zu 1 nach seinem Vater benenne. Wenn ich dann nach meinem Mann rufe und sowohl Mann wie auch Sohn gleich heißen… Ich verrenne mich hier- aber solche Fragen gehen einem dann doch durch den Kopf.

Die Titelübergabe bleibt, wie vieles andere in der Welt von Neon Gods ein Mysterium- aber kein Gutes. Wissen ist Macht- und in diesem Fall “macht” es einfach keinen Spaß, kein Wissen zu haben.



Kapitel 3: Plot - Manchmal wie schweizer Käse, manchmal wie Bielefeld

Ich muss gestehen, bevor ich das Buch gelesen habe, wurde ich bereits vorgewarnt, dass die Geschichte sehr wenig Plot hat.

Am Ende war ich dann aber doch überrascht, WIE wenig Plot es am Ende war.
Dabei liegt das nicht daran, dass die Geschichte nichts an Plot hergibt. Mit dem, was die Autorin als Ausgangsmaterial hatte, hätte man sehr viel machen können. Was ich aber am Ende bekommen habe, hat mich, so ehrlich bin ich, schwer enttäuscht.
Ich habe das Buch in Bezug auf eine Leserunde lesen dürfen. Der vorangegangen ist eine ungefähr 50 Seitige Leseprobe der Geschichte, von der ich unglaublich angefixt war. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und ich war sofort von den kleinen Häppchen, die mir als Leser angeboten wurden, begeistert. Ich hatte viele Fragen und hoffte auf Antworten- aber das haben wir eben schon geklärt- und noch viel mehr habe ich auf eine unterhaltsame Geschichte gehofft, die mir ein paar schöne Stunden bescheren würde. Darauf hat die Leseprobe zumindest hingedeutet und Lust gemacht.

Meine Erwartungen waren also entsprechend hoch.
Der Rest der Geschichte konnte dem aber nicht wirklich standhalten.
Wieso?
Der Geschichte wird keine Möglichkeit gegeben, sich zu entfalten und Platz einzunehmen. Immer wenn es mal spannend wird, wird die Bremse reingehauen.

Beispiel gefällig? Gut, nehmen wir Kapitel 17.
Persephone befindet sich in den Klauen des bösen, bösen Hades und der Rat der Dreizehn hat beschlossen, eine Krisensitzung einzuberufen. Zeus ist ziemlich pissed auf Hades, dass dieser seine Verlobte “entführt hat” und verlangt sie zurück. Hades geht natürlich nicht darauf ein und versucht Zeus und den anderen zu erklären, dass Persephone freiwillig bei Hades ist. Zeus ist natürlich schon drauf und dran, zu den Waffen zu greifen. Könnte es jetzt endlich zu dem Konflikt kommen, den Hades und Zeus versucht haben zu ignorieren? Ist jetzt endlich die Zeit, um etwas mehr Spannung zwischen die beiden Männer zu bringen, um den Plot voranzutreiben und einen auf das Finale einzustimmen?
Nein. Denn Persephone taucht hinter Hades auf, pampt neben ihrer Mutter auch noch alle anderen in der Konferenz an und knallt den Laptop zu. “Zum Henker mit denen” ist das einzige, was sie dazu zu sagen hat. Anstatt jetzt also an dieser Stelle einen wirklichen Konfliktpunkt einzubauen, wird er einfach nach, ungelogen, einer Seite wieder eingestellt und im Keim erstickt. Es scheint auch keine großen Konsequenzen zu haben im weiteren Verlauf des Buches.
“Aber Demeter stellt doch die Versorgungslieferungen nach Unterstadt ein als Drohung!!”
Ja, und welche Konsequenzen hat das? Richtig, gar keine.
Denn Hades hat, Lob an ihn, dafür gesorgt, dass die Unterstadt auf einen solchen “Hinterhalt” vorbereitet ist, so dass niemand so wirklich einen Nachteil dadurch zieht. Und nein, es ist kein Nachteil, dass Persephone ein schlechtes Gewissen bekommt- sie hat das ganze Buch über ein schlechtes Gewissen und ist deswegen am Jammern.
Ein anderes Beispiel?
Gut- Kapitel 25.

Persephones Schwester Eurydike erlebt den gleichen Schrecken wie Persephone am Anfang der Geschichte und wird von Männern von Zeus durch die Stadt verfolgt. Sie ruft Persephone zur Hilfe und sie und Hades machen sich auf den Weg zur Brücke, um ihr zu helfen. Während der Rettung Eurydikes überquert Hades nicht nur die Brücke, sondern wird auch gewalttätig gegenüber dem Mann, der Eurydike verfolgt hat. Ein Verstoß gegen das Abkommen. Was passiert als nächstes? Stürmen die Truppen Zeus’ die Unterstadt? Kommt es endlich zum versprochenen Krieg?
Nein.

Hades schämt sich, dass er so offen gewalttätig in Anwesenheit von Persephone war und Persephone bekommt durch Hermes eine Nachricht von Zeus, woraufhin diese in die Oberstadt reist um sich Zeus auszuliefern, um Hades zu beschützen. Die Einleitung zum Grande Finale… bei dem wir von Persephone nichts mitbekommen werden.
Aber bevor wir dazu kommen, haben wir erstmal den schlimmsten "Plottwist", den ich je gesehen habe. Während des Lesens bin ich auf ein sehr großes Problem gestoßen. Eines, von dem ich gehofft habe, dass wir es langsam hinter uns gelassen haben.
In diesem Buch redet niemand mit irgendjemandem. Die vernünftige Kommunikation beschränkt sich auf die Sex-Szenen(fairerweise Props dafür- Kommunikation in einer Beziehung, gerade beim Thema Sex ist wichtig und immer noch nicht genug Normalisiert, hier also Ehre wem Ehre gebührt)! Außerhalb derer haben alle Charaktere die Möglichkeit verloren vernünftig miteinander zu reden.

Kurzer Abstecher zu Persephone, bevor wir zum Finale kommen: anstatt Hades Bescheid zu sagen: “Hey, Zeus hat mir übrigends eine geheime Nachricht zukommen lassen, in der er uns einmal mehr gedroht hat. Um dich zu beschützen, werde ich mich ihm nun ausliefern!” Nein, sie hinterlässt ihm einen Dreizeiler, haut einfach ab und fährt mit Hermes und Dionysos in die Oberstadt. Hades bleibt heartbroken zurück.
Dort spielt sie die Partycrasherin bei Zeus und hat nach ihrem ersten PR-Auftritt mit dem Götterkönig erst einmal ein aufschlussreiches Gespräch mit ihrer Mutter.
Hintergrundinformationen:

Dieses ganze Drama findet nur statt, weil Demeter ihre Tochter an Zeus verheiratet hat, ohne Rücksprache mit ihrer Tochter zu halten. Zeus sagt man nachweislich nach, dass er seine Frauen am fließenden Band umbringt. Man konnte (oder wollte) es ihm nur nie nachweisen. Verständlicherweise hat Persephone keine Lust darauf an einen frauenmordenen Psychopathen verkauft zu werden und haut ab. Das ganze Buch über versucht Demeter ihre Tochter durch Androhung eines Krieges zu sich zurückzuholen.
Aber wisst ihr, was gereicht hätte?

Einfach mal vorher reden und die Wahrheit sagen.
Demeter hatte die ganze Zeit einen Plan. Sie wollte Persephone an Zeus verheiraten, damit diese ihn in einem unachtsamen Moment vergiften und somit töten kann.
Abgesehen davon das die Zeitspanne bis zu einem “unachtsamen Moment” ziemlich lang sein kann und Persephone bis dato schon tot sein könnte, wieso in drei Teufels Namen hat Demeter nicht VOR der Verlobung mit Persephone geredet und sie in den Plan eingeweiht?!
Natürlich haut sie ab, bei der Aussicht darauf umgebracht zu werden! Im Verlauf des Buches hatte Demeter GENUG Möglichkeiten, Persephone aufzuklären und hat es zu keinem Zeitpunkt getan. Diesen “Twist” soll ich auf den letzten Seiten jetzt noch abkaufen?
Natürlich stimmt Persephone dem Plan zu uuuuund wir switchen rüber zu Hades, welcher seine Angebetete zurück haben will und gegen Zeus in den Krieg zieht.
Wie das aussieht?
Er fährt “alleine” (Hermes und Dionysos” kutschieren ihn, wie vorher schon Persephone) zu Zeus Hollywood Tower of Terror. Er schleicht sich rein (???), überrascht Zeus gerade während eines Freudenmomentes mit irgendeiner Frau und hält ihm dann die Knarre an den Kopf, nur um zwei Sekunden später den Schwanz einzuziehen und den moralisch Überlegenen zu spielen.
Denn NEIN! Hades kann Zeus nicht töten! Dann wäre er keinen Deut besser als der Götterkönig.

Okay, können wir uns hier einmal bitte über “unnötige Heldenmomente” unterhalten?
Auf der einen Seite des Kampfrings haben wir Hades (über den ich dank der Geschichte sehr wenig weiß) der der Schreckensherrschaft eines Tyrannen ein Ende bereiten will, um so viele Menschen retten und Olympus zu einem besseren Ort machen möchte.
Auf der anderen Seite des Rings haben wir Zeus. Nicht nur ist er ein Frauenmörder. Scheinbar leidet jeder unter seiner Herrschaft über Olympus. Er ist unglaublich verhasst und ein großer Teil seiner eigenen Leute will ihn loswerden. Es ist ganz klar, dass dieser von Macht besessene alte Mann weiter Menschen schaden und sie umbringen wird, wenn man ihn nicht aufhält. Himmel, er hat sogar versucht, Hades und seine Familie (bei der er es geschafft hat) umzubringen.

In welchem Maße steht das bitte zueinander?! Anstatt einfach den Abzug zu drücken und dem allen ein Ende zu bereiten, wird die ganze Szene in die Länge gestreckt und endet absolut unbefriedigend. Dazwischen noch das übliche “Ich kann dich nicht töten, dann wäre ich keinen Deut besser als du!” und das Finale ist perfekt.

EDIT 3: Beim erneuten Durchlesen ist mir aufgefallen, dass ich meinen Punkte eventuell nicht deutlich genug gemacht haben könnte:
Der leitende Konflikt der Geschichte ist die Flucht von Persephone und der drohende Krieg, der möglicherweise nicht nur die Unterwelt in Schutt und Asche zurücklassen könnte, sondern auch die Oberwelt in ihren Grundfesten erschüttert. Immer wieder wird dieser Konflikt in den Vordergrund getragen und wird zwischenzeitlich auch zu einem Leitmotiv der Handlungen von Persephone und Hades. Ich bin ein großer Fan von Actionfilmen, da ich das (repetitive) Prinzip eines Konflikts mit anschließendem großen Finale wirklich toll finde. Hier wurde diesem Prinzip aber unrecht getan. Anstatt des großen Finales wo die Fronten aufeinander treffen, Gut gegen Böse mit all ihrer Macht kämpfen, haben wir am Ende ein halbgares, dahingeklatschtes Finale, weil es zwischen dem ganzen "Geplänkel" noch eine Lösung geben muss.
“Das Buch ist doch aber “Dark Romance”, was hast du erwartet?” Oh, dafür lest weiter, das kommt noch.


Und so geht es das ganze Buch durch. Alles was auch nur annähernd interessant ist wird schnell abgehandelt, nur in einem Nebensatz erwähnt oder mittendrin unterbrochen- dabei ist das beliebteste Mittel zum Unterbrechen Persephones Geilheit auf Hades.
Immer wenn es gerade aussieht, als würde sich der Plot weiter entwickeln, haut die Autorin die “Sex-Keule” in die Geschichte und alles wird im Keim erstickt. Durch diese unverhofften Unterbrechungen sprang bei den beiden der Funke nie wirklich auf mich um und auch ihre Romanze konnte ich nicht wirklich verstehen.
Aber wo wir gerade bei Hades und Persephone sind…


Kapitel 4: Die Charaktere - Charactershifter und Instalover

Schauen wir uns mal die beiden Protagonisten in der Geschichte an.
Wie bei so ziemlich allem in dem Buch war ich auch von den Charakteren am Anfang wirklich angetan. Das hatte sich aber ab Kapitel 6 ziemlich schnell geändert.
Mein größtes Problem mit den beiden war in erster Linie, dass ich mich nicht auf sie als Charaktere verlassen konnte. Beide haben nahezu am Anfang einen Charaktershift durchgemacht.
Persephone wurde uns Anfangs als eine charakterstarke junge Frau dargestellt, mit hohen Zielen. Sie wollte ihren Masterabschluss machen, an ihr Geld kommen und bloß aus Olympus verschwinden, sie wollte ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Da hatte natürlich die Vermählung mit Zeus ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Hades auf der anderen Seite wurde als ein Mann dargestellt, der in seinem Leben schon viel erlebt hat und dagegen abgehärtet ist. Er wirkt berechnend und planend und schien in Krisensituationen sofort zu schalten. Ich meine, er hat ja schon vorher für den Notfall Vorräte in der ganzen Stadt anlegen lassen, damit seine Leute abgesichert sind, sollte es zu einem Krieg kommen.
Die beiden werden als eine Art “Grumpy x Sunshine"-Paar vorgestellt, aber irgendwie geht diese Gleichung am Ende für mich nicht auf.
Was daran liegt, dass beide sehr schnell in Rollen verfallen, die ihnen immer plotdienlich auf den Leib geschnitten werden.
So markiert Hades in der einen Situation den großen, bösen Wolf, während er sich zwei Sätze später schon von Persephone unterbuttern lässt. Und Persephone ist das liebe, neugierige Mädchen, verwandelt sich aber kurze Zeit später schon in einen Sex-Dämon der sich Hades aufdrängt.
Und ja, anders kann ich es nicht beschreiben. Persephone ist das ganze Buch über nur damit beschäftig bei Hades um Sex zu betteln. Ein “Nein” akzeptiert sie nicht.
Und ich akzeptiere an dieser Stelle kein “Ja, aber..”. Einfach aus dem Grund: Würden wir die Situation umdrehen, also das Hades kein “Nein” akzeptiert, wäre dies keine Liebesgeschichte, sondern ein Thriller.
In diesen Situationen geht die “charakterstarke junge Frau” für mich verloren. Sie kniet vor Hades, bettelt um seine sexuelle Befriedigung und benimmt sich dann, und das finde ich ziemlich verstörend, wie ein kleines Kind, wenn sie das nicht bekommt.
Ich weiß nicht, was das für ein Frauenbild abgibt, aber okay.
Hades auf der anderen Seite ist der König der Unterwelt, der Mafiaboss, das Urböse, der Mann, der in einem Brand seine Eltern verloren hat- was ihn nachträglich geschädigt hat- und was wurde aus ihm gemacht?
Nach ein paar Kapiteln unter seiner “Sirene” ist er ein treudoofes Hündchen, der ihr praktisch keinen Wunsch abschlagen kann. Auch in seinem Sexbunker wird versucht, ihn als den Obermacker, den Sexgott darzustellen- am Ende befolgt er aber auch nur Persephones Befehle und neigt sein Haupt vor ihrem Antlitz.
Bereits nach wenigen Tagen/Kapiteln sind die beiden einander auch schon voll und ganz verfallen. Anstatt das aber direkt abzuklären, kämpfen wir uns mit ihren “anbahnenden” Gefühlen durch das ganze Buch.
Lasst es Kapitel 10 oder so sein. Persephone liebt Hades, Hades liebt Persephone, das steht schon mehr als früh fest. Wundern tut es auch keinen, wenn man sich ein bisschen mit der griechischen Mythologie beschäftigt hat.
Jedoch haben wir, bis zum Ende, Seiten über Seiten innerer Monologe, bei denen immer eine der beiden Parteien darüber philosophiert, wie sehr er/sie den anderen doch liebt und wie wichtig er/sie ihr/ihm geworden ist. Dafür, das Hades Persephone bei seinem ersten Besuch mit ihr im Sex-Keller mehrfach versucht einzutrichtern, dass sie ihm Mitteilen soll, was sie will, ist er aber auch ungewöhnlich still wenn es um ihn selber geht. Die Beziehung der beiden geht so unfassbar schnell voran, dass es sogar für eine “Instalove-Geschichte” unglaubwürdig ist.
Es wird zwar immer wieder eingestreut, dass Persephone eine “seltsame Anziehung” zu Hades verspürt oder dass Hades auf der anderen Seite scheinbar nicht mehr ohne seine “Sirene”, seinen “Sonnenschein” leben kann… Aber woher diese Gefühle kommen wird nicht näher beleuchtet. Ihre gesamte Beziehung ist fleischlich.
Ich kann es noch irgendwo entschuldigen, dass Persephone einen direkten Deepdive vom 10 Meter Brett gemacht hat. Sie scheint irgendwas um die 24 Jahre alt zu sein, hatte vorher scheinbar schon einmal Erfahrungen mit einer Frau gemacht zu haben, aber ansonsten bleibt ihr vorheriges (Sex/Liebes)Leben im Schatten. Ich kann mir aber vorstellen, dass sie durch Demeter doch sehr eingeengt gewesen ist. Daher scheint Hades eine willkommene Abwechslung zu sein, an der man sich ausprobieren kann
Hades auf der anderen Seite ist was? Um die dreißig?

EDIT 5:
Ich wollt es wissen und bin das Buch noch mal durchgegangen:
Auf Seite 104 sagt Hades, dass er bis nach dem Tod seiner Eltern bis zu seinem 17. Lebensjahr den Titel des Hades mehr als Aushängeschild getragen hat, das Ruder aber nunmehr seit 16 Jahren trägt. Hades müsste demnach 33/34 Jahre alt sein.


Und ich frage mich immer noch, was passiert ist, dass Hades sich binnen weniger Tage auf eine so fleischliche Beziehung einlassen kann. Mal abgesehen davon, dass ich an sich nicht verstehe was ein Mitte dreißig Jähriger mit einer Mitte zwanzig Jährigen, die er gerade erst kennen gelernt hat, in seinem Sex-Keller will… aber gut, das bin nur ich. Aber Hades scheint mir in der Beziehung nicht der Unerfahrene zu sein- jedenfalls kommt es so während der Geschichte rüber. Und dann geht er, mir nichts dir nichts, eine Rache-Liebesbeziehung (dazu später noch mehr) mit deiner Frau ein, die er nicht kannte? Trägt ihr wenige Tage später alles hinterher und bemuttert sie, während er sich gleichzeitig selber bemuttern lässt? Diese ganzen Gefühle kommen von irgendwo her, bei beiden, und lassen sich auch nicht näher erklären.
Natürlich ist Hades nett zu Persephone und kümmert sich ein wenig um sie- vor dem Hintergrund mit ihrer Mutter scheint mir das aber eher problematisch zu sein. Es wird zwar auf der einen Seite immer gesagt, wie gut Demeter zu ihren Töchter war, auf der anderen Seite habe ich aber das Gefühl, dass sich die Töchter doch emotional von ihrer Mutter vernachlässigt gefühlt haben. Und jetzt, wo jemand mal nett zu Persephone ist, das Ganze direkt in Liebe umschlagen zu lassen, halte ich für fragwürdig.
Und natürlich ist Persephone die erste Frau, die scheinbar nicht vor Hades wegläuft- aber welche anderen Möglichkeiten hatte sie denn bitte? Zurück in die Oberstadt zu Zeus? Selbst als sie anfangs das Krankenhaus vorschlägt, haut er ihr die (guten) Argumente um die Ohren. Persephone steckt also mehr oder weniger bei Hades fest. Der scheinbar ja auch alle um sich herum auch immer weggestoßen hat.
Wir haben hier also ein Liebespaar, das durch furchtbare Umstände zueinander gefunden hat, das aber keine Charakter-Beziehung aufbaut. Abhängigkeit =/= Liebe. Die Chemie kommt das ganze Buch über nicht auf, die Liebe zwischen den beiden kommt aus dem Nichts und ist allerhöchstens fleischlich und in einer gewissen Abhängigkeit voneinander.
Über die anderen Charaktere kann ich hingegen nur wenig sagen, da sie so gut wie gar nicht vorkommen.
Gehen wir sie trotzdem mal flott durch:
Demeter ist, wie vorher angesprochen, eine furchtbare Mutter.
Zeus ist der Antagonist der Geschichte und böse.
Und Persephones Schwestern kommen alle nur so oberflächlich in der Geschichte vor, dass ich sie bis zum Schluss charakterlich nicht unterscheiden kann. Am Ende wird eine (ich glaube die jüngste) Namens Eurydike gejagt und landet auch in der Unterstadt… was sie aber von den anderen Unterscheidet? Keine Ahnung.
Hermes und Dionysos sind da, wenn die Geschichte es gerade braucht, hauen nur Sprüche raus und sind ansonsten nur Seitenfüller.
Und der Rest? Mehr gibt es da nicht wirklich. Die Charaktere verschwimmen mit dem Hintergrund, tragen nicht wirklich was zu allem bei und sind absolut austauschbar.

Kapitel 5: Sexbomb - Wieso es Genre gibt und warum man sie richtig nutzen sollte

Ich habe das jetzt vermehrt gelesen, dass, wenn man kein “Dark Romance” lesen möchte, es auch nicht tun sollte. Und da gebe ich jedem Recht. Ich kann nicht einen Krimi lesen und mich am Ende beschweren, dass es ein Krimi war. Das ergibt keinen Sinn und ist dem Buch gegenüber nicht gerecht.
Leider haben wir hier einen anderen Fall.
Neon Gods ist Dark Romance.
Ich muss gestehen, dass ich mich mit “Dark Romance” so gar nicht beschäftige. Das Genre ist schlicht und ergreifend einfach nicht meins, ich weiß daher, dass mir die Bücher nicht gefallen und halte mich deswegen auch weit davon entfernt und überlasse die Bücher denen, die sie gerne lesen!
Wieso hab ich dann, wenn Neon Gods ja scheinbar DR ist, mich nicht nur dazu entschieden das Buch zu lesen, sondern sogar an einer Leserunde teilgenommen?
Ganz einfach: Weil das Buch nirgendwo als “Dark Romance” kategorisiert wird.
Zum Zeitpunkt der Entstehung dieser Rezension (was grade der 01.12.2022 ist) haben wir auf folgenden Plattformen folgende Genreeinteilungen:
Lovelybooks: Fantasy
Amazon: Science-Fiction & Fantasy
Goodreads: Romance/Fantasy/Fantasy-Mythologie/Retellings
Thalia: Fantasy & Science Fiction/ Fantasy/Liebe & Romantik
Lesejury: Fantasy & Science Fiction / Fantasy
Genialokal: Romance /​ Paranormal /​ General
Hugendubel: Fantasy Romance

Auf allen möglichen, einschlägigen Buchbewertungs- oder -kaufseiten wird mit keinem Wort erwähnt, dass das Buch unter die Kategorie “Dark Romance” fällt.
Ich hab mir sogar die Mühe gemacht und die Verlagsvorschau rausgesucht, wo das Buch damals angekündigt wurde! Auch dort fällt es unter die Warengruppe “Belletristik/Fantasy” mit dem Hauptinhalt auf “Fantasy Romance”.
Ich bin also an dieses Buch rangegange in der Hoffnung, eine Fantasy-Romance-Geschichte zu lesen. Und diese Einschätzung trifft gar nicht zu. Nicht nur, dass wir bis auf die Barriere keinerlei Fantasyelemente haben, das ganze Buch ist durchtränkt von Smut. Was wie gesagt, gar kein Problem ist. Smut-Geschichten haben ihre Leser und die sollen sich an diesen Büchern austoben, wie sie wollen. Für mich sind sie nichts, daher lese ich sie nicht.
Von Romance im herkömmlichen Sinne finde ich in dem Buch nichts.
Genre sind dazu da, Bücher zu kategorisieren, damit es für den Leser einfacher ist, sich zurechtzufinden und das passende Buch für einen zu finden. Hier hat man dazu komplett versagt. Und das schimmert auch durch. Nicht nur waren in der Leserunde einige wirklich genervt, auch während meiner Recherche sind mir viele Rezensionen von Lesern untergekommen, die sich dem Genre verarscht gefühlt haben.
Und ich kann den meisten einfach nur zustimmen. Nur weil die Charaktere die gleichen Namen haben wie die Figuren aus der griechischen Mythologie, rechtfertigt nicht die Eingliederung in das Fantasy Genre, wenn es ansonsten keine anderen fantasy-ähnlichen Elemente gibt.
Und nur weil die Charaktere miteinander eine Liebesbeziehung eingehen, heißt das nicht, dass man solch wichtige Informationen wie beispielsweise Hades Sexbunker außer Acht lässt und das Buch nur unter “Romance” einordnet.
Der Sex vor Publikum ist in diesem Buch nicht nur wichtig, sondern auch eine Schlüsselthematik. Das Ziel der beiden ist es, sich an Zeus zu rächen. Dafür wollen sie ihm einmal seine “Trophäe” Persephone wegnehmen und ihn andererseits in aller Öffentlichkeit bloßstellen. Das wollen beide damit erzielen, dass sie Sex in Hades Sex-Keller (samt Thron und Podest) mit einander schlafen. Mehrfach. Immer wieder. Persephone erbettelt sich den Sex von Hades auserhalb des Kellers auch immer wieder. Wichtige Szenen werden durch ihren unbändigen Wunsch nach Sex unterbrochen.
Das Buch hat zwei, drei romantische Szenen, aber die sind kurz gehalten und gehen zwischen den ganzen explizit beschriebenen Sexszenen einfach unter. Auch tragen sie nichts wirklich zum Storytelling bei (Nein, sie sind nicht ausschlaggebend für Persephone, dass sie in der Unterwelt bleiben will und die Leute beschützen möchte- das wird am Ende auch nur Hades zugeschoben) und werden nur einzeln eingestreut. Ich mochte diese kleinen, romantischen Szenen sehr- schade nur, dass in einem Fantasy-Romance-Buch so wenig davon zu sehen war.
Hätte ich von Anfang an gewusst, dass ich es hier mit einem Dark Romance Titel zu tun habe, hätte ich das Buch nicht gelesen und mich allen voran auch nicht in der Leserunde beworben. Ich habe mich im Vorhinein über verschiedene Plattformen im deutschsprachigen Raum informiert und habe nirgends die Information gefunden.


EDIT 4:
Ich habe, während der Recherche, auch auf der Seite der Autorin nachgeguckt und dort kategorisiert sie das Buch nicht nur unter “Dark Romance” ein, sondern es sind auch verschiedene Triggerwarnungen zu der Geschichte zu finden. Wie kam es also dazu, dass der Verlag dachte “Machen wir mal einen Fantasy-Romance-Titel daraus und lassen die Triggerwarnungen weg!” Ich dachte, wir sind mittlerweile in der Buchwelt so weit, Triggerwarnungen einzubauen (vor allem wenn sie bereits vorhanden sind!). Zumal es bereits Lyx-Titel gibt, die Triggerwarnungen enthalten (z.B. die Worlds Collide Trilogie von Annabell Stehl oder die Right Here Dilogie von Anne Pätzold), also warum hat man es bei diesem Titel nicht auch gemacht?
Sind wir jetzt also so weit, dass ich mich nicht mehr auf die Informationen eines Verlages verlassen kann und immer erstmal den Autoren über Social Media aufsuchen und mich durch seine ganze Bio lesen muss, bis ich weiß was ich für ein Genre vor mir haben werde? Muss das sein?



Kapitel 6: Ein letzter Gedankenstrich

Zu guter Letzt noch einige andere Dinge die mir aufgefallen sind, bei denen ich mir unsicher war, wo genau ich sie einsortieren sollte:

1. Hades und Persephone zielen mit ihrem Pakt ab, dass Persephone durch den Sex (mit Hades und vor Publikum) für Zeus “verunreinigt” wird. Ein anderes Ziel hatten sie damit nicht. Nur lustigerweise interessiert das Zeus einen absoluten Dreck und Persephone ist für ihn immer noch “ansprechend”. Er sagt sogar zu Hades (Zitat Seite 400): “Ich habe vor, sie auf jede nur erdenkliche Weise zu genießen, nun, da du sie eingeritten hast.”
Toller Pakt, der scheinbar nichts genützt hat. Wenn man sowas schon einbaut, dann bitte mit Kopf. Wir haben hier ein leitendes Motiv des Plots, welches sich am Ende als komplett nutzlos herausstellt. Großartig.
2. Ganz zu Anfang kriegen wir mit, dass scheinbar seit Jahren niemand mehr etwas von Hades gehört hat und er deswegen sogar als tot gilt. Seine Statue steht verhüllt im Dodona Tower.
Später erfahren wir dann nicht nur von Hades Sex-Bunker, nein, er scheint da regelmäßig Audienzen abzuhalten und lädt dazu Gäste ein, die den neusten Tratsch auch gerne in die Oberstadt tragen. Wie zum Teufel wusste dann bitte kein Bürger, dass Hades noch am Leben ist? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein solcher Tratsch, der sich ja auch scheinbar immer wiederholt, nicht unter das “gewöhnliche Volk” gerät.
3. Auf Seite 271 spricht Hades auf dem Wintermarkt mit einem Gyrosverkäufer der Persephone stolz erzählt, dass seine Familie das beste Gyros in ganz Olympus verkauft und das schon seit mehreren Generationen. Jaja! Ihr Ahnenbaum geht zurück bis nach Griechenland, zu einem Chefkoch, der Cäsar höchstpersönlich bediente.
Wie auch immer das wirklich passen soll…
4. Die Wortwahl in dem Buch ist dann teilweise doch sehr dürftig. Und ich rede hier nicht von dem typischen SM-Slang mit Sir oder Meister. In der Geschichte wird einmal eine Frau mit “die schwarze” und eine andere Frau mit den Worten “die weiße” beschrieben. Ich weiß nicht, inwieweit das angebracht ist- ich bin dann doch drüber gestolpert. Und nein, ich denke nicht, dass das an der Übersetzung liegt, weil es im Original auch nicht schmeichelhafter klingt. Da ist es nämlich:

"The Black Women who appears from between (...)"
&
"(...) she's a happy, middle-age white woman who could(...)


5. Etabliert nicht einen charaktertreibenden Grund, wenn ihr eh nie vorhabt den aufzulösen. Mehrfach, mehrfach(!) wurde uns ins Gesicht gedrückt, dass Zeus Hades Eltern umgebracht hat. Es scheint ein Schlüsselmoment zwischen den beiden zu sein, auf den alles hinausläuft, aber was genau es damit auf sich hat, wird nicht aufgelöst! Wir wissen nur, dass Hades Eltern bei einem Feuer umgekommen sind und ich glaube, dass die Mutter nicht sterben sollte. Himmel! Hades spricht es mehrfach an, Hermes hackt darauf rum! Gott, sogar Zeus spricht im “grande Finale” darüber, gibt ein wenig mehr Infos und stirbt dann einfach, ohne dass wir eine full conclusion haben! “Ja, aber so ist das manchmal, dass man nicht weiß was in wirklichkeit passiert ist.” Das ist das schön: Bücher sind nicht die Realität und es gibt viele Beispiele, wieso zu viel Realismus in Büchern nicht gut ist!
In diesem Fall: es ist unbefriedigend die ganze Zeit was auf die Nase gebunden zu kriegen und am Ende wird es nicht aufgelöst. Daumen hoch.

Fazit
Wer ein modernes Retelling des Mythos um Hades und Persephone erwartet, sollte die Finger davon lassen. Bis auf die Namen hat dieses Buch nämlich gar nichts mit dem griechischen Original zu tun.
Dazu sollte man sich auch nicht von der Bezeichnung “Fantasy-Romance” in die Irre führen lassen, da es weder ein Fantasy- noch ein herkömmliches Romance-Buch ist. Das Buch gehört in die “Dark Romance” Schublade und man muss auch damit rechnen, wenn man das Buch liest.
Aber daneben punktet das Buch mit so ziemlich gar nichts:
Der Plott ist langweilig, vorhersehbar und hat keine vernünftige Auflösung des eigenen Konfliktes.
Die Charaktere gehen einem relativ schnell auf die Nerven, bleiben nicht in ihren eigenen Charakterzügen und haben nichts mit ihren Vorlagen aus der griechischen Mythologie zu tun.
Die “Liebesbeziehung” ist an den Haaren herbeigezogen.
Spannung wird durch Smut, Sex und SM immer wieder unterbrochen.
Wenn das aber trotzdem nach einem Buch klingt, das euch interessiert, kann ich euch nur sehr viel Spaß mit dem Buch wünschen.

Für mich bekommt das Buch 0,5 von 5 Sterne und ich werde garantiert kein weiteres Buch dieser Reihe lesen.
Danke, dass ihr bis hierhin gelesen habt!

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Veröffentlicht am 19.09.2021

Hat keinen Biss

Crave
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Als Grace Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommen, nimmt ihr Onkel sie als direkter Verwandter auf. Er lädt sie dazu ein, zu sich auf ein Internat in den Einöden Alaskas zu kommen und hier ihren ...

Als Grace Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommen, nimmt ihr Onkel sie als direkter Verwandter auf. Er lädt sie dazu ein, zu sich auf ein Internat in den Einöden Alaskas zu kommen und hier ihren Schulabschluss nachzuholen! Grace stimmt diesem Vorschlag zu und findet sich bereits wenige Wochen später in den Hallen der Katmere Academy wieder. Dort trifft sie nicht nur auf die kalten Schultern der anderen Schüler sonder auch auf Jaxon Vega, welcher dafür sorgt, dass die verschiedensten Gefühle durch ihren Körper jagen. Und als wäre das nicht schon genug, will irgendjemand an dieser Schule auch noch Grace Tod. Großartige Voraussetzungen.

Vorab: Ich habe mich sehr, sehr auf Crave gefreut. Ich war natürlich zuerst von dem Cover angefixt, später dann von den Klappentext und als ich erfahren habe, dass es um Vampire geht musste ich dieses Buch einfach in den Händen halten. Am Ende wurde ich bitter enttäuscht. Warum? Lest weiter.

Zu aller erst einmal etwas positives zu dem Buch:

Kapitel 1. Der Lesefluss:
Dieses Buch ist so absolut flüssig geschrieben, dass ich es fast gar nicht glauben konnte. Die Sätze fliegen nur so dahin, man blättert so unfassbar schnell um. Die Dialoge stocken nicht, die Beschreibungen halten nicht auf. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl als wäre das Lesen an sich ein zäher Prozess und konnte mich in jeder Lesesession darauf verlassen, schnell durch die Kapitel zu kommen. Es klingt übertrieben, aber ich habe selten etwas in der Form gelesen!

Kapitel 2. Die Location:
Gibt es etwas geileres, als ein Internat, in einem alten, schlossähnlichen Gemäuer irgendwo in den Bergen Alaskas im früh Winter? Nein? Denke ich auch! Die Katmere Academy hat eine absolute Traumlocation und ist in dem Buch so wunderbar dargestellt, dass es glaube ich für immer zu meinen Lieblingslocations zählen wird.

Das waren für mich die positiven Punkte an diesem Buch. Was also rechtfertigt gerade einmal einen Stern? Das kann ich gerne, und wie immer ausführlich erklären!
Vorab: ACHTUNG SPOILER! Wer die Spoiler überspringen möchte geht bitte direkt einmal zum Fazit! Dankeschön!

Crave, ein Drama in 9 Akten.

Akt 1. Kommt Zeit, kommt Rat
Craves zeittechnischer Verlauf ist… etwas seltsam. Okay nein, ich bin ehrlich: er ist komplett im Eimer.
Um es zu verdeutlichen:
Die gesamte Geschichte des Buches erstreckt sich ungefähr auf einen Zeitrahmen von 7 bis 10 Tagen. Für 680 Seiten ist das keine lange Zeitspanne um eine Geschichte von dieser Tragweite zu halten, in meinen Augen. Und das merkt man auch. Die Geschichte selber schreitet unsagbar langsam voran und jeder Tag wir vollkommen ausgekostet. Wobei es sich da auch nur um so ungefähr 4 bis 5 Tage handelt. Am Ende gibt es nämlich noch einen Zeitsprung von 4 Tagen.
Und in diesen 4 bis 5 Tagen passiert auf der einen Seite viel, auf der anderen Seite aber viel zu wenig. Denn, auch wenn Grace von einer mörderischen Situation in die nächste stolpert und so ziemlich jedes Naturunglück mitnimmt, dass man sich mitten in der Pampa in Alaska vorstellen kann, erfahren wir ansonsten von der Schule nichts. Beziehungsweise sehr wenig. Nein eigentlich nichts.
Das hat zwei Gründe:
Grace ist prinzipiell bewusstlos und liegt auf ihrem Zimmer. Oder ist krank und liegt auf ihrem Zimmer. Oder ist verletzt und liegt auf ihrem Zimmer. Sie ist sehr viel auf ihrem Zimmer. Und sehr viel verletzt. Wenn sie nicht gerade verletzt auf ihrem Zimmer liegt, streift sie durch die Schule und guckt sich ein bisschen um. Dieses “verletzt sein” greife ich später noch mal auf, das also nicht vergessen. Und was passiert, während sie durch die Schule streift? Richtig, sie trifft auch Jaxon.
Jaxon ist überall! Ihm widme ich nachher auch noch einen ganzen Abschnitt, aber hier erstmal seinen Part zu der ganzen “Nichts” Part. Dadurch, dass Jaxon einen sehr großen Anteil an und in der Story geht es auch in Grace Leben sehr viel um ihn. Sehr zum Leid des Schulalltags. Denn wenn Grace nicht gerade in ihrem Zimmer eingesperrt, ist, weil sie sich verletzt hat, ist sie ständig und andauernd mit Jaxon unterwegs. Auch wenn sie eigentlich nur deswegen nicht in den Unterricht muss, weil es ihr so schlecht geht… aber dann kann sie mit Jaxon rumgeistern… ich sags ja nur. Das ist ein Internat.

Von dem Unterricht und dem “ganz normalen” Schulalltag bekommen wir so unfassbar wenig mit. Wie läuft es da ab, welche Stunden hat Grace. Welche Kurse gibt es überhaupt. Ich hab das Gefühl, dass dieses ganze “Internatssetting” eigentlich nur ein Vorwand war, Jaxon und Grace näher zueinander zu bringen, da es in einer Stadt für Jaxon schwieriger wäre klar zu kommen und man auch mehr Möglichkeiten hätte sich voreinander zu verstecken.
Auf der anderen Seite geht die Beziehung von Jaxon und Grace sehr schnell Vonstatten. Und damit meine ich sehr schnell.
Am ersten Tag warnt Jaxon Grace noch und bedroht sie. Am nächsten Abend ist er komplett im Eifersuchtsgame drinn und bedroht sie mehr oder weniger. Einen Tag später trägt er sie auf Händen nach einem Unfall in ihr Zimmer und den Tag darauf lässt er ihr schon Frühstück und allerlei Geschenke zu kommen. Tag 1 an der Academy ist komplett vergessen. Und ab da an geht es Schlag auf Schlag. Dates auf dem Dach. Romantische Ausflüge. Kuss. Kuss. Und irgendwann in all dem Drama erfährt Grace dann auch endlich was an diesem Internat eigentlich wirklich falsch läuft - dazu später auch noch mehr!
Während also Grace und Jaxon im Zeitraffer eine Beziehung erleben, die “normale” Paar für gewöhnlich in einer Zeitspanne von mehreren Wochen, wenn nicht sogar Monaten durchmachen, schleicht die Geschichte dahin. Es passiert Seiten lang nichts anderes als Schwärmereien für Jaxon, dann passiert etwas, und dann wird wieder eine ganze Zeit lang nur für Jaxon geschwärmt.
Das war Anfangs noch ganz süß- wobei, nicht einmal das- wurde aber irgendwann ermüdend. Ermüdend und nerven zerreißend. Ich habe mich gefühlt, als würde ich nicht von der Stelle kommen. Und das über 680 Seiten gestreckt… nicht lustig.

Akt. 2 Von Missinterpretation und Misskommunikation
In “Crave” geht es um Fabelwesen. Werwölfe und Drachen, genannt Wandler, Hexen und, natürlich, Vampire. Und man merkt schnell, selbst wenn man nicht den “Majorplottwist” kommen sieht, dass sich an dieser Schule irgendwas nicht ganz mit rechten Dingen zu geht. Weil es einem als Leser praktisch INS GESICHT gedrückt wird. Die Aufmachung der Schule alleine. In einem der ersten Räume, die Grace sieht steht ein Schachspiel, bei dem die Figuren kleine Drachen, Vampire, Werwölfe und Hexen sind! Überall sind diese Fabelwesen eingearbeitet. Es wird mit diesen Dingen DEKORIERT! Gut, dass kann man natürlich darauf schieben, dass jede Schule so ihren eigenen Faible hat. Manche sind Sport versessen, andere haben einen hang zur Kunst, wieder andere sind einfach total die IT-Geeks! Ich bin mir sicher, jede Schule hat so ihr Steckenpferd. Das würde ich wirklich noch durchgehen lassen, wenn Grace da nicht stutzt.
Aber. Nicht. Wenn. Ihr. Die. Beweise. Ins. Gesicht. Springen. Und. Holla. Die. Wald. Fee. Schreien. Nicht dann. Und die Art und Weise wie Grace mit diesen Beweisen umgeht lasse ich auch nicht mehr als gutgläubig durchgehen! Es ist einfach too much!
Ihre Cousine Macy verquatscht sich das ein oder andere mal fasst, in dem sie offenbart was ein Mitschüler von ihnen sein könnte. Jeder dort wird einfach als Abartig schön beschrieben. Sie stürzt in einer Szene vom Baum und wird von einem Mitschüler gerettet, in dem er sie Abfängt und die beiden UNGEBREMST in den Boden fallen! Als der Dude danach aufsteht fragt Grace einmal nach und wird abgewimmelt. Jeder Mensch würde vielleicht erneut nachfragen. Aber nicht für Grace. Für sie ist es dann gegessen.
Sie sieht Lia und Jaxon mitten im Wald, mitten in Alaska mitten im Winter rumstehen. Ohne Jacke. Spricht Jaxon EINMAL darauf an, er wimmelt sie ab und… joar. Hark ich mal nicht weiter nach, ne? Weder bei ihm, noch bei Lia, noch bei Macy, noch bei Flint, noch bei ihrem Onkel oder SONST wem!
Jaxon verschwindet immer von der einen auf die andere Sekunde, wenn sie nicht hinschaut. Sich wundern? Mal nachfragen? Mal beharrlich sein? Mal es irgendwie in betracht ziehen WIE ZUR HÖLLE so etwas sein kann? Nö.
Und das zieht sich die erste Hälfte des Buches durch. Klar, kann es mal sein, dass man etwas sieht und es dann abtut. Das ist jedem schon einmal passiert. Aber Himmel noch eins, doch nicht in DIESEM Ausmaße! Irgendwann war es mir einfach zu viel. Es wurde auf Zwang so getan, als sei es ein total gut gehütetes Geheimnis und wäre total unauffällig! Jedenfalls hat man es versucht durch Grace zu vermitteln. Es hat nicht gut geklappt. Irgendwann war es dann einfach zu offensichtlich.
Und als dann die große Offenbarung kam, als dann endlich raus kam dass jede:r Schüler:in und Lehrer:in an dieser Schule aus den alten Legenden entspringt nimmt Grace das ziemlich gelassen auf. Ja, sie hat eine Seite lang einen kleinen Panikschub, aber das ist nichts im vergleich. Ich würde SOFORT Fragen haben und Antworten VERLANGEN! Und dann nicht erst noch mit meiner Cousine rum scherzen und abwarten und Tee trinken was sich ergibt. Und auch danach ist Grace erstaunlich ruhig. Dafür, dass sie ihr ganzes Wissen nur aus Jugendbüchern und Netflix Serien hat- und laut der Lore sind diese Quellen der Informationsbeschaffung nicht gerade die Akkuratesten. Just Saying.
Es wird ein heilloses Drama um dieses Geheimnis gemacht, nur damit ich als Leser am Ende unbefriedigt zurück gelassen werde, weil ich 1. keine vernünftigen Erklärungen bekomme und ich 2. zu keiner Zeit in der Geschichte das Gefühl hatte, als wäre die Protagonistin wirklich hinter diesem Geheimnis her.

Kapitel 3. Charaktere wie ein Crepé - Platt.
Crave stellt uns einige Charaktere vor die unfassbar interessant wirken, aber keine Chance haben ihr Potential zu entfalten. Was genau ich damit meine, erkläre ich an dem Beispiel von Macy- sonst dauert das hier zu lange.
Macy ist die Cousine von Grace und die Tochter des Schulleiters Foster. Sie ist von Geburt an eine Hexe und ein absolutes Sonnenscheinchen. Sie ist auch die erste die Grace in Alaska begrüßt und sie unfassbar herzlich aufnimmt. Zusammen ist sie mit Cam, der denke ich auch ein Hexer ist, sie schwärmt aber für Flint - kann aber wegen der Spezienunterschiede nicht wirklich mit ihm zusammen sein. Macys Charakter wird auch klar dadurch definiert, dass sie Grace davor warnt etwas mit Jaxon anzufangen, da dieser gefährlich ist und die Leute an der Schule nicht umsonst einen großen Bogen um Jaxon machen und einen riesigen Respekt vor ihm haben. Macy ist herzlich, liebevoll und sorgt sich sehr um ihre Cousine Grace.
Dieser Charakter wird uns in wenigen Seiten präsentiert und gefestigt. So wie einige andere Neben- und Sidecharaktere in dieser Geschichte. Bis zu dem einschlagenden Punkt in dem Jaxon einen immer größeren Teil in Grace leben einnimmt, denn dann wird Macy immer und immer unwichtiger, bis wir sie zum Ende hin gar nicht mehr zu Gesicht bekommen. Toll. Wieso mir einen Charakter präsentieren mit dem ich zum Ende hin nichts mehr anfangen kann.
Zu mal Macy auch zwischendurch einfach von “Halte dich ja von Jaxon fern, sonst wirst du ein Problem haben, der Typ ist so ultra gefährlich” zu “OMG Jaxon ist ja so hot :D mach dich bloß an ihn ran hehe le sexy time und 0mg geh richtig ran an den Jungen hihihihihi!” wechselt. Ich wusste nicht ob ich weinen oder lachen sollte. Ich hab mich fürs weinen entschieden.
Und das passiert bei allen Nebencharakteren in dem Buch! Sie werden vorgestellt, erfüllen ihren Zweck und werden dann wieder fallen gelassen. Egal wie interessant ein Charakter war. Oder er wird wirklich nur für EINE Szene vorgestellt und danach höre ich nie wieder etwas von ihm! Und es gab nicht wirklich viele Nebencharaktere. Und die, die da waren, wurden nicht gehalten.

Akt 4. Hipp, Crazy und Edgy - bitte nicht
Ich hasse die Kapitelüberschriften mit jeder einzelnen Faser meines Körpers. Mit jeder. Es sind so furchtbare Überschriften, die mit einem Augenzwinkern einen Hinweis darauf geben sollen, was in dem Kapitel vor sich geht:
Reales Beispiel aus dem Buch:
“Ich stehe gerne auf eigenen Füßen, aber auf Händen getragen zu werden, fühlt sich überraschend gut an” - Seite 189 - Grace wird von Jaxon in ihr Zimmer getragen
“Liebe geht durch den Magen” - Seite 215 - Jaxon lässt Grace Essen aufs Zimmer bringen
“In der Liebe und bei Erdbeben ist alles erlaubt” - Seite 319 - Grace und Jaxon machen rum und Jaxon lässt aus versehen ein Erdbeben… erscheinen
“Baked Alaska heißt anderswo nicht ohne Grund Omlette Suprise” - Seite 326 - In diesem Fall hab ich nicht mal Ahnung was der Titel mit dem Kapitel zu tun hat.
Andere Beispiele
“Ich habe fertig”
“Es gibt keine schönere Liebeserklärung als einen Biss in den Hals”
“Ich fand dich vom ersten Moment an heiß - ich wusste nur nicht, dass das dein Atem war”
“Wenn du ohn mich nicht leben kannst, warum bist du dann noch nicht tot?”
“Es hat keinen Sinn über verschütteten Tee zu heulen”
Und, mein Favorit:
“Manche sagen, es wäre Paranoia, ich sage, es ist eine fiese Bitch, die mich als Menschenopfer missbrauchen will”
Diese Titel sind so 1 zu 1 in dem Buch drin und ich empfinde es einfach als unfassbar unangenehm, zumal sie über die Zeit immer und immer schlimmer werden. Irgendwann traute ich mich gar nicht mehr nach oben zu gucken um die Titel zu lesen… für mein eigenes Seelenheil.

Akt 5. Onkel Finn
Ich hasse ihn. Wirklich. Ich weiß nicht genau welcher Rolle er in dieser ganze Geschichte erfüllen sollte, aber er erfüllt sie nicht. Egal was es war.
Als der neue Vormund von Grace ist er dafür verantwortlich, dass es ihr gut geht. Spoiler: er ist nicht gerade gut darin. Er ist sogar ziemlich scheiße darin.
Gut, jetzt könnte man natürlich sagen: “Aber Cubey! Er muss ein ganzes Internat leiten! Dass er da nicht 24/7 auf seine Nichte aufpassen kann ist doch logisch.”
Ja, natürlich lieber Leser! Das stimmt. Grace ist so gut wie erwachsen und kann mich Sicherheit auf sich selber aufpassen. Nicht. Wie wie ich in Akt 1 bereits angekündigt habe.
Okay, nun aber einmal chronologisch, wieso ich mit Onkel Finn ein absolutes Problem habe.
Zu aller erst verstehe ich natürlich sein Argument, dass er Grace damals nicht aufklären wollte, wo er bei ihr war und sie gerade die Beerdigung ihrer Eltern planen musste. Versteh ich alles, aber er hätte in meinen Augen SOFORT mit der Sprache rausrücken müssen, als Grace an dem Internat ankam. Und nein, da führt absolut kein Weg dran vorbei. Seine Argumente mit “Du warst verletzt” ziehen auch nicht. Ja, sie war verletzt, lag aber nicht im Koma und du hättest es ihr ganz in Ruhe erklären können. Oder Macy damit beauftragen. Immerhin hing die ja die erste Hälfte eh immer bei ihr rum. Nein, stattdessen müssen sich alle Schüler um Grace herum zusammenreißen, weil Mister Onkel von und zu Internatsleiter Finn nicht die Klappe aufbekommen hat. Und als es dann soweit war und Grace endlich wusste was Sache ist, wird sich von seiner Seite aus auch nicht die Mühe gemacht ihr irgendwie mehr zu erläutern. In dem gleichen Kapitel hat er übrigens die einzig gute Idee in diesem Buch, die aber auch direkt von Grace abgeschmettert wird.
Aufgrund der ganzen Unfälle, Zwischenfälle und sonstigem was Grace während ihres kurzen Aufenthalts an dem Internat alles passiert ist, hat Onkel Finn entschieden Grace zurück nach San Diego zu schicken. Zu ihrer eigenen Sicherheit. Grace verneint dies, liefert ein absolut lächerliches Argument (Grace: Ich hab dort kein Leben mehr / Onkel Finn: Wenn das so weiter geht hier auch nicht. In San Diego bist du zumindestens sicher. / Grace: So wie meine Eltern? / Onkel Finn: Das war ein Unfall. / Grace: Siehste? Unfälle können passieren. - Nachzulesen auf Seite 410) und für Onkel Finn ist das Thema dann auch gegessen. Mal davon abgesehen, dass “Unfälle passieren” sich so schön daher sagt, wenn man außer Acht lässt was Grace bis dato passiert ist.
Auch beginnt Grace ihren Onkel ENDLICH ein bisschen über die Fabelwesen auszufragen. Zwei Seiten, danach sagt dieser wandelnde Plot-Device: “Jetzt reichts aber auch mit dem Thema.”
Nein? Reicht es nicht? Deine Nichte hat gerade erfahren dass Graf Zahl, Jacob Black, Tabaluga und die Sanderson-Schwestern keine blöden Fabelwesen sind sondern reale Wesen. Anstatt sie also abzuwimmeln wäre es doch eine super Idee ihr die Gefahren zu erklären denen sie sich als scheinbar EINZIGER MENSCH an dem Internat ausgesetzt hat. Damit solche UNFÄLLE eben nicht nochmal passieren.
Tut er nicht. Er verschwindet, genau wie Macy, danach spurlos und wart bis zum letzten Kapitel auch nicht mehr gesehen.
Er hat auch seine Schüler alle absolut nicht im Griff. Die randalieren rum, greifen sich gegenseitig an, halten Rivalitäten, SAUGEN SICH GEGENSEITIG AUS - und der Dude weiß anscheinend absolut nichts dagegen zu unternehmen!
Wie gesagt, ich weiß nicht was genau seine Aufgabe in diesem Buch ist, aber was auch immer es war: er ist absolut nicht gut darin und ein Wegwerfprodukt.

Akt 6. That was Bad, Boy.
Ich hatte meine Probleme mit ihm. Das will ich nicht leugnen. Jaxon ist dieser 0815-Bad Boy den ich mittlerweile in so vielen Büchern sehe und hasse. Es ist immer das gleiche Spiel. Gegen Ende der Geschichte liefert er sogar die “Wir können nicht zusammen sein - Wieso? - hier Grund einfügen der eigentlich kein Grund ist”-Karte, die Grace glücklicherweise so lange abstreitet, bis die beiden dennoch zusammen bleiben. Ansonsten finde ich ihn unausgearbeitet.
Jaxon hat als Male-Love-Interest eine simple Aufgabe zu erfüllen: sei am Ende der Boyfriend der Protagonistin- egal wie. Und Tracy Wolff hatte glaube ich auch einen Plan von Jaxon. Oder eher: mehrere Pläne, zwischen denen sie immer hin und her gewechselt ist.
Auf der einen Seite war Jaxon der typische Bad Boy. Mit seiner geheimnisvollen, geheimiskrämerischen Art um ein Geheimnis aus seiner dunklen und düsteren Aura zu machen, prinzipiell schlecht gelaunt und hat unsere Grace von Anfang an behandelt wie Müll. Oder ihr jedenfalls klar machen wollen, dass sie ihm nichts bedeutet und eigentlich eher ein Störfaktor ist.
Auf der anderen Seite wurden aber alle Geschütze aufgefahren, damit Jaxon bloß wirkt wie jemand aus einem 0815-Liebesroman, den man für 2,99€ bei Edeka in der Magazin-Sektion findet.
Dazwischen hatte er seine weinerlichen Schübe in denen er sich andauernd selbst bemitleidet hat, in denen er unbedingt jedem Leser klarmachen wollte, dass er absolut nicht Liebenswert ist (während er eine halbe Seite vorher etwas total romantisches gemacht hat) während er zu einer Person sprich, die absolut Blind vor Liebe ist
Und dieser Zustand hat immer gewechselt. Mal über ein Paar Kapitel hinweg, mal hatte er auch Pro Kapitel alle Zustände nacheinander, durcheinander, miteinander.
Er hatte absolut keine Charakterkontinuität und das hat es für mich so anstrengend gestaltet ihn als Charakter anzunehmen.
In meinen Augen versagt er sogar als “Bad Boy”. Eigentlich versagt er für mich komplett als männlicher Charakter, ich hätte Flint viel Lieber als Love-Interest gesehen. Sein einziger Charakter Trait war wenigstens nicht “stressed, depressed, but well dressed”.
Was es dazu noch schlimmer macht ist, dass sich alles nur um Jaxon dreht. Also wirklich alles. Jeder Schüler. Die Lehrere. Die Schule an sich. Jeder hat auch Grace vor Jaxon gewarnt. Macy, Flint, diverse andere Schüler. Grace wurde mit Handlungen klar gemacht was oder wer Jaxon ist und wie gefährlich er ist. Dass er nicht der ist der er zu sein scheint - also die Spitze von Gottes Schöpfungen. Er ist perfekt. In jeder Hinsicht. Körperliche Stärke, geistige Stärke (wenn man seine Telepathie… Telekinese… dazu zählen kann), er ist zu seiner Crew unfassbar herzlich, jeder respektiert ihn und, und, und. Was Jaxon sagt ist Gesetz. Alles wird um ihn herum geformt. Er entscheidet auch wer der Böse ist.
Da sagen alle Grace: “Halt dich fern von Jaxon!” und sie juckt es nicht.
Da sagt Jaxon EINMAL: “Halt dich fern von Flint (ihr erinnert euch, der, der das bessere Love-Interest abgegeben hätte)” und sofort haben wir unseren Bösewicht in der Geschichte von dem sich Grace auch sofort fernhält und nur noch mit der kalten Schulter bestraft.
Das war die ersten Seiten ja noch ganz spannend (wobei nicht mal das) aber irgendwann wurde es mir zu viel. Er schafft es wirklich gleichzeitig ein wandelndes Klischee zu sein und gleichzeitig nicht. Das muss man auch erstmal schaffen!
Ich hab aber noch ein Problem mit ihm- dazu mehr in Akt 8.

Akt 7. Grace
Kurz: Ich hasse sie. Ich hasse alles an Grace. Sie ist eine absolut furchtbare und anstrengende Protagonistin.
Angefangen bei dem, was ich bereits vorher angesprochen habe: sie stellt absolut keine Fragen, ist überhaupt nicht beharrlich und lässt alles mit sich machen weil “Jaaaaaaaaaaxooooon… ♥”
Eigenständig Denken? Nein.
EIgenständig Entscheidungen treffen? Nein - Und nein, die Entscheidung in Alaska zu bleiben gilt nicht als “Eigenständig” weil sie das auch nur wegen Jaxon gemacht hat. Und auch Nein, ihr Argument “Wegen dir, Onkel Finn, und Macy” lasse ich auch nicht gelten, weil sie danach nichts mehr mit den beiden macht, sondern nur noch mit Jaxon abhängt.
Am Anfang hetzt sie noch gegen Protagonistinnen aus YA-Romanen.
Ich zitiere Seite 32:
“Was soll das? Jetzt mal im ernst. Wann habe ich mich bitte in die Protagonistin eines dämlichen Young-Adult-Romans verwandelt? In das Klischee des Mädchens, das neu an eine Schule kommt und sich von der ersten Sekunde an in den heißesten, unerreichbarsten Bad Boy verliebt? Kotz, würg und nein! Die Rolle werde ich in dieser Geschichte hier garantiert nicht übernehmen.”
Spoiler. Tut sie.
Mit jeder Faser ihres Körpers wird sie genau dieses Klischee und noch schlimmer.
Sie wird so abhängig von Jaxon und kann nichts mehr ohne ihn machen. Er muss immer dabei sein, sie muss ihm immer nach laufen und kann ohne ihn keine Entscheidungen mehr fällen. Die nächsten 650 Seiten wird genau dieses Bild gefestigt. Zwischendurch wird noch versucht Grace einen feministischen Touch zu gehen, aber lasst mich euch bitte sagen, dass das nicht geklappt hat.
Anfangs trauerte sie wenigstens noch um ihre verstorbenen Eltern, je weiter die Geschichte voran schreitet, desto unwichtiger wird dies und sie fokussiert sich immer und immer mehr auf Jaxon.
Anmerkung der Redaktion.
Die Geschichte spielt innerhalb einer. Woche. Das Argument “Sie hat ihre Trauer verarbeitet” zieht also auch nicht, wenn sie davor zu einem Psychologen musste, ein Trauma hat, ihre Eltern sogar selber identifizieren musste, ihre Heimat und Freunde zurückgelassen hat…
Da wurde nichts verarbeitet, da wurde nur dafür gesorgt, dass es einen Grund gibt wieso Jaxon auf Grace trifft und dann wurde dieser Grund irgendwo in den hintersten Ecken versteckt weil das “Tote Eltern”-Plott-Klischee damit dann aber auch schon seinen Zweck erfüllt hat.
Anfangs wurde versucht aus Grace eine starke Protagonistin zu machen. Und ehrlich? Das hätte ich gerne gesehen und ich mochte sie am Anfang auch. Dann kam ihre suchtähnliche Abhängigkeit zu Jaxon, ihr lächerlicher und schlechter Sarkasmus, die miesen Sprüche, die absolute Blindheit mit der sie durch die Kapitel gelaufen ist und der absolute Verlust ihrer gesamten Persönlichkeit.
Sie war nur noch eine wandelnde Reklametafel für Jaxon.
Wie gesagt, die Geschichte spielt binnen einer Woche. Gerade mal! Doch für sie und Jaxon geht es sofort um die ewige Liebe, die nichts mehr brechen kann. Warum das in meinen Augen ein Problem ist? -> Akt 8.

Akt 8. Still a better Lovestory than Twilight?
Ich habe Twilight nicht gelesen, aber auf Goodreads oft gelesen, dass es wie Twilight sein soll. Nur schlimmer.
Die Beziehung der beiden lässt sich durch nichts besser beschreiben als “Insta-Love”. Himmel, Grace verknallt sich so schnell in Jaxon das ihr gesamter Charakter mit vaporisiert wird. Und das ist so falsch.
Die ganze Geschichte dreht sich um Jaxon als Hauptangelpunkt. Auch Grace. Es gibt keine wirkliche Story mehr. Grace wird selbst der Tod ihrer Eltern ziemlich egal. Sie scheint keine richtigen Freundschaften zu knüpfen - zum einen auch, weil Jaxon ihr die einzige Freundschaft zu jemanden (Flint) verbietet- und sie funktioniert nicht mehr als eigenständiger Mensch.
Lieber Leserin: wir schreiben das Jahr 2021 und sollten mittlerweile wirklich weg kommen von Klischees, die solche toxischen und abhängigen Beziehung so verherrlicht. Das was Grace und Jaxon da haben ist nicht romantisch, ist nicht süß und sollte vor allem nicht als “normal” abgestempelt werden oder etwas nachdem man strebt. Es gibt immer den Partner fürs Leben. Den man liebt und ehrt bis das der Tod einen scheidet, oder was auch immer. Aber diese Abhängigkeit von dem Partner, so dass man als eigenständiger Mensch nicht mehr funktionieren und existieren kann, ist krankhaft.
Auch die Verherrlichung von Jaxons Verhalten finde ich furchtbar.
Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen bedroht er sie und kommt ihr körperlich immer und immer näher bis sie irgendwann in die Ecke gedrängt ist. Er kennt sie noch nicht einmal richtig und macht ihr Vorschriften! Es ist nichts dabei einem neuen Schüler zu erklären was in der neuen Schule so abgeht, aber nicht so. Nicht auf so eine drohende, herablassende Art und Weise. Und da hört es ja nicht auf! Grace ist ständig dabei zu versuchen Jaxon zu “reparieren” und, sorry, dass ist als Partner nicht meine Aufgabe. Ich kann meinem Partner auf seinem Weg beistehen und ihn begleiten und für ihn da sein. Aber ich bin nicht der rettende Messiahs wie es in diesem Buch dargestellt wird. Solche Beziehungen, wie Grace und Jaxon sie führen, gehen schief. Und damit meine ich wirklich “schief”. Während einer Zeit, in der #MeToo immer lauter wird, in denen Frauen auf die Straße gehen und für ihre Rechte kämpfen, in denen wir nach einer Stimme rufen, in denen Männer auch auf die Straße gehen und sagen “Wir sind nicht so! Wir machen es besser!” und zeigen wollen, dass sie nicht dieses toxische Mannesbild sind, welches von den Medien als “normal” dargestellt wird, kommt ein solcher Roman raus der so eine Beziehung als “erstrebenswert” darstellt? Echt jetzt?

Akt 9. Nicht durchdacht oder doch der Böse? (Heavy Spoiler)
Crave hat nicht viel Plott. Alles dreht sich um Grace fanatische Sicht auf Jaxon und ihre Abhängigkeit. Das bisschen Plott was da ist, wirkt Anfangs ganz gut… zum Ende hin aber irgendwie… undurchdacht.
Was jetzt kommt sind Heavy Spoiler zur Story. Dazu muss ich auch sagen: ich habe nur Band 1 gelesen und weiß daher nicht, ob dieser Sachverhalt jetzt noch geklärt wird in den späteren Bänden. Nur im ersten Band wirkt das, als wäre das nicht genug geplant gewesen. Oder ob der wahre Bösewicht doch jemand anderes war.
Lasst es mich erklären:
Grace kam nicht einfach so an dieses Internat. Der Unfall ihrer Eltern und der Aufenthalt an dem Internat waren von vornherein geplant. Sie musste an diese Schule kommen um als Menschenopfer zu dienen um Hudson - den bösen Bruder (das klingt Cringe, ich kann es aber nicht besser ausdrücken) von Jaxon - von den Toten zurück zu holen.
Es war jetzt kein Plotttwist der mich von den Socken gehauen hat, aber ich fand ihn… echt gut! Bis ich ein bisschen nachgedacht habe und mir das ganze gegen Ende suspekt vorkam.
Also (nochmal: HEAVY STORY SPOILER)
Geplant wurde die ganze Aktion von Lia, die ihren Freund zurück holen wollte und sich mitunter an der ganzen Welt rächen will. Dafür braucht sie ein ganz bestimmtes Opfer, weswegen sie keine normalen Menschen nehmen kann. Sondern sie Gargoyle- in dem Fall unsere Grace. Was genau einen Gargoyle so besonders macht wird noch nicht geklärt, das kommt wahrscheinlich in Band 2 bis 5.
Das es jetzt nicht so gut ist, dass Hudson zurück kommt merkt man schnell, wenn sein eigener Bruder ihn als größenwahnsinnig Beschreibt und ihn ermordet.
Kurz um hat Hudson etwas gegen andere Spezies (Menschen, Drachen, Werwölfe, Hexen) aber auch gegen “verwandelte” Vampire. Also keine als solche geborenen Vampire, sondern welche die von anderen Verwandelt wurden. Die will er am besten unterjochen oder umbringen - so genau weiß ich das auch nicht mehr.
Jaxon hat auch ein Anliegen, dass der gute Hudson niemals wieder zurückkehrt. Sonst hätte er ihn ja auch nicht getötet.
So, jetzt kommen wir zu dem Part wo ich stutzen musste:
Gegen Ende der Story geht Grace nochmal zu Jaxon und die beiden haben ein Date. Jaxon schenkt den beiden einen Tee ein, den er von Lia bekommen hat (da sollte er schon einmal stutzig werden, zumal er bei ALLEM misstrauisch ist, nur genau DA nicht) kurz darauf greift er Grace in einem Blutrausch an. Sie flüchtet und wird von Lia geschnappt und erwacht in den Katakomben an einen Tisch gefesselt. Sie schafft es sich zu befreien und es beginnt eine Flucht. Erst nur vor Lia, dann auch vor Flint.
Gut, am Anfang des Buches wird uns klar gemacht: irgendjemand will Grace umbringen. Und man merkt auch, dass die ganze Schule ihr gegenüber feindlich gesinnt ist.
Bei der Schneeballschlacht geriet sie in Gefahr und wäre fast gestorben.
Sowohl Lia, als auch Flint wollen Grace tot sehen. Aber aus unterschiedlichen Gründen:
Lia will sie als Opfer haben, damit sie Hudson zurück holen kann.
Flint möchte sie umbringen, damit Lia keine Chance hat ihr Menschenopfer-Ritual durchzuführen. Flint verdächtigt aber nicht nur Lia, sondern auch Jaxon, da dieser immer um Grace herum streift und sie beschützt. In Flints Augen machen Jaxon und Lia gemeinsame Sache (was keinen Sinn ergibt, warum hätte Jaxon seinen Bruder sonst getötet)
Jaxon verneint dies natürlich auch und Grace glaubt ihm auch (das einzige mal wo ich ihr zustimmen muss).
Aber…
Bei ihrem ersten Zusammentreffen sagt Jaxon folgendes:
Seite 34: “Hauptsache, du bleibst nicht hier. Ich habe deinen Onkel gewarnt, dass du an unserer Schule nicht sicher bist, aber wie es scheint, liegt ihm nicht besonders viel an dir.”
Warum ist Grace nicht sicher? Nur weil sie ein Mensch sein soll? Damals wusste man noch nicht, dass sie ein Gargoyle ist- jedenfalls alle bis auf Lia.
Auf Seite 36 sagt er ihr, dass sie keine Ahnung hat, in was sie hier reingeraten ist. In eine Schule voller Fabelwesen? Oder können sich die Herrschaften allesamt nicht zusammen reißen? Oder steckt da noch mehr dahinter?
Seite 77:
Jaxon: “Du hast keine Ahnung, oder?”
Grace: “Keine Ahnung wo von?”
Jaxon: “Dass ich dich gerade als Figur in einem Spiel eingesetzt habe, das du noch nicht einmal annähernd verstehst.”
Ich will glauben, dass Jaxon Grace wirklich liebt- so sehr man das in diesem toxischen Beziehungskonstrukt eben machen kann. Aber diese Aussagen von ihm sind ZIEMLICH sus. Hat er Anfangs mit Lia zusammengearbeitet, sich dann aber umentschieden? Aber warum sollte er Hudson umbringen, nur um ihn dann wieder zurück zu holen?
Ist Jaxon in dieser Geschichte doch wirklich der Böse, oder wurde hier einfach nur schlecht geplant?
Und warum hasst wirklich JEDER an dieser Schule Grace. Aus welchen Gründen? Sind Gargoyles so gefährlich für andere Wesen?
Aber es konnte ja anscheinend niemand wissen, dass sie ein Gargoyle ist. Nur Lia wusste davon bescheid. Jaxon wusste es nicht, ihr Onkel nicht, die Krankenschwester nicht. Daher nehme ich an, dass die anderen Schüler es auch nicht wussten. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die ganze Schule jemanden hasst, nur weil der Rektor einen darauf vorbereitet hat, dass jemand neues kommt. Selbst wenn man eine eingefleischte Gruppe ist, gibt es immer Ausnahmen die neue Leute einbeziehen.
Wieso hasst also die ganze Schule Grace?
Selbst wenn es in den anderen Bänden aufgeklärt wird, passt es in diesem Fall einfach alles nicht zusammen und wirkt nicht ganz Rund auf mich.

Akt 10- Fazit: Und die Moral von der Geschicht?

Ich habe mich sehr, sehr auf Crave gefreut. Ich wollte mal wieder eine klassische Vampirgeschichte und wusste auch, dass ich mich auf Klischees einlassen muss, um eine solche zu bekommen. Was ich gekriegt habe war eine nervige Protagonistin, ein 0815-Bad Boy, platte Side-Characters und ein Buch ohne nennenswerten Plott oder irgendwelcher Überraschungen. 370 Seiten wird mir als Leser etwas ins Gesicht gedrückt, was der Protagonistin nie wirklich spanisch vorkommt - danach werden keine Fragen gestellt. Es ist frustrierend. Dazu eine toxische und in meinen Augen für die heutige Zeit unangebrachte Liebesbeziehung. Großartig.
Was dem Buch zugute kommt ist, dass es sehr schnell gelesen ist, dadurch, dass der Schreibstil einfach locker und leicht von der Hand geht.
Kann ich Crave empfehlen?
Weiß ich nicht. Eingefleischte Twilight Fans sollen laut anderer Rezensionen (unter anderem auf Goodreads und hier auf LB) ihren Spaß mit dem Buch haben. Ich kann es nur schwer weiter empfehlen.
Crave bekommt von mir 0,5 von 5 Sternen und ist damit für mich ein Flop des Jahres. Eine Leseempfehlung will und kann ich nicht aussprechen. Dass muss jeder selber entscheiden.

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Veröffentlicht am 13.08.2019

Deftige Sprache trifft auf fehlende Story

Nachtschwärmer
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Als Helena erfährt, dass es neben ihrem Vater, ihrer (nicht anwesenden Mutter) und ihr noch jemand Vierten im Bunde gibt steht ihre Welt Kopf. Ihre Mutter hat sie kurz nach der Geburt zu ihrem Vater gegeben ...

Als Helena erfährt, dass es neben ihrem Vater, ihrer (nicht anwesenden Mutter) und ihr noch jemand Vierten im Bunde gibt steht ihre Welt Kopf. Ihre Mutter hat sie kurz nach der Geburt zu ihrem Vater gegeben und sich selber verzogen. Fast zwei Jahrzehnte später findet Helena zufälligerweise heraus, dass sie noch einen Halbbruder, Lucas, hat, als dieser via Social Media kontaktiert. Für Helena beginnt eine spannende Zeit. Sie erzählt niemandem von ihrem neugefundenen Familienmitglied und auch wenn sie ihn noch nicht persönlich kennen gelernt hat ist sie Feuer und Flamme!
Bis das Schicksal seine eigenen Karten spielt und Lucas bei einem Verkehrsunfall stirbt. Nach dem Abi macht sich Helena auf den Weg zu dem Ort an dem ihr Bruder seine Jugend verbracht hat und ihr Leben nimmt mit einem Mal rasant Fahrt auf!!


Das ist es jedenfalls was da Buch mir verspricht. Was ich bekommen habe war eine komplett chaotische Geschichte ohne einen Pfad, die versucht hat auf irgendeine Art und Weise philosophisch und tiefgründig zu sein. Ich habe mich sehr auf die Geschichte gefreut, da ich selber einen Halbbruder habe, der mir mehr als nur am Herzen liegt und ich Geschichten in denen es um Geschwister geht eher bevorzuge als Geschichten in denen es um Liebespaare geht.

In diesem Fall weiß ich aber bis jetzt nicht einmal, ob es eine wirkliche Geschichte bzw. einen Plot gibt. „Nachtschwärmer“ besteht praktisch nur aus zwei Bauteilen.

Bauteil 1.
Die Dialoge.

Die Charaktere schaffen es in ewiglangen Dialogen unendlich wenig zu sagen. Und das bringen sie auch noch in einer so derben und komplett überspitzten Art und Weise rüber, dass es eine reine Qual war dieses Buch zu lesen! Für ein Trinkspiel eignet sich das Buch aber perfekt! Aufgabe: Bei jedem Schimpf- oder Fäkalwort einen trinken! Der Letzte der steht hat gewonnen.
Nach zwei Kapiteln ist man am Boden. „Spasti“, „Nazi“, „ficken“, „Schnauze“, „Fresse“, „Fotze“, „Schlampe“, „Titten“, „Arsch“ sind nur eine kleine Auswahl der Wörter, mit denen auf den Seiten um sich geworfen wird. Nicht zu Ende geführte Sätze, Denkansätze die im Sande verlaufen, homophobe und rassistische Äußerungen sind in diesem Fall auch nur ein kleiner Teil des großen Ganzen.
Die Dialoge sind teilweise auch komplett wir. Mit einem Mal wird ein Thema angefangen, irgendwo mitten drin, über etwas von dem ich in meinem Leben noch nie etwas gehört habe. Oder bei dem ich erst mehrere Seiten folgen muss, damit ich begreife um was es geht.

Bauteil 2.
Beschreibungen

Und das kann Helena sehr gut. Sie erzählt ihre Geschichte langsam. Stück für Stück. Die einzigen wirklichen flotten Momente die mir einfallen sind einmal recht am Anfang und recht am Ende. Ansonsten geht sie jede Etappe ihrer langen Reise ins kleinste Detail durch. So klein, dass ich oftmals mehrere Seiten überspringen konnte und mich immer noch in der gleichen Szene befand. Dabei geht Helena nicht einmal interessant vor. Ihre Umgebung wird beschrieben wie in einem Tatortbericht. Der Ort ist Farblos und wirkt einsam. Helena selber wirkt gefühlskalt und abgestumpft, auch wenn sie die meiste Zeit praktisch nur am Weinen ist.
Und das wäre primär auch nichts Schlimmes, immerhin geht es in diesem Buch um den Verlust und das Widerfinden, um das erwachsen werden… Sollte es jedenfalls. Den neben den ganzen Beleidigungen, Prügeleien, Hitler-, Nazi- und Ost/West-Vergleichen schwebt über dem ganzen Thema dieses „Pseudo-philosophische“ Geschwafel. Hier ein Blick in die Sterne samt „Denkst du nicht auch, dass manchmal alles sinnlos ist?“, dort eine Trennung mit den Worten „Du kennst mich doch gar nicht!“ und zwischen durch einige ruhige Stunden in denen man nur in den Sonnenuntergang schaut und über das Leben nachdenkt. Alles gepaart mit Alkohol (welcher hier in Maßen konsumiert wird!) und Zigaretten, so wie dummen Sprüchen, hysterischen Weibern und komplett kindischen Kerlen.
Die Gesamte Story dreht sich anfangs im Kreis und als es scheint, dass so langsam der Höhepunkt erreicht wird, flacht die Geschichte ab und läuft aus, in einem Ende, welches mich in keiner Art und Weise berührt hat. Die Geschichte um Lukas geht verloren, auch wenn seine Freunde hier und da mal über ihn reden. 90% der Zeit geht es nur um Helena und wie sie mit seinen Freunden scheiße baut. Mike fährt fast die ganze Zeit besoffen Auto, Clara ist nur am Streiten mit Victor, die Jungs bauen in einer Tour nur scheiße und ziehen Helena mit rein und sie scheint es nicht zu stören, weil, „das sind ja die Freunde von meinem Halbbruder“! Und was die Aktion mit Clara an sich sollte, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Es war an den Haaren herbeigezogen, aus dem nichts und passte nicht ins Gesamtbild.

Fazit:
Was wollte das Buch jetzt von mir? Ich weiß es nicht.
Was will ich von dem Buch? Nicht mehr genervt werden.
Ich habe nur weiter gelesen, in der Hoffnung, dass der Pfad noch einmal zurück zu Lukas führt. Doch die Geschichte drehte sich so lange in immer engeren Kreisen bis sie irgendwann stehen gebelieben ist. Es wurde keine Spannung aufgebaut, die Charakterentwicklung blieb auf der Strecke und ich habe mich beim Lesen gefühlt, wie in einem falschen Film. Mehr „Jugendsprache“ geht fast gar nicht.

Mit einem halben von fünf möglichen Sternen bin ich dem Buch noch gnädig gestimmt. Dennoch kriegt „Nachtschwärmer“ von Moira Frank keine Leseempfehlung von mir und ich rate jedem einzelnen von diesem Buch ab!

Veröffentlicht am 10.08.2019

Wie man für wenig Story viele Seiten verbrauchen kann...

Spiel der Ehre (Die Schatten von Valoria 2)
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An „Spiel der Macht“ habe ich nur wenige Tage gesessen und bin relativ flott durchgekommen. Auch wenn es einige Kleinigkeiten gab die mir übel aufgestoßen sind, so war ich doch Positiv eingestimmt was ...

An „Spiel der Macht“ habe ich nur wenige Tage gesessen und bin relativ flott durchgekommen. Auch wenn es einige Kleinigkeiten gab die mir übel aufgestoßen sind, so war ich doch Positiv eingestimmt was den zweiten Teil anging. Grade deshalb auch, weil der erste mit einem guten und soliden Cliffhanger geendet hat.

Das ich jetzt knapp einen Monat an „Spiel der Ehre“ gehangen habe konnte ich nicht Ahnen.

Ich hätte das Buch natürlich jederzeit abbrechen können, doch ab einem gewissen Punkt im Buch war mein Stolz angeknackst und ich wollte es beenden. Koste es was es wolle. Auch haben mich die ganzen positiven Meinungen über das Buch verunsichert. Irgendwann muss es doch besser werden, oder nicht? Woher sonst die ganzen positiven Meinungen?

Und soll ich ehrlich sein? Ich verstehe es immer noch nicht.

Ich warne vor Spoilern vor

Ich habe einen Monat meines Lebens in ein Buch gesteckt, welches ich so noch nie erlebt habe. Ich dachte immer „Die Rote Königin“ ließe sich nicht überbieten. Aber dieses Buch hat das mit Leichtigkeit geschafft.
Ich würde mich gerne in allen Details über dieses… „Buch“ aufregen. Aber ich würde dies aus zweierlei Gründen nicht schaffen.
Erstens würde ich auf einer persönlichen Ebene beleidigend werden (Und das will ich nicht.)
Und zweitens: wüsste ich nicht wo ich wie anfangen sollte.
Den da hapert es schon ganz gewaltig. Ich wüsste nicht mit welcher Szene, Aktion, Handlung ich anfangen könnte. Weil in diesem Buch schlichtweg absolut gar nichts passiert. Jede Seite ist eine Aneinanderreihung IRGENDWELCHER Ereignisse, welche dazu beitragen sollen die Story voran zu treiben. Leider gibt es keine Story.
Kestrel/Krestel/IstMirDochEgalWieManSieSchreibt(!!!) lebt von Tag zu Tag und wartet nur auf die Vermählung mit dem Prinzen, während Arin daheim sich in seinem Selbstmitleid rumsuhlt und versucht Kestrel und ihre Handlungen zu verstehen. Und das ist der gesamte Plot. Über vierhundert Seiten lang nur das gleiche. Zwischenzeitlich reitet sich Kestrel gehörig in die…. Ins Schlamassel, der ach so böse und tyrannische Imperator verhält sich im Vergleich zu dem was man über ihn hört wie ein kleines Kätzchen, und Kestrel lernt absolut gar nichts daraus. Dafür, dass sie anfangs bzw. Ende des ersten Teils noch so getan hat, als würde sie sich mit ihrem Schicksal abfinden, tut sie jetzt ziemlich auf panisch und wundert sich teilweise wie alles so weit kommen konnte.
Und was mit Arin das ganze Buch über nicht stimmt verstehe ich auch nicht. Der im ersten Teil recht besonnene und in sich gekehrte herranische Krieger fährt schneller als der Haut als ich, wenn sich bei einem All-you-can-eat-Buffet jemand vor sich drängt. Er hat immer zu Gunsten seines Volkes gehandelt und jetzt läuft er singend über ein Minenfeld, achtet absolut nicht auf seine Umgebung und erleidet einen Stimmungswandel nach dem anderen.
Erst sagt er Nein. Dann macht er Ja, behauptet aber Nein. Während er dann aber Ja sagt und Nein macht, denkt man, dass es nur ein Bluff ist aber Nein! Dann macht er ja aber doch Nein obwohl er Ja sagt…. Und das Vierhundert Seiten lang. Fall hier jetzt keiner mehr Durchblick: Ja, so ging es mir auch!
Ab dreiviertel habe ich nur noch überflogen. So passierte es auch mal, dass man drei, vier, fünf Seiten in der gleichen Szenerie hängt. Arin will eine Erklärung, Kestrel versucht sich zu erklären; Arin Tickt aus und lässt ihr keine Chance, Kestrel versucht es weiter, Arin verlässt wütend die Szene.
Paar Tage später will Arin wieder mit ihr reden. Sie hat keinen Bock und ekelt ihn weg. Er geht.
Dann will sie wieder mit ihm reden, er ekelt sie weg. Sie geht.
Und immer so weiter. Das ganze Buch hin weg. Zwischen durch wird sie noch vom Imperator oder Tensen erwischt und ermahnt oder so etwas wie bestraft und das ganze Drama geht von vorne los.
Oder es passiert das man auf einer Seite eine gesamte Woche im Zeitraffer erlebt, mit dem Resultat, dass…. Ja… das was? Das gar nichts. Kestrel ist weinerlich, Arin unausstehlich und wieder steckt man in einem Dauerloop aus „Auf der Stelle treten“ und „dem Leser alles vollheulen“.
Und dazwischen geht es mit der Story, der Geschichte, dem Plot, dem HERZSTÜCK DES BUCHES, in keiner Art und Weise weiter.
Auch schön wie Charaktere einfach zwischen zeitlich groß vorgestellt wurden und die wir ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr wieder sehen. Kestrels angeblich beste Freundin. Oder diese Olle aus dem Teesaal dessen Namen ich mir nicht gemerkt habe. Oder Roshars Schwester… oder Roshar selber… oder der niedliche Tiger, der durch die wohl unnötigste Szene, die ich je in einem Buch gelesen habe, zu Arin und Roshar hinzugestoßen ist.
Oder Prinz Verex selber. WO war er 90% des Buches?! WO!?
Die Charaktere trampeln auf der Stelle. In der Geschichte passiert absolut gar nichts. Die Dialoge sind schlechter geschrieben als das Nachmittagsprogramm auf RTL und ein Glossar wäre sehr schön gewesen. Denn das kann die Autorin auch sehr gut! Begriffe in den Raum werfen mit dem Menschen, die eigentlich zu der Zielgruppe gehören, absolut nichts anfangen können. Die ersten 200 Seiten war es ja wirklich noch eine Abwechslung herauszufinden was diese Worte bedeuten. Irgendwann aber nicht mehr. Es wurde Lästig und hat mich aus der Geschichte geworden.

Fazit:
Ich bin mehr als nur erleichtert das Buch endlich hinter mir zu haben.
Es war langweilig, teilweise unlogisch und ein absoluter Flop für mich.
Die Geschichte rührte sich nicht vom Fleck und die Charaktere haben eine geistige Rückentwicklung erlebt.
Das Ende der Trilogie für mich und die Frage an den Carlsen Verlag: Spitzentitel? Ernsthaft?

Für die (ich will es nicht so nennen) Geschichte von Arin und Kestrel vergebe ich 0,5 Sterne.