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Veröffentlicht am 05.09.2019

Gefühlvoller Roman

Was für immer bleibt
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Gracie wacht nach einem Autounfall auf und kann sich an nichts mehr erinnern. Nicht nur, dass sie den Unfall vergessen hat, sie hat gar keine Erinnerung mehr an ihr bisheriges Leben. Ihr Name, ihre Famile, ...

Gracie wacht nach einem Autounfall auf und kann sich an nichts mehr erinnern. Nicht nur, dass sie den Unfall vergessen hat, sie hat gar keine Erinnerung mehr an ihr bisheriges Leben. Ihr Name, ihre Famile, ihr Verlobter, ihre Freundin, ihr Beruf....alles wie ausgelöscht. Eigentlich wollten sie und Blake in drei Monaten heiraten, doch Gracie ist gleich klar, sie kann nicht einfach einen ihr unbekannten Mann heiraten. Sie schottet sich ab, will keinen sehen, versucht verzweifelt ihre Erinnerungen ausgraben, was ihr nicht gelingt. Sie flüchtet aufs Land in das Haus ihrer Kindheit, in das Haus, dass sie eigentlich seit einem Jahr, seit dem Tod ihrer Mutter, verkaufen will. Gelingt es ihr dort sich zu erinnern?

Ich bin bei diesem Buch nur so durch die Seiten geflogen. Es ist unheimlich gefühlvoll beschrieben, man spürt die Machtlosigkeit, die Gracie umgibt, man fühlt und leidet mir ihr. Wie schwierig es ist, wenn man so gar nichts mehr weiß, diese Leere, aber auch die Schwere, weil man sich so alleine fühlt, dies fühlt man als Leser mit.

Gracie ist eine sehr symphatische Protagonistin. Aus ihrem Blickwinkel sehen wir, wie sie leidet, wie sie versucht mit dem Verlust ihrer Vergangenheit klar zu kommen. Wie geht man mit Menschen um, die einem einst nahe standen, die ihr helfen wollen, aber die ihr wie Fremde vorkommen ? Gibt es einen Neuanfang oder kommen die Erinnerungen zurück ? Als Leser fragt man sich dies während der Lektüre oft, auch wie man selbst entschieden hätte. Gracie will Blake nicht sehen, sie hat nur seine geschriebenen Zeilen, die seine Liebe zu ihr ausdrücken. Doch sie fühlt nichts. Rein gar nichts mehr. Als auch noch Flynn in ihr Leben tritt, ist sie zwiegespalten. Ist sie an Blake weiterhin gebunden oder darf sie die Gefühle, die sie für Flynn empfindet zulassen ? Gracies Gefühlswelt fährt Achterbahn.

Sehr fesselnd gelingt es Vanessa Carnevale auch die Liebe zu Pflanzen, die Gracie an ihrem Rückszugsort entdeckt, in wunderbaren Worten und Szenen zu beschreiben.
Eine gelungene Atmosphäre, überraschende Wendungen und eine Liebesgeschichte runden diesen berührenden Roman ab .
Volle 5-Sterne und eine Leseempfehlung von mir.

Veröffentlicht am 14.08.2019

Die Liebe zu Karten

Verrückt nach Karten
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"Verrückt nach Karten" ist ein Buch über Karten. Es geht hier nicht vorrangig um das Zeigen reiner Karten, sondern vor allem um die Geschichten dahinter.

Der Herausgeber Huw Lewis-Jones hat viele Autoren ...

"Verrückt nach Karten" ist ein Buch über Karten. Es geht hier nicht vorrangig um das Zeigen reiner Karten, sondern vor allem um die Geschichten dahinter.

Der Herausgeber Huw Lewis-Jones hat viele Autoren über ihre Liebe zu Karten berichten lassen und diese wurden zusammen mit fabelhaften, interessanten, großformatigen, bunten, vielseitigen und ganz unterschiedlichen Karten in diesem sehr interessanten Buch veröffentlicht.
Im Vordergrund stehen nicht Karten realer Landschaften, sondern vielmehr "Karten aus Klassikern der Geschichte, der Literatur oder beliebten Erzählungen....Karten von realen und imaginären Orten". Dazu zählt nicht nur die Karte des Rumtreibers aus Harry Potter, die Karte von Gallien aus Asterix und Obelix, die Schatzkarte aus der Schatzinsel, der Scheibenwelt von Terry Pratchett und und und....
So unterschiedlich die Autoren und ihre Geschichten sind, so unterschiedlich sind auch die Karten. Es sind einfache Skizzen zu Büchern und Geschichten, Karten, die auf Vorsatzblättern der Bücher gedruckt worden sind, Karten, die speziell für Bücher gezeichnet wurden oder erst viel später zu einem Buch entstanden.

Mit Hilfe der Karten und Geschichten werden so viele Bücher angesprochen, auch viele Geschichten, bei denen ganz bestimmte Karten andere Autoren wiederum für ihre Geschichten inspiriert haben, dass man beim Lesen neugierig auf so viele andere Bücher geworden ist. (Als kleine Randnotiz habe ich dabei auch das Wort "Transdoku" gelernt, ein japanisches Wort für jemanden, der mehr Bücher kauft als man lesen kann und diese dann in "kleinen" Stapeln hortet).

"Verrückt nach Karten " ist ein Buch, das von der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt veröffentlicht wurde, es ist keines, dass man in einem Rutsch durchliest, vielmehr eines, zudem man immer wieder gerne greift, dass man durch die einzelnen Passagen der Autoren, die dazu beigetragen haben, genießen muss. Der Herausgeber Lewis-Jones hat das Buch in die Kapitel
-Täuschend echt
-Literarische Karten
-Karten erstellen und
-Karten lesen
eingeteilt. Insgesamt 21 Autoren steuern dazu ihre Geschichte bei.

Veröffentlicht am 10.08.2019

Liebe, Leid, Vertrauen und Verantwortung

Wo die Hoffnung blüht
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Drei Frauen: Aveline, Viola und Ellie, drei Epochen: französische Revolution, Zweiter Weltkrieg und die heutige Zeit - gemeinsam eint sie ein Schloss im Tal der Loire in Frankreich.

Ich habe glaube ich ...

Drei Frauen: Aveline, Viola und Ellie, drei Epochen: französische Revolution, Zweiter Weltkrieg und die heutige Zeit - gemeinsam eint sie ein Schloss im Tal der Loire in Frankreich.

Ich habe glaube ich bisher noch nie einen Roman gelesen, bei dem drei Zeitebenen, drei Geschichten, ineinanderverwebt worden sind. Dies ist Kristy Cambon excellent gelungen. Abwechselnd erzählt sie die Geschichte von drei mutigen und starken Frauen, die jeweils in ihrer Zeit widrige, gefährliche oder geheimnisvolle Situationen meistern müssen.

In der heutigen Zeit ist es Ellie, die aufgrund von geheimnisvollen Hinweisen ihrer Großmutter Viola, die unter Alzheimer leidet und immer mehr abbaut, sich auf eine scheinbar aussichtslose Recherchereise nach Frankreich begibt. Doch sie lässt nich locker, ist ihr ihre Großmutter, die einzig verbliebene Verwandte, doch zu wichtig um einfach die Flinte ins Korn zu werfen.
Avelina lebt zur Zeit der französischen Revolution, obwohl von adliger Herkunft, lässt sie sich entgegen aller Konventionen eigenständiges Denken nicht verbieten und findet immer Wege um etwas zu bewegen. Als am Vorabend ihrer Verlobung das Schloss von Revolutionären angezündet wird, kann sie zwar ihr Leben retten, doch sie wird verwundet und wird für immer von Narben gezeichnet sein. Doch Avelina schaut immer nach vorne.
Die Linguistin Viola wächst in England auf. Doch durch persönliche Schicksale beeinflusst, nimmt sie die Gefahr auf sich, um undercover für eine Spezialeinheit des englischen Nachrichtendienstes nach Frankreich zu gehen.

Kirsty Cambron erzählt gefühlvoll und abwechslungsreich diese Geschichte(n). Man braucht am Anfang etwas Geduld um die Zusammenhänge gänzlich zu erfassen und richtig in die Handlungen und Umstände hineinzukommen (auch wenn jedes Kapitel mit Zeit und Ort überschrieben wird), aber man wird mit spannenden Zeiten und Begebenheiten und einem überraschenden Ende belohnt. Bei allen drei Frauen steht das einsam gelegene Dornröschenschloss im Vordergrund, dass alle Schicksale miteinander vebindet.

Gerade die drei Frauen sind sehr vielschichtig und tief angelegt, die jeweiligen Männer an ihren Seiten wirken ein bisschen zu blass, aber das ist vielleicht nur mein persönliches Empfinden, oder es soll einfach gewollt noch stärker den Focus auf die Handelnden legen.

"Wo die Hoffnung blüht" ist eine sehr gute Schmökerlektüre der amerikanischen Autorin, die zudem studierte Historikerin ist. Ein Roman dem ich gerne 4,5 Sterne für abwechlsungsreiche Lesestunden gebe.

Veröffentlicht am 04.08.2019

Ein Tag, der alles verändert

Ein anständiger Mensch
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Ein Tag, der alles verändert. Aus der Retroperspektive erzählt der Protagonist Steen wie es dazu kam, er beginnt, als er und seine Frauke die Freundin und Lektorin Ute und deren Lebensgefährten Gero am ...

Ein Tag, der alles verändert. Aus der Retroperspektive erzählt der Protagonist Steen wie es dazu kam, er beginnt, als er und seine Frauke die Freundin und Lektorin Ute und deren Lebensgefährten Gero am Hafen abholen. Gemeinsam wollen sie auf der dänischen Insel, auf der Steen seit seiner Jugendzeit ein Haus besitzt, ein paar vergnügliche Tage verbringen. Doch es wird alles anders verlaufen als geplant. Als Frauke nach ein paar Stunden Steen an ein Versprechen erinnert, dass sie sich vor Jahrzehnten gegeben haben und das jedem von ihnen die komplette Freiheit zusichert, auch in der Liebe, gerät Steen ins Straucheln.

Steens Weltbild, seine Gefühle, die er von jeher schwer ausdrücken konnte, obwohl er ein berühmter Autor und gefragter Inteviewpartner ist, der zu Moral und Werten gefragt wird und sich immer sicher wahr, worauf es ankommt im Leben. Er, der heimliche "Moralapostel", ist sprachlos in seiner eigenen Beziehung.

Jan Christopherson hat kunstvoll einen Protagonisten erschaffen, dessen Gedanken und Handlungen wir hier miterleben können. Es sind nicht nur der Ablauf des Wochenendes, den wir von ihm hier subjektiv erzählt bekommen, es sind vor allem seine Gefühle und Gedanken. Steen ist ein Mensch, der viel mit sich selbst ausmacht, doch wir Leser können daran teilhaben. Dramaturgisch und stilistisch setzt das der Autor sehr gut um. Zudem ahnt man durch immer wieder subtile Andeutungen, dass dieses Wochenende mehr zu bieten hat als eine heile Welt, was eine gewisse Spannung erzugt. Christophersen lässt die vier Figuren miteinander agieren, man ahnt, dass die unterschwelligen Differenzen zu einem Ende führen werden, dass alles verändert. Doch was dieses alles sich veränderte Ereignis ist, bleibt lange im Ungewissen.

Aber nicht nur Gespräche und der Aufbau des Romans, sondern auch die Beobachtungen, die Beschreibungen der Natur und des Umfeldes des Hauses und die Protagonisten, die beim Lesen lebendig erscheinen, sind dem Autor sehr gut gelungen.

Der Roman ist eingeteilt in "Davor" und "Danach". Während das Davor aus der Retroperspektive erzählt wird, ist das Danach die Beschreibung was danach passiert, immer wieder sind auch Zeitsprünge dabei.

IIm Roman "Ein anstäniger Mensch" siniert Steen über viele Themen. Er stellt sich Fragen nach Schuld und Sühne, nach Moral und Verantwortung, über Ursache und Wirklung. Mir als Leser hat sich aber oftmals auch die Frage aufgeworfen, wie sprachlos - trotz aller großen Gedanken - Steen doch ist. Eine Sprachlosikgeit, die - oder gerade weil - Steen vieles nur mit sich selbst ausmacht, große Auswirkungen auch auf seine Mitmenschen hat.

Es ist defintitv kein Buch, dass man einfach so runterlesen kann, es ist ein Roman, bei dem man auch Zwischentöne warhnehmen muss, dass einem beim Lesen gedanklich sehr beschäftigt. Interessant empfand ich auch die unterschiedlichen Blickwinkel und Auslegungen, die andere Leser in einer gemeinsamen Leserunde hatten. Ich denke, dass jeder - wie im richtigen Leben - eine eigene Sicht auf Dinge, Wesensarten und Stimmungen hat, und das betrifft auch das, was man in einem Roman liest.

Es ist jedenfalls ein Buch, das mir sehr gefallen hat, genauso wie Jan Christophersens Roman "Echo".
Nicht ganz ein 5-Sterne-Buch, aber 4,5 Sterne für unterhaltsame und vor allem anregende Lesestunden.

Veröffentlicht am 24.07.2019

Sehr unterhaltsam! Ein skandinavischer Krimi ganz nach meinem Geschmack

Schneewittchensarg
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Gleich vorweg: Schneewittchensarg ist der siebte Band einer Reihe um das Kommissarinnenteam von Ingrid Nyström und Stina Forss, aber unabhängig von den anderen Bänden lesbar. Ich selbst kannte vorher ...

Gleich vorweg: Schneewittchensarg ist der siebte Band einer Reihe um das Kommissarinnenteam von Ingrid Nyström und Stina Forss, aber unabhängig von den anderen Bänden lesbar. Ich selbst kannte vorher nur den Auftaktband der Reihe.


Während einer Ausstellungseröffnung liegt in einem eigentlich als Kunstobjekt gedachten gläsernen Sarg das Skelett einer Frau. Handelt es sich dabei um die Überreste der vor 47 Jahren verschwundenen Frau des Firmeninhabers ? Berit verschwand auf ihrer eigenen Hochzeitsfeier bei der Brautentführung und ist seit damals wie vom Erdboben verschluckt. Die Frage, die sich für die Polizei stellt, ist nicht nur, wie und von wem die Leiche in die Ausstellung gebracht wurde, sondern auch, wo sie die letzten Jahrzehnte war und was damals passiert ist.

Abwechselnde Sichtweisen, schnelle, aber logisch aufgebaute Szenenwechsel, der Leser erfährt nicht mehr, als die Ermittler aufdecken. Auch wenn viele Personen auftauchen, bleibt alles überschaubar und zugleich tappt der Leser (und die Kripo) immer weiter im Dunkeln. Überraschende Wendungen, aber auch die privaten Sorgen der beiden ermittelnden Frauen. Alles das trägt dazu bei, dass man beim Lesen "am Ball" bliebt , dass ich gefesselt war und ich spannende und vor allem sehr unterhaltsame Lesestunden mit diesem skandinavischem Krimi hatte.

MIr hat auch der Erzählstil des Autorenduos gefallen. Man fühlt mit so manchem Akteur mit, man spürt die Zerrissenheit der Frauen, die an ihre eigenen Grenzen stoßen, vor allem, weil sie sich gegenseitig nicht mehr vertrauen können bzw. wollen. Und doch müssen sie zusammenarbeiten, müssen "funktionieren", wenn sie diesen Fall lösen möchten.

Roman Vossen und Kerstin Stigne Danielsson haben es geschafft auch den Strang von privaten Entwicklungen der Hauptakteure aus den vorherigen Bänden fließend mit einzubauen, so dass man auch als Leser, der diese Bücher (noch) nicht gelesen hat, keine Schwierigkeiten hat dem ganzen zu folgen. Zudem ist der Cliffhanger am Ende, der so einen "Nebenschauplatz" betrifft, im hohen Grade dazu geeignet, dass man dem nächsten Band entgegenfiebert und nun sehr neugierig auf die weitere Entwicklung ist !

"Schneewittchensarg" ist jedenfalls ein skandinavischer Krimi ganz nach meinem Geschmack!