Profilbild von Nisnis

Nisnis

Lesejury Profi
offline

Nisnis ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nisnis über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.11.2016

Unverheilte Wunden. Geliebt. Geirrt.

Im dunklen, dunklen Wald
0

Überraschend erhält Nora eine Einladung zum Junggesellinnenabschied ihrer ehemaligen Schulfreundin Clare. Nora kann Clares Einladung nicht nachvollziehen, denn seit den schmerzlichen Ereignissen von vor ...

Überraschend erhält Nora eine Einladung zum Junggesellinnenabschied ihrer ehemaligen Schulfreundin Clare. Nora kann Clares Einladung nicht nachvollziehen, denn seit den schmerzlichen Ereignissen von vor zehn Jahren hatten sie keinen Kontakt mehr miteinander. Erst als Noras Freundin Nina zusagt, nimmt sie die Einladung mit einem unguten Bauchgefühl an und begibt sich damit in ein ungewisses Wochenende und in ein Haus, in einem dunklen, dunklen Wald in Nordengland.

Die Autorin:

Ruth Ware wuchs im südenglischen Lewes auf und lebte nach ihrem Studium an der Manchester University eine Zeit lang in Paris. Sie hat als Kellnerin, Buchhändlerin, Englischlehrerin und Pressereferentin für einen großen Verlag gearbeitet und wohnt jetzt mit ihrer Familie in Nordlondon. (Quelle: dtv Verlag)

Reflektionen:

Den Thriller „Im dunklen, dunklen Wald“ von Ruth Ware habe ich im Rahmen einer Blog-Aktion des dtv Verlags gelesen. Gemeinsam mit Kasin & crumb von KeJas-BlogBuch und vielen weiteren Lesern und Bloggern haben wir eine spannende und lustige Lesenacht verbracht. Auf KeJas-BlogBuch und auf Twitter unter #dunklelesenacht könnt ihr alle Beiträge und Kommentare dazu nachlesen.

Der Einstig in die Geschichte ist mir sehr leicht gelungen, da die Debüt-Autorin in einem angenehmen, sanften und flüssigen Stil schreibt. Für die Hauptfigur Nora wählte sie die Ich-Perspektive, die so ein besonders tiefes Eintauchen in deren Leben, Psyche und Gedankenwelt erlaubt.

Als Nora die Einladung zu Clares Junggesellinnenabschied erhält, ist diese so verwundert und zugleich verunsichert, dass ihr Alltag aus dem Gleichgewicht gerät. Nora hat seit den damaligen Ereignissen, dessen Wunden nie ganz verheilt sind, keinen Kontakt mehr zu Clare gepflegt, sodass sie die Einladung regelrecht verwirrt. Nora, die ein äußerst zurückgezogenes Schriftstellerleben in London führt, entschließt sich dennoch, wenn auch mit einem unwohlen Bauchgefühl, die Einladung anzunehmen.

Die geladenen Partygäste staunen, als sie den Ort der Party erblicken. Inmitten des dunklen Waldes ragt ein Gebäudekonstrukt aus Glas und Stahl aus dem Waldboden, weit abseits von funktionierendem GPS. Nackt, kalt und anonym. Ein skurriles Bild. Das Ferienhaus ist rundherum vollständig verglast, sodass es von allen Seiten uneingeschränkt einsehbar ist. Es wirkt unheimlich, wie ein gläserner Käfig, der jedes Leben darin vollständig entblößt.

Ruth Ware lässt die Party mit bizarren Spielen beginnen, die die Persönlichkeiten der Gäste durch vorsätzliche Grausamkeit und Niedertracht immer weiter offen legen. Sie zeichnet so einen psychologisch guten Aufbau, der die Handlung zu einem emotionalen Drama heranwachsen lässt. Ruth Wares schriftstellerisches Talent glänzt bei der Erschaffung ihrer Charaktere, sodass ich als Leser sehr tiefe Einblicke in die Psyche der Protagonisten gewährt bekomme bis der Showdown die Figuren gläsern und durchscheinend offen legt.

Zitat:
Menschen ändern sich nicht, sie werden nur besser, ihr wahres Ich zu verbergen“

Flo, Trauzeugin und Organisatorin der Party, hält Clare für das schönste und perfekteste Wesen auf Erden. Sie eifert ihr in allem nach und setzt sich zum Ziel den perfektesten Junggesellinnenabschied ever zu gestalten. Dabei überschreitet sie maßlos alle denkbaren Grenzen, droht, ist hysterisch und wirkt krankhaft besessen. Daneben erscheint Melanie, junge, glückliche Mutter, wie ein zartes und stilles Mauerblümchen. Tom, homosexueller, gut gekleideter Theatermensch, der mit Kokain die Party in Gang bringen möchte, ist der einzige Mann auf der Party.

Clare und Nora verbindet eine lange Freundschaft und ein Ereignis, das zehn Jahre zurückliegt. Nora hat es lange Jahre verdrängen und vergessen wollen. Clare war damals der Sonnenschein, in deren Schatten sich die immerzu defensive Nora einigermaßen stark und dazugehörend fühlte. Clare strotzte schon immer vor Selbstbeherrschung und sie nutzte ihr Talent und Faible für das Erfinden von Geschichten stets so wie es ihr gerade passte, auch wenn sie ihre Freundinnen damit verletzte.

Die letzte im Bunde ist die kratzbürstige Nina. Ärztin mit brasilianischen Wurzeln, die sich durch ihren Sarkasmus vor dem Leben schützt. Sie alle haben Geheimnisse, die in der Handlung geschickt miteinander verwoben sind. Als Unheimliches und ein Mord geschieht, besitzt der Leser genug Informationen, um mögliche Motive abzuwägen. Für mich stellten sich das Ende und die Auflösung jedoch als eine Überraschung dar, die ich so nicht erwartet hätte.

Während die Handlung leider nur sehr langsam vorangetrieben wird, in der eine unheimliche Grundstimmung nur gleichmäßig existiert, wird diese abwechselnd um Kapitel ergänzt, in denen Nora nach einem Unfall im Krankenhaus liegt. Nora kann sich allerdings nicht erinnern was passiert ist. Ihr fehlt zunächst jede Erinnerung.

Dieses Debüt ist lesenswert, doch für mich persönlich beherbergte es nicht ausreichend genug Thrill, um mich restlos zu überzeugen. Die Idee der Geschichte hat mir gefallen, ins Besondere die Zeichnungen der Charaktere, doch der Leseweg durch die Handlung war mit seinen Längen für mich eine Herausforderung. Denn erst weit nach der Mitte des Buchs stieg die Spannungskurve an, sodass ich gefesselt weiter las.

Fazit und Bewertung:

Im dunklen, dunklen Wald ist ein lesenswertes Debüt, dem einiges mehr an Tempo und Thrill gut getan hätte. Ruth Ware hat talentiert und ideenreich geschrieben und ich bin mir sicher, dass sie in ihrem nächsten Buch ihr schriftstellerisches Potenzial noch besser bündelt.

Veröffentlicht am 29.09.2016

Die Zeit des unsichtbaren Schutzengels – Emotionaler Thriller ohne viel Blutvergießen

Krähenmutter
0

Eine junge Mutter testet in der Kosmetikabteilung eines Supermarktes Lippenstifte und lässt ihren kleinen Sohn Henry, der im Kinderwagen friedlich schlummert, nur einen kleinen Augenblick aus den Augen. ...

Eine junge Mutter testet in der Kosmetikabteilung eines Supermarktes Lippenstifte und lässt ihren kleinen Sohn Henry, der im Kinderwagen friedlich schlummert, nur einen kleinen Augenblick aus den Augen. Als sie sich umdreht ist der Kinderwagen samt ihrem Baby spurlos verschwunden.

Für die betuchten Eltern bricht eine Welt zusammen. Sie warten vergeblich auf eine Lösegeldaufforderung. Als diese jedoch ausbleibt, stellt sich der Fall für die LKA-Ermittlerin Laura Kern und ihren Partner Max äußerst rätselhaft dar. Auch das Verhalten der Eltern gibt ihnen Rätsel auf, so dass die Vermutung nahe liegt, dass sie womöglich mit den Tätern gemeinsame Sache machen. Da Mathias Nussbaum ein angesehener Unternehmer ist, dessen Kontakte bis in die Politik reichen, stehen dem Ermittlerteam bereits das Innenministerium im Nacken.

Während Laura und ihr Team mit widersprüchlichen Zeugenaussagen beschäftigt sind, verschwindet plötzlich der Vater des Kindes und die verbleibende Zeit verrinnt gefährlich schnell.

Die Autorin:

Catherine Shepherd, geboren 1972, stammt ursprünglich aus Berlin und lebt heute mit ihrer Familie in Zons am Rhein. Nach dem Abitur studierte sie Wirtschaftswissenschaften und arbeitete anschließend bei einer großen Bank. Doch ihre Leidenschaft für Kreativität und Phantasie trat immer stärker hervor, bis sie eines Tages zum Stift griff und ihren ersten Thriller schrieb. Seitdem hat sie schon eine Million Leser mit ihren Büchern begeistert. (Quelle: Piper Verlag)

Reflektionen:

Ich war mir zunächst nicht ganz sicher, ob ich Krähenmutter lesen wollte oder nicht, denn schließlich offenbart der Titel deutlich, dass es in dieser Geschichte um Kinder geht. Um kleine Kinder, denn das Cover zeigt einen Kinderwagen, auf dessen Griff eine schwarze Krähe posiert. Als Mutter wägt man dann immer ab, ob man sich den Emotionen einer solchen Geschichte hingeben möchte oder nicht. Ich war dann mal stark und begann meinen ersten Chatherine Shepherd zu lesen. Es wurde Zeit.

Die Erzählung startete mit einer emotionalen Szenerie, in der von einem kleinen, namenlosen Jungen die Rede ist. Er lebt mit seiner Mutter und den Babys in einem Haus, dass er nur selten verlassen darf. Er liebt seine Mama abgöttisch, aber er kann das Babygeschrei fast nicht mehr ertragen. Was es mit dem kleinen Jungen auf sich hat, spoilere ich hier natürlich nicht, aber so viel vor ab, man darf spannende Lesestunden erwarten.

Chatherine Shepherd hat mich mit ihrem angenehmen Schreibstil sehr schnell in den Bann gezogen. Er ist klar und ausdrucksstark und er zerrinnt förmlich auf der Zunge, so dass man sein Lesetempo merklich erhöht. Da sich verschiedene und hoch spannende Perspektiven im Wechsel ablösen, trägt sich die Spannung fast von allein. Allerdings legt Chatherine Shepherd so viele Emotionen in ihre Sprache, dass die Spannung immer weiter ansteigt, bis sie in einem fulminanten, emotionalen und schlüssigen Showdown endet.

Die wohl pointierten Emotionen spielen in diesem Thriller mit den Nerven der Leser. Wer bleibt schon still sitzen, wenn es um kleine Kinder geht. Die Autorin beschreibt die Sorgen und Ängste der Eltern, die knisternde und rätselhafte Spannung und on top die grausamen Erinnerungen der Ermittlerin, die in ihrer Kindheit ein grausames Erlebnis allein durchlebt hat, die ihr noch heute furchtbare Alpträume bescheren.

Die „meisten“ Figuren sind sehr lebendig gezeichnet. Tiefe Einblicke in die Psyche der Figuren bringen sie mir sehr nah. Ob sympathisch oder nicht, ob gut oder böse, mir gefällt die Zeichnung der Charaktereigenschaften, die mir eine persönliche Einordnung und Einschätzung der Protagonisten erlauben, die ich zum Entschlüsseln der rätselhaften Kriminalfälle in dieser Geschichte benötige. Aber, es gab genau so Figuren dir mir zu blass erschienen, deren Handlungen für mich nicht nachvollziehbar oder authentisch genug waren.

Trotz dass ich überrascht werde, einige mögliche Motive zum Entschlüsseln präsentiert bekomme, geschickte Wendungen genießen darf und die Handlung unvorhersehbar erscheint, wirkt mir Krähenmutter leider etwas zu sehr konstruiert.

Dieser Thriller kommt maßvoll ohne großartiges Blutvergießen aus, da die Autorin Kraft ihrer Worte ausreichend gruselige Spannung und Nervenkitzel erzeugt.

Fazit und Bewertung:

Krähenmutter ist ein hoch spannender und emotionaler Thriller, der nur wenig Blutvergießen benötigt, um den Leser in den Bann der Geschichte zu ziehen. So kann ich diesen Thriller auch denen empfehlen, die blutrünstige Thriller gänzlich ablehnen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Ostfriesland-Krimi – Debüt - Spannend und angenehm kurzweilig

dollart-fuck.de
0

Ostfriesland: Im „Großen Meer“ bei Riepe, unweit von Emden entfernt, wird die Leiche einer jungen Frau aufgefunden. Die Schwester der seit zwei Jahren vermissten Toten, bittet den jungen Privatdetektiv ...

Ostfriesland: Im „Großen Meer“ bei Riepe, unweit von Emden entfernt, wird die Leiche einer jungen Frau aufgefunden. Die Schwester der seit zwei Jahren vermissten Toten, bittet den jungen Privatdetektiv und professionellen Gitarristen Jo „Blueskohl“ um Hilfe. Dabei stößt er bald auf erste Spuren, die ihn auf die Internetseite dollart-fuck.de führen. Scheinbar hat sich die Tote am Schweinchenstrand am Dollart ihr Taschengeld aufgebessert und begegnete ihrem Mörder im Forum auf dollart-fuck.de.

Jo’s Ermittlungen führen ihn bis an seine Grenzen und sein Leben stets plötzlich Kopf.

Der Autor:

Rainer Kottke, Jahrgang 1969, lebt im Landkreis Leer in Ostfriesland. Er ist Inhaber eines kleinen Fachgeschäfts für Gitarren und Zubehör. DOLLART-FUCK.DE ist sein Debüt.

Reflektionen:

Rainer Kottke ist ein spannendes und kurzweiliges Krimi-Debüt gelungen. Auf leider „nur“ 160 Seiten liest sich die Geschichte um den jungen Privatdetektiv fesselnd und kurzweilig.

Jo steht am Anfang seiner Karriere als Privatdetektiv. Ihn beschäftigen noch Gründungsproblematiken, die der Autor hier sehr menschlich und authentisch dargestellt hat. Da Jo ein zweites Standbein besitzt, nämlich seine Band mit der er als Gitarrist hohe Ziele anstrebt, muss er definitiv noch dazu verdienen, um seine Träume erfüllen zu können. Als die Schwester der aufgefundenen Toten ihn um Hilfe bittet, beginnt er zu ermitteln. Doch anfänglich erscheinen seine Ermittlungen eher wie ein kleines, unbedarftes Abenteuer, das sich dann aber zu einer wirklich großen und gefährlichen Sache entwickelt.

Diese Geschichte habe ich wirklich gern gelesen. Im flüssigen, leichten Stil erzählt Rainer Kottke eine ansprechende Geschichte. Ausdruck und Sprache habe ich als sehr angenehm empfunden. Seine stets maßvoll eingesetzte bildhafte Sprache beschreibt Schauplätze und Örtlichkeiten in Ostfriesland, die mir dadurch sehr bekannt vorkommen. Der Schauplatz des Verbrechens bescherte mir dadurch auch eine fiese Gänsehaut.

Anfänglich hatte ich persönlich Schwierigkeiten zwei Figuren auseinanderhalten zu können. Ob ich ein entscheidendes Detail überlesen hatte? Vermutlich hat mir meine Konzentration vorübergehend einen Streich gespielt.

Rainer Kottkes Protagonisten sind sehr autark. Sie könnten meine Nachbarn sein. Sympathisch kommen viele der Figuren daher, doch fehlte es mir etwas mehr an Tiefe. Die Figur des Jo’s wartete hingegen mit einer interessanten und informativen Legende auf, die rückblickartig erzählt wurde. So konnte ich mich gut an ihn herantasten und ihn kennenlernen. Seine Charakterzüge waren mir so näher, als die manch einer anderen Figur.

Der Haupterzählstrang liest sich aus Sicht des Jo und ab und zu poppt die Perspektive des vermeintlichen Täters auf. Dadurch wird die Spannung jeweils gepuscht. In diesem Krimi herrscht eine durchaus gesunde und knisternde Grundspannung, die mich wissbegierig durch die Seiten drängt. Ich ermittele mit, befinde mich im Miträtsel-Modus und ich fiebere der Auflösung entgegen.

Das Tempo in dem der Autor erzählt, finde ich äußerst angenehm, doch es fehlte einfach noch inhaltlich ein bisschen mehr Power um die Spannung auf einem hohen Niveau agieren zu lassen. Die Szenen die von der Brutalität des Verbrechens eingenommen sind, zeugen deutlich davon, wie viel Potenzial in Rainer Kottkes schriftstellerischem Talent schlummert, um den Leser in eine Welt zu entführen, aus der sie nur von Privatdetektiv Jo befreit werden können. Ich würde sicher einen zweiten Kriminalroman von Rainer Kottke genießen.

Ich bedanke mich recht herzlich bei Rainer Kottke, der mit freundlicherweise dieses Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte. Ich muss leider gestehen, dass ich mich in einer Buchhandlung nicht von dem Cover angesprochen gefühlt hätte. Doch so, kam ich dennoch in den Genuss dieses Debüts.

Fazit:

Dollart-Fuck.de ist ein kurzweiliger Kriminalroman, der spannend und mit einer ansprechenden Handlung unterhält. Auf Grund der niedrigen Seitenzahl eignet er sich hervorragend für zwischendurch und ich empfehle ihn sehr gern.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Im Märchenwald wird alles gut, oder? Spannender und fesselnder Thriller

Märchenwald
0

Im Märchenwald wird alles gut, oder?

Berlin: Der 9 jährige Max und seine 4 jährige Schwester Elli werden von ihrer Mutter mitten in der Nacht geweckt. Sie sollen sich in der Kammer verstecken und still ...

Im Märchenwald wird alles gut, oder?

Berlin: Der 9 jährige Max und seine 4 jährige Schwester Elli werden von ihrer Mutter mitten in der Nacht geweckt. Sie sollen sich in der Kammer verstecken und still sein. Um Ellie die Angst zu nehmen, erzählt Max seiner kleinen Schwester, dass sie von nun an ein Spiel im Märchenwald spielen, bevor sie sich auf den Weg zum Großvater machen.

Zeitgleich erwacht eine junge Frau zwischen Müll und Unrat. Sie ist verletzt und kann sich nicht mehr erinnern was ihr geschehen ist. Plötzlich taucht jemand auf, der ihr nichts Gutes will und sie muss flüchten.

Ein mysteriöser Fall für Kriminalhauptkommissar Paul Kalkbrenner und Kriminalkommissarin Sera Muth.

Der Autor:

Martin Krist ist das Pseudonym des erfolgreichen Autors Marcel Feige. Geboren 1971, arbeitete er als leitender Redakteur bei verschiedenen Zeitschriften und lebt seit 1998 als Schriftsteller in Berlin. (Quelle: Ullstein Buchverlage)

Reflektionen:

Martin Krist traf mich an meiner empfindlichsten Stelle, als die Perspektive über die kleinen Kinder, Max und Ellie, ihren Lauf nimmt. Zwei kleine Kinder versuchen zu ihrem Opa zu gelangen, ohne den weiten Weg vorher jemals allein zurückgelegt zu haben. Natürlich verlaufen bzw. verfahren sie sich und sie erfahren auf ihrer verzweifelten Reise Gutes und Böses. Sie sind allein unterwegs, da ihre Mutter spurlos aus der Wohnung verschwunden ist. Nur einen großen Blutfleck hat sie dagelassen. Max, der ältere, kümmert sich rührend um die kleine Ellie, der er erzählt, dass im Märchenwald alles gut werden wird.

Diese Perspektive berührt zutiefst, während sie sich mit zwei weiteren Erzählsträngen zunächst abwechselt, bevor diese später immer mehr ineinanderfließen.

Die Geschichte der Zoe fesselt ähnlich stark. Sie erwacht inmitten von Müll und Unrat und sie kann sich an nichts erinnern. Plötzlich steht Gee vor ihr, der sie Zoe nennt. Zoe erkennt schnell, dass Gee ihr nicht wohlgesonnen ist und sie muss flüchten. Doch wohin? Einsam irrt sie durch die Stadt und versucht ihrem Gedächtnisverlust auf den Grund zu gehen. Sie empfindet zu Recht Angst und ist fast panisch. Diese Emotionen hat Martin Krist intelligent und realistisch beschrieben.

Der dritte Handlungsstrang beginnt mit dem Auffinden des Toten Dieppe, der scheinbar unter normalen Umständen ums Leben kam. Zufällig schaut ein Sanitäter in die Kühltruhe des Rentners und muss eine gruselige Entdeckung machen. In der Truhe ist Menschenfleisch eingefroren. Als Paul Kalkbrenner und Sera Mut ihre Ermittlungen aufnehmen, ahnen sie nicht wohin sie dieser rätselhafte Fall führen wird.

Der Erzählstrang um den Rentner Dieppe erreichte fast meine Grenze zum Ekel, denn Kannibalismus gehört thematisch nicht zu meinen Lieblingsthemen in einem Buch. Martin Krist beschreibt diese Szenen geschickt, sodass alles um dieses Thema auf noch erträgliche Weise zu lesen ist. Doch zukünftig werde ich mich wohl beim Öffnen meines Gefrierschranks an diesen Thriller erinnern. Das was Dieppe getrieben hat, ist entsetzlich. Das gesamte Umfeld von Dieppe wird durchleuchtet, doch bis dahin ist es ein weiter Weg für die Ermittler.

Martin Krists Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Er liest sich sehr flüssig bis maßvoll detailverliebt und er zuppelt damit immer wieder an meinen Emotionen. Von Berührtheit bis Ekel ist alles dabei. Seine Wortwahl ist ansprechend und hinterlässt ein harmonisches Bild der Geschichte, auch wenn die Story alles andere als harmonisch ist. Besonders gelungen sind die Beschreibungen der Schauplätze. Auch als Nichtberliner erkenne ich diverse Örtlichkeiten in Berlin wieder und ich kann mir ein sehr gutes Bild in den Kopf zaubern lassen.

Die Spannung agierte auf einem recht hohen Niveau und trieb mich sehr an, bis ein paar Verschmelzungen von Perspektiven holperig und zu sehr geplant wirkten, als würden sie zu schnell auf den Punkt kommen müssen. So wird zum Beispiel Kalkbrenner Tochter entführt und Punkt. Es gibt keine Geschichte um diese Tatsache herum. Dies änderte nichts an meinem Lesefluss und nichts an meinem Interesse, doch ich nahm es wahr und fand es sehr schade.

Die Figuren der Kinder sind besonders liebevoll kreiert. Ihre Charaktere produzieren empfindsames Lesen. Die kindliche Sprache und ihre Handlungen sind authentisch dargestellt.

Ermittler Paul Kalkbrenner ist mir sehr sympathisch. Seine persönlichen Konflikte und seine Ermittlungsmethoden konnte ich jederzeit nachvollziehen. Um mich mit der Figur Kalkbrenner auseinandersetzen zu können, erhielt ich ausreichend Informationen. Doch nicht alle Figuren erschienen mir so offen. Einige Figuren blieben bis zuletzt total blass. Es gibt Nebenfiguren die stärker charakterisiert sind, als beispielsweise Kalkbrenners Kollegin Sera Muth. Sie hätte auch einfach nicht anwesend sein können, sie würde mir nicht fehlen.

Dennoch kann ich hier schreiben, dass dies sicher nicht mein letzter Thriller von Martin Krist ist.

Fazit und Bewertung:

Ein spannender, fesselnder und gleichzeitig berührender Thriller, dem gegen Ende etwas mehr Input für eine abgerundete Handlung gut getan hätte. Auf Grund des Themas Kannibalismus, eignet sich dieser Thriller nur für „nicht“ zart besaitete Leser.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der hohe Preis für ein fremdes Leben – Solider Kriminalroman über einen Hühnerbaron

Einen Tod musst du sterben
0

In einem Moor in der Nähe von Hannover wird die brutal zugerichtete Leiche eines Mannes aufgefunden. Bei dem Toten handelt sich um den Hühnerbaron Johannes Falkenberg, der Eier aus Legebatterien als Bio-Eier ...

In einem Moor in der Nähe von Hannover wird die brutal zugerichtete Leiche eines Mannes aufgefunden. Bei dem Toten handelt sich um den Hühnerbaron Johannes Falkenberg, der Eier aus Legebatterien als Bio-Eier verkaufte. Falkenbergs Witwe hält sich merkwürdig bedeckt, als würde sie etwas verheimlichen.

Ermittler Bodo Völxen ermittelt und stößt bald auf Tierschutzaktivisten, denen auch seine Tochter bockige Wanda angehört. Wird Völxen gegen seine eigene Tochter ermitteln?

Die Autorin:

Susanne Mischke wurde 1960 in Kempten geboren und lebt heute bei Hannover. Sie war mehrere Jahre Präsidentin der »Sisters in Crime« und erschrieb sich mit ihren fesselnden Kriminalromanen eine große Fangemeinde. Für das Buch »Wer nicht hören will, muß fühlen« erhielt sie die »Agathe«, den Frauen-Krimi-Preis der Stadt Wiesbaden. Ihre Hannover-Krimis haben über die Grenzen Niedersachsens hinaus großen Erfolg. (Quelle: Piper Verlag)

Reflektionen:

Susanne Mischke hat mit ‚Einen Tod musst du sterben‘ einen soliden, eher ruhigeren Kriminalroman geschrieben. Auch wenn das Verbrechen von äußerster Brutalität zeugt, so liest sich der Krimi dennoch in einem etwas gemäßigten Tempo. Mir fehlte ein bisschen Pfiff und Power, aber Susanne Mischke stimmt mich mit ihrem sehr schönen Schreibstil und den wirklich interessant erschaffenen Charakteren wieder milde.

Der Schreibstil ist federleicht und in einer sehr klaren Sprache zu lesen. Susanne Mischke legt Wert auf das Drumherum, auf Kleinigkeiten und Nebensächlichkeiten, die sie geschickt und intelligent in die Handlung schreibt. Dadurch wird die Handlung sehr harmonisch und vollständig und ich kann mir Schauplätze, Ereignisse und Figuren sehr gut vorstellen. Die Spannung gleicht einem roten Faden, der jedoch nur selten in die Höhe ausschlägt, aber dennoch mag ich es, dieses Buch zu lesen und bin gut unterhalten.

Das Thema dieses Kriminalromans befasst sich unter anderem mit dem immer wieder aktuellen Thema Bioprodukte. Hier geht es um Eier, die der Hofbesitzer Falkenberg als solche verkaufte obwohl er sie per Lkw aus Polen bezog. Nachvollziehbar, dass es da zu Unmut im Umfeld kommt und eventuell dort ein Mordmotiv zu suchen ist.

Interessant beschreibt die Autorin den Konflikt zwischen Ermittler und Vater und zwischen Tochter und Tierschutzaktivistin. Wer gewinnt die Oberhand, der Vater oder der Ermittler? Was ist der Tochter wichtiger, die Tierschutzorganisation oder ein friedliches Familienleben? Und zu guter Letzt, wie verhält sich die Mutter, die plötzlich zwischen zwei Stühlen sitzt. Hier fand ich die Handlungen und auch die Gedanken von Vater, Tochter und Mutter sehr authentisch dargestellt.

Die zweite Thematik dieses Kriminalromans bezieht dich auf den Handel mit Organen, denn dem Toten Falkenberg wurde das Herz entnommen, das er vormals als Organspende erhalten hatte.

In diesem Kriminalroman wimmelt es von Figuren, die alle scheinbar ein Mordmotiv haben. Diese Figuren sind teilweise miteinander verstrickt und fast jeder kennt hier jeden. Manches kam mir sehr konstruiert vor, manchmal wäre weniger etwas mehr gewesen, aber insgesamt empfand ich die Leben der Protagonisten gut in Szene gesetzt.

Der etwas kauzige, eher ruhige und harmoniebedürftige Ermittler ist sympathisch und auch sein Team kann sich sehen lassen.

Dieses Buch war sehr nett, aber ich mag es dann doch lieber etwas spannender und rasanter.

Fazit und Bewertung:

Ein solider Kriminalroman in einem schönen Schreibstil, mit interessanten Figuren und einem sehr sympathischen Ermittler. Allerdings hätte diesem Krimi etwas mehr Tempo gut getan.