Vom Ende der Einsamkeit
Vom Ende der EinsamkeitDies ist die Geschichte von Jules, der nach dem frühen Tod seiner Eltern gemeinsam mit seiner Schwester Liz und seinem Bruder Marty in einem Internat aufwächst. Getrennt von seinen älteren Geschwistern, ...
Dies ist die Geschichte von Jules, der nach dem frühen Tod seiner Eltern gemeinsam mit seiner Schwester Liz und seinem Bruder Marty in einem Internat aufwächst. Getrennt von seinen älteren Geschwistern, die in einem anderen Trakt der Internatschule untergebracht sind, findet er nur in der Klassenkollegin Alva eine Freundin. Das rothaarige aufmüpfige Mädchen, deren Schwester von einem Tag auf den anderen verschwunden ist, fühlt sich zu Jules hingezogen, da er dieselbe Traurigkeit austrahlt, die sie fühlt. Sie werden beste Freunde, verlieren sich aber nach Jahren aus den Augen. Auch Jules Geschwister sind einsam und jeder auf seine eigene Art gebrochen. Im Laufe der Jahre, die sie erwachsen werden, müssen alle von ihnen einige Höhen und Tiefen durchleben....
Der Einstieg in den Roman ist mir eigentlich sofort gelungen, obwohl dies mein erstes Buch von Benedict Wells ist. Seine wundervolle Sprache und die Beschreibung der Umstände, sowie der Charaktere hat mich sofort gefesselt. Der Roman ist eine Mischung aus Familiengeschichte, Drama und einer Liebesgeschichte. Der Autor schickt seine Figuren auf die Suche nach der eigenen Identität, die nach dem frühen Tod der Eltern straucheln und nicht wissen wohin. Obwohl der Roman sehr ruhig und melancholisch ist, man ab und zu das Gefühl hat, dass er kurz auch mal ein bisschen dahinplätschert, so hat mich die Entwicklung von Jules Leben fasziniert. Es gibt Höhen und Tiefen wie im realen Leben und man verliert sich aus den Augen, auch wenn man denkt, dass man sein ganzes Leben lang befreundet sein wird. So passiert es mit Alva und Jules und viel zu spät erkennt er, dass Sie viel mehr für ihn bedeutet, als er dachte. Und er muss endlich erkennen, dass er seinem Leben einen Sinn geben und er selbst dafür sorgen muss. Aber auch die Geschwister driften auseinander, die generell sehr unterschiedlich sind. Trotzdem finden sie am Ende alle wieder zusammen und geben einander, nicht nur in schweren Zeiten, Halt.
Charaktere:
Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet und voller Leben. Während Liz schon als Teenager um ihre Ausstrahlung weiß und alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, äußerst extrovertiert und ruhelos durchs Leben geht, ist Marty das komplette Gegenteil. Er ist ein Einzelgänger, ein Nerd und Vorzeigeschüler, der sich voll und ganz der Wissenschaft widmet. Mit Elena hat er bald seine große Liebe gefunden, die ein sehr herzlicher und gefühlvoller Mensch ist. Doch auch ihr Leben gestaltet sich nicht so einfach, wie sie es sich vorgestellt hatten. Jules scheint als Einziger nicht zu wissen, was er eigentlich mit seinem Leben anstellen soll. Er hat einen coolen Job bei einem Plattenlabel, der ihn jedoch nicht erfüllt. Die Fotografie, die er Dank seines Vaters verfolgt hat, hat er nach dem Tod der Eltern aufgegeben. Er ist orientierungslos. Nur das Schreiben gibt ihm ab und zu Halt, doch dazu fehlt ihm oft die Überzeugung, dass er es kann.
Alle Charaktere bilden sich im Laufe der 368 Seiten weiter und runden den Roman hervorragend ab.
Schreibstil:
Der Roman ist aus der Sicht von Jules in der Ich-Form geschrieben. Alle Charaktere sind sehr unterschiedlich Persönlichkeiten und ganz wunderbar beschrieben. Sie werden erst durch die wundervolle poetische und ausdrucksstarke Sprache des Autors lebendig. Obwohl die Geschichte direkt aus dem Leben gegriffen ist und sich ähnlich woanders genauso abspielen könnte, lebt der Roman vorallem durch Benedict Wells Sprachkunst.
Fazit:
Ein sehr ruhiger, aber eindringlicher Roman, der vorallem durch den wunderbaren Schreibstil des Autoren glänzt. Mich hat die Geschichte noch nachhaltig beschäftigt und wer tiefgründige Bücher mit tollem Schreibstil mag, sollte hier zugreifen!