Intensiver, leidenschaftlicher und wunderbarer erster Teil der Ravenel- Reihe, der mich auf ganzer Linie überzeugen konnte
Nachdem ihr frischgebackener, aber volltrunkener und rasend wütender Ehemann bei einem Sturz vom Pferd tödlich verunglückt ist, harrt Lady Kathleen nun zusammen mit den unverheirateten Schwestern des verblichenen ...
Nachdem ihr frischgebackener, aber volltrunkener und rasend wütender Ehemann bei einem Sturz vom Pferd tödlich verunglückt ist, harrt Lady Kathleen nun zusammen mit den unverheirateten Schwestern des verblichenen Ehemanns aus auf Eversby Priory, bis der neue Besitzer und Titelträger, Devon Ravanel zusammen mit seinem Bruder Weston eintrifft. Kathleens Verständnis und ihre Freundlichkeit halten sich in Grenzen, als sie erfährt, dass Devon den baufälligen Besitz am liebsten sogleich veräußern möchte. Sich elegant aus der Affäre ziehen zu wollen, nur um schnell zurück nach London reisen zu können; dabei kein Amüsement verpassen…das passt zu Kathleens Vorstellungen über den neuen Earl, die sie sich im Vorfeld gemacht hat. Selbst wenn aller Anfang zwischen Devon und Kathleen schwer sein mag und sich beide zunächst wie die Kesselflicker streiten, lernen sie sich letztendlich zu respektieren und zu arrangieren.
Als Devon ihr mitteilt, dass er den Besitz doch nicht aufgeben will und versuchen möchte, die Pächter zu halten, freut sie sich sehr über seinen Gesinnungswandel. Doch Weston ist alles andere als begeistert von der Aussicht, seinen Bruder, hinsichtlich dieses in seinen Augen hoffnungslosen Unterfangens, unterstützen zu müssen. Dennoch, auch Weston überrascht Kathleen in den Wochen, in denen er sich an Devons Stelle um die Belange des Anwesens kümmert mit viel Arbeitseifer.
Kann es tatsächlich sein, dass die berüchtigten Ravenel Brüder, die in London als kaltherzige Lebemänner verschrien sind, gar nicht so teuflisch sind, wie ihr Ruf es ihnen angeblich bescheinigt?
Eines steht jedenfalls fest. Devon hat die Fähigkeit, Kathleen stets herausfordern zu können und seine männliche Attraktivität lässt sie keinesfalls kalt. Als er damit beginnt sie zu umwerben, ist sie jedoch verwirrt. Für eine Affäre ist sie sich viel zu schade und eine Ehe mit ihr würde er doch niemals anstreben wollen, oder?
Endlich gibt es etwas Neues von Lisa Kleypas und zwar in dem Liebesromanuntergenre, dass sie, wie ich finde, am Besten beherrscht, auch wenn ihre Ausflüge in zeitgenössische Bereiche durchaus für unterhaltsame Abwechslung sorgten. Im Historical Romance Bereich ist sie jedoch unschlagbar und so habe ich schon lange sehnsüchtig auf die Übersetzung des ersten Teils ihrer Ravenel Reihe gewartet. Um es vorweg zu nehmen. Das Warten hat sich durchaus gelohnt! In Bezug auf Intensivität und Romantik, steht „Dem Earl ausgeliefert“, anderen Romantiteln der Autorin ins Nichts nach.
Wieder einmal hat Lisa Kleypas hier einige interessante und recht unterschiedliche Haupt und Nebenfiguren geschaffen, die charismatisch geraten sind, wenn die Herren der Schöpfung auch nicht unbedingt einfache Charaktere sind. Devon und Weston und auch deren Freund, der walisische Warenhausbesitzer Rhys, sind typische Alphamännchen, die sehr bestimmend auftreten und gewisse Frauen sehr gerne in ihre Schranken weisen möchten.
Doch gottlob ist Kathleen eine sehr starke, taffe Frau, die keinem Streit aus dem Wege geht, wenn sie sich oder die ihren falsch behandelt glaubt. Und so wird man als Leser Zeuge, wie sie sich, zumeist mit Devon, einen unterhaltsamen Meinungsaustausch leistet. Unschlagbar fand ich allerdings auch die Romanpassage, in der sie Weston gehörig den Kopf wäscht. Kathleen ist eine tolle Liebesromanheldin, in die man sich sehr schnell hineindenken kann und die man genauso schnell in sein Leserherz schließt. Aber auch Devon ist vielschichtiger gestrickt, als es zunächst den Anschein hat und auch ihn mochte ich, trotz seiner zwischenzeitlichen Alphamännchen – Allüren sehr. Vor allem aber ist er, genau wie sein Bruder Weston auch, lernfähig. Die Liebesgeschichte zwischen Devon und Kathleen entwickelt sich langsam, was jedoch auch zur speziellen Situation passt, in der sich die beiden befinden und zudem müssen ja auch nebenbei noch alle anderen wichtigen Figuren eingeführt werden.
In der zweiten Hälfte des Romans bahnt sich bereits eine weitere Liebesgeschichte zwischen Helen und Rhys an, die neugierig macht, auf deren Roman. Allerdings hatte ich hier noch einige Probleme damit Rhys zu mögen und hoffe sehr, dass sich das in seiner Geschichte ändern wird.
Kurz gefasst: Intensiver, leidenschaftlicher und wunderbarer erster Teil der Ravenel- Reihe, der mich auf ganzer Linie überzeugen konnte.