Überraschend neu
WestwallIch würde mich nicht unbedingt als großen Thrillerfan bezeichnen, habe mich mit diesem Genre aber in letzter Zeit intensiver auseinander gesetzt, da sich für mich diese spannende Unterhaltung sehr gut ...
Ich würde mich nicht unbedingt als großen Thrillerfan bezeichnen, habe mich mit diesem Genre aber in letzter Zeit intensiver auseinander gesetzt, da sich für mich diese spannende Unterhaltung sehr gut eignet für lange Fahrten.
In diesem Sinne war "Westwall" für mich eine vollkommen neue Erfahrung. Bisher haben Thriller für mich immer weit weg gespielt, sei es in Amerika, wo (geht man nach den Büchern) nur Verrückte rumlaufen, oder in der skandinavischen Region, wo die Weite des Landes und die ständige Dunkelheit zur nötigen Stimmung der düsteren Thriller beitragen. Deutschland als Handlunsgort eines Thrillers konnte ich mir nicht so richtig vorstellen und dann auch noch im politischen Bereich angesiedelt.
Doch was Spannung und Thematik angeht, hat mich Westwall schnell eines besseren belehrt. Schnell taucht man gemeinsam mit Protagonistin Julia in das spannungsgeladene Milieu aus linker und rechter Szene ein, zwischen der der Staat in Gestalt von Polizei und Verfassungsschutz stehen. Gemeinsam mit der scheinbar ahnungslosen jungen Frau erfährt man von Verstrickungen und überraschenden Verbindungen, lernt verschiedene Mit- und Gegenspieler kennen, deren Ziele und Orientierung im Laufe der Geschichte verschwimmen.
Insofern wartet das Buch mit vielen, teilweise überraschenden Wendungen auf und weiß gut zu unterhalten. Allerdings wirkte das Buch für mich an manchen Stellen doch recht vorherhsehbar. Die Spannung konnte aber dank des Erzählstils gut aufrecht gehalten werden.
Der Charakterentwicklung der Figuren hat die Geschichte erfreulicherweise genügend Raum gelassen. Auch wenn einige der Nebenfiguren recht schablonenhaft wirkten (besonders negativ ist mir dabei der dümmlich wirkende Nazi Karl aufgefallen) und sich mir vor allem dank der Dialoge der auftretenden Jugendlichen die Zehennägel gerollt haben, konnten mich vor allem die Hauptfiguren überzeugen.
Uve Teschner als Leser des Buches hat mich in der Erzählung des Buches gut abholen können, überzeugte aber leider bei der Umsetzung einzelner Figuren nicht immer. Warum er zum Beispiel Karl (ja, ich weiß, an ihm habe ich einen negativen Narren gefressen) eine solche Fistelstimme verliehen hat, ist mir unbegreiflich undd trägt nur zusätzlich zum übertrieben dümmlich wirkenden Klischee bei. Authetischer hätte ich es gefunden, hätte er eine männlichere Stimme bekommen und somit der Figur einen interessanten Twist verliehen.
Sehr gut haben mir aber vor allem die ausgewählten Handlungsorte gefallen. Der Thriller spielt sich einmal quer durch Deutschland und bezieht dabei Städte und Landschaften mit ein, mit denen ich Erinnerungen und Bilder im Kopf verbinden kann. Dadurch wirkt das Buch umso realer und wird zu einem "fühlbaren" Erlebnis für mich.
Insgesamt ist "Westwall" ein solider Thriller, der mir mit seinem Handlungsort und den damit verbundenen Verknüpfungen etwas Neues und positiv überraschendes bieten konnte.