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Veröffentlicht am 04.10.2019

Paris zur Zeit Ludwig XV

Der Geschmack von Schmerz
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Habt ihr schon vom Marquis de Sade gehört? Nein? Dann stellt euch einfach Christian Grey aus "Fifty Shades of Grey" im 18. Jahrhundert vor, nur um einiges geheimnisvoller und gefährlicher. Nicht möglich? ...

Habt ihr schon vom Marquis de Sade gehört? Nein? Dann stellt euch einfach Christian Grey aus "Fifty Shades of Grey" im 18. Jahrhundert vor, nur um einiges geheimnisvoller und gefährlicher. Nicht möglich? Doch! Cornelia Haller hat in ihrem neuem Buch den sehr umstrittenen Marquis de Sade in ihrer Geschichte miteinbezogen und daraus einen etwas anderen historischen Roman geschrieben.

Unsere Hauptprotagonistin Isabeau ist ein aufgewecktes junges Mädchen, ein Wildfang, das nicht viel von Konventionen hält. Sie lebt mit ihren Eltern, die eine Werft besitzen, am Bodensee und sie liebt ihr ungezwungenes Leben. Ihr beste Freundin Anna hingegen träumt von der Ehe und Kinder und ist etwas naiv und leichtgläubig. So glaubt sie auch den Liebeschwüren von Emmerat, dem Sohn des großen Schifffahrtsunternehmen Lorenz. Und genau diesen Mann soll Isabeau nach den Wünschen ihrer Eltern heiraten, um die beiden Firmen zu vereinen. Isabeau weigert sich so vehement, dass sie ihre Eltern für ein Jahr nach Paris schicken. In der französischen Metropole und unter der strengen Aufsicht ihrer Tante soll sie endlich lernen sich damenhaft zu benehmen. Doch kaum in Paris angekommen lernt sie den berühmt berüchtigten und geheimnisvollen Marquis de Sade kennen. Kurze Zeit später trifft sie ihn sogar im Hause ihres Onkels wieder. Dieser gibt gerne für eine etwas illustre Gesellschaft Tarotabende und trifft sich mit Wissenschaftlern eines bestimmten Kreises. Zur selben Zeit passieren grausame Frauenmorde. Den Opfern wurde das Herz entfernt. Polizeiinspektor Luis Marais findet den Marquis mehr als verdächtig, der bekannt für seine sadomasochistische Neigung ist. Für ihn wird de Sade zum persönlichen Todfeind. Schon bald gerät auch Isabeau in seinen Sog und muss um ihren guten Ruf fürchten...

Dies ist mein zweiter historischer Roman der Autorin und doch ist er ganz anders als "Seelenfeuer", der den Hexenwahn zum Thema hatte. Die Autorin hat jedoch auch in ihrem neuen Roman wahre historische Begebenheiten mit ihrer fiktiven Geschichte verknüpft. Mit dem Marquis de Sade hat sie einen sehr interressanten Charakter ausgewählt, der im 18. Jahrhundert "umtriebig" war und als sehr kontroverse Figur in die Geschichte eingegangen ist. Cornelia Haller hat sich dabei ziemlich genau an seine Lebensgeschichte gehalten und auch Inspektor Marais gut charakterisiert, der es sich zur Lebensaufgabe machte den Marquis de Sade ins Gefängnis zu bringen und ihn zu verurteilen. Mit Isabeau haben wir einen eigensinnigen Frauentyp, der sich gegen Konventionen wehrt. Beide lernen wir als Persönlichkeiten ganz gut kennen, wobei bei de Sade der geheimnisvolle Teil noch mehr überwiegt. Der Rest der Figuren bleibt eher an der Oberfläche und einige sind doch etwas stereotyp gezeichnet.

Cornelia Haller hat die Atmosphäre dieser Epoche um Louis den XV. gut eingefangen. Die Dekandenz der Adeligen wird gut rübergebracht und die historische Begebenheiten wurden perfekt recherchiert. Und natürlich gibt es auch einen kleinen Hauch Erotik, wenn Donatien de Sade schon so einen großen Raum im Roman einnimmt. Die Themen Versuchung und Lust sind allgegenwärtig, trotzdem wirkt es nicht billig und vieles wird einfach nur angedeutet....also keine Angst, es ist absolut kein Erotikroman!
Einige Wiederholungen und zu detaillierte Ausfühungen im Mittelteil führten zu einigen kleinen Längen. Mein Verdacht betreffend der Frauenmorde waren ebenfalls richtig und einige Wendungen sind etwas vorhersehbar. Das Ende fand ich gelungen.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Cornelia Haller ist flüssig, bildgewaltig und teilweise sehr detailliert. Die Sprache ist der damaligen Zeit angepasst. Die Charaktere sind leider etwas schwarz-weiß gemalt und stereotyp.
Über den jeweiligen Kapitel steht ein Spruch des Marquis de Sade.

Fazit:
Historisch etwas leichtere Lektüre mit einem kleinen Hauch Erotik, Liebe und auch Spannung. Der Roman spiegelt die Atmosphäre der damaligen Zeit wieder und wurde ausgezeichnet recherchiert. Im Vordergrund steht allerdings eher die Liebesgeschichte und die Figuren waren mir manchmal doch etwas zu sterotyp. Trotzdem bereitete mir der neue Roman der Autorin nette Lesestunden.

Veröffentlicht am 16.08.2019

Überleben im Outback

Zu Staub
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Vor noch gar nicht allzu langer Zeit habe ich den zweiten Thriller der australischen Autorin "Ins Dunkel" gelesen. Zur selben Zeit kam auch ihr Debüt "The Dry" oder "Die Hitze" als Taschenbuch (mit neuem ...

Vor noch gar nicht allzu langer Zeit habe ich den zweiten Thriller der australischen Autorin "Ins Dunkel" gelesen. Zur selben Zeit kam auch ihr Debüt "The Dry" oder "Die Hitze" als Taschenbuch (mit neuem Titel) heraus. Beide haben mir gut gefallen (war gerade erstaunt, dass ich 3 1/2 und 4 Sterne vergeben habe...hatte ich beide Thriller doch noch in ziemlich guter und positiver Erinnerung).

"Zu Staub" ist ein Stand Alone und gehört nicht zur Reihe von Ermittler Aaron Falk. Ich würde es auch nicht als Thriller, sondern eher als Familiendrama bezeichnen.
Wir befinden uns im Westen von Australien, im Outback. Einsame Farmen, der nächste Nachbar ist Stunden entfernt, die Wüste und der Sand das alltägliche Bild. Man spürt beim Lesen direkt den Staub zwischen den Zähnen. Der Titel ist im wahrsten Sinne des Worters perfekt gewählt, auch wenn der englische Originaltitel "The Lost Man" ebenso passt. Wer sich in dieser Gegend verirrt oder nicht ausreichend ausgerüstet ist, hat kaum eine Überlebenschance. So ergeht es auch Cameron Bright. Er ist jedoch kein Fremder, lebt seit seiner Geburt auf der Familienranch und war perfekt ausgerüstet. Und trotzdem wird seine Leiche unweit des legendären "Stockman Grabes" gefunden. Sein Wagen steht vollbepackt mit der kompletten Ausrüstung etwa 10 km entfernt. Weder der herbeigerufene Polizeibeamte, noch der Sanitäter können eine Gewalteinwirkung erkennen. Doch warum sollte sich der allseits beliebte zweifache Familienvater, dessen Farm gut läuft, Selbstmord begehen? Die Umstände sind rätselhaft...

Der Fokus der eher ruhigen Geschichte liegt bei den Figuren, bei denen es sich großteils um Familienangehörige oder Backpacker, die auf der Farm arbeiten, handelt. Polizeiliche Ermittlungen gibt es kaum. Das Drama spielt sich unter den Farmbewohnern ab. Nathan und Bub sind jeweils der ältere und der jüngere Bruder von Cam. Ilse ist Cams Frau und Sophie und Lo seine Töchter. Carl, der bereits verstorbene Vater und Liz, die Mutter der Jungen, haben die Ranch bereits an Cam und Ilse übergeben. Harry ist ein alteingessener Farmmitarbeiter, der schon zur Famlie gehört. Xander ist der Sohn von Nathan, der über die Weihnachtsferien aus Brisbane angereist ist, wo er zu Schulzeiten bei seiner Mutter Jacqui wohnt. Und dann sind noch die Backpacker Simon und Kathy aus Großbritannien.

Das Leben unter Extrembedingungen steht in diesem Famliendrama im Vordergrund. Die außergewöhnliche Atmosphäre hat Jane Harper großartig eingefangen. Man spürt die Weite des Landes, den Sand und die Hitze durch jede Seite.
Gemeinsam mit unserem Hauptprotagonistent Nathan, dem ältesten Sohn der Brights, erleben wir die Ereignisse der Tage nach dem Tod von Cameron. Seine eigene Farm liegt in der Nachbarschaft, wo er wegen eines Vorfalles vor zehn Jahren als Einsiedler lebt. Diese Ereignis ist der Grund, dass Nathan von den Einheimischen gemieden wird. Bis zum Begräbnis am Weihnachtstag sind alle Familienmitglieder auf der
Ranch der Brights versammelt, wo die Emotionen nach und nach zu kochen beginnen. Misstrauen und Argwohn liegen in der Luft. Die Frage, ob die Einsamkeit in den Weiten des Outbacks das Böse hervorruft, wird immer wieder aufgeworfen.

Es beginnt ein Katz- und-Maus-Spiel, das den Leser mitnimmt und immer wieder aufs Neue rätseln lässt, was passiert ist. Trotzdem entwickelt sich die Geschichte im Mittelteil ein bisschen schleppend, jedoch ist immer eine unterschwellige Spannung vorhanden. Durch Rückblenden in die Vergangenheit erfahren wir mehr über die Kindheit der Brüder und diese offenbart einige düstere Familiengeheimnisse. Dadurch erhält man neue Gedankenanreize, die die Autorin gekonnt einsetzt und den Leser öfters auf falsche Fährten führt.

Die Auflösung war eine Überraschung, hat mir aber gut gefallen.

Schreibstil:
Wie schon bereits in ihren anderen Büchern schildert die Autorin wahnsinnig atmosphärisch und verleiht auch ihren Figuren Tiefe. Sie beherrscht es einfach großartig ihre Heimat stimmig und eindrücklich zu beschreiben, egal ob Dschungel oder Wüste.


Fazit:
Kein Thriller, sondern ein Familiendrama, welches vorallem wegen der großartigen Atmosphäre und ihren vielschichtigen Charakten punktet. Trotz einigere Längen im Mittelteil bleibt eine unterschwellige Spannung bestehen. Trotzdem finde ich "Zu Staub" bisher als das schwächste Buch der Autorin.

Veröffentlicht am 01.08.2019

Lässt mich zwiegespalten zurück

Das geheime Lächeln
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Im Zuge der Bloggeraktion #litlovehistory habe ich zu Bettina Storks Roman "Das geheime Lächeln" gegriffen, welcher sich schon viel zu lange auf meinem SuB Stapel befand.

Die Journalistin Emilia Lukin ...

Im Zuge der Bloggeraktion #litlovehistory habe ich zu Bettina Storks Roman "Das geheime Lächeln" gegriffen, welcher sich schon viel zu lange auf meinem SuB Stapel befand.

Die Journalistin Emilia Lukin entdeckt in einem Auktionskatalog ein Gemälde mit einem Frauenportrait, welches ihr Interesse weckt. Das Anlitz der Unbekannten ähnelt ihrem eigenen auf unheimliche Weise. Bei der Frau kann es sich nur um ihre Großmutter Sophie Langenberg handeln, dem schwarzen Schaf der Familie, über die nicht gesprochen werden durfte. Emilia entschließt sich in den Elsass zu fahren und das Bild zu ersteigern, um es in Familienbesitz zu bringen.

In zwei Handlungssträngen, die in den 30igern des letzten Jahrhunderts und in der Gegenwart spielen, erzählt Bettina Storks die Geschichte rund um ein Familiengeheimnis. Emilia begibt sich auf Spurensuche und dabei auf eine emotionale Reise in die Vergangenheit. Etwas Abwechslung tut ihr gut, nachdem ihre Ehe mit Vladi gerade einiges an Konfliktpotential birgt. Ihr Ehemann hat sie betrogen und Emilia ist sich noch nicht sicher, ob sie ihr Vertrauen in Vladi wiederfinden kann. Die beiden Söhne Leo und Mischa sind erwachsen und Mutter Pauline befindet sich in einer psychiatrischen Einrichtung.
Emilia ersteigert das Bild "Frau im Schatten" und begibt sich anschließend nach "La Lumière" im Luberon, einem kleinen Ort in der Provence, wo Sophie einst gewohnt hat. Das Haus wurde nach ihrem Tod an ihre Tochter Pauline, Emilias Mutter, vererbt. Deswegen verspricht sich Emilia vor Ort mehr Informationen über ihre Großmutter zu erhalten. Ihr journalistischer Spürsinn und ihre Hartnäckigkeit lassen sie nicht ruhen und so werden aus Tagen Wochen, in denen sich ihr eigenes Leben von Grund auf verändert....
Emilia erhofft sich vom geheimnisvollen Jean-Pierre Roche mehr Informationen über Sophie, der ihre Großmutter angeblich gekannt hat. Doch der alte Mann weist Emilia erstmals zurück. Ganz langsam wird das Geheimnis um Sophie aufgedeckt und die zwei Zeitebenen verbinden sich schlussendlich zu einem Ganzen. Dabei kommt Emilia einer Lebenslüge auf die Spur, welche noch Auswirkungen bis in die Gegenwart hat.

Die ersten hundert Seiten überzeugten mich noch nicht wirklich, was sich im Laufe der Geschichte etwas änderte. Trotzdem konnte ich das Buch jederzeit aus der Hand legen und ich hatte kein drängendes Bedürfnis weiterzulesen. Mir fehlte weitgehend die Spannung. Der Großteil des Romans ist aus der Sicht von Emilia in der Gegenwart geschrieben, aber auch Jean-Pierre und Sophie kommen zu Wort. Der historische Anteil ist jedoch wesentlich kleiner.

Die Charaktere von Emilia, Sophie und Jean-Pierre wurden von der Autorin wunderbar gezeichnet und lebensecht dargestellt. Der unnahbare und gebildete Jean-Pierre wirkt einerseits geheimnisvoll und sympathisch, aber auch verschwiegen und distanziert. Er bleibt rätselhaft....das sollte er auch.
Emilia ist emotional und steht an einer Wende in ihrem Leben. Die plötzliche Suche nach ihren familiären Wurzeln kam mir jedoch etwas zu spontan und unglaubwürdig vor.
Viele ihre Emotionen konnte ich gut nachvollziehen, auch wenn sie mir mit der Zeit etwas zu fokusiert und theatralisch wirkten. Manche wiederum weniger. Besonders der Umgang mit ihrer Mutter erfüllte mich mit Unverständnis. Pauline leidet angeblich an Demenz und Emilia redet immer wieder auf sie ein und will ihr Dinge und Wahrheiten aufzwingen. Meine Mutter erkrankte ebenfalls an dieser Krankheit und reagierte auf diese Art "persönlichen Angriff" sehr ungehalten. Sie lebte in ihrer eigenen Blase und Wahrheit, welche man auch respektieren sollte. Emilias Verhalten empfand ich als Übergriff gegenüber ihrer Mutter. Das machte sie mir nicht immer sympathisch.
Von Sophie erfährt man meiner Meinung nach zu wenig. Ich konnte mich weder in sie hineinversetzen, noch kam bei mir Nähe zur Figur auf. Ihr Leben in den 30iger Jahren in Paris, die Liebe zum Künstler Paul-Raymond Fugin, die Künstlerkolonie und der Beginn des Zweiten Krieges wurden mit viel Empathie erzählt, doch danach war Sophie für mich nicht mehr wirklich greifbar. Die Zeit in der Provence fand ich noch lückenhafter. Sophies Leben wird größtenteils aus Briefe und Tagebucheinträge zusammengetragen bzw. aus Erzählungen von Jean-Pierre. Vielleicht war das auch mein Problem zu Sophie keine richtige Beziehung aufbauen zu können.

Sehr interessant fand ich die historische Erwähnung des Dorfes Dieulefit, dessen Bewohner sich während des Krieges geschlossen gegen die Nazis stellten und heimlich Flüchtlinge versteckten. Bettina Storks hat diese historischen Fakten wunderbar in ihren Roman verwoben.

Schreibstil:
Bettina Storks schreibt poetisch und mit viel Liebe zum Detail. Die dichte atmosphärische Erzählung und die bildgewaltige Beschreibung der Landschaften und Dörfer in Südfrankreich machten es mir leicht sich alles vorzustellen, obwohl ich noch nie dort war. Selbst der immer wieder erwähnte Mistral, der starke und kalte Fallwind der im Mittelmeerraum vorkommt, blies mir beim Lesen um die Ohren.
Die Charaktere sind lebendig, trotzdem kam nicht unbedingt Sympathie zu ihnen auf. Vorallem die eher distanzierte Beziehung der Söhne zu Emilia oder diese zu ihrer Mutter Pauline fand ich teilweise erschreckend kühl und emotionslos.

Fazit:
Der Roman lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Die Idee und die bildhaften Beschreibungen, sowie den Schreibstil mochte ich sehr. Die Charaktere nur teilweise und die Spannung fehlte mir ebenfalls. Es ist ein Roman der leisen Töne, der aufzeigt, dass das Leben oft ungeahnte Wege geht und dessen Auswirkungen oft noch Generationen später betrifft.

Veröffentlicht am 01.08.2019

Schwacher Abschluss

Die Frauen vom Löwenhof - Solveigs Versprechen (Die Löwenhof-Saga 3)
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Im letzten Band der Löwenhof Trilogie von Corina Bomann befinden wir uns in den späten 60iger und Anfang der 70iger Jahre des letzten Jahrhunderts. Jahre des Umdenkens und der "Befreiung" von Vorschriften ...

Im letzten Band der Löwenhof Trilogie von Corina Bomann befinden wir uns in den späten 60iger und Anfang der 70iger Jahre des letzten Jahrhunderts. Jahre des Umdenkens und der "Befreiung" von Vorschriften und Traditionen.

In dieser Zeit begegnen wir Solveig, der Tochter von Mathilda und Agnetas Enkelin. Sie studiert Veterinärmedizin in Stockholm und hat sich erst vor kurzem verlobt. Doch ein schlimmer Schicksalsschlag vernichtet ihre Zukunftspläne. Voller Trauer zieht sie sich auf den Löwenhof zurück. Dort stellt sie schnell fest, dass das Gut in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Durch die fehlende Unterstützung des königlichen Hofes und dem rückläufigen Gebrauch von Pferden im täglichen Leben, werden die Einnahmen immer geringer. Als ein reicher Amerikaner eine größere Anzahl an Pferden kauft, rät ihnen der begleitende Stockholmer Werbefachmann zur Modernisierung. Doch Mathilda und Agneta wollen nichs davon hören. Solveig ist den Neuerungen gegenüber aufgeschlossener, fühlt sich aber auch der Familientradition gegenüber verpflichtet. Doch langsam wird es eng und die drei Frauen stehen kurz vor dem Verkauf. Kann Solveig den Hof retten?

Leider flacht die Geschichte im letzten Band der Trilogie, rund um die drei Lejongårds-Frauen, im Finalband etwas ab. Es gibt kein Familiengeheimnis und die Handlung verläuft etwas unspektakulär. Corina Bomann hat zwar immer wieder einige Twists eingebaut, die überraschende Wendungen bringen und die Spannung anheben, jedoch werden die Probleme viel zu schnell gelöst. Auch die Geschichte rund um Magnus und seinen Sohn wurde mir etwas zu glatt abgehandelt. Das nimmt der Geschichte leider etwas die Spannung und den Schwung. Ich hatte immer wieder das Gefühl, dass nun endlich etwas passieren muss, doch plötzlich ist die Spannung wie eine Seifenblase zerplatzt. Trotzdem fühlte ich mich meistens gut unterhalten, denn Corina Bomanns Schreibstil ist einfach gut und flüssig.

Die Lösung zur Rettung des Gutes fand ich gut gelöst und alle Pferdefreunde werden diesmal noch mehr Freude mit der Geschichte haben. Historische Begebenheiten gibt es in diesem Teil nur einen: die 1972 in München stattfindenden Olympischen Sommerspiele, die durch den Terroranschlag an der israelischen Olympiamannschaft in die Geschichte eingegangen ist. Bomann hat auch die Liebesgeschichte des heutigen Schwedenkönigs mit der damaligen Stewardess Silvia Sommerlath eingebaut, was mir gut gefallen hat. Die Liebesgeschichte rund um Solveig hingegen konnte mich nicht wirklich überzeugen. Außerdem fand ich ihre Entscheidung schlussendlich nicht wirklich richtig. Um nicht zu spoilern kann ich nur sagen, ich hätte anders gehandelt.

Schreibstil:
Gewohnt flüssig und angenehm zu lesen ist hingegen der Schreibstil. Man fliegt genauso wieder durch die fast 700 Seiten, wie schon in den Vorgängerbänden. Der Roman ist sprachlich hervoragend erzählt, jedoch hat mich die Geschichte rund um Solveig nach etwa der Hälfte nicht mehr wirklich mitgerissen. Schweden selbst kam mir auch in diesem Teil etwas zu wenig vor. Das Buch hätte eigentlich überall in Europa spielen können.

Fazit:
Der Abschluss der Trilogie kann leider mit den Vorgängerbänden nicht mithalten. Die Geschichte plätschert eher dahin und hat wenig Höhen und Tiefen. Trotzdem fliegt man wieder durch die Seiten und ich fühlte mich gut unterhalten. Schade, dass Solveigs Geschichte nicht an die ihrer Mutter und Großmutter herankommt.

Veröffentlicht am 01.08.2019

Nett, aber nicht wirklich mehr

Die Gabe der Liebe
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"Die Gabe der Liebe" wird der Blossom Street Reihe zugeordnet, hat aber nur sehr unwesentlich damit zu tun. Einzig Winter Adams ist die Besitzerin des French Cafés in der Blossom Street und ist in diesem ...

"Die Gabe der Liebe" wird der Blossom Street Reihe zugeordnet, hat aber nur sehr unwesentlich damit zu tun. Einzig Winter Adams ist die Besitzerin des French Cafés in der Blossom Street und ist in diesem Roman ein Nebencharakter. Hauptprotagonist ist aber diesmal ein Mann und zwar Kinderarzt Michael. Er ist seit einem Jahr Witwer und trauert noch immer sehr um seine Frau Hannah.

Als er mit seinem Schwager bei einem gemütlichen Bier zusammensitzt, übergibt ihm Richie ein Kuvert. Es ist Hannah's letzter Brief, der Michael nach dem Trauerjahr bekommen soll. Sie bittet ihren Mann wieder am Leben teilzuhaben. Es sei Zeit loszulassen und in die Zukunft zu schauen und die stellt sich Hannah für ihren Mann mit einer neuen Frau an seiner Seite vor. Es kommt sogar so weit, dass sie ihm drei mögliche Kandidatinnen vorschlägt.
Dies sind Winter Adams, Hannah's Kusine, und besagte Besitzerin des French Cafés in der Blossom Street. Sie ist die Chefin von Alix, die auch hier kurze Auftritte hat und die wir bereits aus einigen Büchern der Reihe kennen. Winter führte eine etwas komplizierte On/Off Beziehung zum französischen Koch Pierre und ist momentan wieder getrennt.
Kandidatin Nummer zwei ist Leanne Lancaster. Sie war Hannah's Krankenschwester und hat ebenfalls eine sehr schwere Zeit durchgemacht. Sie hat sich von ihrem Mann scheiden lassen, der Geld hinterzogen hat und seitdem zu Leanne keinen Kontakt mehr wünscht. Erst bei der Verhandlung erfuhr sie den Grund seines Betruges. Leanne ist sehr einfühlsam und liebenswert.
Die Dritte im Bunde ist Macy Roth, chaotische Künstlerin und Model. Sie verschenkt ihr Herz an streunende Katzen und Hunde, die sie bei sich zuhause aufnimmt. Außerdem kümmert sie sich um den schrulligen alten Nachbar gegenüber und kommt notorisch zu spät.
Zwei der vorgeschlagenen Frauen kämpfen noch mit ihren Altlasten und bei Macy ist sich Michael sicher, dass es sich nur um einen Irrtum handeln kann....
Michael ist über Hannah's Wunsch entsetzt und fühlt sich vor dem Kopf gestoßen. Wie soll er sich auf eine neue Frau einlassen können, wenn er doch Hannah noch immer liebt und um sie trauert? Und wann und wo sollte er diese Frauen treffen? Er ist doch tagein, tagaus in der Klinik und trifft sich seit Hannah's Diagnose nicht einmal mehr zu den Pokerabenden mit seinen Freunden.

Auch in diesem Band hat die Autorin wieder eine Geschichte, wo es um Schicksalschläge geht, die man zu überwinden hat. Trotz des Themas der Trauerbewältigung ist die Story locker und amüsant. Vorallem das Aufeinandertreffen von Michael mit den diversen Frauen birgt so einiges an Humor.
Obwohl ich mir gut vorstellen kann, dass jemand so einen Brief schreibt (automatisch denkt man auch an P.S. ich liebe dich), fand ich es äußerst unglaubwürdig, dass Hannah gleich drei bestimmte Kandidatinnen vorgeschlägt. Das erinnerte mich eher an eine Casting-Show.

Wie gewohnt begleiten wir abwechselnd die Protagonisten, wobei Michael den Hauptpart einnimmt. Die Figuren sind wieder sehr vielschichtig und lebensecht dargestellt. Alle vier möchten ein neues Kapitel in ihrem Leben beginnen und sich von Enttäuschungen und der Trauer verabschieden.

Leider konnte mich schon der letzte Band der Blossom Street nicht so ganz überzeugen und auch beim siebenten Band, der irgendwie gar nicht zur Reihe gehört, ist es ähnlich. "Die Gabe der Liebe" konnte mich nicht so sehr in den Bann ziehen, wie zum Beispiel "Der Garten des Lebens" oder "Eine Schachtel voller Glück" (BTW...wer lässt sich eigentlich diese komischen Titel einfallen??)

Schreibstil:
Sehr viel brauche ich über Debbie Macombers Schreibstil nicht mehr zu sagen. Er ist gewohnt leicht, glänzt mit Humor und bringt auch ernste Themen locker rüber. Die Kapitel sind nach den handelnden Figuren unterteilt. Michael erzählt in der Ich-Form, während die drei Frauen in der 3. Person berichten.


Fazit:
Ein Roman, der zwar der Blossom Street Reihe zugeordnet wird, aber auch alleinstehend gelesen werden kann. Das Thema Trauerbewältigung wird wie immer mit viel Empathie und der Hoffnung auf einem Neuanfang behandelt. Gewohnte leichte Wohlfühllektüre, wobei es in der Reihe bessere und schlechtere Romane gibt. Trotzdem komme ich immer wieder gerne in die Blossom Street zurück.