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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.01.2020

Furchtbar öde

Todesfalle
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Zum Inhalt:
Taylor Dawson kümmert sich auf einem Pferdehof um zwei traumatisierte Kinder, die ihre Mutter bei einem Gewaltverbrechen verloren haben. Doch auch ihr eigenes Päckchen ist nicht von schlechten ...

Zum Inhalt:
Taylor Dawson kümmert sich auf einem Pferdehof um zwei traumatisierte Kinder, die ihre Mutter bei einem Gewaltverbrechen verloren haben. Doch auch ihr eigenes Päckchen ist nicht von schlechten Eltern: Jahrelang wurde sie von ihrer Mutter in dem Irrglauben gelassen, dass ihr leiblicher Vater Clay ein Psychopath ist, der Taylor nach dem Leben trachtet. Jetzt möchte sie ihn kennenlernen und wird dadurch noch tiefer in den Fall hineingezogen, denn Clay ist der Sicherheitsbeauftragte des Pferdehofs und mit den mit dem Mord betrauten Ermittlern befreundet.

Mein Eindruck:
Ein Buch, welches so deutlich für den amerikanischen Markt konzipiert ist, dass einem Mitteleuropäer die Tränen kommen. Die Aussage „Thriller“ auf dem Cover ist dabei irreführend, denn um den Mord geht es nur in höchst überschaubaren Teilen (wenigstens ist der Killer ultraböse, so dass keinerlei Zweifel aufkommen, wem die Antipathie zu gehören hat). Hauptsächlich wird auf die Tränendrüse gedrückt, wenn es um die herzzerreißende Zusammenkunft von Vater und Tochter geht, bei der wirklich jeder im Umfeld der beiden meint, ein Wörtchen mitsprechen zu müssen, sich dauerhaft und pausenlos dafür entschuldigt wird und Kinder nicht Kinder sind, sondern mit ihrer Altklugheit den Erwachsenen den richtigen Weg weisen. Außerdem wurde jeder schon mindestens einmal entführt und/oder seelisch tief verletzt und/oder angeschossen. Und dann kommt es fast folgerichtig zum feuchten Traum der National Rifle Organization: Eine knapp dem Teenager-Alter entwachsene junge Frau schießt den bösen Attentäter an und macht so nicht nur ihren Vater stolz, sondern bewirkt damit zusätzlich eine Erektion bei dem Mann, der sie erst vor zwei Tagen kennengelernt hat und schon dermaßen in sie verschossen ist, dass sein traumatisches Erlebnis mit der letzten (und sogar ersten) Frau in seinem Leben vollkommen vergessen ist. Über das Ende dieser unsäglichen Geschichte sollte der Mantel des Schweigens gehüllt werden, aber auch dieser tropft irgendwann einmal durch vor lauter Schmalz, der sich in jeder Faser der 600 Seiten breit macht.

Mein Fazit:
Für die absolut dünne Kriminalgeschichte hätten 200 Seiten gelangt, der Rest ist ein Hochlied auf die ballernde Familie

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.10.2019

Zu übertrieben

Last Shot
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Zum Inhalt:
Fast die gesamte Familie eines Clan-Oberhaupts wird auf einem Rastplatz ausgelöscht, als sein Sohn Dima das Auto kurz verlassen hatte. Dieser flieht aus zwei Gründen vom Tatort, bevor die Polizei ...

Zum Inhalt:
Fast die gesamte Familie eines Clan-Oberhaupts wird auf einem Rastplatz ausgelöscht, als sein Sohn Dima das Auto kurz verlassen hatte. Dieser flieht aus zwei Gründen vom Tatort, bevor die Polizei eintrifft: Er hat Angst um sein Leben und sucht das kleine Mädchen, das verschont geblieben ist. Bei dieser Flucht trifft er auf ein Gangsterpärchen, welches eigene Ziele verfolgt und wird vom Mörder seiner Familie gejagt. Und hinter allen ist die Polizei her – auch hier als Paar.

Mein Eindruck:
Hazel Frost wollte wohl Quentin Tarantino mit ihrem Roman nacheifern, - geglückt ist ihr dieser Versuch jedoch ganz und gar nicht. Denn sie schießt mit der bizarren, unglaubwürdigen Handlung, den völlig überzeichneten Figuren und den zu gewollten Konstellationen weit über ein wie auch immer geartetes Ziel hinaus.
Überraschungen beinhaltet der Thriller, - das kann niemand ihm absprechen. Aber diese Überraschungen nutzen sich ab, da sie mehr als Stilmittel an sich eingesetzt werden, als um die Geschichte voran zu bringen. Und noch ein „Merkmal“ des Buches nervt irgendwann kolossal: Andauernd geht es ums Pinkeln, hauptsächlich in der Öffentlichkeit und/oder vor anderen Menschen. Ja, das gehört zum Leben, trotzdem braucht das keiner in dieser epischen Breite.
Doch zwei Sachen sind der Autorin wirklich gelungen. Das Erste ist die Einführung ihrer Hauptcharaktere. Diese erhalten nach ihrer ersten Erwähnung einen Steckbrief für die Leser, welcher erklärt, wie diese Person zu dem wurde, was sie ist und was sie ausmacht. Das Zweite ist das Ende, welches nach dem ganzen Gemetzel und der vielen gestörten Menschen, die darin verwickelt sind ein wenig versöhnlich ist.


Mein Fazit:
Nur ein guter Anfang und ein gutes Ende reichen nicht zum guten Buch

Veröffentlicht am 16.08.2019

Stereotyp

Blind Date
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Zum Inhalt:
Er sieht wahnsinnig gut aus und sucht sich seine Opfer online: Der Sadist Mister Right Now hat sich als nächstes Objekt seiner tödlichen Begierde Paige ausgewählt, doch diese zeigt sich - durch ...

Zum Inhalt:
Er sieht wahnsinnig gut aus und sucht sich seine Opfer online: Der Sadist Mister Right Now hat sich als nächstes Objekt seiner tödlichen Begierde Paige ausgewählt, doch diese zeigt sich - durch ihr Umfeld immer wieder um das Date gebracht - widerspenstig. Aber ist das schönste am Erfolg nicht die Jagd? Und so zieht er seine Kreise um Paige, die nicht merkt, dass sie schon bald zur Strecke gebracht werden soll.

Mein Eindruck:
Die Sterne erhält einzig und allein die Sprecherin, denn dieser Thriller ist weder spannend, noch hat er tiefgründige Charaktere. Es ist zum Beispiel völlig egal, wie intelligent die Frauen (angeblich) sind. Sie definieren sich nur über Klamotten, Schuhe, ihre Haare (ich weiß jetzt alles über das Wetter und was es einer guten Frisur zufügen kann) und legen die gleichen Maßstäbe bei ihren Männern an. Hauptsache eine Augenweide (wen kümmern schon innere Werte) und Mister Right Now ist so gutaussehend, dass praktisch jedes (und ich meine wirklich jedes) weibliche Wesen zu sabbern anfängt, wenn er in dessen Blickfeld gerät. Noch holzschnittartiger die anderen weiblichen Charaktere: Entweder nur lieb oder nur dumm, keine Zwischentöne. Geht es trivialer? Oh ja, es geht. Denn hauptsächlich wird über Sex geredet und er praktiziert - ebenfalls unabhängig vom Alter - und die Höhe der Absätze der Damen spielt eine größere Rolle, als irgendeine Krimispannung.
Das Allerschlimmste ist jedoch der Schluss (Vorsicht Spoiler, wenn auch nicht inhaltlich):

Wer hat beschlossen, dass es cool ist, ein Ende offen zu lassen, - und das in jeder Beziehung? Der zweite Krimi in der letzten Zeit, der anscheinend das nicht mehr gewogene Publikum auf einen nächsten Band anfüttern will. Vergisst es! Nicht mit mir! Das war es mit Joy Fielding!

Mein Fazit:
Gute Stimme, keine gute Stimmung

Veröffentlicht am 10.07.2019

Unbekömmlicher Quark

Die Magdalena-Verschwörung
5

Zum Inhalt:
Die an Leben und Werk Maria Magdalenas sehr interessierte, rothaarige, intelligente und sympathische Journalistin Maureen Paschal und ihr wahnsinnig reicher, gutaussehender, besorgter und anbetungswürdiger ...

Zum Inhalt:
Die an Leben und Werk Maria Magdalenas sehr interessierte, rothaarige, intelligente und sympathische Journalistin Maureen Paschal und ihr wahnsinnig reicher, gutaussehender, besorgter und anbetungswürdiger Freund Berenger kaufen ein Anwesen in Frankreich und haben dabei das unglaubliche Glück, in einem Raum auf Dokumente zu stoßen, die Anne Boleyn – ihres Zeichens ebenfalls spirituelle Anhängerin Magdalenas – gehört haben.

Überglücklich vertieft sich Maureen in die Dokumente, ungeachtet der Gefahr durch einen Frauenmörder, der es just auf den Schlag Frauen abgesehen hat, der gebildet, emanzipiert und in der Erforschung der Welt des Mittelalters zuhause ist. Und so erschließen sich der Leserschaft die Welt Anne Boleyns vom zarten Pflänzchen zur geköpften Königin und die Welt Maureens in einem Kokon von Wissen und Spiritualität auf den Spuren Annes und den gemeinsamen und doch getrennten Erfahrungen mit jungem Glauben und (manchmal) alten Männern, die anderen nicht den Dreck unter dem Fingernagel des Wissens gönnen.

Mein Eindruck:
Auch ich habe gerade eine Erscheinung. Ich sehe vor meinem geistigen Auge ein gutes Buch. Eines, das die Bezeichnung „Thriller“ verdient. Eines, in dem es glaubhaft gezeichnete Charaktere gibt. Eines, in dem nicht nur gepilgert, sondern angekommen wird. Eines, in dem die Mordumstände begründet und nicht nur wild ausgeschmückt sind.
Kurz: Ich sehe ein ganz anderes Buch als „Die Magdalena-Verschwörung“.

Auf zwei Zeitebenen (Anne Boleyn und Gegenwart) lässt McGowan ihre Figuren agieren. Doch eine wirkliche Verbindung der Erzählstränge gibt es nicht; zusätzlich geraten ihr beide sehr dröge. Anne Boleyn pilgert und pilgert, führt hochtrabende Gespräche in illustrer Frauenschar und ist immer wieder höchst entzückt, beglückt und so intelligent und schön, dass nur Neid, Missgunst und eine Kopfverletzung Heinrichs sie zu Fall und unter das Schwert bringen. Maureen wiederum liest, heult vor Glück über ihren Fund und recherchiert, erfährt von Morden an ihr bekannten Frauen, ist aber so abgeklärt, mutig und stark, dass sie natürlich überhaupt nichts davon an sich heran lässt. Die Leser übrigens auch nicht – denn genauso langweilig, emotionslos und blutleer (nur ohne Lauferei) wie die Vergangenheit ist der Gegenwartspart beschrieben. Die Krönung des Geschreibsels zeigt sich jedoch in einem Showdown, der in Hollywood mit der goldenen Himbeere in sämtlichen Kategorien ausgezeichnet werden würde. Dämlich, überspitzt, mit einem Motiv, das irgendwie aus der Schublade für „nehme ich, wenn ich eine Schreibblockade habe“ gezogen wird und ohne jedwede befriedigende Erklärung bleibt. Möglicherweise dem Umstand geschuldet, dass der Vergangenheitsteil nach jahrelanger Recherchearbeit entstanden ist, die Gegenwart jedoch später hinzugefügt wurde und sehr heutigen Klischees entspricht: Milliardäre wohin man schaut, der Böse surft im Darknet, obenauf eine dicke Schicht Feminismus.

Das Einzige, was noch ein bisschen die Wertung rettet, sind die Einblicke in die Politik, die sich in Annes Tagen vom Werben des Königs bis zu ihrem Tod zeigen. Viel zu wenig, um dieses Buch empfehlen zu können, welches nicht Fisch (interessanter Historien-Schmöker) und schon gar nicht Fleisch (Thriller) ist.



Mein Fazit:
Kolossaler Kokolores

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Figuren
  • Idee
Veröffentlicht am 24.09.2017

Dreckig

Der Preis, den man zahlt
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Zum Inhalt:
Lorenzo Falco, ein Söldner, erhält 1936 in Spanien den Auftrag, einen politischen Gefangenen zu befreien. Im Zuge dessen macht er nicht nur die Bekanntschaft einer undurchsichtigen Frau, sondern ...

Zum Inhalt:
Lorenzo Falco, ein Söldner, erhält 1936 in Spanien den Auftrag, einen politischen Gefangenen zu befreien. Im Zuge dessen macht er nicht nur die Bekanntschaft einer undurchsichtigen Frau, sondern zeigt dem Leser deutlich die dreckigen Seiten eines Bürgerkrieges, bei dem es nur Verlierer gibt.

Mein Eindruck:
Die Lobeshymnen in den spanischen Zeitungen verwundern mich oder lassen auf eine tiefe Machismo-Leidenschaft schließen. Denn dieses Buch ist vor allen Dingen altbacken und frauenfeindlich, es erinnert an einen englischen Film-Spion zu Zeiten eines Sean Connery. Die Herren eloquent und ihren Zielen verpflichtet, die Damen allzeit bereit, für den Helden die Kleidung abzulegen – egal, ob verheiratet, verbandelt oder gerade erst bekannt. Leider fehlt jedoch der feine britische Humor – hier wird brutal gemordet, hintergangen, gefoltert ohne jeden Funken von Gefühl und Augenzwinkern, ein schlechtes Gewissen ob der Bauernopfer ist höchstens noch in fast nicht messbaren Spuren vorhanden.
Ein Fehler liegt aber auch in dem Cover, das an Carlos Ruis Zafon erinnert und eine dementsprechende Erwartungshaltung an eine Story mit Gefühl und Herz aufbaut, die „Der Preis, den man zahlt“ nicht einmal ansatzweise erfüllt. Ein zweiter in der Vorstellung vieler Figuren, die dem Helden möglicherweise in späteren Bänden über den Weg laufen werden, deren Rollen hier aber nicht über die des Lückenbüßers hinausgehen. Bei einem Buch, das sowieso nicht gerade mit seiner Länge beeindruckt, bleibt dadurch nicht mehr viel für den suggerierten Kern übrig – eine Gefangenenbefreiung, die letztendlich nur ein paar Zeilen beansprucht.
Ein Ärgernis noch zum Schluss: Ich mag es einfach nicht, wenn „ziemlich schmutzig“ mit „typisch deutsch“ betitelt wird. Nirgendwo.