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Veröffentlicht am 16.09.2019

Eine grpßartige Fortsetzung mit einigen Längen

Weißer Tod
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„Wäre es okay“, unterbrach sie ihn, ohne das kalte Küchentuch von ihrer geschwollenen, blutenden Lippe zu nehmen, „wenn ich mich zwei Minuten darüber freuen dürfte, dass ich nicht tot bin, bevor du weitermachst?“
Strike ...


„Wäre es okay“, unterbrach sie ihn, ohne das kalte Küchentuch von ihrer geschwollenen, blutenden Lippe zu nehmen, „wenn ich mich zwei Minuten darüber freuen dürfte, dass ich nicht tot bin, bevor du weitermachst?“
Strike stieß eine Rauchwolke aus. „Ja, ist nur fair“, sagte er und zog sie ungelenk in eine einarmige Umarmung.



Meine Meinung

Weißer Tod ist der vierte Teil der Reihe um Cormoran Strike und Robin Ellacot. Wenn ihr die anderen Teile noch nicht kennt, würde ich euch empfehlen diese Rezension vielleicht nicht zu lesen, weil es mir wohl schwer fallen wird, meine Gedanken auszudrücken, ohne eventuell auf die Bände vorher einzugehen. Im Endeffekt ist sogar die Inhaltsangabe schon ein Spoiler für jeden, der die anderen Teile nicht kennt. Aber ich werde mich natürlich bemühen nichts aus diesem Buch zu spoilern.

Das Cover fällt für mich etwas aus den anderen heraus. Ich verstehe nicht ganz, wieso man auf die kräftigen Farben verzichtet hat, die die anderen Bände geknnzeichnet haben. Es mag für mich im Regal nicht wirklich zu den anderen Büchern passen, die ich alle nebeneinander stehen habe, aber das ist natürlich eher nebensächlich.

Nach dem Ende des dritten Bandes war ich sooooo, so wütend auf J. K. Rowling – für jeden, der es noch nicht wusste: Robert Galbraith ist ein Pseudonym, unter dem die Harry Potter Autorin Krimis schreibt. Das Ende war einfach furchtbar. Nicht, weil der Fall schlecht aufgeklärt worden wäre, ganz im Gegenteil. Ich habe die Spannung und die Art und Weise wie Robin und Strike den Täter gefunden haben wirklich geliebt, aber am Ende gab es ein weiteres Kapitel, in dem Robin geheiratet hat und es endete für mich einfach viel zu abrupt. Entsprechend habe ich natürlich auf diese Fortsetzung hin gefiebert und habe mich wirklich gefreut, als ich im Herbst erfahren habe, dass sie endlich kommt.

Das Buch setzt unmittelbar dort an, wo das letzte geendet hat und entsprechend verstehe ich die Kritik, dass es am Anfang etwas braucht, bis die Handlung wirklich Fahrt aufnimmt. Für mich war das aber absolut perfekt. Die ersten Kapitel haben mir das gegeben, was mir am Ende des dritten Teils gefehlt hat. Überhaupt bin ich ein großer Fan von Rowlings Art Dialoge und Charakterkonstellationen zu schreiben. Sie fühlen sich nie gestellt oder gestelzt an, sondern immer sehr natürlich und real. Das habe ich schon in den Potter Büchern geliebt und Strike und Robin haben einfach eine unglaubliche Dynamik. Deshalb stören mich die vielen privaten Stellen der beiden Protagonisten überhaupt nicht. Ich sehe aber auch, dass sie ein starker Kritikpunkt für Krimileser sind, denn sie verleihen dem Ganzen einen anderen Aspekt. Es macht alles mehr zu einem Roman, als zu einem Krimi und sorgt für einige Längen in der Handlung. Den Kriminalfall hätte man auf der Hälfte der Seiten beschreiben können und entsprechend sehe ich, wieso reine Krimifans nicht unbedingt begeistert sind oder das Buch sogar langweilig finden.

Tatsächlich hat die Langatmigkeit einiger Stellen auch dafür gesorgt, dass ich am Ende keine vollen Fünf Sterne geben konnte. Es hat an einigen Stellen einfach doch etwas die Handlung gelähmt und ich konnte nicht immer ganz nachvollziehen, wieso Robin sich dazu entschieden hat bei Matthew zu bleiben. Es war nicht vollkommen unlogisch, aber ich konnte mich da einfach nicht hineinversetzen und entsprechend hätten mir einige Szenen auch deutlich kürzer gereicht.

Der Fall, an dem die beiden arbeiten, war hingegen unglaublich spannend, skurril und sehr gut geschrieben. Selbst wenn man als Leser glaubt, dass man hinter den Fall geblickt hat und endlich versteht, was vor sich geht, kommt es am Ende ganz anders und deshalb lese ich die Bücher so gerne. Rowling schafft es Neugier zu entfachen, denn Strike tut oftmals kund, dass er die Lösung hat, aber so wie Robin auch, sieht man die Verbindungen nicht immer und rätselt herum, was wirklich los ist und was die ganzen Hinweise und Indizien sagen.

Meggies Fazit

Mit seinen 800 Seiten ist Weißer Tod ein wirklich dicker Krimischinken. Ich verstehe, wieso das Buch manchem zu dick ist, denn es hat definitiv seine Längen aufgrund der privaten Situationen von Strike und Robin, trotzdem ist das Buch absolut lesenswert und spannend. Wer die Reihe um den Benson & Hedges rauchenden, einbeinigen, Strike und seine Partnerin Robin Ellacot noch nicht kennt, sollte sie unbedingt lesen. Es ist nicht zwingend notwendig beim ersten Band anzufangen, allerdings versteht man dann die Beziehung der beiden viel besser.

Veröffentlicht am 16.08.2019

Reicht nicht an Douglas Adams ran, aber gute Unterhaltung

Space Opera
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Das sollte man über intergalaktische Bürgerkriege wissen: Sie funktionieren nach denselben Gesetzen wie der mit Gebrüll, Geschrei, Türenknallen, Tellerwerfen, Schluchzen und Heulen gewürzte Kleinkrieg ...

Das sollte man über intergalaktische Bürgerkriege wissen: Sie funktionieren nach denselben Gesetzen wie der mit Gebrüll, Geschrei, Türenknallen, Tellerwerfen, Schluchzen und Heulen gewürzte Kleinkrieg jedes durchschnittlichen überspannten Paars. Es handelt sich dabei um eine Angelegenheit, die den direkt Beteiligten wahnsinnig wichtig ist, während sich alle Leute außerhalb der direkten Detonationszone lieber mit den wirklich entscheidenden Dingen des Lebens beschäftigen, beispielsweise damit, was es zum Mittagessen gibt. Niemand weiß genau, wie es eigentlich angefangen hat oder wessen Schuld es war, niemand nimmt Rücksicht darauf, dass die Nachbarn kein Auge zubekommen, weil man sich die ganze Nacht anbrüllt, und nur eines ist von wirklich fundamentaler Bedeutung, nämlich, das letzte Wort zu haben.


Meine Meinung

Gesehen habe ich Space Opera zum ersten Mal auf einem netten Bloggerabend in der Mayerschen in Hattingen. Schon damals haben wir mit den anderen Bloggern darüber gesprochen, dass wir dieses Buch unbedingt lesen müssen. Nun habe ich es zwar nicht gelesen, mir dafür aber als Hörbuch angehört (im Moment komme ich da nämlich schneller voran, als beim Lesen). Gefunden habe ich es im Angebot von BookBeat eigentlich nur, weil ich explizit nach Büchern gesucht habe, die von Simon Jäger gelesen werden. Der deutschen Synchronstimme von Matt Bomer kann ich eigentlich immer zuhören und vermutlich könnte er mir sogar das Telefonbuch vorlesen und es würde immer noch gut klingen. Das hat allerdings ja sehr wenig mit dem gesamten Buch zu tun.

Die große Ankündigung, dass dieses Buch das lustigste seit Per Anhalter durch die Galaxis sein soll, fand ich durchaus gewagt und ich muss am Ende leider auch zu dem Schluss kommen, dass es nicht wirklich mithalten kann. Man sollte eben aufpassen, wenn man sich einen Klassiker der SF-Literatur als Vorbild nimmt. Trotzdem hat das Buch für einige Lacher gesorgt und mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht.

Solche Geschöpfe konnten doch wirklich nicht als Person durchgehen. Ebenso wenig wie die Voorpret oder die Meleg oder die 321 oder die ganzen anderen lustigen Spezies, die die unerschrockenen Forscher zwischen den Sofakissen der Galaxis entdeckten. Sie sahen auch gar nicht wie Personen aus. Will heißen, nicht wie die Alunizar, jene weichen, leicht gewellten, wie aus geschmolzenem venezianischem Glas bestehenden Röhren, die in ihren eleganten, noppenartigen Kolonisationsraumschiffen durch die Dunkelheit schwebten. Und auch nicht wie die majestätischen Steinbürger der Utorak-Formation oder die glitzernden, verborgenen Mikro-Partikularien der Yüz, und ganz bestimmt nicht einmal annähernd wie die pelzgesichtigen, plüschschwänzigen, zeitreisenden Trunkenbolde der Keshet-Herrlichkeit, die eine unglaubliche Ähnlichkeit mit jenen Geschöpfen aufweisen, die Menschen Katzenbären nennen (und die tatsächlich weder mit Katzen noch mit Bären besonders viel zu tun haben, aber so ist das nun einmal mit Sprache).

Die Geschichte startet mit der Ankündigung, an die gesamte Menschheit, dass entschieden wurde, dass sie am nächsten metagalaktischen Grand Prix teilnehmen sollen. Das Event kann man sich in etwa wie den ESC vorstellen, nur mit mehr Aliens und abgedrehterer Musik – ja das ist in diesem Buch wirklich möglich. Die Fantasie ist der Autorin mit der Erfindung von sprechenden Flamingos, die die Sprache aller Menschen nachahmen können, die sie in den Erinnerungen ihres Gegenübers finden können, oder außerirdeischen, singenden Viren, wirklich nicht ausgegangen. Da inzwischen leider alle gewünschten Musiker gestorben sind, bekommt Decibal Jones mit seiner Band – die leider auch nicht mehr vollständig ist – die (un)ehrenhafte Aufgabe für die Erde anzutreten. Der Glamrocker soll beweisen, dass die Menschen empfindungsfähige Wesen sind, damit die Erde und all ihre Bewohner nicht ausgelöscht werden. Keine leichte Aufgabe, wo der Musiker doch ohne die verflossene Liebe, Mira Wonderful Star, eher verloren, als wirklich glamourös wirkt – nur gut, dass er noch seinen Bandkollegen Oort St. Ultraviolet an seiner Seite hat. Dennoch muss man es natürlich versuchen und dabei passieren einige witzig Szenen und es gibt durchaus skurrile Auftritte anderer Spezies.

Letztlich sind alle Kriege gleich. Wenn man sich durch die Schichten von Karamellpopcorn und Erdnüssen und tödlichem Ersticken und Verbrennen durchgearbeitet hat, stößt man irgendwann auf die eine, elementare Frage, die da lautet: Wer gilt als Person und wer als Fleisch?
Wir sind natürlich Personen, ist doch wohl klar. Aber ihr da? Man weiß es eben nicht so genau.


Die Charaktere haben in diesem slapsticklastigen und trashigen Spektakel von Glitzer, Glam und Discofeeling natürlich keinen wirklichen Tiefgang und auch die Handlung ist eher plätschernd, als wirklich spannend, aber dennoch ist die Geschichte unterhaltsam. Für mich hat aber ganz klar die Interpretation und sprachliche Umsetzung von Simon Jäger dieses Buch besonders gemacht. Ich weiß nicht, ob ich es wirklich bis zum Ende hätte lesen können. Neben dem Haushalt lässt es sich allerdings wirklich sehr entspannt hören.

Der Schreibstil ist ebenso wie die Ideen etwas, an das man sich erst gewöhnen muss. Verschachtelte Sätze sind ein Muss, sorgen aber auch für einen pointierten und zugleich passenden Humor in der gesamten Geschichte. Immer wieder werden Zitate aus den größten Hits der ESC-Geschichte eingestreut und runden das Werk stilistisch etwas ab. Immer wieder wird in der Zeit gesprungen und man erfährt das ein oder andere darüber, wie der Grand Prix zustande gekommen ist und welche Spezies sich in dessen Geschichte bereits wie gut angestellt hat. Das kann hin und wieder etwas verwirrend sind und sorgt auch dafür, dass die Hauptcharaktere eigentlich mehr zu Fußnoten in einem Epos über den Weltraum und seine Kleinkriege werden.


Meggies Fazit

Alles in allem hat mich Space Opera wirklich gut unterhalten. Es war eine lustige Geschichte voller Anspielungen auf Popkultur und Musik, die vollgepumt war mit Trash. Man hat sich fast in die 80er zurückversetzt gefühlt. Vom Scharfsinn konnte das Buch allerdings für mich nicht an Per Anhalter durch die Galaxis mithalten und ich glaube auch, dass dieser Vergleich der Geschichte nicht gut tut. Er schraubt die Erwartungen einfach zu hoch. Jeder, der allerdings regelmäßiger ESC-Genießer ist, wird an diesem Buch seine wahre Freude haben!

Aussehen: ♥♥♥♥♥
Spannung: ♥
Schlüssigkeit: ♥♥♥
Emotionale Tiefe: ♥♥♥
Schreibstil: ♥♥♥♥
Insgesamt: ♥♥♥