Unperfekte Charaktere und eine herrlich unvorhersehbare Handlung
Die Spiegelreisende 1 - Die Verlobten des WintersDie Welt, wie wir sie kennen, existiert in der Spiegelreisenden-Saga nicht (mehr), stattdessen ist sie zersprungen in Archen. Und auf einer dieser lebt Ophelia und leitet dort das Museum. In dieser Aufgabe ...
Die Welt, wie wir sie kennen, existiert in der Spiegelreisenden-Saga nicht (mehr), stattdessen ist sie zersprungen in Archen. Und auf einer dieser lebt Ophelia und leitet dort das Museum. In dieser Aufgabe ist sie sehr begabt, denn Ophelia hat die Fähigkeit Gegenstände zu lesen. Das bedeutet, mit einer bloßen Berührung kann sie einem Gegenstand seine Geheimnisse entlocken und sehen, sogar spüren, was diejenigen fühlten, die diesen Gegenstand in Händen hielten. Doch die Pläne ihrer Familie für Ophelias Zukunft sehen anders aus. Sie wird als Verlobte einem Herren vom Hofe in Pol versprochen - eine weit entfernte Arche, bekannt für ihre eisige Kälte. Und ehe Ophelia sich versieht, wird sie von ihrem Zukünftigen bereits abgeholt und in ihre neue Heimat gebracht. Was dort auf sie wartet, ist jedoch alles andere als eine herzensgute Schwiegerfamilie und höfische Verhältnisse.
Dieser Fantasyroman ist für mich ein ganz besonderer - aus dem einfachen Grund, dass unsere Protagonisten hier mal nicht die allzu perfekten Helden darstellen. Ophelia erscheint mit ihrer Brille, ihren Omakleidern und ihrem langen, abgegrabbelten Schal einfach unperfekt perfekt. MIt ihrer leisen Stimme und ihrer ruhigen Art fällt sie so gut wie gar nicht auf, wäre sie nicht so wahnsinnig tollpatisch. Und ihr Verlobter? Alles andere als der bestaussehendste Mann im Land. Wir lernen Thorn als eiskalten Mann ohne jegliche Gefühlsregungen oder gar Interesse an seinen Mitmenschen kennen. Eben ganz spezielle Charaktere, die uns in diesem Roman begegnen. Dennoch fing ich während des Lesens an sie alle liebzugewinnen, ja, sogar den griesgrämigen Thorn.
Obwohl der Titel "Die Verlobten des Winters" lautet, steht hier keinesfalls die Romantik im Mittelpunkt - ganz im Gegenteil. Insbesondere dieser erste Band dreht sich ganz um die Fantasywelt der Archen und Pol. Die Autorin hat sich für ihre Figuren ganz besondere Fähigkeiten erdacht, wie das schon erwähnte Lesen von Gegenständen oder die Fähigkeit durch Spiegel zu reisen, die mir so noch in keiner Literatur begegnet sind. Die Autorin hat diese wunderbar umgesetzt und großartig in ihre Welt und ihre Geschichte einfließen lassen. Bei über 530 Seiten ist der Roman zwar sehr üppig, nach meinem Empfinden aber noch nicht lang genug, denn jede Seite ist es wert gelesen zu werden und tiefer in Ophelias Geschichte einzutauchen. Gespannt sehe ich nun der Fortsetzung entgegen. Wie die Reihe wohl ausgehen mag? Das vermag ich nicht die Spur zu wissen - und gerade das macht diesen Roman so besonders und unterscheidet ihn von anderen Buchreihen des Genres. Für Fantasyliebhaber ein Muss!