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Veröffentlicht am 15.09.2016

Sechzehn Jahre lang unschuldig im Gefängnis

That Night - Schuldig für immer
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Vancouver, 2012: Die 34-jährige Toni wird nach sechzehn Jahren im Gefängnis auf Bewährung entlassen. Mit achtzehn Jahren wurde sie gemeinsam mit ihrem Freund Ryan für den Mord an ihrer Schwester Nicole ...

Vancouver, 2012: Die 34-jährige Toni wird nach sechzehn Jahren im Gefängnis auf Bewährung entlassen. Mit achtzehn Jahren wurde sie gemeinsam mit ihrem Freund Ryan für den Mord an ihrer Schwester Nicole verurteilt. Toni weiß, dass sie und Ryan unschuldig sind und nur verurteilt wurden, weil ihre ehemaligen Mitschüler beim Prozess gelogen haben. Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Und wer hat Nicole wirklich umgebracht? Nach ihrer Entlassung muss Toni mit den Vorurteilen ihrer Mitmenschen auseinandersetzen und sich entscheiden, ob sie Nachforschungen anstellen will und damit ihre Bewährung riskiert.

Der Leser lernt Toni an dem Tag kennen, an dem sie aus dem Gefängnis entlassen wird. Auf diesen Moment hat sie jahrelang gewartet. Gleich zu Beginn erfährt man auch, dass sie von ihrer eigenen Unschuld überzeugt ist. Schnell wurde ich neugierig darauf, zu erfahren, wie Toni überhaupt in diese Situation geraten ist. Bevor das Buch die Geschichte nach Tonis Entlassung im Jahr 2012 weitererzählt, nimmt es sich Zeit, genau diese Frage zu beantworten.

Die Kapitel spielen abwechselnd zu zwei unterschiedlichen Zeiten. Im Jahr 1996 werden die letzten Monate vor der Ermordung Nicoles erzählt. Hier lernt man Toni als problematischen Teenager kennen. Ihr Leben wird ihr von Mitschülerin Shauna deren Freundinnen zur Hölle gemacht, während ihre bislang immer brave Schwester Nicole sich zu verändern beginnt. Ab dem Jahr 1998 wird Tonis Zeit nach der Verurteilung beschrieben, von ihren ersten Tagen im Gefängnis bis zu ihrer Entlassung. Toni kämpft damit, ihre Verurteilung zu akzeptieren und muss sich entscheiden, mit welcher Einstellung sie die Jahre verbringen will.

Ich habe mich schnell in die Protagonistin hineinversetzen können und die große Wut, die sie empfindet, nachvollziehen können. Immer wieder findet sich Toni in der Rolle des Opfers wieder und wird gedemütigt. Schon vor dem Mord an ihrer Schwester ist Toni in einem Teufelskreis gefangen, weil sie durch gezielte Angriffe ihrer Mitschülerin Shauna gegenüber Freunden und Familie ihre Glaubwürdigkeit verloren hat. Sicherlich ist sie selbst nicht ganz unschuldig an ihrem Image, trotzdem konnte ich Tonis Gefühle, ungerecht behandelt zu werden, absolut nachempfinden. Dieser Thriller ist unglaublich emotional und schafft eine bedrückende Atmosphäre. Beständig hoffte ich, dass doch endlich jemand erkennen möge, was für ein Mensch Toni wirklich ist. Doch immer wieder musste ich gemeinsam mit ihr neue Tiefen und Rückschläge erleben und feststellen, dass sie immer stärker in einem Netz aus Lügen und Stigmatisierung gefangen ist.

Im letzten Drittel des Buches führt die Geschichte den Prolog fort und widmet sich der Zeit nach Tonis Entlassung. Sie muss sich entscheiden, ob sie Nachforschungen wagen will oder ruhighält, um ihre Bewährung nicht zu riskieren. An diesem Punkt war ich so gespannt auf Antworten, dass ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen konnte, weil ich unbedingt wissen musste, ob sie etwas herausfindet oder sich dazu entschließt, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Insgesamt hat mir der Weg, den die Autorin mit ihrer Geschichte in der Zeit nach Tonis Entlassung einschlägt, sehr gut gefallen. Einige Personen hätten aber gerne noch etwas ausführlicher zu Wort kommen dürfen. Die letzten Seiten runden diesen Thriller stimmig ab.

„That Night“ erzählt die Geschichte von Toni, die sechzehn Jahre lang unschuldig im Gefängnis saß. Wie konnte es dazu kommen? Wie hat sie die Zeit im Gefängnis verbracht? Welchen Weg schlägt sie nach ihrer Entlassung ein? Auf diese Fragen werdet ihr Antworten finden, wenn ihr das Buch lest. In dieser düsteren Geschichte fühlt man sich der Protagonistin schnell nahe und erlebt ihre Gefühle und die Wandlung, die sie durchmacht, hautnah mit. Liebe Thrillerfans, dieses hochspannende und emotionale Buch solltet ihr euch nicht entgehen lassen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

In diesem spannenden Finale steht alles auf dem Spiel!

Dreams of Gods and Monsters
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Die ganze Welt staunt nicht schlecht und reagiert höchst unterschiedlich, als tausend Engel aus dem Himmel auftauchen und im Vatikan landen. Karou beobachtet die Entwicklungen in Marokko mit Sorge: Wird ...

Die ganze Welt staunt nicht schlecht und reagiert höchst unterschiedlich, als tausend Engel aus dem Himmel auftauchen und im Vatikan landen. Karou beobachtet die Entwicklungen in Marokko mit Sorge: Wird der Plan des neuen Imperators der Seraphim, Jael, Erfolg haben und er mit neuen Waffen nach Eretz zurückkehren, um die Chimären endgültig zu besiegen? Gleichzeitig gibt es aber auch Grund zur Hoffnung. Im Körper des Wolfes Thiago steckt inzwischen Kiri, was ein Bündnis mit den Unseligen unter der Führung Akivas ermöglicht. Doch können Chimären und Unselige tatsächlich zusammenarbeiten, um einen Sieg zu erringen? Gibt es noch Hoffnung für Karou und Akiva?

Fast zwei Jahre ist es her, seit der zweite Teil der Zwischen den Welten-Trilogie erschienen ist. Ich habe die ersten zwei Bände der Trilogie im Sommer 2014 gelesen, sodass ich „nur“ ein Jahr warten musste, was für meinen Geschmack aber schon viel zu lang war. Jetzt ist endlich der heiß ersehnte Abschluss der Trilogie da, den ich, kaum eingetroffen, sofort lesen musste. Mit seinen gut 770 Seiten ist das Buch um einiges dicker als seine Vorgänger, worüber ich mich freute, hieß das doch, dass ich Karou und Akiva noch ein paar Seiten länger begleiten darf.

Von der ersten Seite an ist man wieder mitten im Geschehen und erlebt die Ankunft der Seraphim auf der erste aus der Perspektive eines neuen Charakters, der Wissenschaftlerin Eliza. Diese wird seit Jahren von grauenhaften Albträumen heimgesucht und ist über die Nachrichten absolut geschockt, denn durch diese wird sie von ihrer verdrängten Vergangenheit eingeholt. Eliza war mir gleich sympathisch, bleibt jedoch erst einmal geheimnisvoll, denn ich fragte mich, was sie denn erlebt haben mag, dass sie noch immer so sehr beschäftigt. Durch sie wird noch einmal frischer Wind in die Trilogie gebracht und sie ist für so manche Überraschung gut.

Karou und Akiva sind in diesem Buch endlich wieder vereint und doch weiterhin getrennt. Sie versuchen, ihre Mitstreiter im Kampf gegen Jael zu vereinen. Doch noch immer stehen Akivas Handlungen zwischen ihnen, und die angespannte Lage zwischen Chimären und Unseligen lässt sie auf verschiedenen Seiten stehen. Ich war sehr gespannt, ob beide Armeen zusammenarbeiten werden oder sich dafür entscheiden, getrennt gegen Jael anzutreten. Es kommt zu so mancher brenzliger Situation, wodurch meine Neugier erhalten blieb.

Das Buch nimmt sich seine Zeit, um die Charaktere in Position zu bringen. Ist das Tempo zunächst noch relativ ruhig, kommt es etwa auf der Buchhälfte zu einem ersten Spannungshighlight. Nach diesem fiel es mir zunehmend schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Ich bangte um das Schicksal der liebgewonnen Charaktere, erlebte sowohl schöne als auch düstere Überraschungen und erfuhr endlich auch mehr über die geheimnisvollen Stelianer, worauf ich lange hingefiebert habe. Die Geschichte endet nicht mit einem einzigen großen Knall, sondern zaubert auf den letzten 250 Seiten ein Highlight nach dem nächsten aus dem Hut und ließ mich atemlos durch die Seiten fliegen. Dieser letzte Band rundet die Trilogie perfekt ab.

In „Dreams of Gods and Monsters” steht für Karou und Akiva alles auf dem Spiel. Können sie die Chimären und Unseligen vor der endgültigen Vernichtung bewahren? Endlich werden alle Geheimnisse gelüftet und es kommt zu entscheidenden Konfrontationen. Die Geschichte ist düster und voller Spannung, und immer wieder fragte ich mich, ob es noch Hoffnung gibt. Mich konnte dieses Finale der Trilogie voll überzeugen, womit die Zwischen den Welten-Trilogie ab sofort zu meinen Lieblingstrilogien gehört. Diese Reihe ist ein Muss für jeden Fantasyfan!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ihr solltet Viki und Jay unbedingt kennen lernen!

Liebe ist was für Idioten. Wie mich.
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An ihrem siebzehnten Geburtstag lässt sich Viki dazu überreden, mit ihren Freunden eine Party im Black zu feiern. Viki ist davon gar nicht begeistert, denn ausgerechnet an diesem Abend spielt dort die ...

An ihrem siebzehnten Geburtstag lässt sich Viki dazu überreden, mit ihren Freunden eine Party im Black zu feiern. Viki ist davon gar nicht begeistert, denn ausgerechnet an diesem Abend spielt dort die beliebte Schulband Major Malfunction, die so gar nicht ihr Ding ist. Doch am nächsten Morgen wacht sie ausgerechnet im Bett des Leadsängers Jay auf – Filmriss inklusive! Viki macht sich aus dem Staub und erwartet nicht, noch einmal mit Jay zu sprechen. Doch der meldet sich wiederholt bei ihr und scheint gar kein so oberflächlicher Frauenheld zu sein…

Ein dunkles Cover, geprägt von Lettern in bunten Farben – als ich das Buch zum ersten Mal in den Händen hielt, wusste ich nicht so recht, was ich erwarten soll und machte mich ohne konkrete Erwartungen ans Lesen. Die Geschichte kommt schnell zum Wesentlichen und berichtet von der verhängnisvollen Partynacht, nach der sich Viki in Jays Bett wiederfindet. Parallel zu diesen Ereignissen lernt man Viki genauer kennen und erfährt, dass sie schon so einiges durchgemacht hat. In null Komma nichts war ich mitten in der Geschichte drin und neugierig, ob Viki Jay doch noch einmal wiedersehen wird.

Dank der Ich-Perspektive der Geschichte darf man als Leser hinter die Fassade schauen, die Viki sich aufgebaut hat. Nach außen hin versucht sie, taff und unnahbar zu wirken und hat schwarz zu ihrer Lieblingsfarbe erklärt. Schnell merkt man aber, dass ihr Auftreten Teil eines Schutzmechanismus ist, den sie entwickelt hat. Kein Wunder bei einem trinkenden und ständig aggressivem Vater, einer toten Mutter und einem Ex-Freund, der sie eiskalt abserviert hat. Doch in Viki steckt viel mehr, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Es hat mir viel Spaß gemacht, beim Lesen immer neue Seiten von ihr kennenzulernen und herauszufinden, was für ein ehrlicher, lieber und verletzlicher Mensch sie eigentlich ist.

Über den Verlauf der Liebesgeschichte, die im Buch klar im Vordergrund steht, möchte ich gar nicht zu viel verraten. Erwartet eine Geschichte, in der es nicht einen romantischen Moment nach dem nächsten gibt. Stattdessen zeigt sich hier, dass das Leben auch gerne mal Pläne durchkreuzt und man alles gibt, um sich zu arrangieren. Gemeinsam mit den Charakteren werdet ihr romantische Höhen und frustrierende Tiefen erleben. Die Autorin erzählt mit Charme und Witz, sodass die Handlung nicht dauerhaft ins Dramatische abrutscht. Zum Ende hin hat mich die Autorin trotz all meiner Mutmaßungen eiskalt erwischt und dafür gesorgt, dass ich das Buch schnellstmöglich zu Ende lesen musste. Ich bin mir ganz sicher, dass es euch nicht anders ergehen wird.

„Liebe ist was für Idioten. Wie mich.“ ist keine kitschige 0-8-15-Liebesgeschichte, sondern bietet ungeschminkte Einblicke in Vikis Leben, das alles andere als perfekt verläuft. Trotzdem oder wohl eher gerade deshalb schließt man Viki schnell ins Herz und geht mit ihr durch Höhen und Tiefen. Jay werdet auch ihr ganz sicher Anhimmeln, denn sein Charme lässt niemanden kalt. Also: Schnappt euch das Buch und lernt Viki und Jay unbedingt selbst kennen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die perfekte Träum-dich-weg Sommerlektüre!

Ein Sommer und vier Tage
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Paula ist sechzehn und träumt davon, aufregende Orte zu besuchen. Doch statt diesen Traum zu verwirklichen, fährt sie in den Sommerferien in ein Lerncamp in Amalfi, Italien. Schließlich ist es beschlossene ...

Paula ist sechzehn und träumt davon, aufregende Orte zu besuchen. Doch statt diesen Traum zu verwirklichen, fährt sie in den Sommerferien in ein Lerncamp in Amalfi, Italien. Schließlich ist es beschlossene Sache, dass sie nach dem Abi International Business in Hamburg studiert! Schon bei der Abfahrt passiert etwas Verrücktes, denn ausgerechnet sie, die unscheinbare Paula, zieht die Aufmerksamkeit des coolen und süßen Lewis auf sich. Als die beiden dann auch noch an einer Raststätte in Norditalien vergessen werden, ist Paulas Chance auf ein Abenteuer endlich gekommen. Gemeinsam mit Lewis macht sie sich auf eigene Faust auf den Weg Richtung Süden und besucht dabei Städte, die sie schon immer sehen wollte.

Die Protagonistin Paula habe ich schon nach wenigen Seiten ins Herz geschlossen. Man merkt gleich, dass in ihr eine Abenteuerlust brodelt, die sie unterdrückt, um sich bestens auf ihre Zukunft vorzubereiten. Doch Paula ist gar nicht so überzeugt davon, dass sie diesen Weg wirklich einschlagen will. Sie braucht einfach nur den richtigen Anstoß, um sich voll und ganz auf das Leben mit all seinen Ungewissheiten einzulassen.

Hier kommt Lewis ins Spiel. Er ist ein echter Schnuckel, für den Paula vom ersten Moment an schwärmt. Als er sie anspricht und sich dabei auch noch als überaus nett und witzig herausstellt, habe ich mich riesig für Paula gefreut. Das scheint ja doch kein so langweiliger Lernurlaub zu werden! Als die beiden dann plötzlich allein an der Raststätte stehen, ist für Paula der Moment gekommen, sich einfach fallen zu lassen, Lewis zu vertrauen und sich auf ein Abenteuer einzulassen.

Paula und Lewis sind ein richtiges Traumpaar. Die beiden sind recht unterschiedlich und ergänzen sind dadurch perfekt. Ihre Reise lädt dazu ein, dem Alltag für ein paar Momente zu entfliehen, sich selbst in die schönsten Städte Italiens zu träumen und mit den beiden durch die Straßen zu schlendern in Richtung des nächsten Lieblingsmoments. Natürlich kommt es auf der Reise auch einmal zu Komplikationen, doch das Buch behält durchgängig seine Leichtigkeit. Adriana Popescu erzählt in diesem Buch, wie aufregend, zuckersüß und kompliziert einfach die erste Liebe sein kann. Damit spricht sie nicht nur Jugendliche an, sondern auch ältere Leser, die sich an diese turbulente Zeit zurückerinnern möchten.

Für mich ist „Ein Sommer und vier Tage“ die perfekte Träum-dich-weg-Sommerlektüre. Lasst euch mit Paula und Lewis durch Italien treiben und surft auf der Welle der Leichtigkeit, die dieses Buch versprüht. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung – nicht nur an Jugendliche!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein ganz besonderer, überraschend tiefgründiger Endzeitroman

Das Licht der letzten Tage
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Eine Theatervorführung von König Lear in Toronto: Das ist der schicksalhafte Angelpunkt des Buches. An jenem Abend stirbt Arthur Leander, der den Lear spielte, mitten auf der Bühne. Er hinterlässt drei ...

Eine Theatervorführung von König Lear in Toronto: Das ist der schicksalhafte Angelpunkt des Buches. An jenem Abend stirbt Arthur Leander, der den Lear spielte, mitten auf der Bühne. Er hinterlässt drei Ex-Frauen und einen Sohn. Jeevan, Sanitäter und Ex-Paparazzi, stürmt aus dem Publikum auf die Bühne, kann aber nicht mehr helfen. Die achtjährige Kinderschauspielerin Kirsten muss alles beobachten. Kurz nach diesem Ereignis soll nichts mehr sein wie es war, denn eine Krankheit löscht den Großteil der Weltbevölkerung aus.

Im Jahr 20 nach dem Untergang der Zivilisation ist Kirsten Teil der Fahrenden Symphonie, die von Ortschaft zu Ortschaft zieht und den Überlebenden Shakespeare vorspielt. Ein Aufeinandertreffen mit einem Mann, der nur als Prophet bekannt ist, bringt ihre Gruppe in Bedrängnis. Immer mehr Puzzlestücke in der Vergangenheit und Gegenwart schlagen eine Brücke vom Tod Arthur Leanders bis hin zu Kirstens aktueller Situation…

Als ich das Buch zum ersten Mal in die Hand nahm, wusste ich nicht genau, was mich erwartet, nur, dass es sich um einen Endzeitroman handelt. Auf den ersten Seiten gibt es mit dem Tod des Schauspielers Arthur Leander einen traurigen Zwischenfall, doch die Welt scheint noch in Ordnung zu sein. Die Andeutungen häufigen sich aber bald, dass das nicht so bleiben wird. Ich wurde immer neugieriger darauf, was denn passieren wird, und so wurde der Sog des Buches mit jeder Seite stärker.

Nachdem klar ist, dass das Leben auf der Erde nicht mehr weiter gehen wird wie bislang macht das Buch nach 40 Seiten einen Zeitsprung von zwanzig Jahren. Sofort drängte sich mir die Frage auf, was in der Zwischenzeit geschehen ist und wer es auf welchem Wege geschafft hat, zu überleben. Ich musste mich aber noch ein wenig gedulden, bis diese Fragen nach und nach beantwortet wurden.

Zunächst lernte ich Kirsten, die Fahrende Symphonie und den unheimlichen Propheten kennen. Dieser Erzählstrang ist die chronologisch erzählte Konstante des Buches. Von diesem aus springt die Erzählung immer wieder in die Vergangenheit, zu verschiedenen Menschen, Orten und Zeiten vor und nach dem Untergang der Zivilisation. Auf den ersten Blick mögen diese Sprünge chaotisch wirken und es ist kein Zusammenhang zwischen einigen Erzählsträngen zu erkennen. Doch genau hier liegt die große Kunst des Romans: Mit jeder Seite gelangt wieder ein Puzzlestück an seinen Platz, sodass man allmählich ein großes Ganzes erkennen kann.

Die Charaktere des Buches wurden nicht mit dem Ziel entworfen, sie besonders sympathisch oder unsympathisch wirken zu lassen. Sie haben allesamt ihre Schattenseiten, doch während der Untergang der Zivilisation in einigen viel Schlechtes hervorgebracht hat, sind viele in diesen schwierigen Zeiten um Menschlichkeit und Courage bemüht. Auch in der Welt vor der Katastrophe hat die Autorin interessante Charaktere geschaffen, welche ich nicht sofort durchschaute und die mich mit ungeahnten Facetten überraschen konnten.

Dieses Buch ist alles andere als ein klassischer Endzeitroman. Die Autorin versteht es, die Atmosphäre greifbar zu machen und den Leser die Mischung aus Hoffnung und Kampfgeist sowie Zweifel und Wut fühlen zu lassen, welche sich durch die gesamte Geschichte zieht. Dabei driftet sie jedoch nie gänzlich ins Dramatische ab, sondern es schwingt immer ein wenig Optimismus mit. Das machte das Buch für mich zu einer rundum gelungenen Sache.

„Das Licht der letzten Tage“ ist ein überraschend tiefgründiger Endzeitroman. Die Katastrophe selbst steht dabei gar nicht im Vordergrund, stattdessen wird eine Brücke vom Davor zum Danach geschlagen und immer mehr Zusammenhänge kommen ans Licht. In ruhigen Tönen nimmt Emily St. John Mandel den Leser mit auf eine Reise, während der man die Charaktere mit jeder Seite besser zu kennen meint und doch wieder von ihnen überrascht wird. Ich empfehle das Buch daher sehr gern weiter.