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Veröffentlicht am 02.09.2019

Ein Leben im goldenen Käfig

Die englische Fürstin
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Mary Theresa Olivia Cornwallis-West kurz Daisy genannt, wächst im England des ausgehenden 19. Jahrhunderts auf. Ihre Eltern stehen kurz vor der Armut, als eine aranchierte Ehe, der einzige Ausweg zu sein ...

Mary Theresa Olivia Cornwallis-West kurz Daisy genannt, wächst im England des ausgehenden 19. Jahrhunderts auf. Ihre Eltern stehen kurz vor der Armut, als eine aranchierte Ehe, der einzige Ausweg zu sein scheint. Das junge, naive Mädchen heiratet den überaus reichen deutschen Fürsten von Pless, der seinen Stammsitz in Schlesien hat. Das große Schloss Fürstenstein wirkt furchteinflößend und kalt auf Daisy. Was wird die Zukunft ihr bringen? Das große Glück oder ein Leben in Einsamkeit? Nach anfänglichen Schwierigkeiten und Jahren des Gehorsams nimmt Daisy die Herausforderung an. Sie wirft Regeln über den Haufen und nimmt den Kampf gegen die Armut und der Langeweile ihres Lebens auf.

Die Lebensgeschichte der Daisy von Pless liest sich, wie ein Märchen. Schönes, verwöhntes Mädchen heiratet reichen und mächtigen Fürsten. Erst so nach und nach wird klar, ein Märchen ist dieses Leben nicht. Sabine Weigand erzählt die Lebensgeschichte einer jungen Frau, die in Glanz und Gloria aufgewachsen ist. Sie kennt nur den Reichtum, den Adel und die damit verbundenen Pflichten. Jetzt könnte man denken, dies wäre ein erstrebenswertes Leben, aber es ist mitnichten so.

Im Gegenteil, Daisy hat mein Mitgefühl erregt. Die junge Frau durfte selten das tun, was sie wollte. Immer musste sie auf die Etikette achten. Haben zunächst ihre Eltern über sie bestimmt, trat nun ein Ehemann an ihre Seite, der nur einen Wunsch hatte, nämlich einen Erben. Wie es Daisy ging, war im gleich. Daisy musste schnell lernen, dass sie in Schlesien nicht wirklich viel zu sagen hatte. Sie durfte vieles nicht, was sie von zu Hause kannte. Ich fand es erschreckend, zu lesen, wie wenig ein Menschenleben in diesen Kreisen wert war.

Ein zweiter Handlungsstrang erzählt die Lebensgeschichte des fiktiven Protagonisten Josef Siebenbürger. Der Junge kreuzt zufällig den Weg des Fürsten und wird dann Stallknecht. Dadurch ändert sein Leben sich schlagartig. Mit seiner Hilfe wird das einfache Leben dieser Zeit geschildert. Mir gefiel dieser Teil sehr gut. Erzählt er doch davon, was sich außerhalb des Schlosses ereignet hat.

Der Erzählstil von Sabine Weigand ist angenehm flüssig zu lesen. Allerdings wechseln hier immer mal wieder die Perspektiven. Während zum einen aus der dritten Perspektive erzählt wird, gibt es auch immer wieder Passagen in denen Daisy selbst erzählt. Es sind Tagebucheinträge. Auch kleine Zeitungsberichte haben den Weg in diese Biografie gefunden. Sie zeigen, wie öffentlich das Leben der Daisy von Pless gewesen ist. Die Mischung aus Biografie einer Adligen und fiktiver Lebensgeschichte eines einfachen Stallburschen hat mir gut gefallen. Frau Weigand hat ein authentisches Bild dieser Zeit gezeichnet.

Fazit:

„Die englische Fürstin. Zwischen Glanz und Gloria“ ist eine wunderbare Romanbiografie über Mary Theresa Olivia Cornwallis-West. Sie erzählt von dem Leben der jungen Frau, aber genauso auch von dieser Epoche. Von den Menschen, die um ihr Überleben kämpften. Und von dem Umbruch der Zeit, der auch in die adligen Kreise Einzug hielt. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und einiges Neues erfahren.

Veröffentlicht am 25.08.2019

Westwärts

Das wilde Herz des Westens
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1865: Briana Magees Wurzeln liegen in Irland, aber sie lebt schon lange in Baltimore. Sie ist die Vertraute und Freundin von Phoebe Ann Harrington. Eine junge Frau, die wohlbehütet aufgewachsen ist. Aber ...

1865: Briana Magees Wurzeln liegen in Irland, aber sie lebt schon lange in Baltimore. Sie ist die Vertraute und Freundin von Phoebe Ann Harrington. Eine junge Frau, die wohlbehütet aufgewachsen ist. Aber Phoebe ist nicht glücklich, sie will unbedingt in den Westen und einen Cowboy heiraten. Erst das Ende des amerikanischen Bürgerkriegs ermöglicht es ihr, sich diesen Traum zu erfühlen. Eine Heiratsannonce lockt sie nach Westen. Briana begleitet sie, immer mit der Hoffnung, bald selber frei zu sein und das Glück zu finden. Der zukünftige Ehemann von Phoebe hält leider nicht, was er versprochen hat. Er ist ein gesuchter Bandit. Aber dieses Wissen hält die Frauen nicht davon ab, sich auf die Reise immer weiter nach Westen einzulassen.

Eigentlich lese ich recht wenige Bücher die im 19. Jahrhundert in Amerika spielen. Es ist nicht so meine Epoche und auch nicht mein Land. Für „Das wilde Herz des Westens“ habe ich eine Ausnahme gemacht. Ich lese die Bücher von Alexandra Fischer gern. Auch hier wurde ich nicht enttäuscht. Detailreich erzählt sie von dem Land, von den Menschen und ihren Erlebnissen. Sie weist mit historischem Wissen dieser Zeit auf und vermittelt das Gefühl, genau so könnte diese Geschichte irgendwann einmal geschehen sein.

Eigentlich war es sogar so, dass ich, als ich einmal zu lesen begonnen hatte, nicht mehr aufhören konnte. Die Handlung hatte mich ziemlich schnell gepackt.

Briana und Phoebe sind zwei sehr unterschiedliche Frauen, die aber ein gemeinsames Ziel haben. Ihre Reise nach Westen hat mich gut unterhalten. Die Geschichte beginnt langsam, mit dem Leben der beiden in Baltimore. Erzählt von den Beweggründen, warum sie die Stadt verlassen wollen. Die Zeit des Bürgerkriegs wird kurz angerissen.

Dann wird detailreich die Reise geschildert, und zwar so anschaulich, dass man förmlich das Steppengras rauschen hören konnte. Die Planwagen und die Prärie tauchten vor mir auf. Um es kurz zu sagen, Kopfkino pur.

Gleichzeitig gibt es einen weiteren Handlungsstrang, der von dem Leben der Kennedy-Brüder erzählt. Einer der beiden ist der Heiratskandidat für Phoebe. Die beiden Handlungsstränge treffen sich dann später, um gemeinsam ihr Ziel zu erreichen. Zusammen lassen sie ein lebhaftes Bild dieser Reise und Epoche entstehen.

Fazit:

„Das wilde Herz des Westens“ hat mich in das 19. Jahrhundert nach Nordamerika entführt. Die Reise von Briana und Phoebe war spannend, dramatisch, abenteuerlich und gewürzt mit einer ordentlichen Portion Humor. Kurzum es hat mir gut gefallen.

Veröffentlicht am 19.08.2019

spannende Unterhaltung

Der Schatten eines Sommertags
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Tonya arbeitet als IT-Spezialistin beim BKA. Sie liebt ihren Beruf und sie ist gut darin. Allerdings trägt sie eine große Last aus der Vergangenheit mit sich herum. Vor 7 Jahren starb ihre große Liebe. ...


Tonya arbeitet als IT-Spezialistin beim BKA. Sie liebt ihren Beruf und sie ist gut darin. Allerdings trägt sie eine große Last aus der Vergangenheit mit sich herum. Vor 7 Jahren starb ihre große Liebe. Der junge Mann hatte Tonya schützen wollen und dies mit seinem Leben bezahlt. Seitdem quälen die junge Frau Selbstvorwürfe. Dann geschehen plötzlich und unerwartet seltsame Dinge in ihrem Umfeld. Erneut scheint sie in Gefahr zu sein. Dieses Geschehen ruft den äußerst attraktiven Jake Sturm auf die Bühne. Er ist ebenfalls Ermittler beim BKA und bekommt die Aufgabe die junge, eigenwillige Frau zu schützen. Er nimmt seinen Job sehr ernst und es dauert nicht lange, da kommen die beiden sich näher, aber auch die Gefahr lässt nicht lange auf sich warten.

Ich lese die Bücher von Noa C. Walker ausgesprochen gern. Sie versprechen immer gute Unterhaltung gepaart mit Spannung, Hoffnung und Liebe. Ich wurde auch hier nicht enttäuscht. „Der Schatten eines Sommertages“ erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die sich nicht unterkriegen lassen will. Sie kämpft sich in ihr Leben zurück und beweist Stärke. Als sie nun erneut bedroht wird, gibt sie alles, um hinter das Geheimnis zu kommen und vor allem, um den Täter zu finden. Tatkräftig stehen ihr Jack und seine Kollegen zur Seite.

Tonya wird als Frau beschrieben, die sich selbst zu schützen weiß. Ihr fällt es schwer, Nähe zuzulassen, aber Jake schafft es, ihren Panzer zu durchbrechen. Sie lernt an seiner Seite, wie es ist eben doch anderen zu vertrauen und es zuzulassen beschützt zu werden.

Die Autorin hat die Spannung gekonnt aufgebaut. Sie erzählt nicht nur von den Protagonisten, sondern gleichzeitig einen spannenden Krimi. Ich fand es gar nicht so einfach, zu durchschauen, wer hinter den mysteriösen Anschlägen steckte. Frau Walker hat gekonnt falsche Spuren gelegt. Es war zugleich unterhaltend mitzuerleben, wie Tonya und Jack mit ihrer Situation zurechtkamen. Mir haben die Protagonisten gut gefallen. Sie sind ausgearbeitet und haben ihre Ecken und Kanten. Die Dialoge waren mal berührend und dann auch wieder humorvoll.
Aber am Ende war gar nicht wichtig wer Tonya so in Angst und Schrecken versetzt hat. Viel wichtiger ist das Vergeben und Verzeihen.

Veröffentlicht am 25.06.2019

Gegewart und Vergangenheit

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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In Altenbruck, einem kleinen Dorf in der Nähe von München, werden zwei Leichen gefunden. Klar ist nur, sie sind bereits seit einigen Jahrzehnten Tod. Wer waren diese beiden Menschen? Was hat sie nach Altenbruck ...

In Altenbruck, einem kleinen Dorf in der Nähe von München, werden zwei Leichen gefunden. Klar ist nur, sie sind bereits seit einigen Jahrzehnten Tod. Wer waren diese beiden Menschen? Was hat sie nach Altenbruck geführt und warum mussten sie sterben? Gina Angelucci hat ihre Elternzeit beendet und übernimmt diesen alten Fall. Mit dem Gespür für Ungereimtheiten geht sie zielsicher ihren Weg. Leider bemerkt sie dabei nicht, dass auch sie in dem Visier eines Verbrechers steht. Ihr Ehemann Tino Dühnfort kümmert sich in der Zwischenzeit um die gemeinsame Tochter. Gleichzeitig sorgt er für ihrer aller Sicherheit.

„Unbarmherzig“ ist der zweite Fall für Gina Angelucci in der Abteilung für Cold Case Fälle. Den Vorgänger habe ich leider noch nicht gelesen, allerdings habe ich es hier auch nicht als störend empfunden. Die Ermittler Gina und auch ihr Ehemann Tino sind mir bestens bekannt aus der Reihe der Tino-Dühnfort-Krimis. Gerne habe ich die Fälle von ihnen gelesen und mich auf diesen Fall gefreut. Ich wurde nicht enttäuscht. Kleine Rückblenden, aus der Vergangenheit von Gina und Toni sorgend zudem dafür, dass man in dem Leben der Protagonisten nichts vergisst und erkennt, dass diese beiden ein Leben haben, welches nicht immer einfach und ungefährlich ist.

Inge Löhnig versteht es, Spannung aufzubauen. Sie erzählt langsam von den Schicksalen der Menschen aus Altenbruck. Gina sammelt Beweise, die dafür sorgen, dass sie langsam die Zusammenhänge sieht. Der Fall führt die Ermittlerin weit zurück in die Zeit. Dem aufmerksamen Leser werden die Hinweise nicht entgehen, die mehr und mehr zutage treten. Langsam erschließt sich ein Gesamtbild der Tat und deren Hintergründe. Ich finde es gut, wenn sich so ein Fall langsam entblättert.

In einem eigenständigen Handlungsstrang erzählen die Protagonisten aus der Zeit, als sie sterben mussten. Was sich in den Jahren um 1945 wirklich in Altenbruck ereignet hat, tritt nach und nach hervor. Es war traurig und zugleich spannend zu lesen.

Mir hat gut gefallen, wie die Autorin die beiden Abläufe zu einem Ganzen zusammengefügt hat. Die Einstellung von Gina, jeder Fall hat das Recht auf Aufklärung, macht sie einmal mehr sympathisch.
„Unbarmherzig“ ist ein spannender Fall, der eine alte Tat aufklärt. Ich fand ihn logisch und durchdacht aufgebaut.

Veröffentlicht am 24.04.2019

Gelungene Fortsetzung

Das Weingut. Aufbruch in ein neues Leben
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Die Liebe zwischen Franz und Irene scheint keine Zukunft zu haben. Die junge Frau hat sich dazu entschlossen, Franz zu verlassen. Sein Vater hat ihr Dinge erzählt, die es ihr unmöglich machen, bei ihm ...

Die Liebe zwischen Franz und Irene scheint keine Zukunft zu haben. Die junge Frau hat sich dazu entschlossen, Franz zu verlassen. Sein Vater hat ihr Dinge erzählt, die es ihr unmöglich machen, bei ihm zu bleiben. Allein bekommt sie ihr Kind, denn sie ist schwanger, als sie geht. Nun muss Irene sich selbst versorgen. Es gelingt ihr ganz gut. Sie arbeitet in einer Textilfabrik. Erstmals muss sie lernen, wie schwer das Leben einer einfachen Arbeiterin ist, denn die Arbeit ist die Hölle. Sie werden ausgebeutet und Irene schuftet vom frühen Morgen bis zum späten Abend. Sie lernt Josef kennen. Der junge Mann ist ein Arbeiterführer und will gegen die Ungerechtigkeiten der Obrigkeit ankämpfen. Erstmals hat die junge Frau wieder das Gefühl, jemanden gefunden zu haben, dem sie vertrauen kann, aber ihr Herz hängt immer noch an Franz. Kann sie ihn vergessen? Von vorn anfangen?

„Das Weingut Aufbruch in ein neues Leben“ ist der zweite Band einer Familiensaga aus dem Elsass. Er beginnt genau dort, wo der erste Band endet. Es empfiehlt sich also, diesen Teil gelesen zu haben. Es gibt zwar einige Rückblenden, die dafür sorgen, dass man sich zurechtfinden kann, aber es entgeht einem doch einen Großteil der Vorgeschichte. Ich finde auch, dass man die Zusammenhänge besser nachvollziehen kann, wenn man die ganze Geschichte gelesen hat.

Die Autorin erzählt aber nicht nur eine einfache Liebesgeschichte zwischen einem gut betuchten jungen Mann und einer Angestellten, sondern viel mehr von dem Leben dieser Zeit in den Jahren 1871-1873. In zwei Handlungssträngen erlebt der Leser, wie sich das Leben von Franz und Irene gestaltet hat. Während Franz sich dem Weingut zuwendet, muss Irene lernen, was es heißt, sich selbst versorgen zu müssen.

Gerade die junge Frau ist gefangen in der Arbeiterwelt der Textilherstellung. Zu lesen, wie diese Menschen ausgebeutet wurden, ist auch heute noch, kaum zu ertragen. Kinder, die unter schwere Maschinen mussten, um sauberzumachen, und dabei ihr Leben riskierten waren nicht nur für Irene unglaublich. Der Kampf dieser Menschen um einen besseren Lohn, um bessere Lebensbedingungen und vieles mehr, hat Marie Lacrosse wunderbar in Szene gesetzt. Ich mochte das Buch eigentlich nicht aus der Hand legen und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Was aus Irene wird und wie es den Menschen ergangen ist, die ihren Weg gekreuzt haben.

In dem zweiten Handlungsstrang erzählt die Autorin aus dem Leben von Franz. Sicher auch spannend, denn auch er hatte einiges zu überwinden. Wichtige Entscheidungen zu treffen und einiges wurde enthüllt, womit so wohl keiner gerechnet hat. Aber im Ganzen gesehen, hat mir der Handlungsstrang um Irene besser gefallen. Der historische Hintergrund bei ihr war spannend und großartig in die fiktive Geschichte um Irene gebettet. Er bittet viel Informatives aus dieser Epoche und erzählt gleichzeitig eine berührende Lebensgeschichte.

„Aufbruch in ein neues Leben“ ist eine gelungene Fortsetzung und vielleicht sogar noch eine Spur besser, wie „In stürmischen Zeiten“. Ich habe diesen Band in nur wenigen Tagen gelesen und war begeistert. Die Aufteilung in zwei Handlungssträngen der Protagonisten, hat mir gefallen. Auch die Zusammenführung beider Leben war glaubwürdig erzählt. Es ist eigentlich fast nicht möglich, alles aufzuzählen, was mir an dieser Geschichte gefallen hat. Der Erzählstil der Autorin ist so facettenreich wie das Leben selber. Die Geschichte glaubwürdig und authentisch. Ich bin gespannt, was Teil 3 bringen wird, der ja bereits im Herbst 2019 erscheinen wird.