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Veröffentlicht am 09.10.2019

Spannend, aber auch bedrückend

Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein. Jetzt sitzt du in der Falle.
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„Fünf Tage ohne Handy. Ohne Internet. Raus aus dem digitalen Stress, einfach nicht erreichbar sein.
So das Vorhaben einer Gruppe junger Leute, die dazu in ein ehemaliges Bergsteigerhotel auf 2500 Metern ...

„Fünf Tage ohne Handy. Ohne Internet. Raus aus dem digitalen Stress, einfach nicht erreichbar sein.
So das Vorhaben einer Gruppe junger Leute, die dazu in ein ehemaliges Bergsteigerhotel auf 2500 Metern Höhe reist.
Aber am zweiten Tag verschwindet einer von ihnen und wird kurz darauf schwer misshandelt gefunden. Jetzt beginnt für alle ein Horrortrip ohne Ausweg. Denn sie sind offline, und niemand wird kommen, um ihnen zu helfen........“

Der hier zitierte Klappentext gibt einen hervorragenden Einstieg zu diesem Psychothriller.



Bereits das Cover bereitet auf eine außergewöhnliche Story vor. Das Tablet-Designe ist ein Eye-Catcher in der Buchhandlung.

Der Prolog lässt den Leser, vor allem mich, die nächsten 300 Seiten nicht los. Immer wieder kreisen meine Gedanken um diese Szene und versuchen einen Zusammenhang zu dem Desaster im teilrenoviertem Berghotel herzustellen.

Das ist mal ein richtiger Psychothriller, Gänsehaut, Erschrecken, Panik und ständig wechselnde Verdächtige.

Bei manchen Beobachtungen, Gedanken-und Empfindungsbeschreibungen, auf die ich hier nicht konkret eingehen möchte (Spoiler), musste ich innehalten und Pausen einlegen. Manchmal war es ziemlich heftig.

Die Protagonisten werden sehr genau gezeichnet, genau wie die räumlichen Gegebenheiten und die Unwettersituation. Die ansteigenden Schneemaßen vor den Glastüren brachten immer wieder die beklemmende, von der Außenwelt abgeschnittene Situation in Erinnerung.

Ich trau mich gar nicht noch mehr zum Inhalt zu erzählen um niemandem die Spannung zu nehmen.

Interessant finde ich aber, dass Arno Strobel uns die erweiterte Definition von Offline direkt mitliefert.

Ich finde es gut, das Buch, das Cover und Offline-Day-Challange zur Bucheinführung.

Veröffentlicht am 08.10.2019

Humorvoll, ehrlich und informativ

Wir von der anderen Seite
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Rahel, eine erfolgreiche Drehbuchautorin, wacht zögerlich aus einem künstlichen Koma auf. Sie weiß nicht wo sie ist und warum. Sie hat keine Erinnerung, erkennt aber dankbar Vater , Mutter und ihren Bruder, ...

Rahel, eine erfolgreiche Drehbuchautorin, wacht zögerlich aus einem künstlichen Koma auf. Sie weiß nicht wo sie ist und warum. Sie hat keine Erinnerung, erkennt aber dankbar Vater , Mutter und ihren Bruder, die Stunde um Stunde an ihrem Bett sitzen.

Es ist schwer wieder ins Leben zurückzukehren. Rahel kann gar nicht begreifen, wie sie so hilflos und kraftlos werden konnte.

Ihr Leben ist gerettet, aber viel Arbeit und Kampf liegen vor ihr und noch ist nicht klar, ob sie jemals wieder an ihr vorheriges Leben anknüpfen kann.


Anika Decker, am 1.8.1975 in Marburg geboren, erfolgreich mit Drehbüchern zu „Keinohrhasen“, „Zweiohrküken“, „Traumfrauen“ und „High Society“, verarbeitet in ihrem ersten Roman ihre eigene schwere Krise im Jahre 2010. Ähnlich wie ihre Protagonistin erlitt sie eine lebensbedrohliche Blutvergiftung und würde nach multiplem Organversagen ins künstliche Koma versetzt.

Dieser Roman ist aber keine Autobiografie.

In berührenderweise beschreibt sie die Arbeit und den Kampf zurück in ihr normales Leben, was den Leser abwechselnd zu Tränen rührt, Schmunzeln läßt oder manchmal auch laute Lacher hervorruft.

Ihre Ehrlichkeit und ihr Mut auch die unschönen Gefühle und Erlebnisse und die Unzuverlässigkeit ihres Körpers zu schildern, geben Menschen in ähnlichen Situationen sicher Halt und Kraft. Aber auch denen die das Glück haben, solche große gesundheitliche Krisen nicht durchleben zu müssen, bekommen mit diesem Roman eine Hilfestellung im Umgang mit Kranken. Es lehrt uns Geduld mit kranken Freunden oder Familienmitgliedern zu haben und vor allem kein Mitleid zu zeigen.

Dieses Buch bewahrt uns auch vor Gedankengängen wie „Jetzt bist du aus dem Koma erwacht. Das schlimmste hast du hinter dir, also lass dich nicht hängen.“

Für die teilweise humorvolle Beschreibung der seelischen und körperlichen Krisen bin ich persönlich Frau Decker sehr dankbar. Nicht nur ein künstliches Koma erzeugt solch ein Gefühlschaos und körperliches Desaster, auch eine mehr als zehnstündige Operation kann eine Ursache dafür sein. Nach der Lektüre dieses Buches verstehe ich einige meiner eigenen Probleme besser.

Danke

Veröffentlicht am 21.09.2019

Wieder ein Pageturner voller Spannung

Zimmer 19
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Vor laufender Kamera wird eine junge Frau vergewaltigt und ermordet.
Dieses sogenannte Snuff-Video wird bei der Eröffnungsveranstaltung der Berlinale dem prominenten und erlauchten Publikum vorgespielt.
Der ...

Vor laufender Kamera wird eine junge Frau vergewaltigt und ermordet.
Dieses sogenannte Snuff-Video wird bei der Eröffnungsveranstaltung der Berlinale dem prominenten und erlauchten Publikum vorgespielt.
Der Bürgermeister Dr. Keller erkennt sofort den Ernst der Lage. Er ist davon überzeugt die Vergewaltigung und Ermordung seiner Tochter gesehen zu haben. Er fordert die Bildung einer SOKO des LKAs bestehend aus den Beamten und Beratern, die er aus einem vorherigen Fall kennt. Tom Babylon und Sita Johanns treten in Aktion.


„Schlüssel 17“ der Auftakt der Thriller-Serie mit Kommissar Babylon habe ich leider nicht gelesen. Zum Verständnis dieses Thrillers bedarf es aber keiner Vorkenntnisse.

Das ist wahrlich ein spannender Thriller. Als ich feststellte, dass ich immer schneller gelesen habe, musste ich die Notbremse ziehen um die letzten 50 Seiten am nächsten Tag ausgeschlafen und mit Ruhe zu lesen.

Tom Babylon, sehr gut vom Autor beschrieben und charakterisiert, ermittelt in einem äußerst verzwickten Fall, der immer wieder Flashbacks in der Psychologin Sita Johanns auslöst.

In lose eingestreute Kapitel erfahren etwas mehr aus Sitas Vergangenheit und können einige Verbindungen zum aktuellen Fall herstellen. Da Tom und Sita nach der Devise: „Ich lasse dir dein Geheimnis und du mir meins“ zusammen arbeiten und sich respektieren, ist der Leser im Vorteil und erkennt einige Zusammenhänge eher.

Aber das Große und Ganze wird wie eine Zwiebel, Haut für Haut entblättert.
Der Spannungsbogen beginnt im Prolog, bleibt gnadenlos hoch und endet erst mit dem letzten Satz.

Dieser letzte Satz lässt den Leser aber hoffen, dass es mit Tom, Sita und auch Vi weitergehen wird.

Veröffentlicht am 20.09.2019

Nesbo at his Best

Messer (Ein Harry-Hole-Krimi 12)
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Rachel Hole, Harry Holes große Liebe und Ehefrau, hat ihn aus ihrem gemeinsamen Haus geworfen. Seitdem ergibt Harry sich nur noch dem Alkohol in der Hoffnung alles bald hinter sich zu haben.

- Dann wird ...

Rachel Hole, Harry Holes große Liebe und Ehefrau, hat ihn aus ihrem gemeinsamen Haus geworfen. Seitdem ergibt Harry sich nur noch dem Alkohol in der Hoffnung alles bald hinter sich zu haben.

- Dann wird Rachel erstochen -

Harry erwacht nach einer durchzechten Nacht ohne jede Erinnerung. Als er vom Mord an Rachel erfährt, begibt er sich sofort an den Tatort und nimmt die Ermittlungen auf. Für ihn ist gleich klar, dass nur Svein Finne die Tat begangen haben kann, ein verurteilter Vergewaltiger, den Harry schon mehrmals ins Gefängnis gebracht hat. Nach der letzten Entlassung hat Finne Harry und seine Familie bedroht. Niemand glaubt ihm. Er muss erst einmal alleine ermitteln, sein Jagdinstinkt ist erwacht.


Ich habe fast alle Harry Hole Thriller gelesen. Zu Anfang war ich total begeistert. Dann hatte ich den Eindruck, dass sich vieles wiederholte. Mit „Koma“ und „Messer“ hat sich der Autor aber folgende Cover-Überschrift hoch verdient.

„Der unumstrittene König des skandinavischen Kriminalromans“ The Times

Ich persönlich würde es jetzt nicht auf den Skandinavischen Raum beschränken.

„Messer“ ist ein knapp 600 seitiger Thriller, den man nicht aus der Hand legen kann. Er ist von der ersten Seite an spannend. Nesbo schickt den Leser auf Höhen, lässt ihn in Tiefen fallen, lässt Hole eine fast lückenlose Indizienkette bauen um anschließend den schon überführten Verdächtigen zu entlasten. Alles ist logisch aufgebaut. Alles ist nachvollziehbar. Kaum ist dem Leser der eine Verdächtige verloren gegangen, sieht er schon wieder neue Hinweise, die in eine andere Richtung weisen, auch in Richtungen, die der Leser gar nicht weiterverfolgen möchte, aber wir werden von Nesbo immer weiter getrieben.
Ich möchte hier auf keinen Fall spoilern, deshalb nicht mehr zum Inhalt, aber eine klare Leseempfehlung von meiner Seite.

Veröffentlicht am 19.08.2019

Wie nah ist diese Realität

ICH Inkognito
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Das Firmenimperium Omega, weltweiter Marktführer in der Entwicklung des selbstlernenden digitalen Sprachassistenten Saventa, befürchtet einen Einbruch der Verkaufszahlen. Das System ist kurzzeitig zusammengebrochen, ...

Das Firmenimperium Omega, weltweiter Marktführer in der Entwicklung des selbstlernenden digitalen Sprachassistenten Saventa, befürchtet einen Einbruch der Verkaufszahlen. Das System ist kurzzeitig zusammengebrochen, weil Savanta während eines TV-Werbeblocks versehentlich millionenfach aktiviert wurde. Doch seltsamerweise erhöhen sich die Verkaufszahlen sprunghaft.

Zur selben Zeit wird die Journalistin Lucy Hartmann von Kai Tiefenbach, emeritierter Professor für Künstliche Intelligenz, engagiert. Sie soll seine Bedenken bezüglich der unkontrollierten Weiterentwicklung der KI im möglichst großen Rahmen publik zu machen, um die Bevölkerung oder die politischen Verantwortlichen zu warnen.

Fortan geschehen schreckliche Unfälle – Zufall?

Beim Lesen dieses Thrillers wurde mir Angst und Bange.
Man weiß mittlerweile, dass das Abhören mittels Handy oder digitaler Sprachassistenten heute schon möglich und leider auch mancherorts üblich ist. Alexa, Instagram, What’s app und das Ortungssystem im Handy zeichnen unsere Gespräche und unser Bewegungsprofil auf, dokumentieren unsere Urlaubsreisen, unsere Vorlieben, unsere Umgebung und unseren Freundeskreis. Dagegen kann man sich heute kaum noch wehren.

Wenn ein KI plötzlich ein eigenes Bewusstsein entwickelt, wobei wir hoffen mögen, dass das heute noch nicht möglich ist, werden die Folgen und Eingriffe in diesem Roman anschaulich beschrieben.

Das ist Fiktion, aber die Möglichkeiten der Einflussnahme und Überwachung waren doch sehr real.

Es ist ein Thema, das immer aktuell ist. Befriedigende Lösungen sind weder von der Politik noch von den immerzu forschenden Wissenschaftlern bis heute gefunden worden.

Hier ist es zu einem spannenden und fesselnden Thriller verarbeitet worden. Die Geschichte ist fiktiv, das musste ich mir beim Leser immer wieder vor Augen halten, aber ...........

Mich hat es alarmiert und nachdenklich zurück gelassen.