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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.09.2019

Emotionaler und fesselnder Roman über die Zeit um den Ersten Weltkrieg aus Sicht von zwei starken Frauen

Die Charité: Aufbruch und Entscheidung
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Kurz zum Inhalt:
Dr. Rahel Hirsch kommt 1903 nach Berlin, um als erste Frau an der Charité als Ärztin zu arbeiten. Sie musste in der Schweiz studieren, da es diese Möglichkeit für Frauen in Deutschland ...

Kurz zum Inhalt:
Dr. Rahel Hirsch kommt 1903 nach Berlin, um als erste Frau an der Charité als Ärztin zu arbeiten. Sie musste in der Schweiz studieren, da es diese Möglichkeit für Frauen in Deutschland noch nicht gab. Doch als einzige Frau hat sie es dort nicht leicht.
Die 21jährige Barbara Schubert ist indes nach Berlin gekommen, um bei ihrer Tante Marlene und ihrem Cousin Franz zu wohnen, und um endlich Geld verdienen zu können. Doch aufgrund der vielen Arbeitssuchenden ist die Lage nicht leicht, und sie landet schließlich in der Wäscherei der Charité, wo sie bis zum Umfallen schuften muss.
Der Weg der beiden Frauen kreuzt sich, und obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, entwickelt sich schnell eine Freundschaft zwischen den beiden.
Barbara kämpft für die Rechte der Frauen in allen Belangen, und Rahel in ihrem Bereich. Doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verändert nicht nur für die beiden Frauen das Leben für immer...


Meine Meinung:
"Die Charité - Aufbruch und Entscheidung" ist der zweite Teil um die Berliner Charité, allerdings ist es ein komplett eigenständiger Band.
Ulrike Schweikert ist es wunderbar gelungen, die Leser in den Bann der damaligen Zeit zu ziehen: die Ungleichbehandlung und Unterdrückung der Frauen, die sich endlich Gleichberechtigung in allen Bereichen erkämpfen wollen; politisches Zeitgeschehen; Kriegshandlungen; und medizinische Forschungen, Entwicklungen und Fortschritte.
Es steckt viel Recherche in dem Buch, und die erwähnten Ärzte, Wissenschaftler und Pioniere gab es tatsächlich - ebenso ist Rahel Hirsch eine historische Figur, über deren Privatleben jedoch kaum etwas bekannt ist, daher hat die Autorin eine Geschichte drumherum gesponnen und Figuren dazu erdacht.
Es passiert so viel in der damaligen Zeit, vor allem auf dem medizinischen Sektor; man hat das Gefühl, direkt dabei gewesen zu sein, als zB das Serum gegen Syphilis entdeckt wurde.
Man leidet mit den Frauen mit, die für harte Arbeit viel weniger bezahlt bekamen und abends dann auch noch die Hausarbeit erledigen mussten. Doch als dann der Krieg ausbrach, waren sie plötzlich gut genug, um in typischen Männerbereichen zu arbeiten.
Man lernt auch viel über die politischen Hintergründe des Krieges und über die Schlachten, jedoch alles so fesselnd verpackt, dass man auch das Gefühl hatte, mittendrin im Schützengraben zu liegen.
Das Buch hat mich sehr berührt und zum Nachdenken gebracht.
Das Cover ähnelt jenem des ersten Teils und ist somit als zusammengehörig erkennbar.


Fazit:
Mitreißendes historisches Dokument in einem spannenden Roman verpackt mit zwei starken Protagonistinnen in einer schweren Zeit.

Veröffentlicht am 13.09.2019

kurzweilige Urlaubslektüre

Mein zauberhafter Sommer im Inselbuchladen
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Kurz zum Inhalt:
Emma flüchtet mit ihren 2jährigen Zwillingen Lars und Timo auf die Insel Spiekeroog zu ihrer Freundin Frieke, da ihr Mann sie plötzlich sitzen gelassen hat. Frieke betreibt seit einem ...

Kurz zum Inhalt:
Emma flüchtet mit ihren 2jährigen Zwillingen Lars und Timo auf die Insel Spiekeroog zu ihrer Freundin Frieke, da ihr Mann sie plötzlich sitzen gelassen hat. Frieke betreibt seit einem Jahr die kleine Inselbuchhandlung auf Spiekeroog und freut sich, ihrer Freundin helfen zu können.
Doch Frieke hat selbst Probleme: sie hat das Gefühl, ihr Lebenspartner Bengt will sich nicht fix binden, weil er die meiste Zeit draußen ist, um seine Vögel zu beobachten. Außerdem ist Frieke in letzter Zeit morgens immer übel...


Meine Meinung:
Julie Peters entführt uns auf wunderbare Weise aus dem Alltag auf die wunderschöne Insel Spiekeroog. Auch wenn ich (leider) noch nie dort war, hatte ich alles genau vor Augen, da sowohl die handelnden Personen als auch die Landschaft lebendig und detailliert beschrieben sind. Es macht richtig Lust auf einen Inselbesuch!
"Mein zauberhafter Sommer im Inselbuchladen" ist der zweite Teil der Reihe um Friekes Buchhandlung. Dass ich den ersten Teil nicht kannte, war kein Problem, denn die Geschichte ist in sich geschlossen und kann eigenständig gelesen werden. Alle relevanten Informationen aus dem Vorgänger-Band sind geschickt in die Geschichte verwoben.
Auch wenn die Themen ernst sind - Emma wurde verlassen und Frieke würde gerne heiraten und eine Familie gründen - ist es doch ein gute-Laune-Roman.
Man fiebert mit Emma mit, als sie den jungen Arzt Raik und seine introvertierte Schwester Conny kennenlernt; als sie Raik und vor allem Conny berührt, dass diese sich öffnet und die alten Ferienwohnungen wieder vermieten will; als Emma Arbeit suchen muss, um sich und ihre beiden kleinen Söhne über Wasser halten zu können. Emma entwickelt sich von einer eher ängstlichen Mutter zu eine selbstbewussten und taffen Frau.
Ganz besonders haben es mir aber die beiden alten und etwas schrulligen Damen angetan, Trudi Rosenborg, die glaubt, zum Sterben auf die Insel gekommen zu sein, und Johanne, die schon immer auf der Insel gelebt hat. Die beiden Damen haben einen wundervollen Charme.
Natürlich gibt es für alle ein tolles Happy-End.


Fazit:
Ein gute-Laune-Roman, der trotz der ernsten Probleme, die darin behandelt werden, Lust auf Urlaub auf der Insel Spiekeroog macht (um die dortige Inselbuchhandlung aufzusuchen ;). Eine unterhaltsame Sommerlektüre.

Veröffentlicht am 09.09.2019

Das 10jährige Eberhofer-Jubiläum

Guglhupfgeschwader
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Kurz zum Inhalt:
Der Lotto-Otto bittet den Eberhofer Franz um Hilfe: aufgrund seiner Spielsucht und den Schulden wird er bedroht, es wurden ihm sogar schon zwei Finger abgeschnitten.
Und als wäre die Suche ...

Kurz zum Inhalt:
Der Lotto-Otto bittet den Eberhofer Franz um Hilfe: aufgrund seiner Spielsucht und den Schulden wird er bedroht, es wurden ihm sogar schon zwei Finger abgeschnitten.
Und als wäre die Suche nach korrupten Polizisten nicht genug, fliegt auch noch der Lotto-Laden in die Luft, und der Dorfpolizist hat es dann sogar mit Mord zu tun.
Dabei wurde doch ihm zu Ehren extra der Kreisverkehr vor Niederkaltenkirchen in "Eberhofer-Kreisel" benannt.


Meine Meinung:
"Guglhupfgeschwader" ist der 10. Teil und somit das Jubiläum von Franz Eberhofer.
Die Schreibeweise ist in ich-Form vom Eberhofer und gewohnt flapsig verfasst, wodurch sich das Buch ratzfatz durchlesen lässt.
Man trifft auch alle alten Bekannten wieder: Eberhofers langjährige Freundin Susi, die Mama des gemeinsamen Sohnes Paul, der nun auch in die Kita geht; die Oma; den Papa; seinen Bruder Leopold samt Frau Panida und Tochter Sushi (ähm, Uschi); seinen Kumpel Birkenberger Rudi; sowie die Spezl Simmerl und Flötzinger.

Da es der Jubiläumsband bzw. das 10jährige Dienst-Jubiläum vom Eberhofer in Niederkaltenkirchen ist, ging ich mit hohen Erwartungen an das Buch ran. Die Geschichte ist ein solider Eberhofer-Krimi, aber ich hatte mir irgendwie mehr erwartet.
Außerdem liegt mir in diesem Band der Fokus zu sehr auf den Streitereien zwischen dem Eberhofer und seinem Freund, dem Birkenberger Rudi, ohne den der Franz den Fall wie immer nicht hätte lösen können. Dieser Zwist war mir zu sehr in die Länge gezogen.

Am Schluss gibt es wieder das obligatorische Glossar der Bayrischen Ausdrücke, welches sehr hilfreich sein kann (ich als Österreicherin habe natürlich fast alle Wörter und Redewendungen gekannt ;), sowie die Rezepte von Speisen aus Omas Küche, die im Buch erwähnt wurden.

Das Cover passt optisch wieder hervorragend zu den Vorgängerbänden und lässt die Reihen-Zusammengehörigkeit erkennen. Und es sind wieder Gegenstände/Dinge drauf, die zum Inhalt des Buches passen: natürlich der Guglhupf, eine Bombe (obwohl der Auslöser für die Explosion ein Molotow-Cocktail war), und das viele Geld, das auch eine große Rolle spielt.


Fazit:
Das 10jähirge Eberhofer-Jubiläum hätte ich mir irgendwie aufregender erwartet, aber es ist ein solider Eberhofer-Krimi mit leider zu vielen Streitereien und viel Privatem. 4 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 19.08.2019

Band 10 der Reihe um Robert Hunter, der Jagd auf die nun-nicht-mehr-stille Bestie macht...

Jagd auf die Bestie (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 10)
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Kurz zum Inhalt:
Lucien Folter schafft es, aus dem Lee-Hochsicherheitsgefängnis in Virginia zu entkommen. Er hinterlässt Robert Hunter, Profiler des LAPD, den er seit dem Studium kennt, eine Nachricht.
Die ...

Kurz zum Inhalt:
Lucien Folter schafft es, aus dem Lee-Hochsicherheitsgefängnis in Virginia zu entkommen. Er hinterlässt Robert Hunter, Profiler des LAPD, den er seit dem Studium kennt, eine Nachricht.
Die Bestie ist entkommen, und Hunter setzt alles daran, sie wieder einzufangen.
Mit perfiden Spielchen, Rätseln und einer blutigen Spur fordert Folter Hunter heraus.
In einem grandiosen Finale will er sich an Hunter rächen, denn dieser war es, der ihn vor einigen Jahren ins Gefängnis brachte...


Meine Meinung:
"Jagd auf die Bestie" ist der 10. Teil der Reihe um den Profiler des LAPD, Robert Hunter, und seinen Partner Carlos Garcia und der direkte Nachfolger des 6. Bands "Die Stille Bestie". Der Thriller ist jedoch - wie alle anderen Bücher von Chris Carter - in sich geschlossen und kann eigenständig gelesen werden, da alle relevanten Informationen nochmals erwähnt werden. Jedoch ist das Lesen von "Die Stille Bestie" davor zu empfehlen, da viele Infos über die Beziehung zwischen Hunter und Folter bzw. auch viele private Details von Hunter dort genau geschildert werden, was in diesem Band nicht mehr vorkommt.

Der rasante Schreibstil und die kurzen Kapitel, die oftmals mit einem Cliffhanger enden, lassen einen das Buch kaum aus der Hand legen. Der Spannungsbogen ist konstant aufrecht.
Trotzdem hatte ich mir von diesem Buch mehr erwartet. Da ich direkt davor "Die Stille Bestie" gelesen habe - in der Folter ein cleverer Psychopath ist, der weiß, was er tut - kam er mir hier überzogen vor; wie ein schurkischer Superheld, der nicht nur alles weiß, sondern auch alles kann, und es somit immer schafft, unterzutauchen und zu entkommen. Und das war für mich etwas zu unrealistisch.
Außerdem kam mir Hunter anfangs etwas treudoof vor, so als wüsste er nicht, was er Folter entgegensetzten sollte.
Sehr gut hat mir gefallen, dass Carlos Garcia diesmal einen großen Moment im Finale hatte.

Das Cover ist eher aussagelos, lässt aber aufgrund der Gestaltung und der Schrift sofort einen Chris Carter Thriller erkennen.


Fazit:
Diesmal leider ein etwas zu unglaubwürdiger Schurke, der nicht nur alles weiß, sondern auch alles kann. Trotzdem Spannung wie gewohnt, daher 4 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 06.08.2019

Emotional, ergreifend und auch erschütternd

Aufbruch in ein neues Leben
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Kurz zum Inhalt:
Berlin 1917. Die neue Hebammenschule in Neukölln bei Berlin hat vor Kurzem eröffnet, und die drei jungen Frauen Edith Stern, Margot Bach und Luise Mertens beginnen eine Ausbildung zur ...

Kurz zum Inhalt:
Berlin 1917. Die neue Hebammenschule in Neukölln bei Berlin hat vor Kurzem eröffnet, und die drei jungen Frauen Edith Stern, Margot Bach und Luise Mertens beginnen eine Ausbildung zur Hebamme.
Die drei stammen aus unterschiedlichen Verhältnissen, und doch werden sie beste Freundinnen: Luise wohnte mit ihrer Großmutter auf dem Land und half ihr schon seit vielen Jahren bei der Arbeit als Hebamme. Die Ausbildung macht sie nur, um eine Diplom zu erhalten, damit sie dann offiziell die Nachfolge ihrer Oma antreten darf.
Margot stammt aus armen Verhältnissen und hat ein Stipendium erhalten.
Und Edith stammt aus einer wohlhabenden jüdischen Familie und hat sich gegen den Willen ihres Vaters zur Hebammenausbildung entschlossen.
In Zeiten des Krieges kämpfen die drei jungen Frauen um Selbständigkeit und Freiheit, und um das Leben jedes einzelnen Kindes...


Meine Meinung:
"Aufbruch in ein neues Leben" ist der Auftakt der dreiteiligen Hebammen-Saga und ist sehr emotional und nahegehend geschrieben.
Dieser erste Band spielt von Juli 1917 bis Dezember 1918. Man lernt die Vergangenheit von Margot, Edith und Luise kennen sowie deren persönliche Schicksale. Es wird viel über die Hebammen-Ausbildung geschildert und vor allem über die Geburt der Babys, die Nachsorge der Mütter und Kinder, und leider auch über die hohe Sterblichkeitsrate. Nicht nur einmal kamen mir die Tränen...
Die drei jungen Frauen sind emotional sehr stark, und halten immer zusammen. So fand ich beeindruckend, wie die aus wohlhabendem Hause stammende Edith Margot Geld für die Miete ihrer Familie leiht - denn sonst hätte Margot die Ausbildung abbrechen müssen. Ein wunderschönes Zitat von Edith aus dieser Szene (S. 63): "...Aber mit Geld kann man kein Glück kaufen, kein Leben, das einen erfüllt. Ich lief zu Haus wie ein gefangenes Tier durch die vielen Räume unserer Villa und hatte oftmals das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Jetzt jedoch bekomme ich Luft. Unmengen davon. Ich fühle mich frei, hab mein neues Leben gefunden, und es macht mich glücklich. Und du bist ein Teil davon und sollst es bleiben. Du sollst auch frei atmen und glücklich sein dürfen."

Besonders gut gefällt mir, dass man viel aus der damaligen Zeit erfährt; es werden die Zustände und Lebensverhältnisse der Bevölkerung beschrieben, über das Kaiserreich, den Krieg, und die Stellung der Frauen, welche in typischen Männerberufen arbeiten mussten, auch in Munitionsfabriken, da die Männer ja an der Front waren. Die meisten Frauen wohnten mit ihren Kindern in kalten dreckigen Kellerlöchern und hatten nichts zu essen und keine anständige Kleidung; für die Lebensmittelmarken musste man sich stundenlang anstellen und bekam trotzdem oft nichts. Alle waren unterernährt. Die Kriegswitwen bekamen nur eine minimale Rente, die vorne und hinten nicht ausreichte; und nicht nur eine Frau prostituierte sich, um den Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder bestreiten zu können.
Streiks der Arbeiter, Heldentod, sterbende Säuglinge und Wucherpreise gehörten damals zum Bild der damaligen Zeit.
So viel Not und Elend galt es damals zu überleben. Und die drei starken Frauen helfen, wo es geht - nicht nur bei der Geburt und Nachsorge der Kinder, obwohl sie selbst auch furchtbare Schicksale erleiden mussten.

Das Cover zeigt das Gebäude der Frauenklinik sowie das auf jedem Band abgebildete Foto der drei jungen Frauen, woran man die Bücher sofort als zusammengehörig erkennt. Ansonsten leider zu unscheinbar für diese starke Geschichte.


Fazit:
Emotionaler und historisch fundierter Roman über die Ausbildung und Arbeit der Hebammen zur Zeit des Ersten Weltkriegs, mit drei starken Protagonistinnen. Gespickt mit vielen Details aus der damals schrecklichen und schweren Zeit.