In den Schreibstil von Magisterium musste ich mich zunächst noch kurz einleben, denn am Anfang hat dieser dann doch spüren lassen, dass die Geschichte für ein jüngeres Publikum gedacht ist. Aber als ich dann endlich 'drin' war, hat es mich kaum gestört.
Die Figuren sind auf keinen Fall 08/15. So ist mir schon von Cassandra Clare's Büchern davor klar, dass sie sehr viel Wert darauf legt eine diverse Vielfalt an Menschen zu repräsentieren. So trifft man in ihren Romanen oft auf Figuren mit verschiedenen Hintergründen, Ethnien und Hautfarben, sexuellen oder Geschlechtsidentitäten, etc.
Und auch in diesem Fall enttäuscht sie nicht - was, wie ich finde, bei 'Kinderbüchern' umso wichtiger ist - denn dadurch kommen Kinder auch in den Genuss Bücher mit Figuren zu lesen, die vielleicht so sind wie sie und von denen man sonst nicht so viele literarische oder andere Vorbilder in Film und Fernsehen hat.
So ist unsere Hauptfigur, Callum Hunt, gehandikapt. Er kann seit seiner Geburt eines seiner Beine nicht einwandfrei benutzen und wir erfahren sehr viel darüber, wie sehr ihn das einschränkt und was für eine Wirkung dies auf seine Gefühls- und Gedankenwelt hat. So sind wir auch ganz nah dabei, als Callum langsam anfängt zu realisieren, dass diese Behinderung ihn nicht als Person ausmacht und wie er neues Selbstvertrauen in der Magie findet - selbstverständlich sind wir damit noch nicht am Ende angelangt, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass dies in den kommenden Büchern weiter behandelt wird.
Eine andere Figur, über die ich mich persönlich unglaublich gefreut habe, ist Tamara Rajavi - Callum's Freundin und die zweite in dem Dreiergespann. So spezifizieren Cassandra Clare und Holly Black das zwar nicht im ersten Buch, aber Cassie hat auf ihrem Twitter bestätigt, dass Tamara eine Iranerin und Muslimin sei (x), was für mich etwas sehr besonderes ist, da meine Vorfahren ebenfalls aus dem Nahen Osten eingewandert sind und ich ebenfalls eine muslimische Erziehung genossen habe. Und Tamara hat mir als Person wirklich unglaublich gefallen und ich hab sie mir schnell ans Herz geschlossen und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie vielleicht die Vorurteile mancher Leser aufräumen könnte. So ist sie intelligent und bestimmt, aber auch eine tolle Freundin.
Der dritte aus der Gruppe unserer Hauptfiguren, Aaron Stewart, ist ein Waise und wurde sein Leben lang von einem Pflegeheim zum nächsten gereicht und das Magisterium ist sozusagen seine Flucht aus dem System. In Filmen und Serien wird bei solchen Figuren ja gern das Klischee rausgehauen, dass diese Menschen traurige Gestalten mit aufgestauter Wut sein müssen - was Aaron gar nicht ist.
So ist da selbstverständlich eine Traurigkeit in ihm, in die wir vermutlich in den nächsten Büchern weiter eingeführt werden, aber wir lernen ihn sofort als einen unglaublich lieben und zuvorkommenden Menschen, der ein wahrer Freund ist und nicht über andere Menschen zu urteilen scheint, kennen.
Andere Figuren die ebenfalls Vielfalt dieser Art einbringen, sind Master Rufus, der Lehrer der drei und ein Afroamerikaner, sowie Jasper deWinter, der Sohn eines Amerikaners und einer Japanerin.
Es sind also sehr viele diverse Menschen vertreten und ich denke es werden mit den nächsten Büchern mehr dazu kommen.
Ich finde das unglaublich wundervoll und es kommt viel zu selten vor, dass nicht alle Figuren in einem Buch weiße Amerikaner oder vollständig körperlich gesunde Menschen, etc. sind, also ein großes Lob an Clare und Black!!!
Nachdem ich jetzt ausführlich hierüber meinen Senf ausgelassen hab, jetzt noch eine Bewertung zu dem Plot;
Die Geschichte gefällt mir super. Ich zumindest hatte keine Schwierigkeiten ihr zu folgen oder alles zu verstehen. Klar 'verzaubert' sie einen an manchen Stellen, es kommt viel Spannung auf und man taucht definitiv in eine andere Welt ein.
Das Konzept mit den Magiern im Magisterium (die angeblichen Guten) und den Makaris und die Chaosbessesenen (die angeblichen Bösen) ist sehr interessant - vorallem weil wir aufgrund Call's Vater gleich in eine Kontroverse hineingeworfen werden, denn dieser behauptet die Magier würden nichts Gutes wollen und will um alles verhindern, dass sein Sohn ins Magisterium kommt.
Dies wirft natürlich sehr viele Fragen auf, die wir zwar nicht alle bzw. nicht vollständig in diesem Buch beantwortet bekommen haben, aber ich denke das kommt noch.
Auf jeden Fall vertrauen wir von Anfang an, wie unsere Hauptfigur Callum, niemanden, aber gewöhnen uns an das Ganze und zweifeln an der Haltung seines Vaters.
Gegen Ende kommt dann natürlich der Plottwist, der es tatsächlich geschafft hat mich ein wenig zu überraschen, weil ich zwar nah genug getippt hatte, aber es nicht wie sonst eigentlich fast immer geschafft habe es meilenweit vorher zu 'riechen' bzw. zu erahnen.
Man konnte sich das Beschriebene sehr einfach vorstellen und so hab ich
ein vollständiges und sehr lebhaftes Bild von dem Magisterium in meinen
Kopf und diese Welt gefällt mir wirklich sehr und es war super diese zu
erleben.
Selbstverständlich findet jeder, der bewusst danach sucht, Parallelen zu Harry Potter, aber ich denke man sollte sich nicht so kleinlich anstellen.
Mir hat 'Magisterium' auf jeden Fall echt super gefallen und ich denke es war ein guter Auftakt für die Reihe, wobei noch ein wenig Luft nach oben ist. So finde ich, dass wir die Figuren in den nächsten Büchern gern besser kennenlernen könnten und der Idealfall wäre natürlich, wenn wir so bald wie möglich alle Fragen beantwortet bekommen.
Ich denke, die Kollaboration von Cassandra Clare und Holly Black hat bisher wunderbar funktioniert und es kann so weitergehen.
Ich empfehle das Buch selbstverständlich weiter und ich bin auch überzeugt davon, dass es eigentlich ein Buch für Menschen in jedem Alter ist, obwohl man sich als Personen, die schon sehr lange kein Kinderbuch bzw. ein Buch für eine etwas jüngere Generation gelesen haben, zunächst ein klein wenig wieder an die etwas vereinfachte Sprache gewöhnen muss!