Mitreißend, schockierend, emotional und absolut authentisch! Ein wundervolles Buch!
Acht Wochen WüsteAls mir „Acht Wochen Wüste“ dieses Jahr auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt wurde, wusste ich einfach sofort, dass ich das Buch unbedingt lesen muss. Der Klappentext klang einfach so mega gut! Das ...
Als mir „Acht Wochen Wüste“ dieses Jahr auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt wurde, wusste ich einfach sofort, dass ich das Buch unbedingt lesen muss. Der Klappentext klang einfach so mega gut! Das Cover überzeugte mich allerdings ebenfalls auf Anhieb. Ich finde es wunderhübsch. Von der Autorin Wendelin Van Draanen hatte ich bisher noch nichts gelesen. „Acht Wochen Wüste“ sollte also mein erstes Buch von ihr werden.
Mitten in der Nacht wird die 14-jährige Wren aus dem Bett geholt und in ein Auto verfrachtet. Dem Auto folgt ein Flugzeug und danach heißt es wandern. Ein stundenlanger Fußmarsch durch die Wüste. Wren ist außer sich. Wie können ihre Eltern ihr das antun? Acht Wochen Wüste, acht Wochen Wildnis-Therapie-Camp, acht harte Wochen, in denen ihr kaum Hilfs- und Nahrungsmittel zum Überleben zur Verfügung gestellt werden. Dreck, Hitze, gefühlt null Privatsphäre, nur eine Plane, die ihr als Zelt dienen soll, ein Loch im Boden, das als Toilette fungiert – Wren ist in einem wahren Albtraum gelandet. Sie ist stinksauer und frustriert. Ja, okay, sie hat in der letzten Zeit eine Menge Mist gebaut, aber dieses Wüsten-Camp hat sie definitiv nicht verdient! Oder vielleicht doch?
Bei mir trat hier der Fall ein, der ganz klar für ein gutes Buch spricht: Einmal begonnen mit dem Lesen, wollte ich gar nicht mehr damit aufhören. Dank der packenden Handlung, dem tollen flüssigen Schreibstil und den schön kurzen Kapiteln bin ich hier nur so durch die Seiten geflogen und habe das Buch richtig weggeatmet.
Bereits das erste Kapitel beginnt richtig spannend und fesselnd. Wir lernen Wren kennen und erleben mit, wie sie mitten in der Nacht aus dem Bett geholt und in die Wüste gebracht wird. Als Leser wird einem sofort deutlich: In Wrens Familie stimmt etwas ganz und gar nicht. Warum dieses Wildnis-Therapie-Camp? Was ist geschehen, sodass die verzweifelten Eltern zu so drastischen Maßnahmen greifen mussten? Wie ist es dazu gekommen, dass Wren so auf die schiefe Bahn geraten ist?
Erzählt wird hier alles aus der Sicht von Wren in der Ich-Perspektive. Wren, muss ich gestehen, war mir anfangs nicht so sympathisch. Sie ist frech und rebellisch und scheint gegen alles und jeden zu sein. Durch Rückblenden erfahren wir aber so nach und nach, warum Wren so ein negatives und aufsässiges Verhalten an den Tag legt und warum sie so verbittert und wütend ist.
Das Buch besteht quasi aus zwei Handlungssträngen: Der Vergangenheit und der Gegenwart. Diese Zeitsprünge haben mir wahnsinnig gut gefallen, da sie das Lesen nur noch spannender und mitreißender machen. Durch die Rückblicke, die sich der Jetzt-Zeit immer mehr annähern, erhalten wir Leser ein immer klareres Bild über Wren und ihr Leben, sodass man sie immer besser verstehen kann.
Wren ist leider total auf die schiefe Bahn geraten. Drogen, Alkohol, Diebstahl – es ist wirklich erschreckend, wie schnell ein junger Mensch abrutschen kann, wenn er an die falschen Leute gerät oder vernachlässigt wird. Die Erzählungen aus Wrens Vergangenheit sind mir richtig unter die Haut gegangen und haben mich zutiefst schockiert.
Die Kapitel, die in der Gegenwart, also im Camp spielen, haben mich allerdings auch auf die reinste emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle mitgenommen. Wie die Autorin alles beschreibt, seien es die Therapie-Camp-Bedingungen, die Landschaft, die Charaktere, die Gefühle und Gedanken Wrens – einfach großartig, sag ich euch! Ich bin total begeistert von dieser bildhaften, einfühlsamen und wundervollen Erzählweise.
Das Wildnis-Camp liegt irgendwo im Nirgendwo, mitten in der Wüste von Utah, fernab der Zivilisation. An diesem Ort, unter sehr harten Bedingungen, sollen Jugendliche, die vom Weg abgekommen sind, wieder zu sich selbst finden.
Wren sperrt sich zunächst mit Händen und Füßen gegen die Therapie. Mit der Zeit aber ändert sich ihre Einstellung, sie möchte lernen, wie man in der Wüste überleben kann, wie man Feuer herstellt oder Wasser finden kann. Acht harte Wochen liegen vor ihr. Ein steiniger Weg, der Wren öfters an ihre Grenzen bringen wird.
Wie Wrens Entwicklung beschrieben wird, ist einfach große Klasse! Emotional, realistisch und absolut authentisch und glaubwürdig. Wren wird während ihrer Zeit in der Wüste über sich selbst hinauswachsen, sie wird sich über viele Dinge bewusst werden, neue Freundschaften schließen und sich sehr verändern. Ich habe Wren im Verlaufe des Buches immer lieber gewonnen, habe sie für ihre große Stärke und ihren Kampfgeist sehr bewundert und sie nur zu gerne auf diesem großen Selbstfindungstrip begleitet.
Die Nebenfiguren wurden allesamt ebenfalls hervorragend ausgearbeitet. Ob die unsympathischen oder die liebenswerten Charaktere – sie alle tragen dazu bei, dass man unvergessliche Lesestunden mit dem Buch verbringt. Mich hat die Story sehr zum Nachdenken angeregt und durchweg mitfiebern lassen. Für mich hat hier einfach alles gestimmt. Auch mit dem Ende, das etwas überraschend für mich kam, bin ich vollkommen zufrieden. Für mich ist „Acht Wochen Wüste“ ein richtiges Highlight, bei welchem ich nur sagen kann: Unbedingt lesen! Ich kann das Buch wirklich nur empfehlen, sowohl Jugendlichen als auch Erwachsenen.
Fazit: Dieses Buch geht unter die Haut und lässt einen nicht mehr nicht mehr los. Mit „Acht Wochen Wüste“ ist Wendelin Van Draanen in meinen Augen ein großartiger Jugendroman gelungen, welcher mir wundervolle Lesestunden beschert. Die Geschichte ist reißt einen von den ersten Seiten an mit und hält einen bis zum Schluss in Atem. Sie ist emotional, schockierend, sehr realistisch und absolut authentisch und glaubwürdig. Ich bin hellauf begeistert und vergebe sehr gerne volle 5 von 5 Sternen!